Pilzinseln von Palau

Palau – Storyboard Resort Peleliu

November 2006

Palau - schon beim Anflug hat man aus dem Flugzeug einen atemberaubenden Blick auf die rund 300 Inseln, von denen gerade mal 9 bewohnt sind. Man kennt ja die einschlägigen Luftbilder vom Nationalpark "Seventy Islands": Der Ozean schimmert in allen möglichen Farben, gelb, grün, türkis, azur, hellblau, dunkelblau - alles ist dabei, je nachdem, wie tief gerade das Wasser ist und welche Bodenbeschaffenheit es hat - einfach traumhaft. Wie Pilze schießen aus diesem Meer Dutzende kleiner grüner Inseln hervor - vollständig bewachsen mit tropischem Regenwald. Traumhaft ist auch der einstündige Transfer mit dem Speedboat von der ehemaligen Hauptstadt Koror bis in den tiefen Süden zur Insel Peleliu (sprich: "Pelleluh"). Wir können uns gar nicht satt sehen an der unglaublichen Landschaft, außer Thailands Süden habe ich noch nichts Vergleichbares gesehen.

Auf Peleliu checken wir im Der Soft Coral Arch in den Rock Islands spiegelt sich im türkisblauen Wasser. Auf Palau wird man unweigerlich zum Pilz-Fan. Storyboard Beach Resort ein, an das die Basis der Peleliu Divers angeschlossen ist. Das Resort besteht aus 6 einfachen, aber sauberen Holzhütten mit je 2 Betten, eigenem Bad und kleiner Terrasse. AirCon hat es nicht, aber der Deckenventilator reicht durchaus aus, um eine Zimmertemperatur zu erzeugen, bei der man es aushalten kann. Die Holzhütten liegen direkt am Strand, der aber wegen des brackigen Wassers leider nicht zum Baden einlädt. Im Vergleich zum Manta Ray Bay Hotel, wo wir die Vorwoche verbracht haben, ist das Storyboard sicherlich "very basic". Das betrifft auch die Verpflegung, die mit den kulinarischen Köstlichkeiten, die wir auf der Mnuw gereicht bekommen haben, nicht mithalten kann. Zum Frühstück gibt es Kaffee, Tee, Toast und Marmelade und das Mittagssen wird i.d.R. in Form von Sandwiches oder Bento Food, einer asiatischen Snackbox, gereicht. Abends gibt es dafür reichhaltig und abwechslungsreich. Obwohl das Storyboard - was die Unterkunft betrifft - mit den Luxushotels in Koror nicht mithalten Buddy Hans beim Totschlagen des ersten Tages. Von ihm stammt auch ein Gutteil der Fotos, dafür an dieser Stelle mal einen herzlichen Dank! kann, so hat es neben der privaten Atmosphäre doch einen unschlagbaren Vorteil - es liegt in unmittelbarer Nähe zu den besten Tauchplätzen Palaus. Die Plätze um Peleliu selbst sind teilweise schon top und bei günstiger Tide ist man auch in 20 Minuten an der Blue Corner und springt schon ins Wasser, wenn die Boote aus Koror noch lange zu fahren haben, was ein großer Vorteil ist, da es an der blauen Ecke doch schon mal ziemlich voll werden kann. Doch dazu gleich mehr. Außer Tauchen kann man auf Peleliu absolut gar nichts machen, null Nachtleben, weiter am Arsch der Welt kann man fast nicht sein. Also Lesestoff einpacken und die Ruhe genießen!

