Alligator in den Everglades

Florida Keys – Wracks und Manatis

Februar 2016

Geistig sehe ich mich ja schon im nächsten Flieger nach Hause sitzen. Seit gut zwei Wochen sind die neuen ESTA-Bestimmungen in Kraft, ohne Visum darf man eigentlich nicht mehr in die USA einreisen, wenn man in den letzten fünf Jahren in der Achse des Bösen unterwegs war. Ich habe zwar eh einen neuen Pass ohne Sudan-Stempel, aber die Flugdaten werden die amerikanischen Behörden mit Sicherheit haben. Meine Befürchtungen erweisen sich aber als völlig unbegründet, der APC-Automat ("Automated Passport Control") interessiert sich nicht für meine Flugdaten und mit dem Wisch, den die Maschine ausdruckt, muss ich zu einem Officer, der noch nicht mal einen Computer vor sich stehen hat. Nur noch die drei Standardfragen beantwortet und schon bin ich drin, so einfach wie nie zuvor.

Einfach ist auch das Abholen des Alamo-Mietwagens, das geht ebenfalls über einen Kiosk-Automaten. Mit dessen Ausdruck geht es zwei Etagen tiefer ins Parkhaus, einfach einen Wagen aussuchen, Schlüssel steckt und ab die Post. Weniger einfach ist es dagegen, abends im Dunkeln ohne Navigationssystem aus Miami rauszufinden. Eine geschlagene Stunde dauert es, bis ich endlich den richtigen Weg auf die 836 West finde. Ab da ist es einfach, 80 min später fahre ich in die Einfahrt der Scuba Fun-Ferienwohnung in Key Largo und richte mich ein. Die Ferienwohnung ist riesengroß mit vollausgestatteter Küche, WLAN, Kabelfernsehen, sauberem Bad und Schlafzimmer mit King Size-Bett. Nur das Mobiliar ist etwas rustikal, aber da kann ich locker drüberwegsehen. Die Ferienwohnung ist zwar kein Schnäppchen, aber im Hochpreisland Florida eine Option mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis, vor allem, wenn man zu zweit unterwegs ist. Leider hat sich die Freundin, mit der ich den Urlaub geplant hatte, im Dezember den Fuß gebrochen und befindet sich noch in der Reha, weswegen ich die Florida Keys jetzt alleine erkunden werde.

Tag 1: SO, 14.02., Key Largo (Duane)

Pünklich um 7:15 Uhr bin ich an der Basis von Scuba Fun Key Largo. Nach einiger Recherche im Internet habe ich mich für diese deutschsprachige Tauchbasis entschieden. Zum Einen ist sie in Key Largo beheimatet, welches für das Tauchen an den Keys einen idealen Ausgangspunkt darstellt – dem Golfstrom, der hier noch die Keys streift, und jeder Menge Wracks in unmittelbarer Umgebung sei Dank. Zum anderen hat die Basis in den einschlägigen Internet-Foren durchwegs gute Kritiken. Ich habe schon ein wenig Angst vor diesem amerikanischen Tauchgehabe mit kurzen Two-Tank-Dives, wo das Einhalten eines Zeitplans Vorrang hat vor dem Ausnutzen der zur Verfügung stehenden Nullzeit. Angeblich ist das bei Scuba Fun nicht der Fall. Wir werden sehen. Auch kümmert sich Scuba Fun für Alleinreisende wie mich um das Vermitteln eines Buddies oder Guides. Letzterer schlägt nochmal extra mit 35 US$ pro Tauchtag zu Buche. Nachteilig bei Scuba Fun ist allerdings, dass die Basis kein eigenes Boot hat, man wird immer an andere Basen in der Umgebung weitervermittelt. Für heute sind das die Ocean Divers, deren Boot eine fünfminütige Autofahrt entfernt liegt.

Nach dem Verstauen der Ausrüstung geht es bei ziemlicher Welle endlich los, das Ziel für heute ist das Wrack der Duane. Der im Jahre 1936 erbaute und knapp 100 m lange Kutter war zu Lebzeiten für die US Coast Guard im Einsatz und wurde 1987 nach seiner Außerdienststellung als künstliches Riff versenkt. Heute steht er in 38 m Tiefe aufrecht auf dem Meeresboden. Im Internet wird der tolle Bewuchs und das intensive Fischleben angepriesen – ein Paradies für Fotografen. Schaun 'mer mal. Zuerst müssen wir mal runterkommen. Dafür hangelt man sich vom Heck des Tauchbootes an einem Seil entlang nach vorne zur Mooring, an der das Boot festgemacht ist und geht dann an der Mooringleine runter, an der man sich immer schön festkrallen soll, weil man sonst von der Strömung weggeweht würde. Ständig ermahnen die Guides einen vom Boot aus, das Seil zu greifen, selbst wenn es gar keine Strömung hat. Mir kommt das ein bisschen vor wie Kindergarten, aber ich weiß ja auch nicht, mit welcher Klientel es die Tauchshops hier normalerweise zu tun haben. Mein heutiger, kanadischer Buddy ist jedenfalls außerordentlich fähig. Zum Glück weiß ich da noch nicht, dass dies nahezu der einzige in der noch folgenden Woche sein wird, von dem ich das behaupten kann. Aber dazu später mehr.

