September 2018
Was ist bloß aus dem guten, alten Hurghada geworden? Ich bin etwas entsetzt, als der Condor-Flieger, der mich auch schon in jeder Hinsicht positiv überrascht hat, an einem Finger des neu eingeweihten Terminals zum Stehen kommt. Kein Busfahren, kein Chaos in einer hoffnungslos überfüllten Ankunftshalle – nach 10 Minuten sind wir durch die Passkontrolle und weitere 15 Minuten später stehen wir samt Gepäck im Freien. Dort wartet kein Rudel aufdringlicher "Gepäckträger" mehr, die für das Berühren des Koffers mit dem kleinen Finger laut nach Bakschisch schreien. Es wartet nur der Fahrer des von Bluewater Safaris organisierten Transferbusses, der uns in unter drei Stunden nach Port Ghalib kutschiert. Man kann sich echt auf nichts mehr verlassen, nicht mal mehr auf das beinahe schon lieb gewonnen Chaos bei der Ankunft in Ägypten.
Um 19:30 Uhr checken wir auf der "Quick Shadow" ein, wo uns Carmen begrüßt, die auch schon vor 1 1/2 Jahren eine der Guides auf der etwas unglücklich gelaufenen Tauchsafari zu den Brothers war. Den damals erhaltenen Gutschein lösen wir bei dieser Tour ein. Neben Carmen komplettiert Simone das Schweizer Frauen-Power-Guide-Team. Nachdem gegen 21 Uhr endlich die letzten Gäste eintreffen, können wir uns beim Abendessen schon mal davon verabschieden, nach dieser Tour auch mit nur einem Gramm weniger nach Hause zu kommen. Was Chef Mohamed in seiner Küche zaubert, mundet auch dem verwöhnten Gaumen. Um es vorwegzunehmen: Das wird auch den Rest der Tour so bleiben.
Die Hafenbehörden lassen auf sich warten und tauchen mit eineinhalb Stunden Verspätung zum Prüfen der Papiere auf der "Quick Shadow" auf — Gott sei Dank, das hätte mein Ägypten-Bild jetzt sonst komplett zerstört. Nachdem die Formalitäten erledigt sind, geht es bei starkem Wind und ziemlichem Wellengang gen Süden. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist nicht sehr vielversprechend, es soll weiterhin kräftig blasen. Erst am Sonntagabend ist mit einem Abflauen des Windes zu rechnen, pünktlich zur geplanten Überfahrt Richtung Daedalus-Riff.
Die negativen Auswirkungen des Wetters bekommen wir an unserem ersten Tauchplatz, Marsa Shouna, gleich zu spüren. Die weitläufige Bucht befindet sich ca. 45 Minuten südlich von Port Ghalib. Der Meeresboden fällt von einer Wassertiefe von 3 m langsam bis auf 25 m ab und besteht teils aus Seegraswiese, in der sich auch ab und zu ein Dugong tummeln soll, und teils aus Sand. Und der hat sich bei der Welle so richtig schön im Wasser verteilt und vernebelt uns die Sicht. Deswegen sparen wir uns die Suche nach dem Dugong und tauchen lieber in tieferen Gewässern entlang der Riffkante. So gehen wir auch den Tauchern der 10 anderen Boote, die in der Bucht ankern, aus dem Weg. Bis auf einen etwas scheuen Occi, der nicht wirklich zum Spielen aufgelegt ist, und einer Wassertemperatur von 30 Grad an der Oberfläche und 29 Grad in 36 m Tiefe, gibt es aber nichts Nennenswertes zu vermelden.
Die hohen Wassertemperaturen sind natürlich ein Riesenproblem. Zwar kann ich wieder mal schön
in Badebux und
Zwei Stunden weiter südlich geht es an der Nordseite von Abu Dabbab III zum 2. Mal ins Wasser. An Abu Dabbab habe ich ja keine guten Erinnerungen. Der dort vor 17 Jahren auf der Süd-Tour vollgeschissene Neo hat sich nicht gerade positiv ins Gedächtnis gebrannt und auch das Riff fand ich relativ katastrophal. Allerdings war es dunkel und ich weiß nicht, um welches der sieben Riffe es sich damals gehandelt hat. Nr. 3 ist jedenfalls ziemlich gut; der Norden und Osten wartet mit einer tollen Steinkorallenlandschaft und vielen schön bewachsenen Ergs auf. Eine Kröte und ein Hauch von Schwarmfisch runden den prima Tauchgang bei fantastischen Sichtweiten ab: ziemliches Kontrastprogramm zu Marsa Shouna.
