Sonnenuntergang

Layang Layang

April 2006

Layang Layang ist ein abgelegenes Atoll im Südchinesischen Meer, 300 km nordöstlich der Hafenstadt Kota Kinabalu auf Borneo. Das Atoll ist 7 km lang, maximal 1,5 km breit und erhebt sich wie eine Nadelspitze aus 2000 m Tiefe. Das bedeutet natürlich Steilwandtauchen vom Feinsten und durch die exponierte Lage im offenen Meer auch gute Chancen auf Großfisch. Layang Layang ist bekannt für seine Hammerhaischulen und das ist auch einer der Gründe, warum ich mich auf den etwas beschwerlichen Weg gemacht habe.

Mit dem KLM Cityhopper geht's erstmal nach Amsterdam, wo ich auf meine 3 Berliner Tauchkollegen treffe, von denen ich Jörg vor drei Jahren auf den Kapverden kennengelent habe. Weiter geht's mit Malaysian Airlines nach Kuala Lumpur, wo wir 13 Stunden später landen. Dank der genialen Beinfreiheit, einem Bordunterhaltungsprogramm, welches keine Wünsche offen lässt (massig Videospiele, 55 Spielfilme, teils sogar in Deutsch, dazu Dutzende Audiokanäle) und guter Verpflegung ist der Flug sehr kurzweilig und die Zeit vergeht quasi wie im Flug. Nach zweistündigem Zwischenstopp geht's Einen Hauch von Township verbreitet das Wohnviertel gleich hinterm Hotel. weitere 3 Stunden rüber nach Borneo in die Hafenstadt Kota Kinabalu, wo wir morgens um 10 Uhr landen. Hier müssen wir einen Tag totschlagen, was wir an der Bar unseres 3-Sterne-Hotels und mit einem Bummel am Pier entlang problemlos schaffen, auch wenn mich das Wohnviertel gleich hinterm Hotel verdächtig an Katatura erinnert und Petrus auch nicht grad seinen besten Tag erwischt hat.

Das ändert sich am nächsten Morgen, bei strahlendem Sonnenschein geht's zum Flughafen, wo schon das 9sitzige Propellermaschinchen von Layang Layang Air Charter auf uns wartet. Da so ein Großraumflugzeug nicht unendlich Gewicht mit sich führen kann, kommen wir in den Genuss einer ganz besonderen Eincheckprozedur: Nach dem Wiegen des Tauchgepäcks muss sich auch jeder Nach 40 Stunden endlich am Ziel: Eine Insel weit draußen im Meer wartet auf uns. Mitreisende mitsamt seinem Handgepäck auf die Waage stellen, was zu einigen hochroten Köpfen bei denjenigen führt, die schon wieder die letzte Diät entnervt abgebrochen haben. Kurze Zeit später lassen wir die Küste Borneos unter uns und sind 1 Stunde später im Anflug auf Layang Layang. Winzig ist die künstlich aufgeschüttete Insel, die die Landepiste beherbergt. Folgerichtig steht das Layang Layang Island Resort, in dem wir die nächsten 2 Wochen verbringen werden, keine 20 m neben der Landebahn. Direkt neben dem Resort befindet sich eine Marinebasis, die die Malayen da sicherheitshalber hingestellt haben, da sich wg. seiner strategisch günstigen Lage seit Jahrzehnten Malaysia, Thailand und die Philippinen um dieses Atoll streiten. Nach ausführlicher Einweisung und Orientierungslauf über das Gelände startet unser Tauchabenteuer an den 17 Tauchplätzen rund ums Atoll. Ein typischer Tauchtag besteht im Wesentlichen aus Essen, Tauchen und Schlafen und sieht so aus:

