Strand von Playa del Carmen

Playa del Carmen – Cenoten und Ruinen

Februar 2013

Die Fahrt vom Hafen in Puerto Juarez nach Playa del Carmen dauert nur eine Stunde und führt vorbei an unzähligen Hotelanlagen und Golf-Resorts, die in den letzten 20 Jahren entlang der Karibikküste entstanden sind. Seit den 1990er-Jahren firmiert der 150 km lange Küstenabschnitt zwischen Cancún im Norden und Tulúm im Süden unter dem Begriff "Riviera Maya", einem Marketing-Namen, den sich die Regierung zur Förderung des Tourismus in der Region ausgedacht hat. Das hat sehr gut funktioniert, wofür vor allem unzählige amerikanische Touristen verantwortlich sind. An der Riviera Maya ist das ganze Jahr über Hochsaison, lediglich im September und Oktober ist es etwas ruhiger, wie uns unser Fahrer versichert.

Tag 1: DI, 12.02.

In Playa del Carmen angekommen checken wir im Paraiso Azul ein, einem sehr schönen Mittelklassehotel im Herzen der Stadt, nur zwei Blocks vom Strand entfernt. Die Zimmer sind einfach ausgestattet mit Deckenventilator, Kühlschrank, Fernseher und WiFi, das aber nur sporadisch funktioniert. Sicherlich kein Vergleich zu den Deluxe Suiten, die wir gerade auf der Isla Mujeres genossen haben, aber geräumig und sauber, für uns völlig ausreichend. Auf dem Dach des Hotels, von dem man einen netten Ausblick rüber nach Cozumel hat, befinden sich Sonnenliegen und ein kleiner Pool. Das Beste am Hotel ist aber die Lage, es sind nur wenige Schritte zu Strand, Supermärkten, Restaurants, Bars, Nachtclubs und vor allem zu unserer Tauchbasis, den Yucatek Divers, bei denen wir sogleich vorstellig werden, um unseren Aufenthalt zu organisieren. Eigentlich liegt unser Fokus auf Cenoten-Tauchen, aber als das gerade von einem Küstentauchgang zurückkehrende Grüppchen von den 16 Bullenhaien erzählt, die sie gesehen haben, disponieren wir um und beschließen, zum Warmwerden morgen erstmal ins Meer zu springen. Nachdem das geklärt ist, vergeht der Rest des Tages mit Einkaufen (Mückenspray!) und Erkunden des Ortes. Beim abendlichen Bummeln auf der Ausgehmeile nahe dem Strand, die heute auch Schauplatz des Karnevalsumzugs ist, wird dann wohl auch dem Letzten klar werden, dass Playa del Carmen eine Touri-Hochburg ist. Restaurant reiht sich an Restaurant, im Wesentlichen mit mexikanischem und italienischem Essen. Es hat unzählige Bars, Souvenirshops und kleine Supermärkte und alle 3 m steht ein Geldautomat, der Scheine wahlweise in Peso oder US$ ausspuckt. Die (erfreulich unaufdringlichen) Mariachi-Spieler wandern durch die Reihen und geben am Essenstisch gegen geringes Entgelt ein Ständchen zum Besten, wenn man denn möchte. Kurz und gut: Wer das "wilde" Mexiko sucht, hat in Playa del Carmen und der gesamten Riviera Maya nichts verloren, der Ballermann ist nichts dagegen. Bis dato habe ich keinen touristischeren Ort erlebt als diesen. Das ist aber auch nicht schlimm, denn der Naturschönheiten tut das keinen Abbruch und mit deren Erkundung werden wir morgen starten.

Tag 2: MI, 13.02.