Damit ist unser Tagwerk auch schon erfüllt, wegen der verspäteten Abfahrt reicht es nicht für einen 3. Tauchgang. Von daher können wir uns verfrüht dem Deko-Bier auf dem gemütlichen Oberdeck widmen, während Käpt'n Shazly die 8 Stunden bis zu den Fury Shoals unter den Kiel nimmt.
Mitten in der Nacht kommen wir am riesigen Sataya-Riff, unserem ersten Stop im Fury Shoal-Riffsystem, an und machen auf der geschützten Südseite an der Mooring fest. Bei Sonnenaufgang bekommen wir die positiven Auswirkungen des Wetters zu spüren: Wir sind das einzige Boot, kein anderes Safariboot und keine andere Taucherseele weit und breit! Auch im Laufe des Tages wagt kein Tagesboot bei der Welle die zweistündige Überfahrt von der Küste, sodass wir das äußerst beliebte Riff den ganzen Tag für uns alleine haben – mitten in der Hauptsaison!
Die Äuglein sind noch etwas klein beim Briefing morgens um 6:30 Uhr. Nur Simones Satz "Ihr werdet euch beim Betrachten des Riffs vielleicht fragen, warum wir euch hier ins Wasser schmeißen", lässt aufhorchen. 20 Minuten später muss ich kurz nach dem Sprung auf der Nordostseite sagen: "Ja, genau, ernsthaft jetzt!?" Das über 3 km lange Riff fällt hier fast senkrecht in Tiefen über 100 m ab und ist erstmal totaler Bruch. Der Blick ins Blauwasser offenbart zwar fantastische Sicht, aber 50 m Leere ist halt auch nur Leere. Die leichte Strömung drückt uns gen Westen und nach einer halben Stunde Tauchzeit wird das Riff im 1)
oberen Bereich zwischen 0 und 15 m Tiefe tatsächlich, wie von Simone angekündigt, deutlich fotogener. Im Blauwasser tauchen dann immerhin noch ein paar Barrakudas auf, sodass die 2. Tauchhälfte positiv im Logbuch vermerkt wird. Insgesamt war das aber doch etwas dünn. Immerhin gestaltet sich die Rückfahrt in dem mit 11 Mann/Frau plus Gerödel total überfüllten Zodiac etwas aufregender: Nur durch einen kühnen Sprung zweier mit Todesverachtung ausgestatteter Taucher in die peitschenden Wellen des aufgewühlten Meeres konnte das Zodiac und dessen Besatzung vor dem Absaufen gerettet werden.Deutlich besser ist dann der Abstieg an der geschützten Südseite, auch wenn ich etwas allergisch gegen Badewannentauchgänge bin. Eine dicke Kröte, die über das schöne Korallenriff streifenden Schwärme aus Schnappern und Meerbarben, sowie viele toll bewachsene Ergs lassen bei unserem Streifzug aber keine Langeweile aufkommen.
Bevor wir das Boot ein paar Kilometer nach Norden verlegen, springt die halbe Taucherschar nochmal in Schnorchelausrüstung in die Lagune. Dort tummeln sich seit Jahren zwei größere Gruppen von Tümmlern und Spinner-Delfinen, mit denen man schnorcheln kann. Die Tümmler sind heute gar nicht da und auch die Spinner scheinen keinen Bock auf Interaktion mit uns Spinnern zu haben, obwohl wir sie heute als einziges Schlauchboot belästigen. Nur kurz würdigen sie uns eines Blickes, bevor sie mit flinker Flosse Reißaus nehmen. So belassen wir es bei zwei Schnorchelversuchen und lassen sie dann in Ruhe. Als Delfin hätte ich auch keinen Bock, mich jahrelang jeden Tag von Dutzenden Schlauchbooten verfolgen und von 200 und mehr Schnorchlern jagen, einkesseln und begaffen zu lassen. Für die Tiere ist das purer Stress. Von daher sollte man sich 2x überlegen, ob die Schnorchelei wirklich sein muss, vor allem, wenn schon andere Boote auf Delfinjagd sind. Außerdem sollte man den Willen der Tiere respektieren und ihnen nicht auf Teufel komm raus nachstellen. Ich fürchte allerdings, dass alle Plädoyers nutzlos sind und die Delfine früher oder später das Sataya-Riff wegen unüberbrückbarer Differenzen verlassen werden, wie es auch schon in der Vergangenheit an anderen Riffen passiert ist.
Am Nachmittag steht ein Tauchgang am nicht weit entfernten Fury Shoal Garden an, der gemeinhin auch unter dem Namen Small Gota Sataya bekannt ist. "Garten" passt namenstechnisch aber ganz hervorragend, denn der weitläufige Korallengarten, den die Natur hier in jahrtausendelanger Arbeit an der Nord- und Westseite des Riffs ins Meer gezaubert hat, ist allererste Sahne! Der Garten wird von wunderbaren Steinkorallenformationen dominiert. Einige Riffhaie streifen umher, gefolgt von einem Füsilierschwarm und in einem Erg schreit ein großer Schwarm Glasfische förmlich nach dem Einsatz des Fotoapparats. Auf der Südseite, auf der auch unser Boot ankert, ist das Riff nicht mehr der Rede wert; dafür warten unter dem Boot schon einige Napoleons, um mit Golfbällen zu spielen. Keine Ahnung, wieso, weshalb, warum und wer ursprünglich mal auf diese Idee gekommen ist.
Beim Nachttauchgang springen wir dann auf der Südseite und suchen nach Kleinvieh in den vielen kleinen Korallenblöcken, die auf dem Meeresboden verstreut herumstehen. Keine Überraschungen hier, Krebschen, Garnelchen, Federsternchen, Fischchen; kaum etwas, was signifikant größer als ein Finger ist.
Morgens um 4 ist es vorbei mit der Nachtruhe, die Maschinen springen an und wir fahren zum östlichsten Tauchplatz der Fury Shoals. Shaab Maksour ist eine Kopie von Elphinstone, ein 700 m langes, schmales Riff in Nord-Süd-Richtung mit Unterwasserplateaus zwischen 20 und 40 m Tiefe an der Nord- und Südspitze. Entsprechend werden auch die Tauchgänge identisch zu Elphinstone durchgeführt. Wir springen zunächst, immer noch als einziges Tauchboot am Platze, am Nordplateau, hängen uns an den Rand des Plateaus und starren ins Blau auf der Suche nach Großfisch, aber null Strömung heißt auch null Haie. Als die Nullzeit knapp wird, machen wir uns an der Westseite entlang auf den Weg nach Süden. Je weiter wir nach Süden kommen, desto besser wird der Korallenbewuchs, aber in meinen Augen kann er nicht mit dem an Elphinstone mithalten.
Drei Stunden später nehmen wir die Südspitze in Angriff. Kurz vor Beginn des Plateaus hat es auf der Ostseite einen prima Steinkorallengarten, an dem wir starten. Immer tiefer geht es an der Kante des Plateaus entlang, den Blick ins Blauwasser gerichtet, was auch heute seine einzige Kernkompetenz ist: Es ist blau. Ansonsten tote Hose. Auf dem Plateau selbst ist dagegen ganz gut was los, reichlich Fisch ist unterwegs und in 20 m Tiefe stehen auch zwei schön mit Weichkorallen bewachsene, von einer Fahnenbarscharmada besetzte Ergs, an denen man entspannt austauchen kann. Insgesamt hat mir das Südplateau deutlich besser gefallen als sein Gegenstück im Norden.
Nachdem wir uns beim Mittagessen den Bauch vollgeschlagen haben, geht es zum für mich schönsten Platz an den Fury Shoals. Schon seit Malta und Gozo 2004 mag ich es finster und "oben mit", von daher ist Shaab Claudio mit seinen zwei kleinen Grottensystemen ein Highlight, auch wenn diese im Vergleich zu den Höhlen Gozos und vor allem den Cenoten, wo ich gerade erst im März meinen Full Cave Diver gemacht habe, natürlich Kinderteller sind. Auch handelt es sich weniger um Grotten, als um Canyons, die ab und zu mal oben geschlossen sind. Wie auch immer man es bezeichnen möchte: Die Atmosphäre mit den von oben durch die Löcher in der Riffdecke einfallenden Lichstrahlen ist genial. Genial ist auch der Korallengarten, der am Ausgang der Grotten nach dem 30-minütigen Streifzug durchs Dunkle auf uns wartet. Er muss sich vor dem Fury Shoal Garden nicht verstecken. Auch hier prägen vorwiegend Steinkorallen das Bild. Mit 80 bar Restluft nehmen wir den Kanal, der das Riff auf der Westseite von Süd nach Nord durchbricht, und bewundern die auch hier fantastische Korallenlandschaft. Auf der Nordseite angekommen ändert sich das Bild drastisch: Hier ist alles braun in braun und ziemlich viel Bruch dabei. Wir umrunden das Riff, bis wir zurück am Boot sind, aber das Bild ändert sich nicht mehr. Von daher: Grotten, Südseite und der Kanal im Westen sind toll, die Nord- und Ostseite kann man sich schenken.
Für den Nachttauchgang bleiben wir am Shaab Claudio liegen, das manchmal auch unter dem Namen Shaab Claude und bei Gender-Nazis als Shaab Claudia firmiert. Tausende roter Augen reflektieren das Licht der Lampe, anscheinend haben die Garnelen gerade Vollversammlung. Nachdem ich die Hälfte von ihnen fotografiert habe, mache ich die Lampe aus und tauche die letzten 10 Minuten lichtlos zu Ende. Das Licht des Mondes und die Lampen auf der "Quick Shadow" tauchen die Umgebung in ein fahles Dämmerlicht. Die weit verstreuten Korallenblöcke zeichnen sich gegen den weißen Sandboden ab wie die Schokostückchen in den drei Kugeln Stracciatella, die ich regelmäßig bei Eis Engeln, Nippes' weltbester Eisdiele, erstehe. Kurzum: Mystische Atmosphäre bei Tag und Nacht – Claudio bekommt von mir eine Rose.
Wir essen noch im Schutz des Riffs zu Abend. Dann werden die Maschinen angeschmissen und auf geht es Richtung Nordosten.
Gegen 3 Uhr erreichen wir nach nicht mal 6 Stunden Fahrt Daedalus, im Arabischen Abu Kizan genannt. Es ist erst mein 3. Besuch hier, der letzte war vor knapp 3 Jahren. Schon irgendwie krank, dass ich inzwischen öfter auf Malpelo war als an den unwesentlich leichter zu erreichenden Offshore-Riffen des Roten Meeres. Das Hochseeriff ist bekannt für toll bewachsene Drop-Offs und regelmäßige Besuche von Freunden mit dreieckigen Flossen. Entsprechend beliebt ist es auch, mit der Einsamkeit der letzten beiden Tage ist es jetzt vorbei: Außer uns sind noch 5 andere Boote an den Moorings vertäut.
Die Freunde mit dem Hammer zeigen sich morgens oft im Norden des Riffs, weswegen wir dort unseren 1. Versuch starten. Es geht runter auf 40 m und tatsächlich zieht ein paar Minuten später ein einzelner Hammerhai nochmal 40 m weiter unten seine Bahn. Der kleine graue Schatten ist gegen den dunklen Meeresboden kaum auszumachen, löst bei einigen Mittauchern aber dennoch helle Begeisterung aus. Hätte ich noch nie einen Hammerhai gesehen, ginge es mir wahrscheinlich genauso, aber die Bahamas und der Ostpazifik haben mich diesbezüglich versaut. Der Rest des Tauchgangs an der wenig spektakulären Ostseite entlang zeichnet sich durch bedrückende Ereignislosigkeit aus.
Versuch 2 startet an der Westseite. Unsere Suche nach den Hammerhaien bleibt erfolglos, aber immerhin ist das Riff hier deutlich schöner, sodass unsere Paddelei Richtung Süden recht kurzweilig ist.
Am Nachmittag springen wir direkt vom Boot und nehmen das Südplateau, an dem die Tauchboote an den Moorings liegen, genauer in Augenschein. Viel Fisch ist unterwegs. Ein zutraulicher Napoleon begleitet uns die Hälfte des Tauchgangs. An den Putzerstationen lassen sich Barrakudas und Juwelenbarsche reinigen und im Blauwasser sind Schwärme von Stachelmakrelen und Doktorfischen unterwegs. Für mich der schönste Tauchgang des Tages. Ist ja immer so, wenn die Kamera keinen Strom mehr hat.
Mit Strom geht es am frühen Abend auf Landexkursion. Der Leuchtturm, den ich vor 17 Jahren schon mal besucht habe, wurde inzwischen um einen Souvenirshop erweitert. Die Geschäfte scheinen gut zu laufen, denn die abenteuerliche Stützbalkenkonstruktion, die ich damals im Treppenhaus vorgefunden habe, ist verschwunden. Von oben hat man einen schönen Blick über das Riff und die am Horizont untergehende Sonne.