Einstieg am "South Harbour", wo es nichts weiter gibt als einen Bootsanleger. Da man nicht gleich mit den Highlights starten soll, tauchen wir erstmal am Orange Coral Garden an der Südostspitze Pelelius ab. Ein schöner Steinkorallengarten und eine Mördermuschel, die irgendwann noch erwachsen werden will, erfreuen hier das Taucherauge, sonst gibt's nichts Außergewöhnliches. Nach einstündiger Oberflächenpause im Südhafen von Peleliu geht's an der Peleliu Wall Die unvermeidlichen Muränen hat es natürlich auch auf Palau zuhauf. zum 2. Tauchgang ins Wasser. Ein vertikaler Drop-Off führt hier runter bis ins (N)Irgendwo und wenn es Strömung hat, soll es hier auch anständig Haie geben. Heute hat es keine Strömung, so bleibt es denn bei einer einsamen Weißspitze. Nach weiteren 2 Stunden Oberflächenpause springen wir an der Südwestseite an der Orange Wall zum 3. Mal heute ins Wasser. Und siehe da - es hat Strömung. Trotzdem lassen sich nur ein paar Weißspitzen blicken, was dem Tauchplatz aber keinen Abbruch tut. Am Riff hat es ordentlich Fisch, einige Würmer kriechen herum und auch ein paar Kröten schwimmen vorbei. Der erste Tag auf Palau hat schon mal Lust auf mehr gemacht.

Ein Federstern hat sich an einer Besengorgonie festgekrallt. Mehr gibt es am zweiten Tag direkt an der Yellow Wall. Die heißt so wegen der vielen gelben Weichkorallen, die die nahezu senkrechte Riffwand bevölkern. Man schwimmt tatsächlich an einer gelben Wand vorbei. Wegen der ordentlich kachelnden Strömung hängen wir uns mit den Strömungshaken am Riff ein und beobachten das Treiben im Blauwasser, wo eine Horde Grauer Riffhaie und ein paar Weißspitzen kreuzen. Sehr schöner Tauchgang. Noch mehr Strömung hat es dann an Peleliu Express, der seinem Namen alle Ehre macht. Stärker kann es auf den Malediven auch nicht wehen. Auch hier hat es jede Menge Graue und ein paar Kröten. Den Abschluss des Tages bildet Godwins Point, wo es schöne Stein- und Fächerkorallen zu bestaunen gibt. In den Korallen tummeln sich Kleinlebewesen, wie Korallenkrabben und Einsiedlerkrebse.

