April 2007
Die nur 3 Quadratkilometer große Insel Malapascua liegt in der philippinischen Visaya-See, 14 km vor der Nordspitze Cebus. Sie ist bekannt geworden durch die Fuchshaie, die sich jeden Morgen an einem nahe gelegenen Unterwasserberg sammeln. Es ist einer der wenigen Tauchplätze weltweit, an denen man eine gute Chance hat, auf diese im offenen Ozean lebenden Haie zu treffen. Ansonsten ist man doch eher auf Zufallsbegegnungen und Taucherglück angewiesen. Da wir uns nicht auf unser Glück verlassen wollten, haben wir zu dritt im April 2007 die beschwerliche Anreise auf uns genommen.
philippinischen Verkehr weiter an die Nordspitze Cebus, wo wir 3 Stunden später in einem kleinen Kaff namens Maya eintreffen. Von ein paar eifrigen Händen wird das Gepäck flugs in ein typisch philippinisches Auslegerboot (Bangka genannt) umgeladen, mit dem wir dann bei rauer See nochmal 45 Minuten nach Malapascua übersetzen. 30 Stunden nach der Abreise kommen wir endlich im Sunsplash Resort an. Das Resort liegt fast direkt am Strand (20 m Fußweg) und ist top ausgestattet mit eigenem Restaurant, schwimmender Bar und komfortablen und sauberen Zimmern. Nach dem Begrüßungscocktail lässt es sich bei eingeschalteter Klimaanlage auch bei 35 Grad Außentemperatur wunderbar im King Size-Bett einschlafen...
Mit 2 1/2 Stunden Verspätung hebt der Singapore Airlines-Jumbo in Frankfurt ab. Vom Service an Bord bin ich doch eher enttäuscht, die Bildqualität des Monitors in meinem Vordersitz verursacht Augenschmerzen und die Beinfreiheit ist auch deutlich beschränkter als bei Malaysia Airlines oder Emirates, mit denen ich vor kurzem unterwegs war. Nach 12 Stunden Flug landen wir in Singapur, ohne Hoffnung, unseren Anschlussflug mit Silk Air noch zu erwischen, der in 25 Minuten abhebt. Schon beim Verlassen des Fliegers warten jedoch ein paar freundliche Damen mit unseren Bordkarten in der Hand und versichern uns, dass es auch unser Gepäck noch schafft. Diesbezüglich also guter Service bei Singapore Airlines. Bei Silk Air (der regionale Ableger von Singapore Airlines für Südostasien) fühlen wir uns dann rundum wohl, massig Platz auch in der Holzklasse, sodass die 4 Stunden Flug nach Davao in der philippinischen Provinz Mindanao im Schlaf vergehen. Nach einer Stunde Aufenthalt folgt dann der kurze, 45-minütige Hüpfer nach Cebu City. Von hier aus geht es mit dem Minibus in wilder Fahrt durch denAm nächsten Morgen stapfen wir die 50 m am Strand entlang rüber zur Basis der Sea Explorers, mit denen wir die nächsten zwei Wochen abtauchen werden. Die Basis steht unter deutsch-schweizerischer Leitung und ist sehr gut organisiert mit immer freundlichem und hilfsbereitem Staff. Angeboten werden 4 Tauchgänge am Tag: ein "Early Morning Dive" mit den Fuchshaien, eine Vormittagsausfahrt um 10 Uhr, eine Nachmittagsausfahrt um 14 Uhr und ein Dämmerungstauchgang um 18.30 Uhr. Daneben starten um 9.30 Uhr auch oft Ganztagestrips mit 2 Tauchgängen zu den etwas weiter entfernten Plätzen. Das Zehnerpaket Nitrox gibt's für 30 $, eine Investition, die sich an dem ein oder anderen Platz auf jeden Fall auszahlt. Es gibt nicht so arg viele Tauchplätze rund um Malapascua, eigentlich sind es gerade mal zehn. Von daher ist es unvermeidlich, dass man bei einem zweiwöchigen Urlaub fast jeden Tauchplatz zweimal oder noch öfter ansteuert.
