Tauchen vor Safaga

Wer der Hektik und dem Massentourismus in Hurghada halbwegs entgehen möchte, kommt zum Tauchen nach Safaga. Noch ist dies eine relativ gute Idee, wenn auch mit der Zeit Safaga sicher immer mehr Hurghada-ähnliche Züge annehmen wird.

Panorama Reef (Abu Alama)

Boote in der Lotus Bay Festmachen am Panorama Reef Will man es sich am Panorama Reef nicht allzu schwer machen, sieht ein Tauchgang dort eigentlich immer gleich aus: Das Zodiac bringt einen fast bis zur Nordseite des Riffs, man hüpft ins Wasser und lässt sich dann mit der mehr oder weniger starken Strömung an der Ostseite entlang treiben. Der Dropoff geht bis unterhalb von 50 m und ist bei weitem nicht so spektakulär wie an anderen Riffen, etwa Daedalus oder Elphinstone. Man sieht aber den kompletten Querschnitt durch das Fischleben im Roten Meer unterhalb von 1 m Größe und auch die Korallen sind in gutem Zustand. Man trifft auf Picasso-Drücker, Strahlenfeuerfische, Einhornfische, Kugelfische, Falter- und Wimpelfische, Arabische- und Imperator-Kaiserfische, Juwelen-, Mondsichel- und sonstige Barsche und auch die ein oder andere Muräne. Toll auch die Gorgonen, die leicht in der Strömung hin- und herwehen. Nach etwa 20 Minuten Tauchzeit erreicht man ein Unterwasser-Plateau, welches den Dropoff in 30 m Tiefe unterbricht. Hier hat es haufenweise Anemonen, um die herum massig Clownfische durch die Gegend schwirren. Die Die Ostseite des Riffs besticht durch seinen Dropoff. riesige Tischkoralle, unter der man nach Boxer Shrimps Ausschau halten sollte, lässt sich ebensowenig übersehen wie der Napoleon, sofern er denn auftaucht. Leicht übersehen lassen sich dagegen die fetten Steinfische, die hier auf den Sand Patches herumlungern. Es lohnt sich, auf die Suche zu gehen, man findet sowohl Rote als auch Echte Steinfische, wenn man Glück hat, sogar nebeneinander. Dazu sind es richtig fette Exemplare, größer als alles, was ich in Australien gesehen habe. Andere zu suchende Tarnkünstler sind Drachenköpfe und andere Skorpionsfische. Den entspannenden Tauchgang beschließt man dann auf 5 m direkt am Riff hängend mit Aussicht auf wunderbare Hart- und Weichkorallen.

Die obere Riffregion ist das Zuhause vieler bunter Weichkorallen. Hat man genug Luft, kann man auch zusätzlich noch die Ostseite des Riffs erkunden. Falls nicht, lohnt sich auch ein extra Tauchgang hierfür. Die Ostseite fällt im Gegensatz zur Westseite senkrecht ins Meer ab, der Boden soll irgendwo bei 300 m zu finden sein, ich hab's nicht überprüft. Es hat hier zwar weniger Fisch als auf der Westseite, dafür sind die bunten Korallen gerade auf den oberen 10 m unschlagbar. Unzählige Fahnenbarsche schwirren hier um die Korallen herum und verleihen der Szenerie einen lebendigen Touch. Steht die Sonne dann auch noch richtig, hat man ein tolles Farbenspiel, sodass es einem schwerfällt, den Rückweg zum Boot anzutreten.

Salem Express

Beim Abstieg bekommt man schon mal einen Vorgeschmack auf die düstere Atmosphäre, die einen erwartet. Offiziell beförderte die Salem Express 650 Menschen, meist Gläubige, die von einer Pilgerfahrt ins saudi-arabische Mekka zurückkehrten, als sie am 16. Dezember 1991 nahe Safaga auf das südlichste der Hyndman-Reefs lief und sank. Wegen eines aufkommenden Sturms wollte der Kapitän den Weg ins sichere Safaga um zwei Stunden abkürzen und wählte die gefährliche Route. Diese Entscheidung kostete mindestens 470 Menschen das Leben, von denen viele noch immer tief im Inneren des Wracks liegen. Von tiefergehenden Erkundungen der Innenräume sollten Taucher daher aus Respekt vor den Toten absehen.