Wir können ausschlafen und entspannt frühstücken, denn erst um 9 Uhr ist Treffpunkt an der Tauchbasis. Dort wird aufgerödelt und in voller Neopren-Montur geht es zu Fuß die drei Blocks runter zum Strand. Die Flaschen muss man natürlich nicht schleppen, die werden per Dreirad zum Strand kutschiert. Die anschließende Bootsfahrt ist kurz, schon nach 15 Minuten haben wir unseren ersten Spot erreicht. Die Mama Vinaist ein ehemaliger Garnelenkutter und wurde absichtlich als künstliches Riff versenkt. Auf dem ansonsten brettebenen Sandboden ist sie Anziehungspunkt für allerlei Getier und so sind auch viele pelagische Fischarten hier zu sehen. Wir hoffen wenigstens auf einen der 16 Bullenhaie, die die Kollegen hier gestern gesichtet haben. Leider können wir uns das ziemlich bald abschminken, denn die japanische Kollegin, die mit uns unterwegs ist, hat sich nach ihrem Süßwassertauchgang gestern heute gehörig mit dem Blei vertan und kommt nicht runter. Zehn Minuten dümpeln wir an der Oberfläche, bis sie es endlich nach unten schafft. Inzwischen hat uns die starke Strömung schon weit über das Wrack hinaus getrieben und so sehen wir nichts als Sand, als wir den Meeresboden bei 24 m Tiefe erreichen. Na, das kann ja heiter werden. Zu allem Überfluss beschlägt auch trotz Zahnpastabehandlung meine brandneue Maske, sodass meine Welt hinter einer Milchglasscheibe liegt. Für Aufheiterung sorgt dann immerhin tatsächlich ein einzelner Bullenhai, der um uns rumschleicht und immer mal wieder während des Tauchgangs erscheint. Das ist auch das einzig Berichtenswerte, der Rest besteht aus Sand und Blauwasser.

Nach kurzer Oberflächenpause geht es ein paar Meter weiter südlich erneut ins Wasser. Sabalos ist ein kleines Riff mit vielen Überhängen, unter denen sich Tonnen von Fischen verkriechen. Das Leben ist wirklich sehenswert, es hat große, in der Strömung stehende Schwärme, einige Stechrochen und Schildkröten. Die Korallen sind nett, aber im Vergleich zu anderen Spots auf dem Planeten nicht der Rede wert. Von den Tarpunen (span.: "Sabalos"), die dem Platz seinen Namen geben, kriegen wir leider nichts zu sehen. Auch so war das lebendige Riff aber den Abstieg wert.

Schon um halb eins sind wir zurück, was machen wir jetzt mit dem Rest des Tages? Abhängen, ausruhen, ausschlafen. Abends natürlich wieder Fressorgie in irgendeinem Steak-Restaurant auf der Ausgehmeile, damit der Körper morgen was zum Heizen hat in den "kalten" Cenoten.

Tag 3: DO, 14.02.

Heute geht's noch später los, für die Cenoten-Touren treffen sich die Yucatek Divers erst um 9:45 Uhr. Paradiesische Zustände. Der späte Start hat seinen Grund, wie wir später noch erfahren werden. Auf der 45-minütigen Fahrt mit dem Kleinbus erklärt uns unser südafrikanischer Guide Hendrik detailliert die Entstehungsgeschichte der Cenoten. Die Kurzfassung des Teils, den ich behalten habe, geht so (wissenschaftliche Unschärfen bitte ich zu entschuldigen):

Vor 65 Millionen Jahren, war das, was heute die Yucatán-Halbinsel ist, noch Meeresboden eines tropischen Ozeans, der von allerlei Korallen-, Schnecken- und Krebsgetier besiedelt war. Ein gewaltiger Kometeneinschlag, der gemeinhin auch für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich gemacht wird, hob dann die Halbinsel aus dem Wasser und all die Tiere mit ihren Kalkskeletten lagen im Trockenen. Blöd für sie, gut für uns. Im Laufe der nächsten Millionen Jahre sorgte ein Dutzend Eiszeiten dafür, dass der Wasserspiegel sich ständig abwechselnd hob und wieder senkte, wodurch sich Schichten von Kalkstein aufeinander ablagerten. Je weiter unten sich der Kalkstein befindet, desto mehr wird er zusammengepresst, je weiter oben, desto poröser ist er. In Zeiten eines niedrigen Meeresspiegels bilden verrottende Bäume und Pflanzen Kohlensäure, welche mit abfließendem Regenwasser das poröse Gestein zerfrisst und Gänge und Höhlen schafft. In Phasen, in denen die Höhlen trocken liegen, sorgt ebenfalls das Regenwasser für die Bildung von Stalaktiten und Stalagmiten. In diesen Phasen drücken die oberen Kalksteinschichten mit ihrer ganzen Masse auf die unteren, die dem Gewicht nicht standhalten können und an vielen Stellen einbrechen. Diese oft kreisrunden Einbrüche werden "Cenoten" genannt. Steigt der Meeresspiegel nach Ende einer Eiszeit aufgrund des auftauenden Wassers wieder an, werden die Höhlen überflutet und Stalagmiten und Stalaktiten hören bis zur nächsten Eiszeit auf, zu wachsen. Deswegen ist in den Höhlen äußerste Vorsicht angesagt, bricht man hier etwas ab, wird es sich für Zehntausende von Jahren nicht regenerieren - bis zur nächsten Eiszeit halt.