Wir haben das Wrack für uns alleine, es sind sonst keinerlei Taucher am Start. Was sofort auffällt, sind die riesigen Schnapperschwärme, die das Wrack bevölkern. Ebenso zahlreich sind Barrakudas vertreten, die über dem Deck stehen oder den Ausguck besetzt halten. Von den beiden Bullenhaien, die stationär hier leben, kriegen wir leider nichts zu sehen. Der Schiffsrumpf ist größtenteils mit Schwämmen und Korallen besetzt, die aber zumeist in einheitlichem Rostrot daherkommen. Eine Farbenvielfalt wie im Roten Meer sucht man vergebens. Wir drehen eine Runde um den Bug, werfen einen kurzen Blick in die Decksaufbauten und arbeiten uns dann an der Brücke und dem Ausguck wieder nach oben. Nach 36 min ist der Spaß vorbei, Nullzeit am Ende und keine Chance, irgendwo flach auszutauchen.

Die Oberflächenpause hält der Käpt'n kurz, denn der zweite Platz ist das nicht weit entfernt liegende Molasses Reef, wo man einen Klappspaten mitnehmen muss, um tiefer als 12 m zu kommen. Das Riff reißt mich nicht sonderlich vom Hocker und erinnert mit seinen allgegenwärtigen kleinen, lila Fächerkorallen stark an die Plätze, die ich in Mexiko an der Riviera Maya betaucht habe. Fischtechnisch ist Haumannskost angesagt, ein paar kleine Schnapperschwärme, ein Barrakuda und ein Zacki. Nach einer Stunde ist es dann auch gut, denn bei 21 Grad Wassertemperatur zittere ich in meinem 3 mm Nassanzug trotz Unterzieher und Kopfhaube wie Espenlaub.

Nach halbstündiger Bootsfahrt sind wir um 12:30 Uhr zurück im Hafen. Tja, wie bewerte ich jetzt die erste Ausfahrt? Nett war's, wobei ich es fast immer nett finde, unter Wasser zu sein. Bis jetzt war aber nichts dabei, was für mich den Flug über den großen Teich rechtfertigen würde. Aber mit der Spiegel Grove soll das Highlight von Key Largo ja noch folgen. Den Rest des Tages vebringe ich mit Entspannen und Kühlschrank vollmachen, wobei mir klar wird, warum die Amis ein Adipositas-Problem haben. Sich hier gesund zu ernähren ist einfach schweineteuer. Für meinen Einkauf, für den ich in einem deutschen Supermarkt vielleicht 40-45 EUR bezahlt hätte, muss ich hier 90 US$ auf den Tisch blättern. Vielleicht sind aber Lebensmittel bei uns auch nur unschlagbar günstig.

Tag 2: MO, 15.02., Key Largo und Islamorada

Für heute steht die erste Ausfahrt zur Spiegel Grove an, wieder mit Ocean Divers. Der Skipper warnt uns aber schon beim Ablegen vor, dass es evtl. nichts gibt mit Tauchen. Alle anderen Tauchbasen haben ihre Ausfahrten schon abgesagt, der Wellengang ist an der Grenze. Als wir am Platz ankommen, schaukelt es dann auch ganz schön, aber ich bin eigentlich der Meinung, es würde gehen. Der Skipper ist anderer Meinung, er hat Angst, die Taucher nach dem Tauchgang nicht wieder unfallfrei zurück aufs Boot zu bekommen und bricht die Tour ab, so dass wir schon um 9:30 Uhr zurück im Hafen sind. Und was mache ich jetzt mit dem Rest des Tages? Auf Tipp eines der Guides mache ich mich am Mittag auf gen Islamorada, um das dortige Museum für Tauchgeschichte zu besuchen. Eigentlich dauert die Fahrt nur 15 min, aber da habe ich die Rechnung ohne die Rush Hour gemacht, wobei ich mich frage, wie es mittags um 12 Uhr eine Rush Hour geben kann. Geschlagene 75 min brauche ich im Stop and Go für die paar Kilometer. Der Museumsbesuch selbst dauert dann nur eine gute Stunde. Wer nicht helmtauchaffin ist, wird an dem Ding keine rechte Freude haben, denn im Wesentlichen geht es um die Geschichte des Helmtauchens. Ich habe nicht gezählt, wieviele Dutzend Helmtauchanzüge da ausgestellt sind, aber es sind eine Menge. Die Geschichte des Sporttauchens spielt kaum eine Rolle. So kann ich den Rest des Nachmittags noch entspannen und zu einer kleinen Schwimmrunde in die Bucht vor der Ferienwohnung springen. Das macht insb. dann Spaß, wenn da gerade eine Manati-Mutter mit ihrem Kalb abhängt. Sieben Manatis leben in der Bucht und können regelmäßig gesehen werden. Leider ist die Sicht mit einem guten Meter äußerst bescheiden, so dass man den Tieren schon ziemlich arg auf die Pelle rücken muss, um sie unter Wasser noch zu erkennen. Vielleicht warte ich dann doch lieber bis Crystal River.