  • 07.30 Uhr: Kleiner Morgenhappen mit 'ner Tasse Kaffee zum Wachwerden
  • 08.00 Uhr: 1. Tauchgang mit Suche nach Großfisch. Hierfür geht's für ca. 15 Minuten auf 30+ m Tiefe ins Blauwasser in der Hoffnung, auf Hammerhaie oder ähnliches Großgetier zu treffen. Anschließend Austauchen an der Riffkante entlang.
  • 09.30 Uhr: Großes Frühstück
  • 11.00 Uhr: 2. Tauchgang mit ähnlichem Ablauf wie beim 1. Tauchgang, aber etwas flacher
  • 12.30 Uhr: Reichhaltiges Mittagessen
  • 15.00 Uhr: 3. Tauchgang ausschließlich am Riff entlang bis ca. 20 m Tiefe
  • 16.30 Uhr: Kleiner Snack zwischendurch, damit man nicht vom Fleisch fällt, dabei Entspannen am Pool.
  • 18.30 Uhr: Wenn man Lust hat, Nachttauchgang in der Lagune innerhalb des Atolls oder an einem einfachen Spot außerhalb.
  • 19.30 Uhr: Abendessen bis der Arzt kommt, anschließend Genuss einiger Dosen Tiger Beer oder anderer, potenziell alkoholhaltiger Getränke.

Alle Tauchgänge werden von einem Guide geführt, aber wenn man bewiesen hat, dass man sich vermutlich nicht umbringt, lässt einen manch Guide auch schon mal alleine los, das hängt etwas vom Guide ab. Man sollte aber darauf gefasst sein, dass, sollte man sich von der Gruppe entfernt haben, der Guide anschließend auch schon mal den Computer kontrolliert. War man tiefer als 40 m, darf man den nächsten Tauchgang im Pool absolvieren, was echt schade ist, da das Riff wirklich in einem fantastischen Zustand ist.

Die Korallenlandschaft von Layang ist einfach faszinierend. Am Nachmittag unseres Ankunftstages hüpfen wir voll freudiger Spannung am Wrasse Strip ins Wasser und mir gehen sogleich die Augen über. 30 m Sicht und intakte und bunte Korallen, so weit das Auge reicht, es ist einfach fantastisch. 85 % des Korallenbestandes auf Layang Layang sind intakt, was man von anderen Teilen der Welt nun leider überhaupt nicht mehr behaupten kann. Zur Eingewöhnung statten uns ein Weißspitzenriffhai, ein paar Stachelmakrelen und eine Kröte einen Besuch ab. In den Spalten und Ritzen sucht Guide John nach allem möglichen Kleinkram und findet einen Schaukelfisch, der wie ein Blatt im Wind immer schön hin und her schaukelt. Er kommt hier in zwei Farbvarianten vor, grünlich weiß Etwas verloren wirkt Layang Layang in der Weite des Südchinesischen Meeres. und knallpink. Der 2. Tauchgang startet am Dogtooth Lair und hält wieder 4 Weißspitzen für uns parat, die faul am Boden rumlümmeln. Ein großer Schwarm Stachelmakrelen macht seine Aufwartung, die sich offenbar auf die Vermehrung ihrer Art vorbereiten, denn alle Makrelen schwimmen pärchenweise zusammen, immer ein dunkles, fast schwarzes Männchen neben einem silbrigen Weibchen. Der erste Tag hat uns den Mund jedenfalls schon mal verdammt wässerig gemacht.

Eine der zahlreichen Arten von Prachtsternschnecken in Layangs Gewässern: "Chromodoris willani". An Tag 2 beginnt für uns das Tauchen eigentlich erst richtig am The Point, denn heute heißt es für uns, auf die Suche nach dem Hammerhai zu gehen. Die Hammerhaischulen treiben sich oft an der West- oder Ostspitze von Layang herum. Deswegen springt man morgens meist am Point oder am Valley ins Wasser, taucht in 30 m Tiefe vom Riff weg ins Blauwasser - und wartet. Entweder hat man Glück und sie kommen oder man hat eben Pech, so wie wir heute. Nun ja, zumindest was die Hämmer angeht, wenigstens eine Weißspitze und ein Grauer Riffhai patrouillieren Dank Guide John haben wir in der ersten Woche fast auf jedem Tauchgang Schaukelfische gesehen. Selbst haben wir gerade mal ein einziges Exemplar gefunden, so gut sind diese Tiere getarnt. Oder hat jemand das 2. Tier auf diesem Foto im Hintergrund gesehen? am Riff entlang. Nach 15 Minuten geht's zurück ans Riff, wo ein kleiner Schwarm Barrakudas entlang schlendert und ein Riesenschwarm Stachelmakrelen auf uns wartet, mit dem wir sogleich ein Tänzchen wagen. Wie ein riesiger Kreisel schwimmen die Fische kollektiv im Kreis herum und lassen uns ganz nah herankommen, nehmen uns in die Mitte, sodass wir nichts mehr sehen als Fischleiber um uns herum. Sehr cool! Bei der Rückkehr zur Basis erfahren wir, dass eine andere Gruppe am Valley eine Hammerhaischule hatte. Waren wir also leider auf der falschen Seite heute Morgen, aber immerhin wissen wir so, dass sie da sind.