Direkt an der Insel hat es drei Tauchplätze, die in max. 15 Minuten Bootsfahrt erreicht sind. Zum Eingewöhnen starten wir am Platz Lapus-Lapus, der an der Nordwestspitze Malapascuas liegt. Eine sichere Sache ist hier die Sichtung von schwarzen Riesenanglerfischen, die sich unter einem Korallenblock verschanzt haben, über dem immer ein Schwarm Beilbauchfische steht. Doch nicht nur schwarze Angler sind vorhanden, auch knallrote und gelbe Exemplare finden unsere Guides, was angesichts der über und über mit bunten Weichkorallen, Schwämmen und Anemonen bewachsenen Felswände nicht leicht ist. Einfacher zu finden sind dagegen schon die zahlreichen Nacktschnecken, für die die Gewässer der Philippinen ohnehin berühmt sind. Zum Austauchen driften wir bei ordentlicher Strömung über einen wunderbar bunten Korallengarten, bei dem von Korallenbleiche absolut nichts zu sehen ist. Das wahre Highlight von Lapus-Lapus verbirgt sich jedoch in einer kleinen unscheinbaren Koralle, die da irgendwo auf dem Sandboden steht. Hier hängen gut getarnt Pygmäenseepferdchen herum, die man selbst unter der Lupe kaum von den Korallen, in denen sie hocken, unterscheiden kann. Die Fotosession mit der kleinen Kompakt-Digitalkamera erweist sich als äußerst mühselig, auf dem Display ist das Pferdchen nicht zu erkennen. In Wildwest-Manier zielt man daher grob dahin, wo man das Pferd vermutet und hofft dann, dass zumindest eins der 50 geschossenen Bilder was wird. Der geneigte Leser entscheide selbst.
Partnergrundeln mit ihren unterschiedlichsten Garnelen und Krebsen als Mitbewohner hausen. 10 Minuten lang beobachten wir Pärchen von Flügelrossfischen, die auf dem Boden auf Wanderschaft sind, das Weibchen immer schön hinter dem Männchen her. Vielleicht ist es auch umgekehrt, ich kann Männlein und Weiblein bei Flügelrossfischen nicht wirklich auseinanderhalten. Jedenfalls wundere ich mich beim Anblick dieser Gesellen immer wieder, was für merkwürdige Kreaturen die Natur doch hervorbringt. Na ja, dasselbe denke ich auch oft bei einem Spaziergang durch Kölns Innenstadt. Weitere Sandbodenbewohner sind Flundern, giftgrüne Seegras-Feilenfische, Gummifische und ein mal wieder extrem giftiger Vertreter aus der Familie der Skorpionsfische, der Walkman. Ähnliche Gestalten kennt man auch aus dem Roten Meer. Am Ende des Tauchgangs taucht man auch hier über einem wunderbaren Korallengarten aus, der sicher auch einen längeren Besuch wert gewesen wäre.
Auf der Ostseite der Insel liegt der Platz Bantigue (sprich: Bantigie), den wir in den gesamten 2 Wochen nur 1x ansteuern. Zwar besteht ein Großteil des Tauchgangs hier aus Wühlen im Sand in 14 m Tiefe, aber Spielen im Sandkasten ist eigentlich immer ein guter Zeitvertreib und auch hier lässt sich im Sand einiges entdecken. Überall sind Löcher, in denenDer letzte Platz direkt an Malapascua Island ist das Lighthouse, nur 5 Bootsminuten von der Basis entfernt. Jeden Abend finden hier die Nachttauchgänge statt. Man startet schon in der Dämmerung und taucht dann in die schnell hereinbrechende Nacht hinein. Was dann so aus seinen Löchern kriecht hat es wirklich in sich, weswegen ich mir diesen Tauchgang gleich 4x gegeben habe. 2 Dinge sieht man hier garantiert: Mandarinfische und Seepferdchen. Sieht man eins von beiden nicht, bekommt man von der Basis das Geld für den Tauchgang zurück. Bisher wurden noch keine Scheine zurückverlangt. Was die Mandarinfische angeht, kann ich hier dasselbe Schauspiel beobachten, wie vor einem halben Jahr am Rainbow Reef auf Yap: Sobald es dämmert (so gegen 18 Uhr), kommen die Mandarinfischmännchen vorsichtig einzeln aus ihren Korallen gekrochen