Royal Tulip-Hotel

Tauchen in Port Ghalib

März 2017

Nach der etwas unglücklich gelaufenen Safari machen es uns Sven und ich noch eine Woche an Land gemütlich. Die Wahl fiel auf das Royal Tulip Beach Resort, 15 km südlich von Port Ghalib. Eine Woche, 4 Sterne, all incl. für 155 EUR pro Nase – da fragt man sich, wie Hotel und Veranstalter da noch was dran verdienen können. Außer Preis und Gästebewertungen auf den einschlägigen Portalen war für unsere Entscheidung ausschlaggebend, dass sich auf dem Hotelgelände eine Orca-Tauchbasis befindet.

Nach den ersten Eingewöhnungsdrinks am Pool schlagen wir nach dem Mittagessen in der Basis auf und checken ein. Wir werden ausführlich über Organisation und Tauchangebot informiert. Mehrmals pro Woche werden Bootsausfahrten zu den vorgelagerten Riffen, wie Elphinstone und Abu Dabbab angeboten, teils per "normalem" Tagesboot, teils per Zodiac. Bei diesen Ausflügen werden normalerweise 2 Tauchgänge durchgeführt. Außerdem gibt es täglich morgens und mittags eine Ausfahrt per Minibus zu den Strandtauchplätzen in der Umgebung. Die Fahrzeit liegt zwischen 2 und 30 Minuten. Bei diesen Ausfahrten wird nur 1 Tauchgang durchgeführt. Daneben kann man, wann immer man will, als Buddyteam am Hausriff tauchen, das über einen 700 m langen Steg erreichbar ist. Die Ausrüstung wird vom Staff per Golfwägelchen zum Einstieg gebracht, laufen muss man aber schon selbst.

Preislich schägt ein Tauchgang mit 26 EUR zu Buche, wobei Minibusausfahrten 6 EUR extra kosten und Bootsausfahrten je nach Ziel ca. 30-40 EUR (pro Ausfahrt natürlich, nicht pro Tauchgang). Für Vieltaucher gibt es ein Rabattsystem. Man muss sich im Vorfeld nicht für ein bestimmtes Paket entscheiden, am Ende werden einfach alle Tauchgänge zusammengezählt und die für den Gast günstigste Option berechnet. Nitrox gibt es im Gegensatz zur Preisliste im Internet kostenfrei, da die Basis jetzt über ein Membran-System verfügt. Außerdem fallen noch 4 EUR "Kurtaxe" pro Tauchtag an.

Ansonsten ist die Basis bestens ausgestattet und organisiert, es gibt große Spülbecken mit extra Becken für Fotoausrüstung und jede Menge Platz zum Trocknen und Verstauen der Ausrüstung. Wichtig ist auch ein stets gut gefüllter Bierkühlschrank und die schattige Sitzecke vor der Basis, bei der man bei einem kühlen Stella das beim letzten Tauchgang Gesehene diskutieren kann. Und das sieht bei den Plätzen, die wir in der folgenden Woche besuchen, in chronologischer Reihenfolge so aus:

Um Saille

Nach der Latscherei über den Steg erreicht man die 3 m hohe Plattform, von der aus man zum Hausriff ins Wasser springt. Alternativ gibt's auch eine Treppe. Das Saumriff ist in einem Top-Zustand und erstreckt sich über viele hundert Meter in Nord-Süd-Richtung – weiter, als man ohne Scooter schwimmen kann. Es hat auch reichlich Fisch, wenn auch außergewöhnliche Highlights fehlen. Auf dreieckige Flossen muss man jedenfalls nicht hoffen, auch nicht auf Riffdackel. Dafür hat es des Nachts mit guter Wahrscheinlichkeit Spanische Tänzerinnen. Ein idealer Platz für alle, die Badewannentauchgänge ohne großen Aufwand mögen.

Shoni Bay

2 Minuten Busfahrt südlich des Hotels ist die Shoni Bay. Der Einstieg ist einfach und erfolgt direkt vom Strand ohne langes Laufen. Das Riff ist auch hier sehr schön, es sieht eigentlich genauso aus wie am Hausriff. Das gilt auch für das Fischleben, von daher kann man sich die 6 EUR für den Bus eigentlich sparen und stattdessen am Hausriff mit identischer Flora und Fauna tauchen gehen.

Marsa Murena

5 Minuten südlich des Royal Tulips liegt eine Bucht mit dem schönen Namen Marsa Murena, was soviel wie "Muränenbucht" bedeutet. Der Name wurde gewählt, weil es hier absolut keine Muränen gibt, wie uns unser Guide beim Briefing erklärt. Manche Arten von einfallslosem Humor werde ich nie begreifen. Die Sicht ist zunächst abartig, der Sandsturm aus der Sahara, der uns seit gestern Abend schon über Wasser Sichtweiten wie im Herbstnebel auf der A1 bei Burscheid beschert, hat auch unter Wasser seine Spuren hinterlassen. Als sich der Nebel etwas lichtet, gibt er den Blick auf ein durchaus ansehnliches Riff frei, vielleicht nicht ganz so schön wie das Hausriff, aber durchaus einen Abstieg wert. Das Highlight des Tauchgangs ist eine an den Korallen herumknuspernde Kröte, die sich von unserer Anwesenheit nicht stören lässt. Ansonsten kbV.