Sensation: Elefant in Mexiko gesichtet! Heute sind die Cenoten das größte zusammenhängende Unterwasserhöhlensystem der Welt, über 1200 km überflutete Tunnel gibt es auf der Yucatán-Halbinsel. Kein Wunder, dass es für die Mayas heilig war, denn es war ihre einzige Trinkwasserquelle; auf der brettebenen und durchgehend von etwa vier Meter hohem Gestrüpp bewachsenen Halbinsel gibt es keinerlei Flüsse. Auch betrachteten die Mayas die Cenoten als Tore zur Unterwelt; sie hielten hier Zeremonien ab, zu denen auch Menschenopfer gehörten, um die Götter der Unterwelt gnädig zu stimmen.

Wir hoffen, dass die Taucher der Unterwelt uns gnädig sind und die Veranstaltung nicht in Rudeltauchen ausartet, denn mit dem Boom, den Yucatán generell erlebt, sind auch die Cenoten als Tauchreiseziel sehr beliebt geworden. Dies ist unverkennbar: Als wir die Chac Mool (dt.: "Jaguarkralle") erreichen, parken schon an die 20 Kleinbusse am Eingang, viele davon mit Schriftzügen von Tauchbasen an der Seite. Tja, wer will sich beschweren, wir sind Teil des Geschäfts. Bevor es losgeht, besichtigt Hendrik mit uns den Einstieg und erklärt uns ausführlich das Protokoll: Getaucht wird nicht in Buddy-Teams, sondern jeder für sich. Auf einen Guide, der mit Full Cave-Konfiguration (Doppelflasche, Long-Hose, 3 Lampen) unterwegs sein muss, kommen maximal vier Taucher, die wie die Hühner auf der Stange hintereinander wegtauchen. Getaucht wird an einer fest installierten Leine entlang, die nicht verlassen werden darf. Der Beinschlag soll nur minimal und im Frog-Kick sein, damit man kein Sediment aufwirbelt und nichts abbricht. Das Mitführen von Handschuhen und Messern ist natürlich verboten.

So gebrieft geht's endlich los, von den drei Cenoten, die es im Chac Mool-Gebiet hat, nehmen wir uns zuerst die Kukulkan vor. Die Felsformationen und das Wasser sind schon an der Oberfläche der Hammer, unter Wasser bleibt mir dann fast der Mund offenstehen: Türkisblaues, glasklares Wasser, dass man denkt, man schwebt im Himmel, gigantische Lichtspiele der einfallenden Sonnenstrahlen, riesige, mit Stalagmiten und Stalaktiten besetzte Säle, in denen man auftauchen kann und in denen man die Wurzeln der Bäume sehen kann, die von oben durch den porösen Kalkstein wachsen. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, es ist brilliant, fantastisch, wunderbar, was Vergleichbares habe ich noch nicht gesehen! Dankenswerterweise legt Hendrik auch ein sehr gemächliches Tempo vor, er betreibt fast Stehversuche, sodass wir viele Meter Abstand zwischen die zahlreichen, vor uns eingestiegenen Tauchgrüppchen und uns bringen und die Atmosphäre in der zweiten Hälfte des 50-minütigen Tauchgangs ohne störende Blasen genießen können. Am Ende des Tauchgangs bin ich total geflasht und kann es kaum erwarten, gleich wieder ins Wasser zu springen. Meinen Buddies geht es ähnlich.

