Backpacking durchs südliche Afrika

November 2004-März 2005

Wie man es nicht macht

"Schön war's!", dachte ich, als ich Anfang Juni 2000 nach einem halben Jahr Down Under zurück in Deutschland war, "sollte ich bald mal wiederholen". Also nahm ich mir vor, mich in 2 Jahren mal für längere Zeit in Südafrika umzuschauen. Es dauerte dann 4 Jahre, wovon 2 Jahre dafür drauf gingen, meinen neuen Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass eine 4 monatige Auszeit eine ganz prima Sache ist (für mich vor allem...) und ein weiteres Jahr dafür, den Reiseantritt wegen dringend anstehender Projekte 2x zu verschieben. Mitte Oktober 2004 war dann endlich alles in trockenen Tüchern und von da an bin ich, wie immer, wenn ich auf Reisen gehe, äußerst planvoll und sorgfältig vorgegangen, um alles zu organisieren:

Erstmal schnell Flugticket nach Kapstadt im Internet gekauft, 664 EUR mit British Airways, Abflug in 5 Wochen. Von Kapstadt sollte es auch zurück gehen.

Nachdem ich das Ticket hatte, fiel mir ein, dass es eine ganz prima Idee wäre, sich vielleicht mal zu erkundigen, wie lange man denn wohl in diesem schönen Land ohne große Visa-Formalitäten bleiben darf. Schnell kam heraus, dass einem das normale Besuchervisum 3 Monate gibt. Hurra, das waren 2 Wochen zu wenig. Was nun?

Die 1. Idee war, zwischendurch mal schnell einen der Nachbarstaaten (Namibia, Lesotho oder Swaziland) zu besuchen und dann wiedereinzureisen. Funktioniert total toll in Australien und dem Rest der Welt. Nach diversen Emails wurde mir von der Südafrikanischen Botschaft in Berlin versichert, dass das nicht geht. Man bekäme bei der Einreise einen grünen Aufkleber in den Pass. Dieser werde bei Ausreise in ein Nachbarland und Wiedereinreise nicht erneuert, man bekäme keine neuen 90 Tage. Hieß es.

Die 2. Idee war, das normale Besuchervisum gegen geringes Entgelt im Land selbst zu verlängern. Ein paar Telefonate später mit besagter Botschaft hieß es, das ginge nicht. Man könne das Visum nicht verlängern, wenn man schon vorher vorgehabt habe, länger zu bleiben, was durch mein Flugticket ja deutlich würde. Nur wenn man einen ursprünglich geplanten Rückflug innerhalb der 90 Tage vorweisen könne, könne man das Visum in Kapstadt oder Johannesburg verlängern und auch erst ab dem 60. Tag des Aufenthaltes.

Die 3. Idee war, mir dann schon in Deutschland eine "Extended Visitors Permit" von der Botschaft ausstellen zu lassen. Kostenpunkt 49 EUR, dafür darf man dann 1 Jahr bleiben. Nach mehreren Mails und Telefonanrufen, bequemte sich die Botschaft dann auch, mir Informationen zukommen zu lassen, was ich dafür an Papieren einreichen muss. Als ich sah, was die wollten, wurde mir erstmal spontan übel. Reisepaß klar, Kohle, auch klar, Versicherung, dass ich nicht vorhabe zu arbeiten, schnell unterschrieben, Gesundheitszeugnis vom Arzt, dass ich keine fiesen Geschlechtskrankheiten habe, von mir aus auch das. Als störend empfand ich nur die Bescheinigung, dass ich genug finanzielle Mittel habe, um meinen Aufenthalt ohne räuberische Erpressung oder ähnliche Nebenjobs zu finanzieren - ausgestellt von einem staatlich zugelassenen Wirtschaftsprüfer in Südafrika. Nun findet man vom schönen Köln aus mit großer Leichtigkeit einen Wirtschaftsprüfer in Südafrika, schickt ihm all die notwendigen Unterlagen wie Kontoauszüge, Gehaltsbescheinigungen und dergleichen, bekommt das Ganze dann beurkundet zurück, schickt den Kram an die Botschaft, die das dann alles bearbeitet - und das alles innerhalb der nächsten 4 Wochen. Völlig klar.