Tag 3: DI, 16.02., Key Largo (Spiegel Grove)

Der Wind macht uns immer noch Sorgen, der Wellengang ist auch nicht viel weniger als gestern. Anderer Skipper, andere Entscheidung, unser "Double Dip" an der Spiegel Grove findet statt. Die Spiegel Grove ist ein ausgemustertes Docklandungsschiff, welches 2002 als künstliches Wrack versenkt wurde. Die Versenkung ging leider etwas schief, statt auf dem Kiel landete das Schiff kieloben. Nach Füllen einiger Ballasttanks mit Luft konnte das Schiff immerhin einen Monat später auf die Steuerbordseite gerollt werden. In dieser Position verharrte sie drei Jahre lang, bis im Juli 2005 Hurrikan Dennis zu Hilfe kam und das Schiff aufrecht auf den Kiel setzte, so wie es ursprünglich geplant war. Mit einer Länge von 155 m war die Spiegel Grove für ein paar Jahre das weltgrößte künstliche Riff, bevor im Jahr 2006 vor Pensacola der Flugzeugträger "Oriskany" versenkt wurde.

Vor dem Abtauchen gibt es noch ein kurzes Sicherheitsbriefing mit dem Hinweis, dass das Eindringen in das Wrack nur eingeschränkt erlaubt ist. Solange man am anderen Ende einen Ausgang sieht, sei es ok, alles andere ist "off limits". Ein tieferes Eindringen sei nur mit Guide erlaubt. Fragt sich nur, wer das kontrollieren soll, denn von der Tauchbasis selbst geht niemand mit runter. Außerdem lässt diese Anweisung natürlich Interpretationsspielraum. Angesichts von 8 Tauchern, die bisher an der Spiegel Grove ums Leben gekommen sind, sollte man aber schon aus Eigeninteresse keinen zu großen Unfug treiben. Zu dritt tauchen wir schließlich ab und begutachten zuerst die riesigen Kräne, mit denen die Amphibienfahrzeuge und Boote in den Laderaum gehievt wurden. Dann geht es nach vorne, wo sich die Schiffsaufbauten befinden, die wir uns bei diesem ersten Orientierungstauchgang größtenteils von außen angucken. Von Bewuchs ist nicht allzu viel zu sehen und auch das Fischleben ist eher dürftig, es ist weit weniger los als an der Duane. Trotzdem ist das Wrack schon aufgrund seiner schieren Größe beeindruckend.

Nach ausreichender Oberflächenpause geht es zum 2. Mal runter, für mich diesmal ohne Kamera, die beim ersten Tauchgang zu meinem großen Ärger den Geist aufgegeben und auf keinen Knopfdruck mehr reagiert hat. Komme mir schon etwas nackt vor so ganz ohne. Allerdings gibt mir das Gelegenheit, für die beiden anderen Kollegen den Guide zu mimen, denn die haben genauso viel Ahnung, wo es lang geht, wie ich, nämlich keine. So krabbeln wir durch alle Gänge in den Schiffsaufbauten, an deren Ende wenigstens noch ein Fitzelchen Licht hervorscheint. Auch ohne Fotografieren macht dieser Tauchgang so Hölle Spaß.

Den Nachmittag nutze ich dazu, das Naherholungsgebiet auszukundschaften. Das hiesige heißt "John Pennekamp Coral Reef State Park". Angeblich soll es hier ein paar Trails geben, auf denen man auch gut joggen könne, denn obwohl die Florida Keys gemeinhin als Urlaubsparadies gelten, sind die Jogging- und Biking-Möglichkeiten äußerst eingeschränkt. Darauf, die Bike Lane auf der US 1 zu nutzen, wie der Bootsstaff vorgeschlagen hat, habe ich absolut keinen Bock. Die Trails im State Park erweisen sich dafür aber ebenfalls als ungeeignet, denn der längste ist gerade mal 700 m lang. Da kriegt man ja 'nen Drehwurm, dann kann ich auch gleich ins Stadion gehen. Nett sind dagegen das allgemeine Ambiente und der Strand, auf dem man durchaus mal einen Nachmittag verbringen könnte, wenn man strandaffin wäre. Ich bin es nicht.