Vor dem 2. Sprung ins 24 Grad warme Wasser hat die Physiologie allerdings eine Oberflächenpause gesetzt, die zum Glück wegen der durchwegs geringen Tauchtiefe von max. 15 m recht kurz ausfallen kann. Ausreichend Zeit aber, um etwas über die Schattenseiten dieser fantastischen Beschäftigung namens Höhlentauchen zu erfahren. Es gibt sicherlich wenige Hobbys, bei denen man sich so schnell umbringen kann, wenn man Dummheiten macht, wie bei dieser. Vor zwei Wochen sind hier in der Chac Mool zwei Russen ums Leben gekommen, die trotz vorhandenen Full Cave-Scheins nach Meinung der örtlichen Tauchlehrer nicht die nötigen Fertigkeiten hatten, um alleine in die tieferen, nicht permanent ausgeleinten Teile der Höhle vorzudringen. Man hat es ihnen gesagt, sie wollten es nicht hören, sie haben dafür bezahlt. Leid tun mir dagegen die zwei Brasilianer, die vor zwei Jahren hier mit einem unverantwortlichen Guide reingegangen sind. Der wollte ihnen was Cooles außerhalb der normalen Route zeigen und hat sich verirrt. Am nächsten Tag hat man sie gefunden, alle noch mit Luft in der Flasche. Man vermutet, dass sie panisch geworden sind, als sie gemerkt haben, dass sie nicht mehr hinausfinden, haben hyperventiliert und sind dann mit der auftretenden Hypoxie bewusstlos geworden und ertrunken. Beschissener Tod.

Unser Guide ist nicht verantwortungslos, im Gegenteil, den Yucatek Divers kann man nur Bestnoten in allen Bereichen geben. Kompetenter, freundlicher und hilfsbereiter Staff, gut organisiert und immer mit Spaß und geballter Information bei der Sache. Das gilt auch für unseren 2. Abstieg in der Nachbarhöhle, dem Little Brother, der seinem großen Bruder in nichts nachsteht. Dank des späten Starts haben wir die Höhle diesmal für uns alleine, fast alle anderen Gruppen sind bereits weg, als wir ins Wasser steigen. Zur Hälfte des Tauchgangs legt Hendrik in einer großen luftgefüllten Kammer eine Pause ein und zeigt uns die Glühwürmchen, die als feine Härchen von der Decke hängen. Um 16 Uhr sind wir zurück an der Basis und müssen bei einem Caipi in der nächsten Bar das Gesehene erstmal verarbeiten. Mir ist jedenfalls heute klar geworden, dass ich hier keinen Tauchgang im Meer mehr brauche, sondern nur noch Cenoten.

Tag 4: FR, 15.02.

Grauer, wolkenverhangener Himmel begrüßt uns am nächsten Tag, sogar ein paar Regentropfen schaffen es bis zum Boden. Blöde Voraussetzungen für tolle Lichteffekte in den Cenoten. Das macht gar nichts, beruhigt uns Hendrik, denn das sind perfekte Bedingungen für die Dos Ojos. In den zwei Augen ist es mit Licht nicht so weit her, die Höhlen werden vorwiegend wegen ihrer fantastischen Tropfsteinformationen angefahren. Eineinhalb Stunden später können wir uns davon mit eigenen Augen überzeugen. Wir starten mit dem westlichen Auge, durch den die sog. "Barbie Line" führt. Schon kurz nach dem Abtauchen kriege ich wieder große Augen. Auf der Route sieht man selten mal Tageslicht, die meiste Zeit taucht man durch stockdunkle Gänge und große Säle und bestaunt die Stalakmiten und Stalaktiten, die im Schein der Lampen auftauchen. Mit Worten lässt sich diese Schönheit kaum richtig beschreiben, das muss man einfach selbst gesehen haben! Ähnlich fantastische Ausblicke bietet auch die "Bat Cave"-Route im östlichen Auge, die wir beim zweiten Abstieg erkunden.

Tag 5: SA, 16.02.