Einstieg am Jellyfish Lake Einzelgänger sind im Jellyfish Lake eher selten. An Tag 3 starten wir die "Palau Highlights"-Tour. Zunächst geht es zum weltbekannten Jellyfish Lake. Dies ist einer von vielen Binnenseen in den Rock Islands, der aber unterirdische Verbindungen zum Meer hat, wodurch er mit Salzwasser versorgt wird. Die Hunderttausende von Quallen, die vor Jahrtausenden in diesem See eingeschlossen wurden, haben hier keine natürlichen Feinde, weswegen ihre Tentakel im Zuge der Evolution ihre nesselnde Wirkung verloren haben. Wir schnorcheln durch ein Meer aus Quallen, wohin man auch blickt, treiben gelblich-orange, gallertartige Körper im Wasser herum und folgen dem Lauf der Sonne. Wer es also nicht so mit Glibberzeug hat, bleibt einfach im Schatten. Nach diesem einmaligen Erlebnis machen wir einen kurzen Schnorchelstopp am Giant Clam Beach, wo Dutzende Riesenmuscheln Schale an Schale im Sand liegen, wahre Giganten sind dabei. Auch sowas habe ich vorher noch nirgends gesehen, eine einzelne Riesenmuschel, klar, aber in so geballter Form treten sie wohl nur äußerst Bei Niedrigwasser kann man in der Lagune auch durchaus mal einen Fußmarsch einlegen. selten auf. Nach diesem "anstrengenden" Vormittag brauchen wir erstmal eine kleine Mittagspause und erholen uns am Long Beach von den Schnorchel-"Strapazen". Der Blick von hier auf die Inselwelt Palaus ist mal wieder gigantisch mit den schneeweißen Stränden, dem türkisblauen Wasser und den grünen Pilzinseln. Wir können uns gar nicht sattsehen, aber schließlich wartet ja noch DAS Highlight Palaus auf uns: Am frühen Nachmittag hüpfen wir endlich an der Blue Corner, Palaus bekanntestem Tauchplatz, ins Wasser, der mit Sicherheit zu den 10 weltbesten Plätzen gehört. Zuerst ist nicht viel zu sehen, hübsche senkrechte Steilwand im tiefblauen Meer, 40 m Sicht, aber keine Strömung und nicht so arg viel Fisch. Dann nimmt auf einmal die Strömung zu und auf Kommando unseres Guides Gefleckte Korallenwächter (Cirrhitichthys oxycephalus) hat es auf Schritt und Tritt. haken wir uns mit den Strömungshaken in 12 m Tiefe an der Riffkante ein. Was dann folgt, ist Kino. Zig Graue Riffhaie stehen in der Strömung und fliegen förmlich ohne einen einzigen Flossenschlag durchs Wasser. Sie zeigen wenig Scheu und schwimmen uns teilweise einen Meter an der Maske vorbei. Dasselbe gilt für die Weißspitzen, die man ständig aus dem Weg scheuchen muss, um freien Blick auf die Grauen zu haben. Während wir so Fernsehen gucken und die Strömung an unseren Jackets zerrt, kommt von rechts ein Adlerrochen ins Bild und fliegt schön sachte mit leichtem Flossenschlag 3 m vor uns vorbei. Schräg unter uns an der Riffwand steht ein riesiger Schwarm Großaugen-Stachelmakrelen, unter die sich ein paar Dickkopf-Stachelmakrelen gemischt haben. Einige Graue Ein junger... ...und ein alter Napoleon. Man sieht sie in Palau fast bei jedem Tauchgang. schwimmen geradewegs durch den Schwarm hindurch, was einige der Makrelen dazu veranlasst, ihnen zu folgen und auf dem Rücken herumzupicken, was sich die Haie ohne Murren Gefallen lassen. Stachelmakrelen, die sich als Putzerfische betätigen, sind mir bisher auch noch nicht untergekommen. Auf einmal ertönt das Hupen eines Hammerheads und ich denke schon, welcher Idiot macht da so'n Lärm und verscheucht die ganzen Fische? Es ist unser Guide, aber mit Verscheuchen ist es nichts. Im Gegenteil, die Stachelmakrelen kommen auf einmal die Riffwand hoch und steuern wie dressiert auf die Herkunft des Geräusches zu, auf einmal baut sich eine riesige Wand aus silbrigen Fischleibern vor uns auf. Unfassbar! Die 2-3 Napoleons, die ständig um uns rumkreuzen, interessiert das alles nicht, sie ziehen gelangweilt ihre Bahnen. Ebensowenig lässt sich der mächtige Schnapperschwarm, bestehend aus Man beachte die Bissspuren auf dem Rücken dieses Grauen Riffhais. Entweder stammen die von einer Attacke eines anderen Hais oder aber vom Liebesspiel, bei dem es bei den Grauen heftig zur Sache geht und sie sich teilweise arg zerfleddern. Gelbaugen- und Schwarzweißschnappern, nicht von unserer Anwesenheit beeindrucken. Als die Luft sich dann langsam dem Ende neigt, haken wir unsere Strömungshaken aus und fegen im Tiefflug übers Riff. Am Boden sehe ich eine Grüne Kröte, die so groß ist, dass sich drei Schiffshalter an ihr festgesaugt haben. Als ich wieder hochschaue, jagen wir auch schon mitten durch einen großen Schwarm Jello-Barrakudas. Zwei andere Barrakudaarten hausen ebenfalls noch am Riff, ein Schwarm Forsters Barrakudas und ein Schwarm Gelbschwanz-Barrakudas. Wir wollen gerade endlich unseren Sicherheitsstopp machen, als auf dem Riffdach eine Armee Büffelkopf-Papageifische vorbeizieht. Also nochmal die Kamera ausgepackt und hinterher. Anschließend können wir endlich diesen Wahnsinnstauchgang beenden. Mir geht durch den Kopf, dass ich hier fischtechnisch in den letzten 60 Minuten mehr gesehen habe, als in 50 Tauchgängen im Roten Meer, wo schon ein Napoleon alleine ein Highlight ist. Warum soll ich eigentlich nochmal irgendwoanders hinfahren?

