Das englische Dampfschiff Dunraven war auf dem Weg von Bombay nach Liverpool, als es in den frühen Morgenstunden des 25. April 1876 am Sha'ab Mahmud auf Grund lief. Mehrere Stunden konnte sie sich noch halten, bevor sie vom Riff rutschte und in einer Tiefe von 30 m sank.
Die Dunraven liegt fast vollständig kieloben auf dem Meeresgrund. Unser Tauchgang beginnt kurz hinter dem Bug, der mit 16 m die flachste Stelle des Tauchgangs darstellt. Entlang des Kiels geht es Richtung Heck und damit immer weiter abwärts. Der Rumpf zeigt einigen Korallenbewuchs, spektakulär ist er aber nicht gerade, bedenkt man, dass das Schiff immerhin schon 125 Jahre da unten liegt. Wir erreichen das Ruder und die Schraube, die noch ziemlich gut erhalten ist, bis auf das eine Schraubenblatt, das fehlt. Von hier geht's steil abwärts bis auf 30 m Tiefe, die tiefste Stelle des Dives. Nicht weit vom Heck entfernt, findet man auf der Steuerbordseite ein großes Loch, durch das man in das Wrack hineintauchen kann. Man findet sich unmittelbar vor den beiden riesigen Dampfkesseln wieder, die einem förmlich den Weg versperren. An der Steuerbordseite kommt man aber bequem durch, weswegen wir uns selbstverständlich für die Backbordseite entscheiden. Bisschen eng hier, aber mit ein wenig Drücken und Schieben klappt das schon. Ein wenig Umgucken lohnt sich hier, überall verlaufen Rohre mit daranhängenden Ventilen und am Rumpf, der jetzt die Decke ist, kann man den Schraubenkanal erkennen. Hat man die Dampfkessel passiert, lohnt sich ein Blick zurück. Wenn man Glück hält, fällt das Sonnenlicht durch das Loch, durch das man gerade hereingekommen ist und beschert einem ein paar nette Lichteffekte. Wenn man ganz viel Glück hat, hat man dazu noch einen Schwarm Glasfische, der vor der Öffnung sein Unwesen treibt. Wenn man Pech hat, hat man keins von beiden. Wir hatten Pech. Überhaupt muss man sagen, dass im Wrack selbst außer Trümmern und dem ein oder anderen (Rotfeuer)Fisch nicht viel zu sehen ist. Trophäenjäger haben die meisten Utensilien dummerweise schon in ihre heimischen Wohnzimmer verfrachtet und auch Fischiges lässt sich nicht blicken. Das kann natürlich auch daran liegen, dass wenige Minuten vor meinem Buddy und mir schon eine Horde von zehn Tauchern im gemeinschaftlichen Tiefflug durch das Schiff gejagt ist. Dieses Problem hat man im Roten Meer ja inzwischen an allen Tauchplätzen, die von Tagesbooten angefahren werden können. Wir schwimmen jedenfalls gemächlich weiter Richtung Bug und tauchen in die kleinsten, dunklen Winkel, ohne jedoch etwas extrem Spannendes entdecken zu können. Kurz vor der Bugsektion verlassen wir das Wrack durch eine weitere Öffnung und schauen uns nochmal auf dem Rumpf um, bevor wir in höhere Regionen auftauchen und an dem parallel zum Wrack verlaufenden Riff noch eine halbe Stunde austauchen. Hier hat es noch ein paar nette Korallen, insbesondere die gallegrünen Salatkorallen finde ich äußerst kleidsam. Selbstverständlich schaut auch noch ein fetter Napoleon vorbei, der gehört im Roten Meer offenbar zum Standardrepertoire.
Fazit: Für Leute, die nur mal ein bisschen Wrack schnuppern wollen, ist die Dunraven sicher ein geeignetes Zielobjekt. Mich hat sie eher enttäuscht, nach den Berichten, die ich vorher über sie gelesen hatte. Man soll halt nie mit zu hohen Erwartungen ins Wasser gehen. Von den Wracks, die ich im Roten Meer betaucht hab, könnte ich auf die Dunraven am ehesten verzichten.