und streifen durchs Riff, immer auf der Suche nach einem Mandarinfischweibchen, welches sie beglücken können. Sobald es richtig dunkel ist (so gegen 18.30 Uhr) sind letztere willig. Die beiden heften sich aneinander und steigen senkrecht nach oben, wobei sie sich paaren. Dies ist der Moment, den man versucht, fotografisch festzuhalten, was deswegen nicht einfach sind, weil Mandarinfische leider sehr lichtscheu sind. Bestrahlt man sie zu lange mit der Lampe ziehen sie sich blitzartig verschreckt in ihre Koralle zurück. Geduld ist daher angesagt. Hat man die Mandarinfische genug begafft, begibt man sich auf Streifzug und schaut, was sich am Lighthouse sonst noch so tummelt. Oft trifft man auf Sepien, wenn man Glück hat, auch auf Männchen und Weibchen, die sich gerade miteinander vergnügen. Über den Boden tapern Anemonenträger und andere Einsiedlerkrebse, die auf der Jagd sind. Auf den Korallen hocken unterschiedliche Arten von Nacktschnecken und Plattwürmern, die nach dem Fotografierstress mit den Mandarinfischen eine willkommene Entspannung darstellen. Auch Mel Brooks scheint schon hier gewesen zu sein und hat eine Abordnung aus Spaceballs hier gelassen. Rotgebänderte Seenadeln verkriechen sich unter den allgegenwärtigen Seeigeln, während man schon ganz genau hinschauen muss, um die schüchternen Marmorgarnelen zwischen den Korallenstöcken hervorlugen zu sehen. Anderes Garnelenvieh hat sich dafür komplett verirrt und dürfte gar nicht hier sein. Am Ende jedes Tauchgangs hier wirft man einen Blick auf die Seepferdchen, die sich an immer der gleichen Stelle in die Korallen gehängt haben. Mein persönlicher Favorit hier ist aber ein klitzekleiner Kerl, über den ich schon so viel gelesen, ihn aber noch nie zu sehen bekommen habe: Nach geduldigem Suchen unter den Tausenden Steinen, die am Boden liegen, findet Guide Tong tatsächlich einen Blauring-Kraken. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass wir ihn ein bisschen ärgern, weil er dann seine so leuchtend blauen Ringe präsentiert, die den vermeintlichen Angreifer freundlich darauf aufmerksam machen sollen, dass dieser Kollege hochgiftig und ein Biss auch für einen erwachsenen Menschen innerhalb weniger Minuten tödlich sein kann. Dummerweise spürt man den Biss nicht mal. Nun ja, selbst wenn, wäre es auch ziemlich egal, es gibt nämlich kein Gegengift. So lassen wir den Occi nach ein paar Minuten auch in Ruhe und begeben uns auf die Suche nach einer weiteren merkwürdigen Kreatur, die ich ebenfalls noch nie gesehen habe und die sich hier rumtreiben soll: dem haarigen Anglerfisch. Leider bleibt unsere Suche jedoch bei allen 4 Tauchgängen, die ich hier mache, erfolglos, der zottelige Fisch lässt sich nicht blicken. Auch so ist das Lighthouse aber immer einen Abstieg wert.
Skorpionsfischen oder ein paar versprengten Nacktschnecken zufriedengeben. An den Rändern des Plateaus sinkt der Meeresboden in unerreichbare Tiefen ab. An Tag 4 sehen wir dann tatsächlich einen großen Fuchshai, leider jedoch wieder nur relativ weit entfernt und nur für einen kurzen Moment. Wir schöpfen Hoffnung, dass es noch besser geht, zumal wir von einem der Guides erfahren, dass es jetzt bei abnehmendem Mond immer besser wird. Vor zwei Tagen war nämlich Vollmond und da kommen die Fuchshaie nie. So weit die Theorie. An Tag 5 dann tatsächlich die bisher beste Begegnung, ein Fuchshai "nice and close", ein anderer wieder als Schatten in einiger Entfernung. Sollte die Theorie stimmen? Brillant dann die Begegnung an Tag 6, bei guter Sicht haben wir zwei Fuchshaie zusammen, die umeinander herum schwarwenzeln und sich miteinander vergnügen.