Bevor ich allzu lange drüber nachdenken kann, springen wir schon am nächsten Highlight Palaus ins Wasser, dem German Channel. Am Ausgang dieses Kanals Richtung offenes Meer befindet sich eine Manta-Putzerstation, an der sich die Mantas bei günstigen Bedingungen sammeln. Die Bedingungen sind nicht so schlecht, aber erstmal lassen sich keine Mantas sehen. Dafür hat es ansonsten Schwarmfisch en masse, während Langflossen-Fledermausfisch (Platax teira) an der "Blue Corner" des ganzen Tauchgangs begleitet uns ein großer Schwarm Schnapper und Straßenkehrer auf unserem Weg gegen die leichte Strömung. Ständig tauchen Weißspitzen und Graue Riffhaie auf und verschwinden dann wieder in der hier ziemlich milchigen Ein Halsband-Anemonenfisch (Amphiprion perideraion) prüft die Lage vor seiner Wohnung. Suppe bei 10 m Sichtweite. Kurz vor Ende passiert es dann, frontal kommen mit Kasalla 3 Mantas auf uns zu und drehen vor uns ab. Zwei von ihnen wagen noch ein Tänzchen und drehen einen Salto, bevor sie sich auf Nimmerwiedersehen verabschieden, sodass es eine sehr kurze Begegnung bleibt. Dies tut der Freude über einen unvergleichlichen Tag auf Palau aber keinen Abbruch.

Video: Blue Corner [05:16 Min.]

Eine Prachtschwertgrundel (Nemateleotris magnifica) bewacht ihre Höhle. Überall im Riff hat es unterschiedlichst gefärbte Muscheln. Nachdem wir am Tag zuvor erst nachmittags an der Blue Corner waren, als die Boote aus Koror schon wieder auf der Heimfahrt waren, versuchen wir es heute direkt am Morgen, bevor sie ankommen. Um 8.30 Uhr springen wir bereits ins Wasser und haben die blaue Ecke tatsächlich alleine ganz für uns. Soviel Action wie gestern hat es heute nicht, aber selbstverständlich sind auch heute die Grauen und die Weißspitzen wieder da, diverse Barrakudaschwärme und die Horde von Stachelmakrelen. Anschließend geht es am etwas südlich der Ecke gelegenen New Drop-Off zum zweiten Mal heute ins Wasser. Auch hier fällt die Riffwand senkrecht in unerreichbare Sporttauchtiefen ab. "The usual sharks", notiere ich später in mein Logbuch, man gewöhnt sich viel zu schnell an die Unterwassersehenswürdigkeiten. Auch hier hat es zudem große Schnapperschwärme, Napoleons, Barrakudas und Kröten. Eher korallenlastig ist unser letzter Tauchgang für heute am Ngedebus Coral Garden - hübsche Hartkorallen, so weit das Auge reicht. Kein Platz für Großfisch, hier sieht man den bunten Querschnitt des üblichen kleineren Rifflebens: Falterfische, Kaiserfische, Doktorfische mit und ohne Nase, Drücker, Wimpel- und Halfterfische, Eidechsenfische, Büschel- und andere Barsche, Süßlippen, Anemonenfische, Papageifische, Flötenfische, Grundeln, Kröten, Langusten bis hin zu wunderbar farbenprächtigen Muscheln. Am besten gefallen hier hat mir aber ein hübsch gefärbter Krokodilsfisch mit einer Musterung, wie ich sie vorher noch bei keinem Krokodil gesehen habe. Schöner Platz für einen entspannten Tauchgang.