Mein Ruf als Kulturbanause eilt mir zwar voraus, aber wenn ich schon mal in Yucatán bin, fände ich es schon schlimm, mich nur unter Wasser rumzutreiben und mir nicht mal zumindest eine der alten Maya-Kulturstätten auf der Halbinsel anzuschauen. Also ist heute mal wieder frühes Aufstehen angesagt, pünktlich um 5:30 Uhr stehen Frank und ich vorm Coco Bongo, dem größten Nachtclub am Platze, aus dem gerade Scharen von Wasserleichen auf die Straße strömen. Dann heißt es, Warten auf den Bus. Mit einer halben Stunde Verspätung taucht der endlich auf, ein denkbar schlechter Start für die sog. "VIP-Tour", die wir für unseren Ausflug nach Chichén Itzá gebucht haben. Das "VIP" steht für frühen Start, begrenzte Teilnehmerzahl, umfangreiches Mittagsbuffet und erweitertes Nachmittagsprogramm im Vergleich zu den Standardtouren. Dafür zahlt man dann mit 115 US$ auch etwa doppelt so viel wie für das Basisprogramm. Insbesondere der frühe Start war uns aber wichtig, sodass man bereits gegen 9 Uhr in Chichén Itzá ist und so noch etwa 2 Stunden mit relativ wenigen Leuten das Gelände erkunden kann, bevor ab 11 Uhr der Hauptbesucherstrom einsetzt. Das wird wegen der Verspätung jetzt wohl schon schwierig.

Der Shuttle, der uns eingesammelt hat, kreuzt für weitere Pick-Ups nochmal 1 1/2 Stunden durch Playa del Carmen und die im Süden liegenden Resorts, bis wir um 7:30 Uhr endlich am Treffpunkt mit dem großen Bus sind, der uns mit zwei Zwischenstopps zum Kaffeefassen beim OXXO (mexikanischer 7eleven) und Geld ausgeben in einer Jade-Manufaktur nach Chichén Itzá schafft. Während der Fahrt vermittelt uns unser Guide allerhand interessante Fakten, die man bei ernsthafter Vorbereitung vor dem Urlaub mal im Reiseführer hätte nachlesen können. Entgegen der landläufigen Meinung sind die Maya bspw. keineswegs vom Erdball verschwunden. Auch heute noch leben im südlichen Mexiko, Guatamala, Belize und Teilen von Honduras etwa 6 Millionen Maya. Ihre einstige Hochkultur wurde auch nicht von den spanischen Eroberern vernichtet, wie das mit den Azteken in Zentralmexiko passiert ist. Die Spanier waren ausschließlich an einer Sache interessiert: an Gold. Aufgrund der fehlenden Bodenschätze war Yucatán für sie daher furchtbar uninteressant. Vereinfacht gesagt haben die Maya ihre Hochkultur selbst vernichtet: Irgendwann hatte das einfache Volk die Schnauze voll von der herrschenden Elite, die in den großen Städten saßen, und hat sie zum Teufel gejagt. Infolgedessen kam es zu einem Verfall der Städte, die Leute gingen zurück aufs Land. So zumindest die Kurzfassung der Vorgänge lt. unseres Guides. Andere Wissenschaftler haben durchaus noch andere Erklärungsansätze, wer es genau wissen will, wende sich an die einschlägigen populärwissenschaftlichen Quellen. Sicher ist zumindest, dass wir um 10:15 Uhr endlich in Chichén Itzá sind und mit dem Rundgang starten können. Der ist äußerst spannend und informativ und führt uns vorbei an der Xtoloc-Cenote, über den Tempel des Hohepriesters zum Hauptact, der Kukulkan-Tempelpyramide. Den Abschluss macht der größte Ballsportplatz der Maya in Mesoamerika. Hier die Bravo-Fotostory:

Leider dauert der geführte Rundgang nur 1 1/4 Stunden, was wohl der verspäteten Ankunft geschuldet ist, sodass uns bis zum geplanten Mittagsbuffet nur noch 45 Minuten Zeit für die Erkundung auf eigene Faust bleibt, viel zu wenig für all die Sehenswürdigkeiten, die wir bei der Führung ausgelassen haben. So lasse ich das Mittagessen sausen und hetze lieber noch zur großen Cenote Sagrado, zum Markt, zum Observatorium und zum Frauenkloster, mir den Weg durch die Menschenmassen bahnend, die sich inzwischen hier eingefunden haben. Viel weniger war bei Rock am Ring auch nicht los ...