Abhängen an der Wand vom Shark's Cave. Tauchgang Nummero 2 heute ist am Shark's Cave 2, einer genialen senkrechten Wand, die zwischen 30 und 45 m ein paar Sand Patches hat, auf denen sich meist ein paar Weißspitzen und Leopardenhaie ausruhen. Weißspitzen sind heute nicht da, aber ein Leopardenhai fühlt sich etwas in seiner Ruhe gestört und sucht schnellstens das Weite, als wir näher kommen. Die Steilwand ist genialst, Gorgonien wehen in der Strömung und bieten Schutz für allerlei Getier. In einer Koralle finden wir einen gut getarnten Geisterpfeifenfisch, weiter draußen schießen ein paar Thunfische vorbei. Seinen Namen hat dieser Platz von einer Höhle, die in 30 m Tiefe liegt und Noch ein Tarnkünstler: Fadenschnecke, vermutlich Farbvariante von "Phyllodesmium magnum". am Eingang etwa 3 m hoch ist. Auch hier findet man ab und zu Haie, heute sind jedoch nur ein paar Nacktschnecken zu sehen. Am Ausgang der Höhle haben sich Röhrenaale im Sand verbuddelt und ziehen sich kollektiv in ihre Behausung zurück, je näher man kommt. Direkt daneben ist eine Geistermuräne heimisch, die man auch eher selten als Taucher antrifft. Toller Platz, einer meiner Lieblinge auf Layang.

Nach ausgiebigem Mittagessen springen wir für Tauchgang 3 am Coral Cafe ins Wasser und dödeln ein bißchen am Riff entlang. 3 Schildkröten, ein dicker Zacki und ein Blaupunktrochen, der die Rotmeererfahrenen unter und doch eher langweilt, bilden den Abschluss eines schönen Tauchtages.

Makrelensuppe. Der überwiegende Teil sind Großaugen-Stachelmakrelen, unter die sich ein paar Dickkopf-Stachelmakrelen gemischt haben. Angesichts der gestrigen Hammerhaisichtung am Valley springen wir heute zuerst am Wrasse Strip ins Wasser und bahnen uns unseren Weg Richtung Süden zum Valley hin. Überhaupt muss man sagen, dass die meisten Tauchplätze Natürlich dürfen auch die unvermeidlichen Anemonenfische auf Layang nicht fehlen. in Layang so dicht zusammen sind, dass man i.d.R. zwei während eines einzelnen Tauchgangs besucht. Das Valley ist der einzige Platz, wo man im 10-15 m Bereich tauchen kann, ohne direkt an der Steilwand zu hängen. Das Riffdach ist hier sehr ausgedehnt und beherbergt all das wuselnde, bunte Fischleben, was man auch von anderen Orten kennt, Doktorfische, Falterfische, Kaiserfische, Kugelfische, Kofferfische, Wimpelfische, Zackis, Feuerfische, Kröten, Nudis, usw. usw. Und natürlich meine Freunde, die Drückerfische, mit denen ich schon in Sodwana Bay unliebsame Erfahrungen gemacht habe. Dieses Mal hat es ein Leopardendrücker auf mich abgesehen, der angesichts der bevorstehenden Nistsaison wohl schon etwas nervös ist. Hammerhaie sehen wir leider auch heute nicht, heute waren sie am Point, wie wir später von einer anderen Gruppe erfahren. Grr, aus unerfindlichen Gründen muss ich gerade an Hasen und Igel denken. Aber wir sind ja noch ein paar Tage da.

Vor dem Mittagessen starten wir dann noch zur D'Wall, die direkt neben Shark's Cave liegt und von Ein paar lustige kleine Pracht-Schwertgrundeln, die sich blitzschnell in ihr Loch zurückziehen, wenn man ihnen zu Nahe kommt. daher eine ähnliche Charakteristik aufweist. Geile, vertikale Wand, die irgendwo ganz tief unten im Schwarz des Meeres versinkt. Zahlreiche Vasenschwämme und Gorgonien haben sich an der Wand angesiedelt. 5 Weißspitzen hocken auf den schmalen Sand Patches, wir lassen uns von den Putzergarnelen ein bißchen tote Haut entfernen, finden ein paar Geisterpfeifen und lichten anschließend noch ein paar Süßlippen ab, die freundlicherweise völlig unbeweglich für uns posieren.

