Ho'omaluhia Botanical Garden, Oahu, Hawaii

Inselhüpfen Hawaii, Teil 1: Oahu

September 2019

Der Flieger von den Marshallinseln, wo ich während der letzten beiden Wochen durchs Kwajalein-Atoll geschippert bin, landet zu nachtschlafender Zeit morgens um halb 3 in Honolulu. Die Taxifahrt zum LaCroix-Hotel im Norden Waikikis dauert 15 min. Das Hotel kenne ich schon von der Anreise Richtung Marshallinseln, bei der ich in Honolulu einen 36-stündigen Stopp zur Akklimatisierung eingelegt hatte. Etwas schlaftrunken steht beim Betreten des Hotelzimmers Steffi im Gang, die schon 10 Stunden zuvor aus Frankfurt eingetrudelt ist. Gemeinsam werden wir in den nächsten 3 1/2 Wochen über die hawaiianische Inselwelt hüpfen und starten dabei mit Oahu.

Tag 1: MI, 18.09., Waikiki und Diamond Head

Nach üppigem Frühstück und 3 Tassen Kaffee, die die Äuglein etwas größer werden lassen, machen wir uns schon fast zur Mittagszeit auf die Socken, um die gleiche Tour zu wiederholen, die ich schon bei meinem Stopover auf der Herreise vor gut zwei Wochen unternommen habe: Schlendern am Strand von Waikiki und rauf auf den Diamond Head.

Die Bettenburgen Waikikis muss man sicherlich nicht toll finden, aber so ein weißer Sandstrand und der türkisblaue Pazifik direkt vor dem Hoteleingang machen schon was her. Die Lage direkt am Wasser zahlt man natürlich extra – auch ein Grund, weswegen ich mich stattdessen im LaCroix an der Kalakaua Ave einquartiert habe, von wo aus man erst nach einem zehnminütigen Spaziergang durch den Fort DeRussy Beach Park den Strand erreicht. Ab hier kann man schön am Wasser entlang gen Süden schlendern, den Diamond Head – sicherlich DAS Wahrzeichen Honolulus – immer im Blick. Wir lassen uns Zeit und genießen die hawaiianische Sonne und den Pazifik-Sand unter den Füßen. Hinterm Honolulu Zoo biegen wir schließlich links ab und durchqueren den Kapi'olani Regional Park.

Ab dem Ende des Parks ist es vorbei mit der Herrlichkeit, soll heißen, ab hier macht das Laufen keinen Spaß, wie ich schon vor 2 Wochen feststellen musste: Monsarrat Ave und Diamond Head Road ziehen sich wie Kaugummi um den Nordhang des Diamantenkopfes herum. Also steigen wir lieber an der Ecke Monsarrat und Paki Ave in einen total unterkühlten Bus und lassen uns bequem zur Haltestelle 241 kutschieren, wo die Zufahrtsstraße zum Diamond Head Visitor Center abzweigt. Bis dahin läuft man nochmal 15-30 min, je nachdem, wie oft man vor dem Tunnel, der ins Kraterinnere führt, stoppt, um den Ausblick vom Kahala Lookout auf die Südspitze Oahus mit dem Koko Head und die südlichen Vororte Honolulus, die schimmelpilzartig die Berghänge der Ko'olau Range befallen haben, zu genießen.

Der Diamond Head ("Lēʻahi" auf Hawaiianisch) ist keineswegs ein erloschener Vulkan, wie man angesichts des Kraters vielleicht meinen könnte, sondern ein sog. Tuffring, der sich aus der ausgestoßenen Asche einiger Vulkane am Südende der Ko'olau Range gebildet hat. Das Spektakel ist vermutlich etwa 300.000 Jahre her und beschert uns heute die Möglichkeit, vom Kraterrand die Aussicht auf Honolulu und den Pazifik zu bewundern. Hierzu wandert man vom Visitor Center aus in sengender Sonne eine halbe Stunde über einen betonierten Fußweg und durch mehr oder weniger schlecht beleuchtete Bunkeranlagen aus der Zeit der militärischen Nutzung, bis man nach Erklimmung einer steilen Treppe schließlich auf dem Gipfel steht – so man einem 232 m hohen Kraterrand diesen Titel denn zugestehen möchte. Selbstverständlich tun wir das nicht alleine, denn wenn es einen Ort auf Hawaii gibt, an dem man merkt, dass die Inselgruppe ein beliebtes Urlaubziel ist, dann hier. Von Ballermann-Bedingungen ist es allerdings weit entfernt. Vermute ich jedenfalls, ich war noch nie am Ballermann und kenne den nur von Bildern. Die reichen aber auch.