Tag 4: MI, 17.02., Key Largo (Eagle) und Key West

Für die heutige Tauchausfahrt muss ich nach Süden fahren, Anya von Scuba Fun hat mich bei den Conch Republic Divers in Tavernier eingebucht. Angeblich haben die auch einen Buddy für mich, der auch auf Nitrox ist. 10 min dauert die Autofahrt, das Einchecken geht ebenfalls flott und so sind wir alsbald unterwegs zum Wrack der Eagle. Der Frachter war nach einem Brand unbrauchbar geworden und wurde von den örtlichen Tauchbasen im Jahr 1985 als künstliches Riff vor Lower Matecumbe Key versenkt. Das Wrack liegt in 34 m Wassertiefe auf der Steuerbordseite. Als wir nach 30 min am Tauchplatz ankommen, stellt der Tauchmeister fest, dass es keinen Buddy für mich gibt. Ich könne aber mit zwei älteren amerikanischen Herren gehen, von denen einer auf Nitrox und der andere auf Luft ist. Sehr sinnig. Wir einigen uns darauf, dass die beiden ihr Ding drehen, ich unauffällig folge und am Ende, wenn die beiden hoch müssen, mich noch im Umfeld des Abstiegsseiles ein wenig umgucke. Für mich und den Tauchmeister ok, also geht es abwärts. Wir starten unsere Erkundung am Bug des 87 m langen Schiffes, das 1998 während des Hurrikans Georges in zwei Teile zerbrochen ist. Vom Tauchgang kriege ich zunächst nicht viel mit, denn der Fähige meiner beiden Mittaucher ist im Wesentlichen damit beschäftigt, den anderen, der senkrecht im Wasser stehend Aquajogging betreibt, vom Ertrinken abzuhalten. Ich beobachte das Schauspiel interessiert. Wir schaffen es gerade mal bis zur Bruchstelle in der Mitte des Schiffes, dann kehren die beiden wieder um. Nach 20 min ist das Trauerspiel vorbei, die beiden müssen hoch. Da die Umgebung des Abstiegsseils ziemlich uninteressant ist, ziehe ich nochmal los und tauche das Schiff in seiner vollen Länge bis zum Heck ab. Fischtechnisch ist auch hier nicht allzu viel los, aber das Heck ist wegen der Schräglage des Schiffes durchaus ein schönes Fotomotiv. Der 25 minütige Solopart rettet den Tauchgang noch, aber so ein Buddyteam möchte ich eigentlich nicht nochmal erleben, dafür ist die Veranstaltung hier zu teuer.

Beim 2. Tauchgang am Crocker Reef ziehe ich daher gleich alleine los. Das ist unproblematisch, denn man bekommt hier keine 10 m auf den Tiefenmesser. Deswegen braucht es nach dem 1. Tauchgang auch keine Oberflächenpause, Two-Tank-Dive, wie er im Buche steht. Wir einigen uns auf eine Tauchzeit von einer Stunde für den 2. Tauchgang, was ich ok finde. Das Crocker Reef ist das wohl beste Riff im Gebiet von Key Largo, Tavernier und Islamorada, das Fischleben ist wirklich toll. Schnapper und Grunzer, wohin man auch blickt, viele, viele frei herumschwimmende Muränen und auch einige Ammenhaie, wenn man Glück hat. Sehenswert!

Zurück bei Scuba Fun frage ich für die beiden Abstiege am Freitag und Samstag an der Spiegel Grove nach einem Guide, da ich zum Einen das Schiffsinnere erkunden möchte und zum anderen keinen Bock habe, nach 20 min aufzutauchen, wenn ich wieder so einen Buddy habe wie heute (oder einen, der nicht auf Nitrox ist). Anya bestätigt mir, dass mich am Freitag Tanja und am Samstag Dan begleiten können, jedesmal auf Nitrox. Nachdem das geklärt ist, setze ich mich ins Auto und mache mich auf den langen Weg nach Süden. Ich kann nicht auf den Keys sein, ohne sie nicht zumindest einmal komplett abgefahren und Key West besucht zu haben. Bis dahin sind es gut 90 Meilen, also etwa 145 km. Auf der vielbefahrenen US 1, die ab Islamorada nur noch einspurig ist und auf der meist ein Tempolimit zwischen 45 und 60 Meilen gilt, dauert das so seine Zeit, vor allem wenn man unterwegs noch einen Sightseeing Stop an der Seven Mile Bridge einlegt. Nach 2:45 Stunden cruise ich schließlich in die historische Altstadt ein und nach kurzer Parkplatzsuche (ein Traum im Vergleich zu Köln-Nippes!) kann das Sightseeing beginnen. Details entnehme man der Bravo-Foto-Story:

Zum Abschluss nehme ich noch einen Rum Runner in irgendeiner Bar zu mir und mache mich um 21 Uhr schließlich auf den Rückweg.

Tag 5: DO, 18.02., Everglades

Heute ist tauchfrei und Ausschlafen angesagt. Erst um 11 Uhr muss ich am "Robert is Here Fruit Stand" in Florida City sein, dem Treffpunkt für die Everglades-Tour mit Garl, die ich für 150 US$ auch über Scuba Fun gebucht habe. Mit 9 weiteren Gästen im Minibus geht es von da in den nur 5 Meilen entfernten, mit 6.110 km2 Fläche zehntgrößten Nationalpark der USA. Lässt man Alaska mal außen vor (die haben ziemlich viel Platz da oben), ist es sogar der drittgrößte nach Yellowstone und Death Valley. Eingerichtet wurde er nach einigem Hickhack im Jahr 1947, nicht weil die Amis so große Umweltschützer sind, sondern weil sie die Wasserresourcen für die Einwohner Floridas bedroht sahen. Etwa die Hälfte der heute 20 Millionen Einwohner Floridas wird mit Wasser aus den Everglades versorgt. Geologisch gesehen ist das größtenteils brettebene Land (die höchste Erhebung liegt gerade mal 8 Fuß, also 2,4 m über dem Meeresspiegel) eine Prärie, die in der Regenzeit durch die ausgiebigen Regenfälle zum Sumpf mutiert. Das Wasser steht dann knöcheltief auf der Graslandschaft. Was man kaum bemerkt ist, dass dieses Wasser auch fließt, nämlich mit einer Geschwindigkeit von ca. 1 m pro Stunde. Da die Amis in den letzten 70 Jahren durch das Anlegen von Kanälen und Umleiten von Flüssen massiv in den Wasserhaushalt der Everglades eingegriffen haben, führt das zu großen Umweltproblemen: Große Teile Floridas werden als Farmland genutzt, die dabei eingesetzten Düngemittel finden so ihren Weg nahezu ungehindert in den Nationalpark. Seit 2000 steht das UNESCO-Weltnaturerbe daher auf der roten Liste und droht, seinen Status zu verlieren. Um das zu verhindern und der Umweltprobleme Herr zu werden, wurde vor kurzem ein Programm auf den Weg gebracht, den ursprünglichen Wasserhaushalt der Everglades wiederherzustellen. Wird wohl einige Jährchen dauern, bis das umgesetzt ist.