Fast hätten wir dieses klitzekleine Tierchen übersehen: Kopfschildschnecke, evtl. Farbvariante von "Chelidonura amoena". Der finale Tauchgang heute führt zum Crack Reef, dem am weitesten entfernten Tauchplatz, was etwa 20 Minuten Bootsfahrt bedeutet. Auch dieser Platz steht ganz im Zeichen der absolut bloody brillianten Steilwand. Ich liebe es einfach, wenn es senkrecht abwärts geht, lasse es deswegen etwas gemütlich angehen und gucke nach all dem Kleinzeug in der Wand, wie den beiden Langschnauzen-Büschelbarschen, die erfolglos versuchen, sich vor dem Ablichten zu drücken. Vorne in der Gruppe geht es etwas flinker zur Sache, sodass sich unsere Tauchgruppe alsbald spaltet, was mich im Nachhinein ein klein bißchen ärgert, da ich so die 20 Mobulas verpasse, die im Formationsflug an der Wand entlang segeln und nur von dem schnellen Teil unseres Tauchgrüppchens gesehen werden. Shit happens.

Der Große Barrakuda streift meist als Einzelgänger durch die Lande. Am nächsten Morgen beginnt das Glücksspiel von vorne, Valley oder The Point, das ist hier die Frage. Wir entscheiden uns für The Point. Der basiseigene Videomann, der die Gruppen begleitet, um ein paar teuer zu erwerbende Filmchen zu drehen, begleitet uns heute dabei. Der Tauchgang geht gut los, direkt nach dem Sprung ins Wasser dreht ein Grauer Riffhai ein paar Runden auf dem Riffdach, was schon mal potenziell die Verkaufschancen des Videos steigert. Eine Kröte hockt gelangweilt auf dem Riffdach und lässt sich minutenlang ablichten, bis ihr schließlich die Luft ausgeht und sie Richtung Oberfläche verschwindet. Wir starten unseren Weg ins Blauwasser und treffen auf einen Haufen Barrakudas, die gemächlich langsam vor sich hindümpeln. Vorsichtig nähere ich mich dem Schwarm, um ein paar Fotos zu machen, da höre ich den Tankbanger von John, drehe mich um - und traue meinen Augen nicht. Da sind sie, eine Riesenschule, vielleicht 20 oder 30 m entfernt. Mir bleibt fast der Mund offen stehen, weil ich sowas nur aus Filmen kenne, fange irgendwie automatisch an zu zählen und schwimme dabei neben der Hammerhaischule her, die majestätisch an uns vorbeizieht. 1, 2, ..10, ..20, ... Bei 37 höre ich auf zu zählen und staune nur noch, denn die Haie hauen netterweise nicht ab, sondern ziehen langsam einen großen Halbkreis um uns, sodass wir sie noch etwas begaffen können, wobei ich mich allerdings angesichts der Neugier, die ein Tier für den Videomann entwickelt, frage, wer hier wen begafft. Der ganze Spaß dauert nur 3 bis 4 Minuten, aber wir sind absolut euphorisiert (gibt's das Wort?) und benehmen uns extrem albern unter Wasser, sodass ein Außenstehender denken muss, "die hat die Stickstoffnarkose voll erwischt". Aber der Tauchgang ist noch nicht vorbei, an der Riffkante geht's noch genial weiter. Neben einem pinken Schaukelfisch findet John noch ein paar Schlangenstern Egg Shell Shrimps, die ich bisher nur in Südafrika gesehen habe. In Sodwana Bay ist mir der Strom ausgegangen, aber diesmal sind sie dran, digital verewigt zu werden. Den Abschluss bilden dann noch 3 Weißspitzenriffhaie, die sich in einer Höhle verschanzt haben und sich keinen Mucks wegbewegen. Zurück an der Wasseroberfläche sieht sich John mit spontanen Liebesbekundungen der weiblichen Taucherschar konfrontiert, aber es kommt zu keinen weiteren ernsthaften Zwischenfällen, außer dass ich für meine Bemerkung, dass ich exakt 37 Tiere gezählt habe, Spott und Hohn ernte. Na gut, vielleicht hab ich mich verzählt. Schon alleine dieser Tauchgang war es jedenfalls wert, hierhergekommen zu sein.