Einstieg an den "Blue Holes" Wenig entspannt wache ich am nächsten Morgen auf, das rechte Ohr ist dick und entzündet. Nichtsdestotrotz fahre ich mit raus zu den Blue Holes, die etwas nördlich der Blue Corner liegen. Bei den blauen Löchern handelt es sich um 4 kleine Tunnel im Riffdach, die senkrecht nach unten bis in eine in 25 m Tiefe gelegene Kammer führen, die zum Blauwasser hin offen ist. In der Kammer selbst gibt es nicht viel zu entdecken, aber der Blick nach oben, wo die einfallenden Sonnenstrahlen hübsche Lichtspiele im Wasser veranstalten ist auch nicht zu verachten. Nach Verlassen der Kammer tauchen wir entlang der Riffwand Richtung Blue Corner, wo schon 20 Graue Riffhaie auf uns warten. Dazu mal wieder Barrakudas, Napoleons und Büffelköpfe, genial, wie immer. 90 Minuten später folgt dann der Abstieg am Big Drop-Off, eine weitere senkrechte Wand, an der es sich auch wunderbar schnorcheln lässt. Die Wand ist toll bewachsen mit Unmengen Weichkorallen und Gorgonien, in denen man den ein oder anderen Büschelbarsch finden kann. Rote Variante eines Knoten-Seefächers Ein noch nicht ganz so riesiger Riesen-Seefächer Am Riff räkeln sich einige Anemonen­fische in ihren Anemonen (wo sonst), während draußen ein Grauer Riffhai vorbeizieht. Nach 45 Minuten beende ich den Spaß, weil die Schmerzen im Ohr zu stark werden, sodass ich schon befürchte, mindestens einen Tag Tauchpause einlegen zu müssen, was mir angesichts dieses Weltklasse-Tauchens hier nun gar nicht passt. Dank eines eher fragwürdigen Drogencocktails der hilfsbereiten Mitreisenden (Antibiotika plus Entzündungshemmer plus Ohrentropfen), den ich sofort nach unserer Rückkehr zur Basis mehrfach einschmeiße, sind die Schmerzen jedoch noch am selben Abend weg und die Entzündung deutlich zurückgegangen. Ich beschließe, zukünftig nie wieder ohne Ohrendrogen in Tauchurlaub zu fahren, das hätte hier sehr ärgerlich enden können.

Ein Haarstern belagert eine - ironischerweise weiße - Schwarze Koralle (Cirripathes spiralis), die sich waagerecht von der Riffwand windet. Am nächsten Tag vergnügen wir uns zur Abwechslung mal wieder an den Tauchplätzen, die Peleliu selbst zu bieten hat und springen am Peleliu Cut ins Wasser. Godwin, der Besitzer des Storyboards, meinte, wenn wir mal so richtig Strömung haben wollen, müssen wir hier ins Wasser. Unglücklicherweise hat es hier heute maximal soviel Strömung wie in einer Sitzbadewanne. Von daher ziehen sich die ersten 20 Minuten an der (natürlich) senkrechten Steilwand doch eher schleppend dahin, da auch auf dem Riffdach von Korallenbewuchs nicht allzu viel zu erkennen ist. Nach 20 Minuten gibt es dann aber etwas Action an der Wand, 6 Graue Riffhaie erscheinen auf der Bildfläche, dazu ein Napoleon und große Schulen von Schnappern und Langnasendoktorfischen. Nach 40 Minuten Tauchzeit ist dann der Spaß aber wieder vorbei, wir erreichen den Peleliu Tip, die südlichste Spitze der Insel, und werden von einer entgegenkommenden Strömung dort festgehalten, sodass wir die restlichen 20 Minuten mehr oder weniger im Blauwasser rumdümpeln, ohne dass Sonnenuntergang über'm Pazifik Die größte Gefahr während eines Tauchurlaubs auf Palau ist es, durch eine herabfallende Kokosnuss erschlagen zu werden. Nein, dies ist kein Scherz. sich noch etwas Entscheidendes tut. Die böse Strömung kam aus Richtung Peleliu Express, wo wir es 90 Minuten später dann mit ihr versuchen. Das Riffdach ist hier deutlich schöner bewachsen als am Cut. Süßlippen stehen in Schulen auf dem Riffdach, ein paar Kröten nehmen Reißaus vor meiner Kamera und im Blauwasser toben sich mal wieder ein paar Graue aus. Wir sind schon auf dem Weg zum Sicherheitsstopp, als in 20 m Tiefe zwei Gepunktete Adlerrochen vorbeiziehen. Also nochmal runter, um einen besseren Blick zu erhaschen, bevor wir auch diesen Tauchgang zufrieden beenden. Am letzten Platz für heute ist mal wieder Entspannung angesagt, an der Amber Beach Wall, ganz im Nordwesten Pelelius, gibt es fast ausschließlich Kleinzeug zu begucken. Davon aber reichlich und auch die Korallen sind von anständiger Qualität. Netter Platz zum Tagesausklang.