Beim Streifzug durch die Außengänge muss man ein bisschen aufpassen, sich nicht den Kopf zu stoßen. Unser Tauchgang beginnt am Bug, der in 32 m Tiefe liegt. Gut ist das große Loch zu erkennen, das das Riff beim Aufprall des Schiffes in den Rumpf gerissen hat. Auch ist die Bugklappe durch die Wucht des Aufpralls aufgesprungen, sodass das Seewasser rasend schnell ins Innere des Schiffes eindringen konnte. Wie ein riesiges Maul hebt sie sich von der Silhouette des Schiffes ab und droht einen zu verschlingen. Die Salem Express liegt auf der Steuerbordseite, sodass wir nach der Umrundung des Bugs die Aufbauten der 100 m langen Fähre begutachten können. Etwas deplatziert ragen sie jetzt im 90 Grad-Winkel ins Wasser. Auf dem Vorderdeck ist gut die große Winsch zu erkennen, die wohl zur Betätigung des Ankers diente. Direkt ans Vorderdeck schließen sich die Passagierunterkünfte an, über denen sich die Brücke befindet. Durch eines der vielen, teilweise glaslosen Fenster werfen wir einen Blick ins Innere, aber außer einem Haufen Gerümpel ist nicht viel zu entdecken. Wir setzen unseren Weg durch den dunklen Außengang Richtung Heck fort. Hier muss man etwas auf die überall hervorragenden Träger, Stangen und Drähte achten, Die rechte (jetzt untere) der beiden Schiffsschrauben Die Tische der Cafeteria stehen hier nur deswegen gerade, weil dieses Bild senkrecht von oben aufgenommen wurde. um einen unliebsamen Kopfkontakt zu vermeiden. Direkt neben dem Schiff liegen traurig mehrere Rettungsboote herum, von denen ein Sturm zwei übereinandergeworfen hat. Im hinteren Teil des Schiffes findet man in 20 m Tiefe die Cafeteria, in die man durch eine etwas beengte Öffnung, die früher mal ein Fenster war, hineinschwimmen kann. Die Tische und Bänke sind auf dem Boden fixiert und verbreiten durch die 90 Grad-Schräglage und den grünen Schimmer, den sie angenommen haben, eine unwirkliche Atmosphäre. Spooky. Wir verlassen die Cafeteria nach oben durch eines der zahlreichen Bullaugen in der Seitenwand und erreichen nach kurzer Zeit das Heck, wo die mächtigen Schrauben jetzt nutzlos herumhängen. Gut lässt sich auf dem Rumpf noch der Auf dem Schriftzug "Salem Express" lesen, teilweise überkrustet von ein paar einsamen Korallen, während jeden der beiden riesigen Schornsteine ein überdimensionales "S" ziert. Korallenbewuchstechnisch ist am Wrack kaum was los und auch bzgl. Fischleben tobt nicht gerade der Bär. Ein Einer der beiden Schornsteine der Salem Express Ein Rettungsboot, das leider nie benutzt wurde. paar einsame Schwämme haben sich am Rumpf angesiedelt, aber den Reiz des Schiffes macht eindeutig die düstere Atmosphäre aus. Mit 15 Minuten Dekozeit beladen hab ich dann noch genügend Zeit, mir aus einer Tiefe von 5 m das Wrack in seiner vollen Länge von oben zu betrachten, bis mich ein geradewegs über meinem Kopf abdampfendes Tauchboot aus meinen Gedanken hochschreckt und schleunigst zur Rückkehr zum Boot veranlasst, bevor ich selbst noch dank einer Schiffsschraube Bewohner der Salem Express werde.

Middle Reef

Am Middle Reef scheiden sich die Geister. Das Südende des Riffs ist durchzogen von einem Gewirr von Canyons, die tags wie nachts eine etwas unheimliche Atmosphäre erzeugen und einem das Gefühl geben, durch ein auswegloses Labyrinth zu tauchen. Manche Taucher schwärmen davon, ich selbst würde das Middle Reef maximal als "ok" bezeichnen, mehr nicht. Die Felsformationen und großen Batzen Hartkorallen sind echt ganz nett, aber irgendwann reissen sie einen auch nicht mehr so arg vom Hocker. Nachts sieht man zudem meist Seeigel, Seeigel und Seeigel. Gut, es sind verschiedene Arten, Griffel-Seeigel, Lederseeigel und Diadem-Seeigel, aber trotzdem. Mit Glück erspäht man denn auch mal eine fette Riesenmuräne, ein Pärchen Fledermausfische oder einen Thunfisch, der sich direkt unter dem Boot herumtreibt. Alles in allem ein Platz mit dem Prädikat "kann man mal getaucht haben und dann is' gut".

Seven Ergs (Tobia Arbah)

Die sieben Türme sind wie das Middle Reef: geisterscheidend. Während andere sagen "kann ich nicht mehr sehen", finde ich diesen Platz richtig nett und entspannend, gerade das richtige nach einem schweren Mittagessen. Den Namen hat die Site von sieben großen Korallenbommies, die vom sandigen Meeresgrund in 15 m Tiefe bis direkt unter die Wasseroberfläche ragen. Der Platz ist sowohl am Tag als auch nachts einen Tauchgang wert. Beim Herumstreunen um die Bommies findet man Occis, Drachenköpfe, alle möglichen Arten von Kaiserfischen, Rotfeuerfische, Kissensterne, normale Seesterne, Kugelfische und auch schon mal das Gelege einer Spanischen Tänzerin. Auf selbige trifft man dann während des Nachttauchgangs und auf was für welche! Die größte, die ich hier gesehen habe, war über einen halben Meter lang, ganz schön mächtig für eine Schnecke. Die Rotfeuerfische verhalten sich natürlich wie überall des Nachts wie Dressurfische und folgen dem Taucher, da sie es im Lichtschein der Tauchlampe kinderleicht haben, Beutefische zu erspähen. Man muss oft höllisch aufpassen, nicht versehentlich auf ihnen zu landen, weil sie ganz gerne genau unter einem schwimmen. Ein Kontakt mit den Giftstacheln ist nicht so arg gesundheitsfördernd. Ansonsten hat man nachts auch die Chance, Tintenfische zu sehen, die mit ihren glasigen, mal rötlichen, mal grünlichen Körpern ruckzucki davonsprinten, wenn man ihnen zu nahe kommt. Eine der hier sehbaren Seesternarten, die man auch eher nachts als tags trifft, sind die Dornenkronen. Zum Glück treten sie hier nicht in Massen auf, sodass die Korallenpracht absolut vorzeigbar ist, man findet tolle Hart- und Weichkorallen vor.

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