Den Rest des Tages rennen und tauchen wir natürlich mit einem permanenten Dauergrinsen herum, welches wir nach Clarence, der schielende Barsch. einer Stippvisite zum Valley für Tauchgang 2 auch bis zum Nachmittag noch nicht wegkriegen, als es am Mid Reef ins Wasser geht. So richtig kann mich der Platz nicht überzeugen, aber nach den Erlebnissen vom Morgen ist man natürlich auch etwas verwöhnt. Wir sehen ein paar Langusten, einen süßen klitzekleinen Antennenfeuerfisch und die obligatorischen Kröten und Weißspitzenriffhaie.

Nach dem Abendessen ist dann Showtime angesagt, das Video wird in der Basisbar vorgeführt und wir sind natürlich sehr gespannt, ob der Dreh was geworden ist. Er ist, als die Kamera von dem Barrakudaschwarm sanft zur Hammerhaischule schwenkt, die dahinter vorbeizieht, spendet die Bar spontan Szenenapplaus. "Das sind aber mehr als 40", sagt Oli, unser Malpelo-erfahrener Tauchfreund, der dort wohl schon 2 oder 3 oder 300 Hammerhaie gesehen hat, "das sind mindestens 80-100". Mir auch Recht, in meiner Erinnerung werden es immer mehr als genug sein und dieser Tauchgang ist vielleicht der beste gewesen, den ich bisher gemacht habe. Überflüssig zu sagen, dass an diesem Abend einige Videos den Besitzer wechseln.

Nach dem unübertrefflichen Vortag versuchen wir es zum Start von Tauchtag 5 nochmal am Point. Heute bleiben die Hammerhaie allerdings weg, sie haben die Seiten gewechselt und werden am Valley gesichtet. Die Igel halt. Dafür kommt ein gemischtes Haigrüppchen vorbei, ein Silberspitzenhai und 2 Graue Riffhaie checken uns kurz aus und verziehen sich dann dahin, wo sie ungestört sind. Beim Bummeln an der Riffkante entlang spotten wir noch einen Napoleon, aber dicht dran lassen sie hier keinen Taucher, sie sind viel scheuer als im Roten Meer.

Am Shark Cave 1 hat's dann wieder eine Horde Weißspitzen, die es sich in 42 m Tiefe bequem gemacht haben. Unser kleiner Ausflug zu ihnen bringt uns einige böse Bemerkungen von John ein, bleibt aber ansonsten ungeahndet. Ein paar fette Thunfische ziehen im Blauwasser vorbei.

Nachmittags dann unser erster und einziger Tauchgang am Wreck Point, wo ich mich 15 Minuten lang in den Sand hocke, um einen Fisch abzulichten, den ich bis dato nicht kannte. Ein etwas Nach einem Tauchgang am Wreck Point kann man sich das Bootsfahren eigentlich sparen. Aber es gäbe wohl ziemlichen Ärger mit dem Tower, würde man mal eben schnell über die Landebahn latschen. hektischer Geselle mit einer lustigen kleinen Angel am Kopf, sehr hübsch. Ansonsten fluche ich aber, weil der Kollege nicht auch nur mal eine Sekunde still hält. 20 cm nach rechts schwimmen, drehen, 20 cm nach links schwimmen, drehen, 20 cm nach rechts schwimmen usw. usw., 15 Minuten lang geht das so. Wenn man sonst keine Hobbys hat ... Ansonsten sind die Plätze auf der Südseite eher Kacke gegenüber den restlichen Spots auf Layang und so besuchen wir während unseres gesamten Aufenthalts weder Runway noch den Tunnel.