Einstieg ins "Virgin Blue Hole" Unser vorletzter Tauchtag beginnt am Virgin Blue Hole. Wie an den Blue Holes führt ein Loch im Riffdach in eine Kammer in knapp 30 m Tiefe. Auch in dieser Kammer gibt es nicht viel zu sehen, aber die von oben einfallenden Sonnenstrahlen, die ihr Lichtspiel ins Wasser und auf die Felswände zaubern, bieten schon Atmosphäre genug. Um die Kammer zu verlassen, muss man einen etwa 20 m langen Tunnel durchtauchen, der in 35 m Tiefe am Außenriff endet. Der Tunnel ist recht breit und problemlos zu durchtauchen, Lampe kann und sollte man sich sparen, um den Kontrast, den der schwarze Tunnel mit dem Tiefblau des offenen Ozeans bildet, so richtig genießen zu können. Nach Verlassen des Tunnels folgen wir der Riffwand Richtung Süden. Ein Schwarm Langflossen-Fledermausfische erscheint und scheint uns relativ schnell liebgewonnen zu haben. Nachdem wir einige Fotos von dem Schwarm geschossen haben, Schwarm Schwarzweiß-Schnapper (Macolor niger) werden wir ihn nämlich nicht wieder los. Die Fledermäuse folgen uns bis zum Sicherheitsstopp und einzelne Mäuse lassen sich sogar dazu hinreißen, uns vorsichtig in die Flossen zu beißen. Dieses Verhalten hab ich auch noch nie irgendwo sonst erlebt, die meisten anderen Fledermausarten sind doch eher scheue Zeitgenossen und gehen Tauchern lieber aus dem Weg.

Nach einer entspannten Oberflächenpause auf dem Boot geht es 90 Minuten später an der Turtle Cove zum zweiten Mal heute ins Wasser. Beim Einstieg begrüßt uns gleich eine Handvoll Schnapper. Dann geht es immer an der Wand entlang, die hier mal wieder wunderbar ist. Sie geht senkrecht runter bis auf 100 m und ist toll bewachsen mit Weichkorallen und Gorgonien. Bis auf die Schnapper zu Beginn nimmt sich der Fisch jedoch erstmal eine Auszeit, bis wir nach 30 Minuten Tauchzeit auf einmal umzingelt sind von allem, was sich halt so in Schwärmen zusammenrottet: Schnapper, Stachelmakrelen, Rotzahndrücker, Langnasendoktoren, Kaiserfische, und, und, und. "Cool Bananas", notiere ich in mein Logbuch. Die anschließende Oberflächenpause verbringen wir zur Abwechslung an einem genialen Sandstrand statt auf dem Boot, was uns mal wieder Gelegenheit gibt, auch die - falls ich es noch nicht erwähnt habe - einzigartige Natur über Wasser zu bestaunen. Beim Spaziergang am Strand lässt sich auch das ein oder andere Kleinvieh entdecken.