25 Minuten Bootsfahrt von Malapascua entfernt liegt der Platz, wegen dem wir hierhergekommen sind. Direkt an Tag 2 stechen wir pünktlich um 5.30 Uhr morgens in See zur Monad Shoal-Untiefe. Die Fahrt bietet genug Zeit für ein, zwei Hallo-Wach-Kaffees; ohne Koffein komme ich um so eine Uhrzeit nicht in Schwung. Voll freudiger Spannung springen wir um kurz nach 6 Uhr ins Wasser. Unsere Freude wird angesichts der gerade mal 10 m Sichtweite gleich etwas gedämpft. Bei dieser Sicht können einige der scheuen Hochseebewohner um einen rum sein und man sieht sie trotzdem nicht. An der Monad Shoal gibt es drei Putzerstationen, die die Fuchshaie aufsuchen, um sich von parasitärem Anhängsel befreien zu lassen. Zwischen diesen pendeln wir hin und her, jeweils mit einigen Minuten Wartezeit an jeder der Stationen. Und während wir so pendeln, huscht auf einmal tatsächlich die unverwechselbare Silhouette eines Fuchshais in einiger Entfernung vorbei. Nach ein paar Sekunden ist der Hai bereits wieder verschwunden. Tja, wenn das die 75 % Sichtungswahrscheinlichkeit sein soll, von der man immer liest, dann müssen wir wohl jetzt jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen, um die Fuchshaie dann auch mal zu sehen und nicht nur zu erahnen. Zurück auf dem Boot beschließen wir, genau dieses zu tun und starten in der Folge jeden Morgen um 5.30 Uhr Richtung "Early Morning Dive". "Nothing at all" notiere ich an Tag 3 in mein Logbuch, eine Stunde lang gähnende Leere unter Wasser. Wenn die Fuchshaie nicht da sind, sieht man an der Monad Shoal nicht viel. Der Boden besteht aus Geröll, der ab und zu mal von einem Teppich aus Seegras bedeckt ist. Korallen Fehlanzeige. So muss man sich dann mit ein paarAn den Tagen 7, 8 und 9 wird die Theorie dann wieder über den Haufen geworfen, drei Tage lang sehen wir nicht eine müde Haiflosse. An Tag 10 dann endlich wieder ein Fuchshai kurz am Anfang, bevor wir 55 Minuten lang Blauwasser bestaunen. Wir geben nicht auf und haben am letzten Tauchtag dann nochmal richtig Glück. Am Anfang des Tauchgangs turnt 3 Minuten lang ein Fuchs um uns herum, der uns vorsichtig abcheckt, was mir Gelegenheit gibt, das langersehnte Video aufzunehmen. Während des restlichen Tauchgangs taucht dann noch 3x ein Fuchshai auf, was noch während des Tauchgangs zu spontanen Liebesbekundungen führt. Eine andere Gruppe hat sogar das Glück, bei 5 m am Ankerseil hängend 3 Fuchshaie gleichzeitig beobachten zu können. Fazit der ganzen Aktion: Aussagen wie "An 3 von 4 Tauchgängen hier sieht man Fuchshaie" kann man vergessen. Ein kurzes Vorbeihuschen in der Entfernung werte ich nicht als Sichtung. Man sollte wirklich jeden Tag, den man auf Malapascua ist, frühmorgens mit rausfahren. Wenn man dann jeden 3. oder 4. Tag eine gute Begegnung hat, kann man sich glücklich schätzen.
Neben den Fuchshaien bietet die Monad Shoal noch Gelegenheit, weiteres großes Unterwassergetier zu bestaunen. Es gibt nämlich nicht nur die 3 Hai-Putzerstationen hier, sondern auch eine Manta-Putzerstation. Um die Anzahl der um Malapascua liegenden Tauchplätze aufzuwerten, hat dieser Platz einen eigenen Namen bekommen, der natürlich nur Manta Point lauten kann. Von "Tauchen" kann man hier eigentlich nicht sprechen, man hockt sich einfach 45 Minuten lang in 20 m Tiefe auf den Geröllboden und hofft, dass sich einer der Teufelsrochen an der Putzerstation blicken lässt, was zumeist nachmittags der Fall ist. Umhertauchen ist ziemlich sinnlos, da es außer ausgiebigem Geröll nichts weiter Aufregendes zu bestaunen gibt. So auf den Boden gehockt kann die Wartezeit ziemlich lang werden, sodass man nach 20 Minuten entgegen aller guten Vorsätze unweigerlich doch wieder damit beginnt, jeden schon hundertfach gesehenen Skorpionsfisch und jede Mini-Weichkoralle in digitale Form zu überführen. Und wenn man dann nicht aufpasst und gerade auf den Boden starrt, verpasst man den Moment, in dem der Manta dann gerade 1 m vor einem mit offenem Maul auftaucht und einem über den Kopf segelt. Zu seinem Leidwesen spricht der Autor aus Erfahrung. Nachdem ich dann die Augen in die richtige Richtung lenke, sehe auch ich noch zwei Mantas, einen kleinen und einen richtigen Brocken, größer als alles, was ich letztes Jahr vor Yap gesehen habe. Auch bei unserem 2. Versuch ein paar Tage später haben wir Glück, wieder kommt ein fettes Manta-Vieh 2x auf einen Sprung vorbei und lässt sich gemütlich putzen. Da wir uns ansonsten hier aber wegen der mangelnden Bewegung nur unseren empfindlichen Po abfrieren und in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Manta gesehen haben, belassen wir es bei den zwei Besuchen.
Fischer hier allerdings noch fischen wollen, ist mir ein Rätsel. Von Eischnecken, Nudis und platten Würmern kann sich schließlich kein Mensch ernähren. Das Gleiche gilt für die ein oder andere (oder ganz andere) Kaurischnecke. Auch das eine Seepferdchen, welches wir hier sichten, landet hoffentlich nicht in irgendeinem asiatischen Suppenteller. Schön sind die vielen unterschiedlichen Garnelenarten, die man hier bei genauem Hinsehen in den Korallen und Anemonen finden kann. Auch die bunten Fangschreckenkrebse sind nett anzuschauen, wenn sie sich aufrichten, um ihre Behausung zu verteidigen. Nach 2 Besuchen hier haben wir dann aber auch genug gesehen und schauen uns nach alternativen Tauchmöglichkeiten um.
Hat man sich an den Mantas satt gesehen, kann man den Nachmittagstauchgang auch mal auslassen und sich stattdessen in die brütende Sonne am Strand knallen. Das macht man genau 1x, bis man einen Hitzschlag bekommt, und startet dann den Versuch, sich stattdessen im Zimmer etwas kühl zu halten. Dieser Versuch schlägt jedoch auch fehl, da zwischen 10 und 17 Uhr im Sunsplash Resort der Strom abgedreht wird und es daher bei abgeschalteter Klimaanlage drückend heiß im Zimmer wird. Die beste Option ist also, sich zu einer erfrischenden Taucheinlage zu begeben. Für den Nachmittagstrip wird hierzu oft die Chocolate Island angeboten, die ca. 20 Minuten Bootsfahrt entfernt liegt. An diesem schönen Makroplatz sieht man einen Querschnitt durch das marine Kleinzeug, was es in philippinischen Gewässern so hat, wenn auch die Top-Acts wie Geisterpfeifenfische, Pygmäenseepferdchen und anderes Getier fehlen. Auch "normale" Fische hat es wenig, was insgesamt für ganz Malapascua gilt. Dynamitfischen ist hier immer noch weit verbreitet und auch während unserer zwei Tauchgänge an der