Neben all diesen historischen Fakten, die uns Guide Alex näher bringt, sind wir natürlich in erster Linie an der Tier- und Pflanzenwelt interessiert. Die Flora wird größtenteils von einer Graslandschaft dominiert, auf der sich in regelmäßigen Abständen Ansammlungen von Sumpfzypressen befinden. Daneben gibt es weitläufige Mangrovengebiete, Gumbo-Limbo- und Mahagoni-Bäume. Was die Fauna angeht, wollen wir in erster Linie natürlich Alligatoren sehen. Vogeltechnisch sind Kormorane, Reiher und Truthahngeier heimisch. Die Hoffnung, einen der seltenen Florida-Panther zu sehen, quittiert Alex mit einem Lächeln. Es leben nur noch ca. 200 Tiere in freier Wildbahn, von den Park-Mitarbeitern, die seit 20 Jahren hier arbeiten, hat kaum mal einer je einen Panther zu Gesicht bekommen. Vielleicht reicht's aber stattdessen für einen Manati im Hafen von Flamingo. Wir genießen jedenfalls den Tag mit Spaziergängen, Wattwanderungen und einer Kayaktour. Schade ist nur, dass die vorgesehene Paddeltour auf dem Meer dem starken Wind zum Opfer fällt. Die geplante Nachtwanderung auf dem Anhinga Trail ziehen wir daher vor und machen einen Dämmerungsspaziergang draus. Statt um 22 Uhr ist die Tour daher schon um 19:30 Uhr beendet, siehe nachfolgende Fotostory.

Ich düse zurück nach Key Largo und treffe mich noch mit den anderen Deutschen von der Tour, die allesamt auch in Key Largo stationiert sind, zum Abendessen im Mrs. Mac's Kitchen. Das typisch amerikanische Restaurant bietet supergutes Essen zu zivilen Preisen. Das Alligator-Steak kann ich wärmstens empfehlen!

Tag 6: FR, 19.02., Key Largo (Spiegel Grove und Benwood)

Als ich bei den Ocean Divers aufschlage, wartet Guide Tanja schon auf mich. Und mit ihr drei weitere Taucher, die allesamt Luft tauchen. WTF!? Wofür frage ich eigentlich nach einem Nitrox-Tauchgang mit Guide, wenn dann da noch drei Luft-Menschen zugeordnet werden? Offensichtlich sind Guides gerade knapp und da man bei Scuba Fun auch zu einem großen Teil von Laufkundschaft lebt, will man drei Gäste, die spontan aufschlagen, natürlich auch nicht abweisen. Da muss der vierte Gast dann halt dran glauben. Während des Tauchgangs besuchen wir zunächst den Bug der Spiegel Grove, was nett ist, da ich mir den Teil bisher noch nicht angeguckt habe. Das Erkunden des Schiffsinneren fällt aber flach, wir tauchen lediglich durch einen 10 m langen Gang von der Steuerbord- auf die Backbord-Seite. Die Aktion dauert nicht ganz eine Minute, dafür hätte es wirklich keinen Guide gebraucht. Wegen der kurzen Nullzeit auf Luft ist die Veranstaltung schnell vorbei, schon nach 35 min sind wir wieder oben. Sinnlos. Immerhin sieht das wohl auch Anya ein und erlässt mir später ungefragt die Hälfte der Kosten für den Guide.

Der zweite Tauchgang findet an der Benwood statt. Der mit Phosphatgestein beladene, norwegische Frachter kollidierte 1942 des nachts mit dem Tanker Robert C. Tuttle. Wegen der Angst vor deutschen U-Booten fuhren beide Schiffe ohne Positionslichter. Dumm gefahren. Während die Tuttle den Zusammenstoß überstand, sank die Benwood auf einem Hang in einer Tiefe von nur 8 bis 14 m. Da das Wrack in dieser Position eine Gefahr für die Schifffahrt darstellte, wurde sie in den 50er-Jahren gesprengt. Dementsprechend sehen wir bei unserem Tauchgang ein einziges Trümmerfeld, das aber viele Zufluchtsmöglichkeiten für die Meerestiere bietet. Das Fischleben ist daher das mit Abstand beste von allen Wracks, die ich besucht habe. Gesamtprädikat "gut".