Zum Ausklang des Tages wollen wir dann in der ideal stehenden Nachmittagssonne den Korallengarten am German Channel genießen. Mit Korallen ist es aber erstmal nichts, wir haben Pech und springen vom Boot geradewegs auf 2 Mantas, die gerade Körperpflegestunde haben. Also hängen wir erstmal 10 Minuten mit den Mantas ab, bevor wir den Korallengarten durchstreifen. Und der hat es wirklich in sich, ein wunderschöner Garten mit zig verschiedenen Arten von Steinkorallen und Anemonen, immer mal wieder unterbrochen von ein paar schneeweißen Sandflächen, die in der Nachmittagssonne erstrahlen, dazu 1, 2, 3, ganz viele Riesenmuscheln in den unterschiedlichsten Musterungen und Färbungen. Das Tolle an diesem Korallengarten ist seine Vielfältigkeit und sein Abwechslungsreichtum, der zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen lässt, auch wenn es hier nicht so arg viel Fisch hat.

Am nächsten Morgen müssen wir voller Trauer feststellen, dass unser letzter Tauchtag angebrochen ist. Um es nochmal richtig krachen zu lassen, soll es daher heute zum Abschluss noch 2x die Blue Corner geben. Wir sind wieder die ersten am Platz, nur ein Safariboot war noch früher da. Wir beginnen unseren Tauchgang bei null Strömung etwas tiefer und gehen bis auf gut 50 m. Godwin hat uns erzählt, dass es hier durchaus auch Hammer-, Tiger- und Bullenhaie hat, an der Peleliu Corner habe er schon das ein oder andere Mal welche gesehen - aber eben Ein ziemlicher gräulicher Grauer Riffhai nicht oberhalb von 40 m. Heute ist auch unterhalb dieser Marke nur Blauwasser zu sehen, also sparen wir uns unsere Luft lieber für die oberen Regionen und brechen nach 3 Minuten unsere Suche ab. Wir steigen auf 15 m Tiefe auf und ich drehe mich nach ein paar Grauen Riffhaien um, die im Blauwasser ihre Bahnen ziehen. Als ich nach unten schaue, sehe ich auf einmal das Riffdach unter mir vorbeifliegen. Unbemerkt hat uns die Strömung erwischt, als wir gerade den Blick ins Blaue gerichtet hatten. Also runter aufs Dach und rein mit dem Stömungshaken in die nächste Ritze. Leider bin ich 10 m von der Riffkante entfernt gelandet, von hier kann ich absolut gar nichts sehen. Also Bauch eingezogen und mit den Händen vorwärts zur Kante gezogen, ohne dabei was kaputtzumachen, was angesichts dieser Im Gegensatz zu den meisten anderen Doktorfischen ist der Gelbklingen-Nasendoktor stolzer Besitzer einer Doppelklinge an seinem Schwanzflossenansatz. Fatzenströmung wirklich Schwerstarbeit ist. Als ich endlich in guter Position am Riff hänge, frage ich mich, ob mein Jacket das wohl aushält, die Strömung reißt und zerrt dermaßen an mir, das ich Angst habe, der D-Ring, an dem ich den Karabiner für den Strömungshaken festgemacht habe, wird gleich samt Naht aus dem Jacket gerissen. Dass die Angst nicht ganz unbegründet ist, erfahre ich nach dem Tauchgang, einem Mittaucher ist genau dies tatsächlich passiert. 20 Minuten lang hat er sich mit beiden Händen an den Felsen festgekrallt, um nicht weggeweht zu werden. Es werden noch Helden geboren! Die Mühe lohnt sich aber auch heute wieder, wir werden wieder mit etlichen Grauen Riffhaien, Weißspitzen, Napoleons, Kröten, Schwärmen von Stachelmakrelen und Schnappern und Barrakudas belohnt. "The usual brilliant stuff" eben an der Blue Corner.