Schokoladeninsel hören wir es ein paar Mal heftig knallen. Was dieDie beste alternative Tauchmöglichkeit ist sicher eine Tagestour zu den Gato Islands, meinem absolutem Lieblingsspot in Malapacua, 45 Minuten Bootsfahrt entfernt. An den Inseln gibt es zwei Tauchplätze. Den ersten Tauchgang startet man in der Regel an der South Wall. Direkt beim Abtauchen an der Wand bekomme ich erstmal einen Farbflash, die Wand protzt nur so mit bunten und knalligen Farben. Verantwortlich hierfür sind die Unmengen Weichkorallen, Anemonen und Schwämme, mit denen die Wand besetzt ist. Überall kriechen die unterschiedlichsten Arten Nacktschnecken herum, zig verschiedene kann man während eines Tauchgangs finden. Manche Leute mögen Nacktschnecken ja langweilig finden, ich finde es immer wieder nett, ihnen beim Nichtstun zuzugucken. Hat irgendwie was Entspannendes. Seepferdchen verstecken sich in den Felswänden oder haben sich am Boden verankert, wo sie geduldig für die Kamera posieren. Farblich exzellent angepasste Sepien schweben über dem Geröllboden, über dem sie nur schwer auszumachen sind. In einer kleinen Höhle, in der sie vor der neugierigen Taucherschar ihre Ruhe haben, haben sich Weißspitzenriffhaie verschanzt und warten auf den Einbruch der Dunkelheit. Mehr als alles andere hier begeistert mich aber unsere Begegnung mit einer gebänderten Seekobra, die friedlich auf dem Boden hockt und ihren Kopf in die Höhe streckt, um die Umgebung zu checken. Wie alle Seeschlangenarten ist auch die Seekobra hochgiftig, nach einem Biss ist man unbehandelt i.d.R. innerhalb weniger Tage tot. Man muss sich als Taucher aber schon vorsätzlich extrem dämlich anstellen, um gebissen zu werden. Seeschlangen sind generell nicht aggressiv und ignorieren Taucher, sie beißen nur zur Verteidigung. Früher gab es eine halbe Million von Seekobras an den Gato Islands, da sie hier ihr Paarungsgebiet hatten. Leider wurden sie aber für den asiatischen Markt seit den 80er Jahren weggefangen, sodass man heute froh sein muss, hier überhaupt noch eine zu finden. Satt gibt's dagegen auch hier Nacktschnecken, während eines Tauchgangs kann man hier zig unterschiedliche Arten finden.
Der zweite Abstieg im Rahmen der Tagestour führt in die Gato Cave. Die Höhle ist eigentlich ein 25 m langer Tunnel durch den Fels. Er startet in einer großen Kammer, in die man auch hineinschnorcheln kann. Unter der hoch oben liegenden Höhlendecke wuseln Dutzende Fledermäuse herum. Nach dem Abtauchen in nur wenige Meter Tiefe gelangt man zunächst in einen schmalen Gang, an dessen Seiten sich schon mal ein Katzenhai versteckt hält. Der Gang gabelt sich und beide Verzweigungen enden in einer großen Kammer, in der ein großer Schwarm Beilbauchfische steht, was gegen das tiefe Blau, welches den Taucher am Höhlenausgang erwartet, gigantisch aussieht. Dem Ausgang sollte man sich nur vorsichtig nähern, um nicht die Weißspitzenriffhaie zu verscheuchen, die hier patrouillieren. Wie üblich in Höhlen sollte man auf seine Tarierung achten, hier weniger wegen des Aufwirbelns von Sediment (der Geröllboden ist sehr grobkörnig und wirbelt nicht so schnell), sondern mehr wegen der Skorpionsfische, die am Boden hocken. Auch auf einer Seekobra muss man sich nicht unbedingt niederlassen, eine von ihnen kann ich in ihrem Bewegungsdrang ein paar Sekunden mit der Kamera verfolgen. Nach dem Verlassen der Höhle umtaucht man eine große Felsformation, zu der sich die Weißspitzenriffhaie verzogen haben, wenn man sie aus der Höhle gejagt hat. Bei einem unserer beiden Tauchgänge hier treffen wir auf drei Sepien, die sich gerade mit Gruppensex die Zeit