Das Daedalus-Riff, im Arabischen "Abu Kizan" genannt, liegt etwa 100 km östlich von Marsa Alam mitten im Roten Meer, inmitten einer viel befahrenen Schiffahrtsroute. Das Riff ist etwa 450 m lang und 100 m breit. Die gesamte Grundfläche des Inselchen wird von einem uralten Leuchtturm vereinnahmt, der aussieht, als hätte man ihn von den Brothers hierher gebeamt. Die exponierte Lage mit Meerestiefen bis 500 m in naher Umgebung und die normalerweise starke Strömung machen es zum idealen Ort für Begegnungen mit Großfischen.
Stand November 2018 habe ich Daedalus 3x besucht, zum ersten Mal im September 2001, zum letzten Mal im September 2018. Das Riff selbst hat sich in diesen Jahren nicht viel verändert. Was die Großfische angeht, ist es wie immer: mal hat man Glück, mal hat man Pech. Grob kann man an Daedalus vier Plätze unterscheiden:
Bei all unseren Besuchen sind wir am Morgen zunächst an der Nordspitze gesprungen, weil dies der bevorzugte Aufenthaltsort der Hammerhaie ist. Dies ist auch schon seine einzige Kernkompetenz. Sind die Haie da, folgt man ihnen natürlich, ansonsten geht es danach dort hin, wo am meistens Licht ist, siehe unten.
Nach meinem Dafürhalten gibt es eigentlich nur einen Grund, warum man überhaupt auf der Ostseite taucht: Morgens hat man hier im Gegensatz zur Westseite Licht. Das hilft nur leider nicht viel, wenn dieses Licht ein größtenteils harmloses Riff bescheint. Die Korallen sind hier ziemlich mau und auch fischtechnisch war hier bei all meinen Besuchen tote Hose. Meiner Meinung nach kann man sich die Ostseite schenken.
Die Westseite ist das genaue Gegenteil. Hier findet man einen eindrucksvollen, senkrecht abfallenden Drop-Off, der mit tollen Weich- und Steinkorallen bewachsen ist. Am Platz Anemone City hat es ein riesiges Anemonenfeld, dass sich über den kompletten Drop-Off erstreckt und das Zuhause zahlloser Clownfische ist. Auch in Sachen Fisch schlägt die Ostseite sein Gegenüber um Längen, sowohl, was das Gewusel im Riff angeht als auch, was die sich lieber im Blauwasser aufhaltenden Arten betrifft, wie Barrakudas, Stachelmakrelen und natürlich die Freunde mit den dreieckigen Flossen. Die Westseite ist mein Favorit am Daedalus.
Ein Vabanque-Spiel ist das Südplateau, das sich an der Südspitze des Riffs in einer Tiefe zwischen 20 und 30 m befindet, bevor die Wand senkrecht in unerreichbare Tiefen abfällt. Ich hatte hier sowohl total trostlose Tauchgänge ohne eine einzige Fischseele als auch total kurzweilige Tauchgänge mit Fisch en masse an den Putzerstationen und zutraulichen Napoleons, die sich zwischen all dem Gerümpel, was auf dem Plateau herumliegt, häuslich eingerichtet haben. Das Südplateau ist eine Wundertüte.
Daedalus ist sicher immer eine Reise wert, vor allem die Westseite lohnt sich, während die Ostseite nichts Besonderes bietet. Müsste ich zwischen Brothers und Daedalus wählen, würde ich mich aber immer für die Brothers entscheiden.
Hier findet ihr die Berichte zu allen Touren, bei denen ich Daedalus angesteuert habe: