Makadi Bay

Tauchen in der Makadi Bay

Juli 2006

Da Ägypten immer mal gut ist, um bei einem Kurztrip etwas Abstand vom Alltag in Deutschland zu gewinnen und sein Gesicht etwas nass zu machen, bin ich im Juli 2006 für eine Woche in die Makadi Bay geflogen. Die Bucht liegt 30 km südlich von Hurghada und besteht im Wesentlichen aus Hotels mit angeschlossenen Tauchbasen. Im Le Meridien befindet sich die Basis von Sub Aqua, mit denen ich deswegen auf Tauchstation gegangen bin, weil sich nach unserem Urlaub in Layang Layang und Sipadan Vik geradewegs hierhin verabschiedet hat. Man hat jeden Tag die Auswahl zwischen einer Ganz- oder Halbtagestour mit 2 Tauchgängen und einem Shorttrip mit einem Tauchgang, sodass man nach Lust und Laune den ganzen Tag unter Wasser verbringen kann oder nach getanem Tauchen am Vormittag den Nachmittag am Strand abhängt. Allerdings ist die Auswahl der Tauchplätze bei Halbtagestour und Shorttrip natürlich auf die Plätze in der Umgebung beschränkt, sodass man dann relativ schnell Gefahr läuft, wiederholt die gleichen Plätze zu betauchen. Wer abends immer noch nicht genug hat, kann sich dann natürlich auch noch für einen Nachttauchgang am Hausriff versenken.

Tischkoralle am Abu Hashish Mein erster Halbtagesausflug führt mich nach Abu Hashish North. Das Boot ankert geschützt auf der Innenseite des Riffs. Durch einen kleinen Kanal taucht man dann zur Außenseite über ein großes Plateau, welches eine Tiefe zwischen 14 m an der Riffkante und 21 m an der Außenseite hat, wo der Meeresboden dann in tiefere Regionen steil abfällt. Auf dem Plateau stehen einzelne kleine Korallenblöcke, wo man den üblichen Rifffisch findet, Falterfische, Kugelfische, Clownfische, dazu ein paar Muränen. Insgesamt fand ich das Plateau ziemlich uninteressant und leider war auch am Dropoff nicht viel Fischiges zu entdecken, wenigstens ein kleiner Schwarm Barrakudas war mal da. Die Riffkante ist etwas bunter und in den Korallen hier hat es etwas mehr Leben, aber insgesamt fand ich die 2 Tauchgänge, die ich hier gemacht habe, absolut ausreichend. Besser fand ich Abu Hashish South, wo wir den 2. Tauchgang des Tages absolvieren. Dieser Platz zeichnet sich durch viele einzeln stehende, große Korallenblöcke aus, wo es einfach viel mehr Leben hat als weiter nördlich und alles etwas bunter ist. Viele Blaupunktrochen liegen hier im Sand, wie das im Roten Meer halt so üblich ist. Ansonsten auch hier nichts Spektakuläres, ein schöner Tauchgang für zwischendurch halt.

Eigentlich ja ganz hübsch anzuschauen, aber bei Nachttauchgängen gehen mir Rotfeuerfische doch extrem auf die Nerven. Am nächsten Morgen geht es zu Ras Disha, den ich deutlich besser finde als Abu Hashish. Es hat eine sehr schön bewachsene Wand, an der man zunächst in 30 m Tiefe entlangtauchen kann, wenn man diesen Platz als Drifttauchgang angeht. Viele Krokodilfische liegen im Sand herum und an der Wand wuselt es von Leben. Beim Austauchen in der Lagune, in der die Boote ankern, beobachten wir 2 Kaiserfische beim Revierkampf. Etwas rüpelhaft geht es da zur Sache und ich fühle mich ein wenig an Ali gegen Frazier erinnert. Auf dem Rückweg zum Pier passiert das Boot Shaab Makadi South, wo wir den 2. Tauchgang der heutigen Halbtagestour unternehmen. Dieser Platz zeichnet sich ebenfalls durch einen schönen Korallengarten aus, alles hübsch bunt hier. 200 m weiter nördlich befindet sich Shaab Makadi Middle, wo uns am Nachmittag der Short Trip hinführt. Wir tauchen erstmal 20 Minuten lang über einen ausgedehnten Steinkorallengarten, der sich in 20 m Tiefe befindet. Dann geht's retour über eine große Sandfläche, auf der einzelne bunte Korallenstöcke stehen, in denen sich die ein oder andere Muräne versteckt. Einige Zackenbarsche haben hier neben dem kleineren Fischzeug ihr Zuhause. Sehr schöner Platz