Nach dem Highlight des Tages geht es um 13 Uhr weiter. Bis zur X'keken-Cenote nahe Dzitnup (nein, ich kann es nicht richtig aussprechen) ist es nur ein Katzensprung. Hier legen wir eine eineinhalbstündige Badepause ein, was eine super Idee ist, denn diese Cenote ist ein Hammer! Man betritt durch eine steile, enge Treppe ein schwarzes Loch, hinter dem sich plötzlich eine riesige Halle auftut, in deren Mitte die Wurzeln eines großen Baumes von oben durch die Decke wachsen. Am Boden lädt kristallklares Wasser zu ein wenig Planschen ein, was wir uns natürlich nicht 2x sagen lassen. Mega!

Nach diesem entzückenden Abstecher geht es weiter zur alten Kolonialstadt Valladolid, die ebenfalls nur ein paar Kilometer entfernt liegt. Eine alte Kirche säumt den Marktplatz, an dem wir 45 Minuten stoppen, um entlang der alten Kolonialbauten zu bummeln oder einen Kaffee zu schlürfen. Ganz nett, aber für mich braucht's diesen Stopp nicht wirklich, da hätte ich lieber mehr Zeit in Chichén Itzá gehabt. Sei's wie's ist, von Valladolid geht es über Tulúm zurück nach Playa del Carmen, wo um 19:30 Uhr ein klasse Ausflug zu Ende geht. Wir schleppen uns noch in das kleine Restaurant um die Ecke, um mal eine Alternative zu den hochpreisigen Restaurants auf der Ausgehmeile auszuprobieren. Für kleines Geld bekommt man hier eine gute Paella für 2 Personen. Das Geld wird noch kleiner, als die Portion dann vor uns steht, von dieser Riesenpfanne werden auch 4 Leute problemlos satt. So esse ich zum ersten Mal seit Jahren mein Tellerchen nicht leer, der Rest wandert als Doggy Bag in den Kühlschrank.

Tag 6: SO, 17.02.

Heute geht's wieder in die Höhlen, die erste Cenote heißt Ponderosa und ist atmosphärisch ähnlich wie Chac Mool. Nach Durchtauchen eines langen Tunnels kommt man in den Tageslichtbereich, in dem die Lichtstrahlen wieder faszinierend durchs Wasser tanzen. Gut, dass heute die Sonne wieder vom Himmel lacht. Anschließend wechseln wir die Lokalität und fahren zur benachbarten Chikin Ha-Cenote. Die hat wieder ihren ganz eigenen Charakter und Charme. Nur selten kriegt man Tageslicht zu sehen, die meiste Zeit taucht man durch dunkle Gänge, in denen es allerdings keine so beeindruckenden Tropfsteinformationen hat wie in der Dos Ojos. Auch so ist Chikin Ha aber spannend und ein schöner Abschluss für unsere Unterwassererkundungen.

Tag 7: MO, 18.02.

Unser letzter Tag beginnt mit dem Pick-Up um 7:30 Uhr. Eigentlich wollten wir mit dem ÖPNV nach Tulúm fahren, welches per Bus von Playa del Carmen aus problemlos zu erreichen ist. Als wir jedoch erfahren haben, dass man per organisierter Tour auch noch Cobá am selben Tag schafft, was per ÖPNV nicht mehr machbar ist, haben wir kurzfristig umdisponiert. Die Yucatek Divers sind auch hier sehr hilfsbereit und buchen einen bei den Touranbietern ein. Nach einer Stunde Fahrt gen Süden gibt's zunächst eine kurze Pause zum Kaffeeholen beim gleichen OXXO wie vorgestern. Anschließend treffen wir uns mit all den anderen Zubringer-Bussen des Veranstalters vor dem Eingang der Maya-Fundstätte, die direkt am Meer liegt. Ca. 70 Leute sind nur von unserem Veranstalter am Start, was schon erahnen lässt, mit welcher Völkerwanderung man es hier zu tun bekommt. Das zu erkundende Areal ist recht klein, die Ausgrabungsstätte hat nur eine Fläche von etwa 300x100 m. Dementsprechend flott ist man durch, nach einer Stunde hat uns unser Guide all das erklärt, was man eine Stunde später schon wieder vergessen hat. Aber wofür hat man schließlich Internet?!