Zurück bei Scuba Fun fängt die Ader an meiner Stirn leicht zu pulsieren an. Anya wisse nichts davon, dass ich für morgen einen Guide haben wollte. Dan könne nicht mitkommen, da er wegen Tanjas Urlaub aktuell der einzig verbliebene Guide ist und wenn da spontan Kundschaft reinkommt, brauche sie ihn. Kann ich zwar nachvollziehen, aber wie man unsere Absprachen innerhalb von 48 Stunden einfach komplett vergessen kann, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Das trübt meinen Eindruck von Scuba Fun gerade erheblich, wo ich mich ansonsten gut aufgehoben fühle. Aber es hilft alles nichts, immerhin soll ich für den morgigen "Double Dip" an der Spiegel Grove einen Nitrox-Buddy kriegen. Mal gucken, ob das diesmal klappt. Den Rest des Tages chille ich, plantsche nochmal in der Bucht vor der Unterkunft und gehe abends im Fish House Encore lecker Fisch essen.

Tag 7: SA, 20.02., Key Largo (Spiegel Grove) -> Crystal River

Für die heutige Ausfahrt muss ich zu den Horizon Divers ganz in den Norden von Key Largo. Die Buddy-Frage kläre ich diesmal lieber gleich und tatsächlich ist ein amerikanisches Pärchen auf Nitrox am Start, mit denen ich mitgehen soll. Angesichts der etwas adipösen jungen Dame bin ich allerdings schon wieder etwas skeptisch, was die Tauchzeit angeht. Diesbezüglich muss ich mir aber überhaupt keine Gedanken machen, denn der Skipper verkündet beim Briefing sogleich den Plan für den Vormittag: Uns stehen genau 2 Stunden und 20 Minuten zur Verfügung, bis wir wieder im Hafen sein müssen. Das ist das Zeitfenster für je eine halbe Stunde Hin- und Rückfahrt, zwei Tauchgänge und die Oberflächenpause. Bitte was? Da muss man sich über lange Tauchgänge sowieso keine Gedaken machen. Ich hasse "The American Way Of Dive"!

30 min später tauchen wir nach kurzer Abstimmung ab. Na ja, einer von uns, die junge Dame braucht genau 7 min, bis sie endlich unten ist. Wir drehen eine kleine Runde über die Kräne und den Laderaum und besichtigen das überdimensionale Sternenbanner, das in der Strömung flattert. Nach einer Tauchzeit von 20 min bewahrheiten sich meine schlimmsten Vorahnungen: Der Freund zeigt mir an, dass sie keine Luft mehr haben und zurück müssen. Stirnrunzelnd prüfe ich Finimeter (noch 150 bar) und verbleibende Nullzeit (noch 24 min). Und nun? Nach kurzer Diskussion mit mir selbst beschließe ich, weiterzutauchen, ich will von diesem Wrack noch was sehen und es ist meine letzte Gelegenheit. Also ziehen die beiden ab und ich krabbele in den folgenden 25 min durch die Gänge im Schiffsinneren, besichtige Kombüse und Klo und gehe einer Konfrontation mit einem 2 m-Trümmer von Goliath-Zackenbarsch aus dem Weg, der mir in einem Gang den Weg versperrt. So ein Solo-Tauchgang in einem Wrack ist zwar total unvernünftig — aber auch total spaßig.

Zurück auf dem Tauchboot kriege ich natürlich Mecker vom Tauchmeister. Ich hätte keine redundante Luftversorgung dabei und könne da nicht einfach solo durch die Gegend tauchen! "Erzähl mir was, was ich nicht weiß", denke ich nur, nicke aber verständnisvoll und spiele den Einsichtigen. Wahrscheinlich lässt er mich nur deswegen auch noch für den 2. Tauchgang ins Wasser, allerdings nicht mehr mit meinem Pärchen vom 1. Tauchgang. Denen geht es nicht so gut, sie waren bis in die frühen Morgenstunden auf einer Party und ihnen ist schlecht. Das erklärt einiges. Also muss ich mit einem anderen Pärchen los, die schon 20 min länger oben sind als ich. Der Tauchmeister weist uns freundlich darauf hin, dass uns nur noch 50 min bleiben, bis wir zurück müssen, es sei ja schließlich mein Fehler, dass ich einen so außergewöhnlich langen 46 min-Tauchgang gemacht hätte. Hatte ich erwähnt, dass ich amerikanisches Tauchen hasse? Also geht es schon nach 30 min wieder ins Wasser und wegen der nicht vorhandenen Nullzeit reicht es nur zu einem kurzen Besuch des Bugs, wo ich gerne den Goliath-Zacki von vorhin wiederfinden würde. Er hat sich aber verdünnisiert. Den 2. Tauchgang hüllen wir daher mal in den Mantel des Schweigens.

