Tigerhai am Tiger Beach

Bahamas Tiger- und Hammerhaie auf der Dolphin Dream

Februar 2016

Nachdem die letzten 10 Tage in Florida tauchtechnisch eher durchwachsen waren, wartet zum Abschluss meiner diesjährigen Winterflucht ein echtes Highlight, das sicher alle Großfisch-Fans auf der Liste haben, sofern sie nichts gegen das Anködern von Haien haben. Vor 7 Jahren war ich zwar schon mal hier, aber da wir damals erfolglos nach Großen Hammerhaien gesucht haben, musste ich einfach nochmal zurückkommen. Da kam mir die von Tauchertraum als Gruppenreise durchgeführte Tiger- und Hammerhai-Safari gerade recht. Nach und nach treffen die anderen 11 Mitreisenden ein und verteilen sich strategisch auf die Kabinen. Komforttechnisch ist die "Dolphin Dream" ein echter Fortschritt gegenüber der U-Boot-Atmosphäre, die ich vor 7 Jahren auf der "Shearwater" genossen habe. Der Salon ist deutlich geräumiger und in den 6 Doppelkabinen gibt es auch ausreichend Platz zum Verstauen seiner Klamotten. Nachteilig ist vielleicht, dass die Kabinen kein eigenes Bad haben, aber bei nur 12 Gästen und 4 Crew kommt man mit den 2 Gemeinschaftsbädern gut hin. Blöd ist auch, dass die Kabinen keine Türen sondern nur Vorhänge haben, so dass man lautes Schnarchen oder Gespräche in Nachbarkabinen deutlich mitkriegt. Auch vermisse ich ein Sonnendeck, das Oberdeck dient eigentlich nur zum Trocknen des Tauchgerödels und ist ansonsten mit allerlei Kisten zugestellt. Es gibt lediglich eine kleine Ecke mit Sitzkissen, auf denen eine Handvoll Leute Platz finden. Nichtsdestotrotz kann man es auf der "Dolphin Dream" für eine Woche deutlich besser aushalten als auf der "Shearwater". Dafür sorgt auch das brilliante Essen, das Köchin Gail immer wieder kredenzt. Nach dem Abendessen tuckern wir los, die Nachtfahrt von West Palm Beach nach Grand Bahama wird etwa 8 Stunden dauern.

Tag 1 bis 3: Tiger Beach

Nachdem der Vormittag für das Erledigen der Zollformalitäten drauf geht, machen wir uns gegen Mittag auf zum Tiger Beach und beginnen mit dem Anködern. Bevor es ins Wasser geht, gibt es noch ein ausführliches Tauchbriefing:

  • Grundsätzlich gibt es auf der "Dolphin Dream" eine "Open Deck Policy", d.h. man kann ins Wasser, wann immer man will.
  • Es hängen 2 Köderboxen im Wasser, eine direkt am Heck, eine andere ein paar Meter entfernt. Man sollte darauf achten, nicht in der Strömungsrichtung vor den Boxen zu sein, damit kein Köder, der aus den Boxen fällt, freischwimmend in die Nähe des Tauchers gerät. Ansonsten kann man sich aufhalten, wo man will.
  • Das Tragen von Kopfhaube und Handschuhen wird empfohlen, ist aber nicht vorgeschrieben.
  • 2x am Tag geht einer der beiden Guides, Connor oder Rich, mit ins Wasser, um die Haie aus der Hand zu füttern. Während dieser Zeit platzieren sich die Taucher im Halbkreis um die Köderbox. Den Rest des Tages wird kein Guide mit im Wasser sein.
  • Sind Tigerhaie im Wasser, sollte man sie immer beobachten und ihnen nicht den Rücken zu drehen.

Leider spielt – wie schon letzte Woche in Florida – auch auf den Bahamas das Wetter nicht so mit. Der Wind weht kräftig und sorgt für ordentlichen Wellengang, was unter Wasser zu einer ziemlich milchigen Sicht und einer starken Dünung führt, die uns ständig hin und her schmeißt. 25 Pfund Blei sorgen zwar für etwas Stabilität beim Hocken im Sand, schränken aber auch die Bewegungsfreiheit etwas ein. Am ersten Tag beschränken wir uns auf das Anködern von Zitronenhaien. Etwa 20-30 Tiere schwimmen den ganzen Nachmittag um Köderboxen und Taucher herum und scheuen auch keinen Körperkontakt. Für einige Minuten zeigt sich sogar ein kleiner Tigerhai, verabschiedet sich aber recht schnell wieder. Für den ersten Tag war das schon mal ein ganz guter Auftakt.

Leider ändern sich die Verhältnisse auch an Tag 2 nicht. Im Gegenteil, Wind und Welle nehmen noch zu, weswegen wir an Tag 3 eine Zwangspause einlegen müssen. Auch die Sonne lässt sich nicht blicken. Zeit also für die Aufbereitung des bisher angefallenen Bild- und Videomaterials.

Tag 4 bis 6: Fish Tales

In der Nacht ist der Wind abgeflaut und auch die Vorhersage für die nächsten Tage ist vielversprechend. Am Morgen machen wir uns auf den Weg zum nächsten Platz: An Fish Tales soll es in den nächsten 3 Tagen die erhofften Tigerhaibegegnungen geben. Mit einer Tiefe von 13 m hat das hier auch schon etwas mehr mit Tauchen zu tun, als die 7 m, die man am Tiger Beach hat. Beim Sprung ins Wasser bin ich von der klaren Sicht überrascht: Kein Vergleich mit der Milch von vorgestern. Die Sichtweiten ändern sich an Tiger Beach und Fish Tales im Laufe des Tages aber auch sehr extrem mit den Gezeiten. Die beste Sicht hat man in einem Zeitfenster von 3 Stunden um das Hochwasser herum, während des Niedrigwassers braucht man eigentlich gar nicht ins Wasser zu gehen. Zumindest nicht zum Fotografieren.