Nach dem geführten Teil haben wir wieder Zeit, noch auf eigene Faust ein wenig herumzustreunen und Fotos zu schießen. Anschließend ist Chillen angesetzt, ein paar Hundert Meter südlich der Anlage liegt ein wundervoller, weißer, breiter Sandstrand, zu dem sich zu meinem Erstaunen nur eine Handvoll Leute verirren. Nach 45 Minuten ist's genug gechilled, wir werden zum gemeinsamen Mittagessen (Buffet-Style) in ein Restaurant verfrachtet. Als die Plautze voll ist, geht's weiter, als Nächstes steht ein Besuch bei einer Maya-Familie an, die auch heute noch in äußerst primitiven Holzhütten lebt, willkommen im 21. Jahrhundert. Trotzdem hätte ich ja keine Lust, jeden Tag 50+ gaffende Touris durch meine Wohnhütte spazieren zu lassen. Immerhin hat die Familie sich von den damit verbundenen Einnahmen vor 2 Jahren Strom angeschafft. Und das Ganze nur 90 Autominuten von der Konsum-Metropole Playa del Carmen entfernt, unfassbar.

Es ist bereits 15 Uhr, als wir in Cobá eintreffen. In seiner Blütezeit zwischen 600 und 900 n.Chr. nahm die Stadt eine Fläche von 70 km² ein. Dementsprechend weitläufig ist das Areal, kurz hinter dem Eingang kann man Fahrräder mieten, um die weiten Wege zwischen den fünf Gebäudekomlexen schneller zu überbrücken. Alternativ kann man auch eine Rikscha nehmen. Wir bewegen uns zu Fuß vorwärts und beschränken uns wegen der knappen Zeit auf einen Ballsportplatz und die Hauptattraktion, die 42 m hohe Pyramide. Sie ist eine der wenigen Pyramiden in Yucatán, die man noch besteigen darf. Von unten sieht die Kraxelei relativ unspektakulär aus, aber Schwindelfreiheit ist schon von Vorteil, möchte man die im 45-Grad-Winkel ansteigenden Stufen erklimmen. Von oben bietet sich ein toller Blick über die Umgebung, viel mehr als Busch und nochmal Busch gibt es allerdings nicht zu entdecken. Nach 2 Stunden ist unser Besuch in Cobá beendet und es geht zurück nach Playa del Carmen, wo wir es uns auf der Ausgehmeile nochmal richtig gut gehen lassen und bei Live-Musik in einer Bar einige Abschieds-Margaritas die Kehle hinunterfließen lassen.

Tag 8: DI, 19.02.

Der Shuttle ist pünktlich und kutschiert uns zum Flughafen Cancún, von dem aus es via Atlanta und Amsterdam zurück nach Düsseldorf geht. Fazit der Veranstaltung: Die Cenoten waren der Knaller, gerne hätte ich mehr Zeit gehabt, denn die vier Cenoten, die wir betaucht haben, können nur ein kleiner Vorgeschmack auf das sein, was da alles noch unter der Erde liegt. Auch für Nicht-Taucher ist die Riviera Maya ein lohnenswertes Reiseziel mit tollen Stränden, Nationalparks, Erlebnisparks wie Xcaret (sprich: "Esch-karett"), Xplor oder Xel-Há und natürlich den Maya-Ausgrabungsstätten. Zwei Tage Ruinen reichen mir aber, genug der kaputten Steine, beim nächsten Mal beschränke ich mich auf die Cenoten, vielleicht mit einem kleinen Abstecher nach Cozumel. Ich komme definitiv wieder!

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