Ein Mondsichel-Juwelenbarsch (Variola louti) auf Wanderschaft. Am nächsten Tag ziehe ich dann mit der Ganztagestour, die uns nach Norden zu den Hurghada nahen Riffen führt, aufs Meer. Am Small Giftun hab ich vor 5 Jahren schon mal die Marine Park-Tour ausklingen lassen. Diesmal gehen wir nicht auf 51 m, sondern bleiben brav in der Nähe der 30-m-Marke. Verändert hat sich hier nichts, die Wand mit den Gorgonien ist immer noch toll und zur Feier des Tages glotzen uns auch zwei Riesenmuränen aus demselben Loch an, ein Anblick, den man nicht allzu häufig hat. Der zweite Platz des Tages ist wieder Ras Disha, wo sich seit gestern nichts Relevantes verändert hat. Da ich noch etwas Luft übrig habe, gehe ich nach Sonnenuntergang auf Hausrifferkundung. Genauer gesagt nehmen wir uns das House Reef South unter die Flossen, welches direkt am Strand vor der Sub Aqua Basis liegt. Ein Nachttauchgang ist immer etwas Feines, nur die 3 Mittaucher vor uns, die den halben Sandboden umgraben, sodass die Sicht gegen null geht, nerven uns etwas an, weswegen wir uns alsbald unauffällig absetzen und zu zweit weitertauchen. So können wir denn all die Critters, Diese Blaurand-Seezunge (Soleichthys heterorhinos) ist deutlich dunkler gefärbt als ihre Nachbarin. s die sich um die kleinen Korallenblöcke versammelt haben, in Ruhe genießen, mehrere Sepien sind darunter, haufenweise Garnelen, Schnecken, kleine Krabben, Seenadeln und auch zwei Blaurand-Seezungen, die ich bisher nur ein einziges Mal gesehen habe, nämlich in Dahab. Nur den Tarierpark, in dem 3 Anglerfische hausen sollen, finden wir leider nicht, es ist halt doch sinnvoller, einen Nachttauchgang an einem Platz zu machen, den man schon kennt, oder zumindest mit Guide zu tauchen, wenn man den Platz noch nicht kennt. Mein persönliches Highlight finde ich nach langem Suchen aber dann doch noch im Sand: einen Ghardaqa-Seestern (Fromia ghardaqana) Himmelsgucker, von dem nur der obere Teil etwas alienähnlich aus dem Sand ragt, in den er sich fast vollständig eingegraben hat. Hatte noch nie vorher einen gesehen. Was bei den Nachttauchgängen etwas nervend ist, sind die Rotfeuerfische, die einen ständig verfolgen und den Schein der Lampe zum Jagen nach Fisch benutzen. Bis zu 6 dieser penetranten Zeitgenossen schwammen ständig um uns rum. Leuchtet man mit der Lampe gerade in ein Loch 10 cm vor seiner Nase, um nach Kleinvieh zu suchen, hat man beim Aufschauen dann direkt so ein blödes Feuervieh vor der Maske und muss mit der Lampe erstmal wieder 5 m weit weg leuchten, damit sich das Vieh verabschiedet.