Abu Saille

1 Minute Busfahrt südlich des Royal Tulips befindet sich der Platz Abu Saille. Zum Einstieg muss man 100 m übers felsige Riff laufen, wobei man etwas Vorsicht walten lassen sollte, da man bei Hochwasser nicht alle Spalten und Unebenheiten, in die man reintritt, erkennen kann. Durch ein Loch im Riffdach geht es dann abwärts in die Bucht. Der gestrige Sandsturm sorgt auch heute noch für eine trübe Brühe über dem Sandboden. Als wir es in größeren Tiefen schließlich erkennen können, stellen wir fest, dass das Riff sehr schön, aber auch sehr gleichförmig ist. Es sieht aus, als hätte man das Amphitheater des Bryce Canyon Nationalparks unter die Wasseroberfläche verfrachtet. Leider ist fischtechnisch nicht allzu viel los, sodass sich meine Depressionen in Grenzen halten, als wir nach einer Stunde durch ein anderes Loch im Fels das Wasser wieder verlassen.

Sheik Malek

25 Minuten nördlich des Hotels liegt neben Abu Dabbab und Marsa Assalaya der einzige vom Royal Tulip aus zu erreichende Platz, an dem man mit viel Glück Dugongs beobachten kann. Betonung auf "viel". Als wir aus dem Bus aussteigen, bin ich erstmal schockiert: Der Einstieg ist eine einzige Müllhalde, überall Plastikflaschen, Papier und diverses Verpackungsmaterial. Nach dem Einstieg fällt der Meeresboden ganz sanft ab, man taucht so 100 m entlang eines kleinen Korallenriffs, bis man eine Wassertiefe von 10 m erreicht. Das Riff ist zwar von den Korallen her sehr schön, aber leider ebenfalls sehr vermüllt — wohin man auch blickt, wickeln sich Kartoffelsäcke und ähnliche Verpackungsmaterialien um das Korallengeäst. Meinen Versuch, wenigstens eine Koralle von ihrem Dreck zu befreien, scheitert am Vorhandensein eines Messers, ohne dass sich die fest um die Korallen gewickelten Säcke kaum lösen lassen. Hier sollten die Tauchbasen der Umgebung mal dringend ein Beach- und Reef-Cleanup organisieren, ich fand den Anblick jedenfalls schwer erträglich.

Das Riff nördlich der Seegraswiese ist eigentlich ganz ansehnlich,... ... aber aus ästhetischen Gründen habe ich einen müllfreien Ausschnitt gewählt. Nach dem Müll wende ich mich der Seegraswiese zu, die einen Großteil des Meeresbodens in der Bucht bedeckt. Die ist auch der Grund, warum hier manchmal Dugongs abhängen. Heute lässt sich aber nur eine Kröte blicken. Die ist auch tatsächlich das einzige Lebewesen, das ich während des 75-minütigen Tauchgangs zu Gesicht bekomme, sieht man mal von meinen fünf Mittauchern ab. Mit Dugong wäre ich wahrscheinlich begeistert gewesen, ohne Dugong ist es ein verschwendeter Vormittag.

Marsa Assalaya

Zum Abschluss unserer Tauchwoche besuchen wir mit Marsa Assalaya den vom Royal Tulip am weitesten entfernten, per Minibus erreichbaren Platz. Nach 30 Minuten Fahrt gen Süden sind wir schon fast in Marsa Alam, bevor wir über eine kurze Sandpiste Richtung Strand abbiegen. Hier steht schon ein anderer Bus mit Tauchern rum, anscheinend ist der Platz also sehr beliebt und auch Anlaufplatz für die Tauchschulen weiter südlich. Von der Topografie erinnert der Platz sehr an Sheik Malek, nur dass die Seegraswiese, über der wir in der ersten Viertelstunde vergeblich auf den Dugong warten, im Süden von einem sehr schönen und vielseitigen Korallenriff begrenzt wird. Neben einem halben Dutzend Blaupunkt­rochen und einer kleinen Schule Fledermausfische treffen wir auf einen schlafenden Weißspitzenriffhai, der sich mit der Schnauze unter einen Korallenblock verkrochen hat und uns nur sein Hinterteil entgegenstreckt. Eigentlich unspektakulär, aber Sven ist begeistert; nach 80 Tauchgängen sein erster Hai überhaupt. Für mich ist es in der einen Woche Port Ghalib ebenfalls der einzige Fünfkiemer. Das rundet den guten Eindruck von Marsa Assalaya ab; zusammen mit dem Royal Tulip-Hausriff ist es der beste Platz, den wir in der einen Woche betaucht haben.

Fazit

Wer noch nicht so viel gesehen hat und/oder Badewannentauchen mit buntem Kleinkram mag, wird mit den per Minibus anfahrbaren Plätzen ganz glücklich sein. Alle anderen werden sich eher langweilen. Mir ging es jedenfalls so, wenn ich auch schon damit gerechnet hatte und meine Erwartungen von vorneherein sehr niedrig waren. Eigentlich wollte ich auch lieber Ausfahrten mit dem Tagesboot machen, aber alle Touren, zu denen wir uns angemeldet haben (Elphinstone, Abu Ghusun), wurden mangels Tauchermasse abgeblasen. Der März war vielleicht etwas zu früh, die Hauptsaison beginnt einen Monat später. Dazu kamen 2 Tage Dreckswetter durch einen Sandsturm aus der Sahara – von unserem Hotelzimmer aus war das Meer in 50 m Entfernung nicht mehr zu sehen. Ansonsten ist die ORCA-Basis im Royal Tulip absolut empfehlenswert, professionell und gut organisiert. Wenn ich noch Bock auf landbasiertes Tauchen in Ägypten hätte, würde ich die Hotel-/Tauchbasenkombi empfehlen. Hab ich aber nicht...

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