Beim Lesen des Kleingedruckten in der 16seitigen Broschüre der Botschaft mit dem Titel "Wie bekomme ich (k)ein Visum für Südafrika", fiel mir dann der Hinweis auf, dass, sollte kein zugelassener Wirtschaftsprüfer verfügbar sein, könne als Ersatz auch Kontoauszug sowie "Gehaltsbescheinigung des Arbeitgebers, ausgestellt durch einen bzgl. der Finanzen Bevollmächtigten" (oder so ähnlich) eingereicht werden. Na prima, dachte ich, das war schnell organisiert und so habe ich 3 1/2 Wochen vor Abreise ein hübsches Päckchen nach Berlin geschickt in der Annahme: ALLES WIRD GUT!

10 Tage später klingelt mein Telefon und ein Mensch von der Botschaft ist dran wegen meiner Unterlagen. Alles wär prima, meint er, nur das mit der Gehaltsbescheinigung könnten Sie nicht akzeptieren, sie bräuchten eine Bescheinigung von einem in Südafrika zugelassenen Wirtschaftsprüfer. Auf Nachfrage, was denn wohl mit dem Satz in dem Kleingedruckten wäre, meint der Mensch zu mir: "Ja, das steht da drin, aber das gilt nicht, es muss ein Wirtschaftsprüfer sein." Hrrgnl, ich war kurz davor, durch die Leitung zu kriechen und dem Kollegen eigenhändig den Hals umzudrehen. Ich kann jedem nur raten, es mit einem Visum für Südafrika gar nicht erst zu versuchen, völlig zwecklos. Diese Botschaft hat alles zur Visumsverhinderung getan, ewig lange Antwortzeiten auf einfache Emails, angeforderte und versprochene Unterlagen nicht geschickt, dann Unterlagen mit anscheinend falschen Informationen geschickt und telefonisch Auskünfte erteilt, die nichts mit der Realität zu tun haben, wie ich wenige Wochen später herausfinden sollte. Die 49 EUR Bearbeitungsgebühr für ein Visum, welches ich nie erhalten habe, habe ich selbstverständlich auch nie wieder gesehen.

Da stand ich nun, 10 Tage vor Abflug ohne Visum, mit einem Rückflugticket, mit dem man mich direkt in Kapstadt am Flughafen ins nächste Flugzeug zurück setzen könnte, weil es 90 Tage Aufenthaltsdauer überschreitet. Da ich das nicht riskieren wollte, kam Idee Nr. 4 ins Spiel. Wenn ich nun von Kapstadt direkt weiterflöge, z.B. nach Namibia, was ja auch ganz hübsch anzusehen sein soll, dann wäre ich streng genommen erstmal nur im Transit und würde gar nicht ins Land einreisen. Dann würde ich 3 Wochen in Namibia totschlagen und erst dann nach Südafrika einreisen, was eine Restaufenthaltsdauer von unter 90 Tagen ergäbe. Und genauso habe ich es dann auch gemacht und 5 Tage vor Abflug noch ein Ticket von Kapstadt nach Windhuk gekauft, mit Weiterflug 4 Stunden nach meiner Ankunft. Dass dies nicht die falscheste Entscheidung war, sollte sich dann recht bald herausstellen.

Der Reiseverlauf

Die Route

1. Woche: Windhuk → Omatako → Okavango Delta (Botswana)
2. Woche: Okavango Delta → Windhuk → Fish River Canyon → Lüderitz → Sesriem
3. Woche: Sesriem → Swakopmund → Spitzkoppe → Etosha
4. Woche: Etosha → Waterberg Plateau → Windhuk → Kapstadt
5. Woche: Kapstadt
6. Woche: Kapstadt
7. Woche: KapstadtHermanus / Gansbaai
8. Woche: Hermanus → Oudtshoorn → Knysna → Storms River
9. Woche: Storms River → Port Elizabeth → Hogsback → Cintsa → Coffee Bay
10. Woche: Coffee BayMargate
11. Woche: Margate → Umkomaas → Durban
12. Woche: Durban → Ballito → Gingindlovu → St. Lucia → Bushlands
13. Woche: Bushlands → Hluhluwe-Umfolozi → Sodwana Bay
14. Woche: Sodwana Bay → Matsapha (Swaziland) → Bushlands
15. Woche: Bushlands → Sani Pass / Lesotho → Underberg → Kapstadt

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