Ein subadulter (also halbstarker) Riesenkugelfisch (Arothron stellatus). Bis er wirklich riesig ist, dauert's noch ein Weilchen. Die Halbtagestour am nächsten Morgen soll zuerst wieder nach Abu Hashish gehen, doch nach kollektivem Murren der Kundschaft, von denen ein Teil schon fünfmal da war, geht's dann doch woanders hin, nämlich zum Shaab el Arab. Schön, wenn der Staff flexibel ist und die Wünsche der Kunden berücksichtigt. Der Shaab liegt etwas südlich von Makadi Bay. Es handelt sich um einen senkrechten Dropoff bis in eine Tiefe von Der Steinfisch wird als der giftigste Fisch der Welt angesehen. 70 m. Ich finde Dropoffs ja immer wieder geil, auch wenn sie nicht ganz so toll bewachsen sind, was bei diesem hier leider der Fall ist. Nach 20 Minuten erreichen wir ein kleines Plateau auf dem die größte Tischkoralle steht, die ich seit den Malediven gesehen habe. Auf ihr haben es sich ein paar Kugelfische bequem gemacht. Auf dem Rückweg am Dropoff entlang spotte ich noch einen fetten braunen, fies haarigen Steinfisch, der unbeweglich im Sand hockt. Nachdem ich diesen ausgiebigst fotografiert habe, weist mich mein Buddy auf einen zweiten hin, der 30 cm darüber liegt. Teufel nochmal, ich hab ihn tatsächlich nicht gesehen. Nach dem Steilwandtauchen geht es zum 2. Tauchgang heute wieder zum Shaab Makadi South, der immer noch so nett ist wie vorgestern.

Immer wieder Tauchers Liebling: Rotmeer-Anemonenfisch (Amphiprion bicinctus). Am nächsten Tag stellt sich die schwierige Frage, wohin es heute gehen soll. Nachdem ich bei der gestrigen Halbtagestour Abu Hashish schon nur knapp vermeiden konnte, will ich heute kein Risiko eingehen und verabrede mich mit meinem Buddy daher zum exzessiven Hausrifftauchen. Als Erstes steht das House Reef North auf dem Programm. Nachdem wir unsere Ausrüstung mit dem Basistrolley 300 m zum Einstieg gekarrt haben, geht es auch gleich los. Direkt am Einstieg soll es in 5 m Wassertiefe Flügelrossfische geben. Auch nach ausgiebigem Suchen finden wir jedoch keine. Wir biegen rechts ab und folgen den kleinen Korallenblöcken in tiefere Gewässer, bis wir das große Hauptriff erreichen, Geht's noch bizarrer? Flügelrossfisch an dessen Dropoff wir dann entlang tauchen. Wir haben Glück und nach kurzer Zeit zieht 10 m unter uns ein großer Adlerrochen vorbei und verschwindet alsbald im blauen Meer. In einiger Entfernung taucht eine Schildkröte gerade zum Luftholen an die Oberfläche, ein paar kleinere Zackenbarsche und Muränen hocken im Riff. Wir genießen noch ein paar bunte Korallenblöcke, um die sich eine Armada von Fahnenbarschen versammelt haben und treten dann den Rückweg zum Ausstieg an. Und har, diesmal haben wir Glück und finden tatsächlich noch "the strangest creature in the ocean": Ein Flügelrossfisch watschelt auf seinen Flossen, die tatsächlich eher wie Flügel aussehen, über den Sand. Erst meine 2. Begegnung mit diesem Urvieh.

Nach diesem vielversprechenden Hausriff-Auftakt geht es ein paar Stunden später am House Reef South erneut ins Wasser, wo wir ja vorgestern schon auf nächtlicher Erkundung waren. Diesmal finden wir auch den Tarierpark Der Pyjamaschnecke begegnet man im Roten Meer auf Schritt und Tritt. und tatsächlich hocken dort drei himbeerfarbene Anglerfische in den aufgestellten Hindernissen. Ich bin sicher, wir hätten nicht einen davon entdeckt, hätten wir nicht vorher gewusst, wonach wir suchen müssen, so gut sind diese Fische getarnt. Wir umrunden den großen Korallenblock und tauchen geradewegs in eine Familie von 8 Tintenfischen, die in Reih und Glied im Wasser hängen und sich immer einen Meter vor- und dann einen Meter zurückbewegen. 10 Minuten lang beobachten wir sie dabei und versuchen völlig sinnloserweise uns etwas näher an sie heranzupirschen, aber die Cephalopoden halten immer einen großen Sicherheitsabstand zu uns ein. Auf dem Rückweg zum Strand passieren wir noch eine Textil-Kegelschnecke und eine hektische Flunder, die ständig vor uns flüchtet. Das kenne ich ja gar nicht, normalerweise lassen die einen doch relativ nahe rankommen und verlassen sich auf ihre Tarnung. Prima Tauchgang jedenfalls.