vertreiben. Zwei Männchen werden bei einer Sepien-Frau etwas zudringlich, die erfolglos immer wieder versucht, die Flucht zu ergreifen. Vielleicht mag sie auch einfach keine Voyeure... Kurz darauf taucht die Verwandtschaft auf, 3 Tintenfische hovern im Freiwasser und halten respektvoll Abstand. Am Boden hockt in einer Koralle ein pinker Anglerfisch und stiert stoisch in die Kamera, während Guide Tong schon das nächste Highlight entdeckt hat: Auf einer Peitschenkoralle hockt eine mir bis dahin unbekannte Sägeblattgarnele. Auf den ersten Blick hält man diese langgestreckte Garnelenart für eine Seenadel, erst bei genauerem Hingucken offenbart diese hübsch blau-gelb gefärbte Art ihre wahre Identität. Tongs Suche nach Pygmäenseepferdchen ist dagegen leider nicht von Erfolg gekrönt, auch sie sollen hier aber vorkommen. Am Ende wird's dann nochmal so bunt wie an der South Wall, auch hier ist die Wand bedeckt mit Austern, Schwämmen, Anemonen und Weichkorallen, die in allen denkbaren Farben daherkommen. Die letzten paar Minuten taucht man über einem schönen Korallengarten aus, in dem man nochmal nach Kleinzeug wie Anemonenfischen, Feuerfischen, Garnelen und Würmern Ausschau halten kann, bevor einen die Wasseroberfläche wieder hat und man wichtige Termine nach dem Tauchgang wahrnehmen kann. Neben der Fuchshaijagd an der Monad Shoal ist Gato Island sicherlich das Highlight eines Malapascua-Besuchs.
Video: Seekobra vor Gato Island [00:29 Min.]Neben der Monad Shoal gibt es 45 Minuten von Malapascua entfernt eine weitere Untiefe, die Kimud Shoal. Alle paar Tage bieten die Sea Explorers eine frühmorgendliche Ausfahrt hierhin an, meist in Kombination mit einem anschließenden Besuch an der Monad Shoal. Ziel der Exkursion ist die Sichtung von Hammerhaien, die hier ab und zu mal vorbeiziehen sollen. Auch wir versuchen 1x unser Glück und schrecken selbst vor der frühmorgendlichen Abfahrt (um 5 Uhr geht's los) nicht zurück. Hätten wir es mal besser getan, dann wäre uns ein Blauwassertauchgang erspart geblieben. 53 Minuten lang dümpeln wir vor uns hin und kriegen absolut nichts zu sehen. Korallen gibt es an der Kimud Shoal ebenfalls nicht, sodass bei fehlender Sichtung der Hammerhaie die Optionen hier beschränkt sind.
Dann doch lieber auf zum Doña Marilyn Wreck. Im Jahr 1984 sank dieser Frachter während eines Taifuns in der Visaya-See, 70 Minuten nordwestlich von Malapascua. 6 Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben. Das Wrack liegt auf der Steuerbordseite in 32 m Tiefe. Beim Abstieg fallen sofort die unzähligen Schwarzen Korallen und Krustenanemonen auf, die vom Wrack Besitz ergriffen haben. Ganz unten unter dem Bug haben es sich zwei große Schwarzpunktrochen bequem gemacht. Ammenhaie sollen manchmal auch hier liegen, wir sehen jedoch keine. Wir tauchen entlang der Reling und begutachten die Fracht, die jetzt überall verstreut auf dem Meeresgrund liegt. Eine Seekobra jagt senkrecht Richtung Wasseroberfläche, um Luft zu schnappen. Wir folgen ihr unauffällig und hängen in 15 m Tiefe noch etwas über dem spärlich bewachsenen Rumpf ab, wobei wir mal wieder nach Kleinzeug suchen. Außer einer Kopfschildschnecke lässt sich jedoch nichts entdecken. Insgesamt ein schöner Tauchgang, wenn es sicher auch deutlich interessantere Wracks auf diesem Planeten gibt. Trotzdem reicht wegen der großen Tiefe und der Länge des Schiffs von immerhin 90 m ein Tauchgang eigentlich nicht für eine ausgiebige Erkundung aus. Wir belassen es trotzdem dabei und steuern für den 2. Tauchgang lieber Gato Island an, an der wir auf dem Rückweg nach Malapascua ohnehin vorbeikommen.