Der erste Abstieg wird jedenfalls schon mal gut, im Laufe des Tauchgangs gesellen sich 3 Tigerhaie zu den Zitronenhaien, Karibischen Riffhaien und Ammenhaien. Bei den Abstiegen 2 und 3 kommen dann Rich bzw. Connor mit runter und ködern aus der Hand. Da lassen sich dann auch die Tigerhaie nicht lumpen. Bei bis zu 7 Tigerhaien gleichzeitig ist man ständig damit beschäftigt, sich umzuschauen, ob sich einer von hinten anschleicht, denn das machen sie mit Vergnügen. Als besonders inquisitiv erweist sich dabei das kleinste Exemplar, das auch gerne schon mal Blitzarme, Ports und Kopfhauben antestet. Ein freundliches Wegschieben des Hais durch Drücken auf die Kiemen hilft, den Kollegen zum Abdrehen zu veranlassen. Die größeren Tiger sind dagegen etwas entspannter, aber auch sie sollte man immer im Blick behalten.

Die drei Tage an Fish Tales verlaufen jedenfalls sehr erfolgreich, mit jeder Menge Tiger und viel Bild- und Videomaterial im Kasten. Da stören auch die 21-22 Grad Wassertemperatur nicht, bei soviel Beschäftigung bleibt gar keine Zeit zum Frieren.

Video: "Eye of the Tiger" von Hans-Peter Endler [03:09 min]
Video: "Tiger Beach 2016" von Sascha Kunkel [04:10 min]
Video: "Waltz of the Tiger Sharks" von Hans-Peter Endler [06:10 min]

Tag 7 und 8: Bimini

In der Nacht auf Tag 7 machen wir uns auf den Weg gen Süden. 8 Stunden sind es bis Bimini, wo man seit einigen Jahren mit einer guten Zuverlässigkeit Große Hammerhaie beobachten kann. Die sind für mich der eigentliche Grund für diese Tour, denn der eine Sphyrna mokarran, den ich 2009 für fünfeinhalb Sekunden am Tiputa Pass gesehen habe, zählt nicht wirklich als Sichtung. Die ersten Besucher an der Ködertonne sind allerdings Bullenhaie, was nicht ganz so toll ist, denn wenn es zu viele Bullenhaie hat, bleiben die Hammerhaie gerne mal etwas im Hintergrund. Connor erzählt, dass es manchmal bis zum Nachmittag dauert, bis sie kommen. So lange dauert es zum Glück heute nicht, zwei Hammerhaien ist die Bullenhai-Präsenz egal, um halb 11 springen wir ins Wasser. Connor nimmt in einer extra Box ein paar Leckerlis mit runter. Mit der Nase im Sand schwimmen die Hammerhaie diese recht zielstrebig an und sind auch ziemlich gut darin, Leckerlis von Kameras oder menschlichen Extremitäten zu unterscheiden. Ab und an gibt es schon mal eine kleine Auseinandersetzung mit dem "Feeder", wenn der den Happen nicht so schnell rausrückt, wie es der Hai gerne hätte, aber es geht alles sehr gesittet ab. Im Laufe des Tages verlieren sogar die Bullenhaie ihre Scheu, kam man am Morgen kaum mal auf Fotografierdistanz heran, sind am Nachmittag auch von ihnen vernünftige Aufnahmen möglich.

Vor dem Abendessen gibt es noch ein extra Schmankerl, Nachttauchen mit Großen Hammerhaien. Am grundsätzlichen Ablauf ändert sich aber auch im Dunkeln nichts, Duftspur aufnehmen, Köderbox anschwimmen, Leckerli abholen, abdrehen. Wobei es den Haien bei all den Lichtern und Blitzen anscheinend etwas schwerer fällt, das Fresschen korrekt zu lokaliseren, der ein oder andere Blitz oder Kamera-Port wird etwas in Mitleidenschaft gezogen.

Video: "Sphyrna Mokarran - Great Hammerhead Shark" von Rainer Hinck [11:58 min]
Video: "Bimini 2016" von Sascha Kunkel [04:47 min]
Video: "Inside Hammerhead" von Hans-Peter Endler [02:36 min]

Auch am letzten Tag ändert sich nichts, es bleibt bei 2 Hammerhaien und einer Handvoll Bullenhaien, mit denen wir uns noch 4 1/2 Stunden vergnügen. Am Abend geht es zurück Richtung West Palm Beach, wo wir schneller als erwartet schon morgens um 1 Uhr einlaufen. Um 9 Uhr ist Abschied angesagt, die einen bleiben noch ein paar Tage, für manche geht's zum Bahnhof und für die Hälfte der Gruppe zum Flughafen. Für mich geht damit der zweite und vorerst letzte Bahamas-Besuch zu Ende. Es hat sich absolut gelohnt, die Haibegegnungen waren klasse und haben alle Erwartungen erfüllt. Ein weiteres Mal werde ich die Tour vermutlich aber nicht machen. Die meiste Zeit hockt man im Sand und schaut zu, wie Haie Köderboxen anschwimmen. Das ist ok und ein paarmal interessant, aber nichts, was ich unbedingt nochmal den ganzen Urlaub sehen muss. Deswegen wird es für mich in absehbarer Zeit keine Wiederholung geben.

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