Hübsch anzuschauen ist diese Arabische Kaurie. Da wir vom Hausriff noch nicht die Schnauze voll haben, springen wir am Abend zu einem zweiten Nachttauchgang am Hausriff Süd ins Wasser. Diesmal konzentrieren wir uns jedoch auf den Pier, an dem die Boote festmachen, und verbringen alleine 40 Minuten nur mit der Inspektion der Pylone und des ganzen Schrotts, der da unten rumliegt. So ganz ungefährlich ist das allerdings nicht, es hat viele scharfkantige Gegenstände und viele über und über mit scharfen Muscheln bewachsene Pylone und Querträger, gegen die man bei Unachtsamkeit schwimmen kann. Dazu kommt, dass die Ein vor Spieltrieb nicht gerade überschäumender Weißfleckkrake. Wassertiefe gerade mal 4-6 m beträgt, was einen Tauchgang hier tagsüber wegen des regen Bootsverkehrs sowieso schon mal ausschließt. Nach Einbruch der Dunkelheit ist aber kaum noch was los und man kann das ganze Critterleben unter dem Pier in vollen Zügen genießen. Wir treffen auf mehrere Sepien, die dicht über den Sandboden dümpeln. Dazu kommen drei Weißfleckkraken, von denen sich einer erstmal Anglerfisch im Tarierpark, obwohl er das nun wirklich nicht üben muss. in den nächstbesten Eimer verkriecht, um seine Ruhe zu haben. Ein anderer ist weniger scheu und inspiziert, ob die Haut meines Armes auch porentief rein ist. Ich habe Mühe, den kleinen Kerl wieder loszuwerden, so saugt er sich an mir fest. Mehrere Einsiedler tippeln über den Sand, von denen sich einer das Gehäuse einer Textil-Kegelschnecke angeeignet hat. An einem alten Metallgestell hat sich ein Seepferdchen festgeklammert und posiert geduldig für meine Kamera. Oder so. Blaupunktrochen haben es sich in ein paar alten Rohren bequem gemacht. Beim Fotografieren muss man ein wenig aufpassen, nicht den ein oder anderen Drachenkopf zu treten oder in einen Seeigel zu greifen. Im Schein unserer Lampen huscht ein kleiner Schwarm silbrig glänzender Fledermausfische vorbei. Zum Abschluss tauchen wir dann vom Pier noch zum Tarierpark rüber und statten den drei stationären Anglerfischen noch einen Besuch ab. Der richtige Abschluss für meinen besten Tauchgang in Makadi Bay.

Der letzte Tauchtag steht dann ganz im Zeichen eines Special Trips zum Panorama Reef und zur Salem Express. Beide Sites habe ich bereits vor 5 Jahren schon einmal betaucht, was mir die Gelegenheit gibt, mal zu schauen, ob sich was verändert hat. Um es kurz zu machen, es hat sich nicht, das Panorama Riff ist immer noch klasse und die Salem Express immer noch so bedrückend.

Fazit: Tja, wie soll man das Tauchen hier nun bewerten? Das Rote Meer ist und bleibt zweifelsohne das Top-Tauchrevier im Umkreis von 5000 km. Auch in Makadi Bay hat es viele gute Riffe, alles hübsch bunt und durchaus auch viel Rifffisch an dem ein oder anderen Platz. Auch bzgl. der Sub Aqua Basis gibt es nichts zu meckern, freundlicher Staff, TippTopp-Ausrüstung und alles gut organisiert. Trotzdem denke ich, dass ich hier wahrscheinlich nicht wieder herfahren werde, was im übrigen auch für Rest-Ägypten (mit Ausnahme des tiefen Südens und der Offshore-Riffe) gilt. Warum? Ich weiß nicht genau, irgendwie fehlt mir etwas die Action und der Großfisch, man ist natürlich leider auch etwas verwöhnt, wenn man gerade 3 Monate vorher in Layang Layang und auf Sipadan war. Das, was einen vor 2 oder 3 Jahren noch vollends begeistert hat, wird dann immer mehr zur Normalität und nach 5 Ägypten-Aufenthalten kommt halt auch der 500. Blaupunktrochen und die 1000. Muräne nicht mehr so rüber, wie das einmal der Fall war. Wer Tauchen lernen oder einfach nur im Wasser sein und ein bisschen bunte Unterwasserwelt sehen will, ist hier aber genau richtig.

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