Zurück an Land bleibt mir nur, das Appartment zu räumen, meine Rechung bei Scuba Fun zu zahlen und mich auf den langen Weg nach Norden Richtung Crystal River zu machen. Hmm, und wie soll ich das Tauchen an den Keys und Scuba Fun nun bewerten? Insgesamt hat es Spaß gemacht, aber es ist nichts, weswegen man unbedingt von Europa hierher kommen muss. Die Riffe sind im Roten Meer jedenfalls deutlich schöner. Die Wracks sind teils schon beeindruckend, kommen in punkto Bewuchs und Leben aber nicht an die im Roten Meer heran. Nur was für Liebhaber, würde ich sagen. Wer es denn machen will, sollte sich aber auf jeden Fall einen Buddy mitbringen! Was ich an Buddies zugeteilt bekommen habe, war teilweise eine Katastrophe. Dafür kann natürlich Scuba Fun nichts, die kriegen auch nur von den Tauchbasen gesagt, ob ein passender Buddy vorhanden ist oder nicht und müssen sich dann darauf verlassen. Dass man spontan einen Guide kriegen kann, ist auch nicht sicher und dass dann auch noch das Buddy-Team passt, ebenfalls nicht, siehe meine Erfahrung von gestern. Das ist dann auch mein Kritikpunkt an Scuba Fun, die Guide-Geschichte hat einfach gar nicht funktioniert. Ansonsten war der Service top, der Staff freundlich und hilfsbereit. Die Ausrüstung wird zum Boot gekarrt und nach dem Tauchen gespült, man muss sich um nichts kümmern. Von den Tauchbasen, mit denen Scuba Fun zusammenarbeitet, würde ich mit Horizon Divers wegen des strikten amerikanischen Tauchens auf keinen Fall nochmal fahren, siehe oben. Ocean Divers und Conch Republic Divers waren dagegen deutlich entspannter.

Derlei Gedanken lenken mich von der öden Fahrerei ab, die gewählte Nebenstrecken-Route über die US 27 und die US 98 ist vor allem auf den ersten 300 km durch die Everglades und die eintönige Farmlandschaft Floridas äußerst monoton. Ab Sebring wird es etwas besser und hinter Lakeland hat man das Schlimmste geschafft. Nach sieben Stunden "on the road" biege ich abends um 22 Uhr auf den Parkplatz des Quality Inn Motels ein und freue mich auf die Heia. Das Motel ist wirklich exzellent, in der Preislage zwischen 60 und 70 US$ wird man kaum etwas Besseres in Florida finden. Die Zimmer sind tipptopp sauber, sehr geräumig und mit WLAN, Kabelfernsehen, Kaffeemaschine, King-Size-Bett, Kühlschrank, Bügeleisen und Fön bestens ausgestattet. Vor allem letzteren brauche ich dringend.

Tag 8: SO, 21.02., Crystal River

In den Genuss des Motel-Frühstücks komme ich nicht, denn schon morgens um 6 Uhr muss ich an der Basis von Birds Underwater für die Manati-Ausfahrt sein. Es dauert aber noch fast eine Dreiviertelstunde, bis es nach Einchecken, Einkleiden aller Teilnehmer und Anschauen des Einweisungsvideos endlich los geht. Wer sein eigenes Gerödel hat, kommt am besten schon im Neo zum Treffpunkt. Flossen kann man zu Hause lassen, die braucht es nicht, Manatis reagieren ohnehin allergisch auf Flossengeplatsche. Blei braucht man ebenfalls nicht, denn Free Diving ist verboten, man soll immer schön an der Wasseroberfläche bleiben. Unser Guide erklärt uns dann allerdings, dass dieses Verbot nicht ganz so strikt ist, wie man es im Internet liest. Verboten ist vor allem das aktive Antauchen ruhender Manatis. Wenn ich mich einfach nur an der Stelle, an der ich mich befinde, senkrecht ohne Raumgewinn auf den Boden sinken lasse, ist das ok, solange ich dabei keinem umherschwimmenden Manati den Weg versperre. Von daher ist es durchaus möglich, ein paar Fotos von unten zu schießen, was für den fortgeschrittenen Unterwasserfotografen ja immer ein wichtiges Thema ist.

Neben den 6 Uhr-Touren mit 45 Gästen bietet Birds Underwater auch 7 Uhr-Touren für maximal 6 Gäste an. Ich hatte erst überlegt, so eine kleine Tour zu buchen, was daran gescheitert ist, dass ich mindestens 4 Plätze auf einmal hätte kaufen müssen. Wie ich jetzt feststelle, sind diese Kleingruppen-Touren aber aus mehreren Gründen sowieso relativ sinnfrei:

  • Die 45 Gäste werden auf 4 Boote verteilt, daher sind eh auf keinem Boot mehr als 12 Gäste.
  • Die Boote aller Veranstalter müssen sich ohnehin die vorhandenen Manatis teilen, im Wasser sind dann also meist eh wieder alle zusammen.
  • Die meisten Veranstalter starten ihre Touren später, es ist daher wichtig, möglichst früh im Wasser zu sein. Daher ist es m.E. sinnvoller, die 6 Uhr-Tour zu buchen, statt die deutlich teurere 7 Uhr-Tour.