Ein paar freundlich gesinnte Blaustreifenschnapper Brilliant geht es während der Oberflächenpause weiter, ein Rudel Delfine treibt sich um unser Boot herum. Leider sind die Palau-Delfine jedoch äußerst scheu, sobald Menschen ins Wasser steigen - und sei es noch so bedächtig - hauen sie ab. So wird es denn nichts mit dem Delfinschnorcheln. Mit dem 2. Tauchgang an der Blue Corner wird es auch nichts, es ist jetzt 10 Uhr morgens und anscheinend haben sich inzwischen alle Tagesboote aus Koror versammelt, 12 Boote zähle ich, ein Hauch von Ägypten kommt auf. Das ist halt der Nachteil an diesem Tauchplatz, er ist sowas von genial, dass alle hierher wollen, also muss man früh da sein, wenn man kein Rudeltauchen haben will. Wir wollen kein Rudeltauchen und beschließen, unseren Palau-Finaltauchgang nach Süden zum New Drop-Off zu verlagern. Auch hier erwarten uns einige Graue Riffhaie und ein paar einzelgängerische Große Barrakudas im Blauwasser. Auf dem Riffdach tobt auch hier das Leben, Büffelkopf-Papageien, Barrakudaschwärme, jede Menge Schnapper, Zackenbarsche und alles, was man sich so an Rifffisch vorstellen kann. Ein würdiger Abschluss eines fantastischen Tauchurlaubs.

Peleliu ist mit tropischem Regenwald bewachsen. Ausgedienter Panzer im Dschungel Pelelius Unser Transfer am nächsten Tag ist erst für 15 Uhr angesetzt, sodass es gilt, noch einen halben Tag auf Peleliu totzuschlagen. Totgeschlagen respektive -geschossen haben sich hier vor gut 60 Jahren auch die Amis und die Japaner. Peleliu war Schauplatz einer der blutigsten Schlachten des 2. Weltkriegs. Die Japaner hatten sich hier in unterirdischen Tunnels verschanzt, während die Amerikaner versuchten, im Rahmen ihres Island Hoppings die Insel einzunehmen. Ich beschließe, die verbleibende Zeit und die angenehmen 35 Grad Außentemperatur zu nutzen, um mir per pedes die Relikte des 2. Weltkriegs anzuschauen. Die Landepiste, die die Amerikaner hier angelegt haben, ist in einem bemitleidenswerten Zustand. Allerdings überrascht mich die Anwesenheit zweier Planierraupen, die versuchen, die Pistenoberfläche in einen Zustand zu bmringen, der auch von Fahrzeugen ohne Allradantrieb gemeistert werden kann. Hier soll doch wohl nicht ein internationaler Flughafen entstehen? Das wäre dem relaxeden Flair Pelelius sicher nicht zuträglich. Am Wegesrand parken ein paar Panzer, von denen die Natur inzwischen wieder Besitz ergriffen hat. Ich erreiche eine Flakstellung, an der es eins der angesprochenen Tunnelsysteme gibt. Da ich jedoch keine Lampe dabei habe, wage ich mich nur ein paar Meter in den Tunnel hinein, schon nach wenigen Metern kann man die Hand nicht mehr vor den Augen sehen. Während des Rückmarsches über die Dschungelstraße passiere ich noch den Feierabend Autofriedhof, der hier wohl eher inoffziell entstanden ist. Nett finde ich dagegen, dass hier Bananen wild am Straßenrand wachsen. Aufgrund mangelnden Reifegrades wird es jedoch nichts mit dem Snack für den kleinen Hunger zwischendurch. Nach 3 Stunden bin ich zurück im Resort und schon bald geht es per Speedboat zurück nach Koror. 25 Stunden später betrete ich wieder deutschen Boden und der vielleicht beste Tauchurlaub, seit ich mich vor 9 Jahren in Australien das erste Mal unter Wasser geschmissen habe, geht zu Ende.

Fazit: Was soll ich noch groß sagen, Palau ist einfach ein Muss für Großfischfans. Wir hatten nicht einen Tauchgang hier, bei dem wir nicht mindestens einen Hai gesehen haben. Möchte man bunte Korallen sehen, ist man in Ägypten sicherlich genauso gut oder sogar etwas besser dran, aber der Fischreichtum in Palaus Gewässern ist unvergleichlich. Ähnliches habe ich bisher nur auf Sipadan erlebt, aber sonst? Wenn man das nötige Kleingeld hat, sollte man die sicherlich etwas mühevolle Anreise auf keinen Fall scheuen.

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