Unser 2. Tag an Daedalus ist eine Kopie des ersten. Im Norden sichten wir diesmal eine Kleingruppe Hammerhaie, die aber immer noch in 80 m Tiefe rumturnt. Im Westen landen wir beim Sprung vom Zodiac nur ein paar Meter neben einem Longimanus, der sich nicht stören lässt und gemächlich knapp unter der Wasseroberfläche seine Bahn zieht. Er dreht einen großen Bogen und nimmt uns aus sicherer Entfernung nochmal unter die Lupe, bevor er ins Blauwasser entschwindet. Seinen Platz nehmen 30 Hammerhaie ein, allerdings wieder 20 Etagen tiefer. Als wir nach 60 Minuten Tauchzeit wieder aufs Zodiac klettern, taucht auch der Longimanus wieder auf. Scheint ein wenig anhänglich zu sein, der Gute. Das Südplateau präsentiert sich zum Tagesabschluss ähnlich aktiv wie gestern, mit schönem Licht oben an der Riffkante bis 10 m Tiefe.
Am Abend ist großes Boat Dinner, so etwas wie ein Käptn's Dinner, nur ohne Käpt'n. Die Mannschaft hat sich in Schale geschmissen und die Küchencrew fährt ein Essen auf, das auch einem Gala-Dinner zur Ehre gereichen würde. Nachdem die Bäuche vollgeschlagen sind, ist Abfahrt; bis zu unserem letzten Stop sind es 5 1/2 Stunden Fahrt.
Um 2:30 Uhr werden die Maschinen abgeschaltet, offenbar haben wir unser Ziel erreicht. Um 5:25 Uhr krabble ich für das Tauchbriefing aus der Koje und stelle beim Blick nach draußen entsetzt fest, dass 10 Boote am Elphinstone-Riff versammelt sind. Ägypten wie zu schlimmsten Zeiten. Ein paar Minuten später ist unter Wasser erstmal kurz Chaos, drei Tauchgrüppchen streiten sich ums Nordplateau. Bei dem Gewusel kann man schon mal den Überblick verlieren: Der Guide einer anderen Gruppe bedeutet mir wild fuchtelnd, näher an seiner Gruppe zu bleiben und meine beiden Buddies ändern den Plan und verschwinden ohne Absprache auf die Westseite. Wäre schön, wenn sie mich das auch hätten wissen lassen. So muss ich mich buddylos der geführten Gruppe anschließen. Nach 10 Minuten Tauchzeit beruhigt sich die Lage und wir warten in 40 m Tiefe auf die Hammerhaie. Einer hat Erbarmen und zieht gemächlich an der Riffkante entlang. Der Rest ist lockeres Austauchen am schön bewachsenen Drop-Off der Westseite.
Die anschließende Abstimmung ergibt zu meinem Leidwesen ein 14:4 gegen einen zweiten Tauchgang hier. Ich kann ja nicht begreifen, wie man einen landnahen Platz Elphinstone vorziehen kann, 10 Boote hin oder her. Zumal außer uns noch 4 weitere Boote nach dem 1. Tauchgang aufbrechen. Wir fahren zu Marsa Shouna und finden dort – welch Überraschung – wieder ein Dutzend Boote vor. Klassisches Eigentor, würde ich sagen. Beim Tauchgang suche ich 40 Minuten lang in der Seegraswiese nach Seepferdchen, jedoch leider erfolglos. Ansonsten ist Marsa Shouna eine Fisch-Kinderstube, überall sieht man Mini-Ausgaben all der bekannten Rifffische, es hat Mini-Schnapper, Mini-Drücker, Mini-Doktoren, usw. Nett!
Schon am Mittag laufen wir in Port Ghalib ein. So bleibt noch ein halber Tag Zeit, um an der Promenade entlangzuschlendern, irgendwelche unsinnigen Souvenirs zu erstehen und auf dem Schattendeck die letzten Hartalkoholvorräte zu vernichten.
Et wohr schön, et wohr joot, ahm Engk e' bessje ze koot. Vor allem an Daedalus hätte ich gerne einen Tag mehr gehabt, wenn der Longimanus schon mal da ist. Kann natürlich vorher keiner ahnen. Insgesamt aber eine sehr schöne Tour mit tollen Korallengärten an den Fury Shoals und bei den Wassertemperaturen nicht zu erwartenden Großfischbegegnungen am Daedalus-Riff – auch, wenn die Hammerhaie einen ziemlichen Sicherheitsabstand eingehalten haben. Ob ich nochmal in absehbarer Zeit nach Ägypten fliege, wage ich nicht zu sagen. Bis auf Longimanus und Dugong sehe ich da nichts, was in mir noch Begeisterungsstürme auslöst, die Sättigung ist erreicht. Aber man soll ja nie "nie" sagen.
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