Am Abend sind Jörg und ich dann ganz tapfer und springen zu einem Nachttauchgang direkt vor der Basis in der Lagoon ins Wasser. 8 m Wassertiefe hat's hier und alles Sandboden, was die Sicht auf schlappe 2 m begrenzt. Aber selbst hier gibt es einiges zu sehen, Einsiedlerkrebse, Boxer Shrimps, Rotscherengarnelen, im Sand vergabene Schlangenaale und Gebändete Seenadeln, die sich in den Korallenblöcken verstecken. Die sonstigen Beschäftigungsmöglichkeiten sind auf Layang etwas beschränkt... Ein riesiger Kugelfisch hat sich an einem der Pylone des Piers, an dem man den Großteil dieses Tauchgangs verbringt, häuslich eingerichtet. Es soll hier sogar Geisterpfeifenfische geben, aber die bleiben uns leider verborgen. Dafür finden wir im Flachwasser in nicht mal 1 m Wassertiefe noch ein paar Flundern, einen klitzekleinen Zwergfeuerfisch und 2 Occis, die den Tauchgang abrunden.

Am nächsten Morgen heißt es wieder The Point, aber wieder keine Hammerhaie heute. Dafür hat es heute Zackis, so weit das Auge reicht, wo sind die denn jetzt alle hergekommen? Nachmittags dann unser erster Abstieg am Gorgonian Forest. Unschwer zu erraten, woher dieser Platz seinen Namen hat, die Wand ist über und über bewachsen mit Seefächern, die hier ganz dicht aneinander stehen und in der Strömung hin und her wiegen, um dabei Nahrung aus dem Wasser zu filtern. Toller Platz, vor allem wenn dann noch ein riesiger Makrelenschwarm vorbeikommt und wir wieder das Kreiselspiel spielen können, wie schon an Tag 2.

Eine Weißspitze hockt im "Valley". Unseren letzten Tag der ersten Woche beginnen wir mit dem Hase- und Hammerhai-Spiel am Valley. Erneut erfolglos. Unsere beiden Schweizer Tauchkollegen mit der fetten Kameraausrüstung setzen sich heute mal etwas ab, drehen ihr eigenes Ding im Blauwasser und stoßen erst am Ende des Tauchgangs wieder zur Gruppe. Als sie grinsend die Wasseroberfläche durchbrechen, ahne ich schon, dass das wohl eine gute Idee gewesen ist. Im Blauwasser hat ihnen ein Manta die Aufwartung gemacht und 2 Minuten, bevor sie zurück zur Gruppe gestoßen sind, haben sie tatsächlich einen Fuchshai direkt auf dem Riffdach gehabt. Wieviel Glück darf ein Mensch eigentlich haben, kein anderer aus der Gruppe hat Manta oder Hai gesehen!? Bugger!

Noch ein roter Feuerfisch. Die nächsten Tage verlaufen ähnlich an den schon bekannten Plätzen, wir hoffen auf Haie oder anderes großes Zeugs, sie sind auch da, aber leider immer da, wo wir gerade nicht sind. Ich muss zugeben, dass es nach einiger Zeit dann schon etwas ermüdend ist, erstmal 15 Minuten im Blauwasser zu dümpeln und dabei nichts zu sehen, aber wir sind halt nicht im Zoo. Da kommt mir der eine Tag Zwangspause, den ich einlegen muss, weil die nicht ganz durchgebratenen Spiegeleier wohl doch nicht so ganz koscher waren, fast gelegen, komme ich doch dadurch dazu, endlich den "Schwarm" zu Ende zu lesen. Anschließend traue ich mich vor lauter mordenden Orcas, Walen und 7m-Hammerhaien kaum noch ins Wasser ...

In den sauberen und geräumigen Unterkünften lässt es sich problemlos eine Zeit lang aushalten. An Tag Nummer 9 erscheint Vik auf der Bildfläche, die die Schnauze voll hat von ihrem Job auf den Perhentians und Tauchgängen mit 3 m Sichtweite, und mal gucken will, ob es auf Layang Layang besser ist. Es ist, aber leider erscheinen auch während ihrer Anwesenheit keine Hammerhaie mehr für uns auf der Bildfläche. Der Alltag wird an Tag 10 kurz unterbrochen am Wrasse Strip. Als ich mit der Nase und Blick nach unten gerichtet in den Korallen nach Kleinzeug grabe, schlägt urplötzlich ein ICE mit hoher Geschwindigkeit mehrmals in meinem Kopf ein. Ein wenig verägert schaue ich Der Trockenraum der Tauchbasis lässt keine Wünsche offen... hoch, weil ich völlig blödsinnigerweise denke, ich bin mit einem anderen Taucher zusammengerasselt, aber selbstverständlich war es kein Taucher, sondern ein Titandrücker, der mich mehrfach in den Kopf gebissen hat. Schön, dass man so erfährt, dass die Nistsaison nun definitiv begonnen hat und man nun jederzeit mit Sturzangriffen rechnen muss. Selbstverständlich lasse ich mir von einem blöden Drücker den Tauchgang nicht versauen und bringe ihn zu Ende, aber leider können auch meine leicht blutenden Kopfwunden die Hammerhaie nicht zum Umdenken bewegen.