Um 6:45 Uhr tuckern wir endlich los. Die Suche gestaltet sich schwierig, denn wegen der für diese Jahreszeit ungewöhnlich warmen Temperaturen im Golf von Mexiko haben es die Manatis im Moment nicht nötig, in die warmen Quellen des Crystal River zu kommen. Nach einer halben Stunde des Suchens haben wir schließlich Glück, ein einzelner Manati hängt vor Banana Island ab. Als wir vorsichtig ins Wasser gleiten, zeigt er sich sehr verspielt und lässt sich von uns den Bauch kraulen. Leider hat das trübe Wasser mit einer Sichtweite von 2 m so gar nichts mit dem kristallklaren Wasser auf den Fotos zu tun, die man immer im Internet sieht. Auch zeigt sich, dass 12 Schnorchler auf einen Manati schon ganz schön viel sind, das wird echt eng, auch ohne Flossen. Eine Dreiviertelstunde lang toben wir mit dem Kollegen herum, dann hat er genug und zieht sich in die abgesperrte Ruhezone zurück, in die man als Schnorchler nicht rein darf. Vor Ort präsente Mitarbeiter der "Crystal River Wildlife Refuge" achten auf die Einhaltung dieses Verbots und der sonstigen Regeln im Umgang mit Manatis. Bei Zuwiderhandlung drohen empfindliche Strafen.

Wir verabschieden uns und fahren zu einer anderen Quelle mit dem schönen Namen "Jurassic". Hier ist das Wasser deutlich klarer und es halten sich auch 5 Manatis auf, die aber keinen Bock auf Interaktion haben und einfach nur rumliegen. Beim ersten Mal ist es aber auch so toll, Manatis nur passiv zu beobachten, man muss ja auch nicht jedes Tier angrabbeln, was knuddelig daher kommt. Grizzlies wären vielleicht mal interessant...

Nach dreieinhalb Stunden ist die Veranstaltung beendet. Trotz des strahlenden Sonnenscheins, den es in der letzten Woche auf den Keys viel zu selten gegeben hat, ist meine Motivation auf Erkundung der Umgebung beschränkt. Immerhin raffe ich mich am späten Nachmittag noch auf, zum Strand bei Fort Island zu fahren und den Sonnenuntergang zu genießen. In seiner Unspektakularität steht er dem von Key West in nichts nach. Dafür brilliert das nur wenige Kilometer entfernte Atomkraftwerk von Crystal River in der Dämmerung mit tollen Lichtspielen.

Tag 9: MO, 22.02., Crystal River -> West Palm Beach

Mein letzter Tag in Florida beginnt genau wie der vorletzte, Manati-Ausfahrt mit Birds Underwater. Diesmal sind auf meinem Boot außer mir nur noch zwei lustige Kanadier, das ist ja fast noch besser als Kleingruppentour! Ansonsten ist die Ausfahrt nahezu eine Kopie der gestrigen: Am Anfang ein verspielter Manati in trübem Wasser für 30 min, danach zwei Kleingruppen zu je 5 Tieren im klaren Wasser von "Three Sisters" und "Jurassic", die wir uns mit 10-15 anderen Booten teilen müssen. 100 Schnorchler auf 5 Manatis, da würde ich als Seekuh auch das Weite suchen, egal wie gutmütig ich bin. Viele, viele Manatis liegen auch in den gesperrten Ruhebereichen herum. Aus der Luft mag das toll aussehen, aber im Wasser kann man sie aus der Entfernung kaum von Felsen unterscheiden. Schon bei Tour 2 fällt mir daher auf, dass es wahrscheinlich nichts Langweiligeres als schlafende Manatis gibt. Trotzdem kann ich die Manati-Touren nur wärmstens empfehlen, es gibt kaum eine andere Möglichkeit auf dem Planeten, diesen herzallerliebsten Tieren so nahe zu kommen wie hier.

Um 11 Uhr mache ich mich auf die Reise Richtung West Palm Beach, via Orlando geht es zunächst nach Cape Canaveral. Vom NASA-Gelände kann ich allerdings nur in weiter Ferne einen kleinen Blick erhaschen, für einen ernsthaften Besuch fehlt mir einfach die Zeit. Eigentlich dachte ich, die direkt am Meer entlangführende A1A wäre die "Scenic Route" und habe mich deswegen für diese Strecke entschieden. Das ist aber total für den Popo, denn das Meer, obwohl nur 30 m entfernt zu meiner Linken, bekomme ich nie zu Gesicht. Entweder ist eine 3 m hohe Hecke im Weg, die den Blick versperrt, oder ein Gebäude, denn der Strandabschnitt ist intensivst zugebaut. Von daher kann man sich den Umweg sparen und gleich die Interstate fahren. Das sehe ich dann irgendwann auch ein und breche den missratenen Sightseeing-Teil ab. Um 17 Uhr erreiche ich die Riviera City Marina von West Palm Beach, wo die "Dolphin Dream" vor Anker liegt. Einige der Tauchkollegen sind schon da und wie immer, wenn man mit Tauchertraum unterwegs ist, sind einige bekannte Gesichter darunter. Wenn auch nicht alle, die ich erwartet habe, denn einer hat die Tour tatsächlich wegen der ESTA-Schwierigkeiten storniert und auf Malpelo umgebucht. Nach dem Ausladen des Gerödels bringe ich den Mietwagen zum Flughafen und lasse mich mit dem Taxi zurück zur Marina bringen. Dann bin ich mal gespannt, ob sich in Teil 2 dieses Urlaubs die Hammerhaie der Bahamas diesmal zeigen werden.

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