Um auf Malapascua in den Genuss von Steilwandtauchen zu kommen, muss man sich auf einen Tagestrip zur Calangaman Island begeben. 90 Minuten Fahrt benötigt man hierfür, wenn die See rau ist, kann es auch schon mal etwas länger werden. Die Fahrt lohnt sich jedoch schon wegen des Mittagessens, welches man gegen geringes Entgelt in der Basis ordern kann. Hühnchen, Frischfisch und Rindfleich-Sticks werden während der Hinfahrt von einer extra eingekauften einheimischen Köchin mit einfachen Mitteln (Gasbrenner und 2 Töpfe) auf dem Boot zubereitet und nach dem ersten Tauchgang zum Verzehr mit frischen Früchten, Salat und Reis gereicht. Äußerst leckere Angelegenheit. Lecker ist auch das Tauchen hier an dem einzigen Tauchplatz, der Calangaman Wall. Erst taucht man über einen sanft abfallenden Hang, auf dem einzelne Korallenblöcke stehen, bis man nach kurzer Zeit den Dropoff erreicht. Dieser fällt senkrecht in die Tiefe, kein Boden ist weit und breit zu sehen. Wir schweben an der Steilwand entlang und werfen immer mal wieder einen Blick ins Blauwasser in der Hoffnung, etwas Großes zu entdecken. Die Sicht ist jedoch auch hier wenig optimal, sodass wir den größten Teil der Tauchgangs mit Stöbern in der Wand verbringen. Diese ist über und über bewachsen mit bunten Weichkorallen, Gorgonien, Schwämmen und Anemonen, ein tolles Farbenspiel präsentiert sich dem Taucher. In den Korallen finden wir zig Langnasen-Büschelbarsche und einige Geisterpfeifenfische. Aus so manchem Loch lugt eine Muräne hervor, manchmal auch gleich zwei. In einem anderen Loch entdecke ich einen Pfauenaugen-Zwergfeuerfisch, ein Vertreter aus der Familie der Skorpionsfische, der mir noch nirgendwo sonst untergekommen ist. Nach einer guten halben Stunde Tauchzeit verlassen wir die Steilwand und tauchen langsam über den größtenteils sandigen Boden zurück Richtung Boot. In den einzelnen Korallenstöcken gibt es jedoch auch hier noch jede Menge Kleinzeug zu entdecken: Verschiedenste Seenadel- und Garnelenarten, Nudis in allen Formen und Farben, von denen mir insb. die "Hammerhead"-Schnecke am besten gefallen hat. In den Anemonen sitzen jede Menge Clownfische und andere Anemonenfische und verteidigen bei Annäherung vehement ihre Wirtsanemone, während ein Schwarm junger Korallenwelse rastlos im Sand nach Nahrung gräbt. Uns gefällt Calangaman jedenfalls so gut, dass wir die Tour hierhin gleich 2x machen.
Fazit: Malapascua war die stressige Anreise auf jeden Fall wert. Neben den Fuchshaien, die unser Hauptgrund waren, hierherzukommen, habe ich einiges gesehen, was mir vorher noch nie begegnet ist: Seekobras, einige Nudi-Arten und natürlich mein absoluter Favorit, der Blauring-Krake. Und nächstes Mal klappt's auch mit dem haarigen Angler ... Dass auch Malapascua - wie die meisten Philippinen-Tauchreviere - ein Paradies für Makrofans ist, zeigt die nachfolgende Diashow.
Abschließend sei noch gesagt, dass derjenige, der nach dem Tauchen noch gerne Halligalli und abendliche Party haben möchte, auf Malapascua ziemlich fehl am Platze ist. Hier geht es noch einigermaßen beschaulich und ruhig zu, lediglich Freitag und Samstag gibt es in einer Strandbar sowas wie Disco bis gegen Mitternacht. Ansonsten beschränken sich die Ausgehmöglichkeiten auf Essen und Trinken in einem der zahlreichen Restaurants, die über die Insel verteilt liegen.