Ohne Sonnenschirme ließe es sich tagsüber am Pool vor Hitze kaum aushalten. Schon am nächsten Morgen merken wir, dass die letzten Tauchtage wegen der Drücker wohl etwas stressig werden. Beim Sprung vom Boot landen wir direkt über dem Nest eines Gelbrand-Drückers, der sofort zum Angriff übergeht und mir in die Flossen beißt. Überall auf dem Riffdach am Valley und am Point haben die Drücker ihre Nester eingerichtet, die sie gegen alles verteidigen, was näher als 3 m an sie rankommt. Man muss immer höllisch aufpassen, es ist praktisch nicht mehr möglich über das Riffdach zu schwimmen, nur an der Kante zur Steilwand kann man noch entlangtauchen, ohne sich ständig der Gefahr von Angriffen auszusetzen. Entschädigt für diesen Stress werden wir dann nochmal am Coral Cafe, wo wir langsam vor uns hindümpeln, bis uns Nach dem Tauchen ist Essen, Saufen, Schwätzen und Abkühlen im Pool so ziemlich das Einzige, was man auf Layang tun kann. Am besten alles zusammen, so wie hier... l eine starke Gegenströmung zur Umkehr zwingt. Gerade als wir das tun wollen, kommt ein Grauer Riffhai einen Kanal heruntergeschossen, um einen Schwarm Makrelen anzugreifen, der sich da im Blauwasser zusammengerottet hat. Und im Schlepptau hat der Graue noch 9 seiner Artgenossen, die sich jetzt mit einem Affenzahn daran machen, sich an den Makrelen gütlich zu tun. Ich habe vorher noch nie Haie beim Jagen gesehen, es ist schon beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit und Schnelligkeit diese Tiere durchs Wasser pflügen.

Der letzte Sonnenuntergang vor der Abreise... Am nächsten Tag schließe ich mit dem Wrasse Strip, wo mich der Drücker angegriffen hat, meinen Frieden, denn direkt am Anfang des Tauchgangs zieht ein großer Mobula an uns vorbei. Zum Abschied von Layang gibt's dann nochmal das, womit es vor 2 Wochen hier angefangen hat: einem Weißspitzenriffhai und einer Kröte. Fast könnte man meinen, das Begrüßungskomitee hat uns auch wieder verabschiedet. Zum Glück geht's für mich noch weiter, denn mit Vik werde ich noch eine Woche durch Borneo ziehen und große, rote Affen angucken. Zumindest haben wir das vor. Was dann wirklich daraus geworden ist, könnt ihr hier nachlesen.

Tschüss, Layang Layang! Fazit: Ich fand Layang Layang genial. Korallen ohne Ende, viel Großfisch, wenn es auch leider nur einmal die erhofften Hammerhaie hatte. Aber dieser eine Tauchgang alleine war für mich schon die Reise wert. Man muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass es ein Glücksspiel ist: Die Viecher sind da, nur weiß man dummerweise nie, wo sie als Nächstes auftauchen. Vik hat während ihrer 5 Tage keine Hammerhaiflosse gesehen und war daher eher etwas enttäuscht. Wenn man alles das sehen würde, was die verschiedenen Tauchgruppen während der 13 Tage, die ich auf Layang war, zusammen gesehen haben, wäre es ein schwer zu toppender Urlaub: fast jeden Tag eine Hammerhaischule, Mobulaschwärme, Graue Riffhaie, Leopardenhaie, Weißspitzenriffhaie bis zum Abwinken, Mantas und sogar ein Fuchshai. Die Kröten entlocken einem da fast schon ein müdes Gähnen. Aber so ist es bedauerlicherweise nicht. Oder vielleicht zum Glück nicht, denn so gibt es immer einen Grund, nach Layang zurückzukehren.

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