Nachdem wir die Aussicht ausreichend genossen haben, wandern wir zurück zur Bushaltestelle und lassen uns zurück zum südlichen Ortsrand Waikikis chauffieren. Von hier geht es per pedes über den Ala Wai Blvd, der entlang des gleichnamigen Kanals führt, und die Shopping Meile Kūhiō Ave ins Hotel. Damit ist unser Tagwerk nach 5 Stunden unterwegs auch fast erschöpft.

Die Kraft reicht noch, um auf der Kalakaua Ave in den Dutzenden Fresstempeln nach einer geeigneten Lokalität für ein gesittetes Abendessen zu suchen. Die Wahl fällt auf das P.F. Chang's, eine amerikanischen Restaurantkette mit asiatischem Essen und einem, wie ich finde, hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Zeit auch, sich weiter mit der lokalen Bierkultur zu befassen: Wenn man keine Ahnung hat, kann es schon ein bisschen dauern, bis man etwas Schmackhaftes findet. Spoiler: Kona Longboard gewinnt bei mir mit großem Vorsprung.

Tag 2: DO, 19.09., Pearl Harbor

Oahu ist die einzige Insel, auf der es so was wie einen funktionierenden ÖPNV gibt. Zumindest im Raum Honolulu kann man mit einer Investition von 5,50$ für ein Tagesticket einige Ziele erreichen. Für die Routenplanung kann man sich den Besuch der offiziellen Website von "The Bus" gleich schenken: Ich weiß gar nicht, ob ich in den letzten 10 Jahren eine schlimmere Website gesehen habe; das Teil sieht aus, wie kurz nach dem Krieg entwickelt. Für eine verlässliche Routen- und Zeitplanung greift man daher tatsächlich ausschließlich auf Google Maps zurück. Außerdem kann man so auch regelmäßig prüfen, wo man sich gerade befindet. Alleine durch den Blick aus dem Fenster ist das oft schwer zu ermitteln. Heißt: Powerbank einpacken!

Früh morgens um halb 6 besteigen wir also Buslinie 42 (welche sonst?), die uns in einer guten Stunde zum Pearl Harbor National Memorial bringt. Da wir vorab keine Online-Tickets gekauft haben, wollen wir pünktlich zur Öffnung um 7 Uhr am Eingang stehen, um aus dem Kontingent der Offline-Tickets noch zwei zu ergattern. Diese Idee hatten auch ein paar andere Menschen, denn am Eingang erwartet uns schon eine 100 m lange Warteschlange, die mich kurz etwas blass werden lässt. Als die Pforten öffnen, geht aber alles ganz schnell, in nicht mal 10 min sind wir drin. Rucksäcke darf man übrigens nicht mit reinnehmen, die muss man für 5$ in die Aufbewahrung geben. Oder gleich zu Hause lassen.

Das Pearl Harbor National Memorial besteht aus 4 getrennten Gedenkstätten, Museen, Mahnmalen, Ausstellungen oder wie auch immer man es bezeichnen möchte:

Für das USS Arizona Memorial bekommt man gleich bei Einlass in den Park eine Besuchszeit zugewiesen, an die man sich strikt halten muss. Nach Konsumierung eines kurzen Informationsfilmchen wird man mit einem Kutter zum Mahnmal geschippert, das an den Untergang des Schlachtschiffes USS Arizona am 7. Dezember 1941 erinnert, ausgelöst durch den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor, welche den Eintritt der Amerikaner in den 2. Weltkrieg zur Folge hatte. Die Gedenkstätte selbst, von den Amis auch "Schrein" genannt, ist recht unspektakulär: Quer über das in geringer Wassertiefe liegende Schiff wurde eine Schwimmplattform im Stil einer Brücke verankert, von der aus man einen Blick auf das Deck der Arizona werfen kann. Zumindest theoretisch. Praktisch ist bei unserem Besuch im trüben Wasser und gegen die sich auf der Wasseroberfläche spiegelnde Sonne rein gar nichts zu sehen – mit Ausnahme des seit 80 Jahren aus den Tanks austretenden Öls, völlig unpathetisch auch die "Tränen der Arizona" genannt. In einer Halle am Ende der Plattform steht eine Gedenktafel aus Marmor mit den Namen der 1177 beim Untergang ums Leben gekommenen Seeleute. Nach einer halben Stunde ist der Spuk – Verzeihung, die Tour – vorbei.

Die nächste Station ist die USS Bowfin, ein U-Boot der Balao-Klasse, das die Navy während des 2. Weltkrieges im Pazifikkrieg einsetzte. Zwischen 1960 und 1971 diente sie auf ihre alten Tage als Ausbildungsschiff, bis sie ausgemustert und 1979 als Museumsschiff in Pearl Harbor eingeweiht wurde. Dort kann man sie heute, mit Audio-Guide ausgerüstet, per "Self-Guided-Tour" in voller Länge besichtigen. Ich komme dabei zu der Erkenntnis, dass meine Berufswahl – Informatiker statt U-Boot-Fahrer – eine gute Wahl war: Mit 80 Mann möchte man sich wahrlich nicht in einer 95 m langen Metallröhre unter dem Meeresspiegel zusammenpferchen lassen.

Für die übrigen beiden Stationen besteigt man einen Shuttle-Bus nach Ford Island, der zentralen Insel im Perlenhafen. Hier liegt seit 1999 das Schlachtschiff USS Missouri vertäut. Auf ihm unterzeichneten die Japaner am 2. September 1945 ihre Kapitulation. Es wurde so ausgerichtet, dass es mit dem Bug in Richtung Arizona Memorial zeigt, um so den Anfang und den Ende des 2. Weltkriegs (für die Amis) zu symbolisieren. So soll es sein. Abgesehen von aller Symbolik ist die 270 m lange "Mighty Mo" wirklich ein beeindruckender Dampfer, der uns zum Start bei einer halbstündigen, geführten Tour näher gebracht wird. Die halbe Stunde reicht natürlich bei weitem nicht, um das ganze Schiff zu erkunden. Daher darf man anschließend noch auf Selbsterkundung gehen, diesmal allerdings ohne Audio-Guide. Wir brauchen fast 3 Stunden, um uns über alle Decks vom Bug bis zum Heck durchzuhangeln. Hätten wir all die Erklärungstafeln gelesen, hätte es wohl den ganzen Tag gedauert.

Zum Abschluss geht es wieder per Shuttle weiter zum Pearl Harbor Aviation Museum. Hier kann man in zwei Hangars allerlei historische Flugzeuge betrachten. Damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. Da wir spät dran sind, bleibt für eine ausführliche Beschäftigung mit den antiken Fluggeräten keine Zeit. Stattdessen hetzen wir durch die Hangars, um den letzten Shuttle nicht zu verpassen, der uns um 16 Uhr zurück zum Visitor Center bringt.

In einem rappelvollen Bus geht es schließlich zurück nach Waikiki. Ich fand den Ausflug nach Pearl Harbor auf jeden Fall lohnenswert, mit der Missouri als Höhepunkt, gefolgt von Bowfin und Arizona. Das Flugzeugmuseum würde ich mir bei einem 2. Besuch, den es sicher nicht geben wird, sparen. Flugzeugfans werden es wahrscheinlich andersherum sehen. Etwas anstrengend finde ich den Patriotismus und Heroismus, den die Amerikaner in all ihren Dokumentationen rüberbringen. Ja, man soll gedenken und man soll sich den Schrecken des Krieges vor Augen führen und der Verantwortung bewusst werden, die wir haben, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Trotzdem ist mir bei den Amis 75 Jahre nach Kriegsende dabei immer zu viel Pathos im Spiel. Aber ich habe ja noch 3 Wochen, um mich dran zu gewöhnen. Vor dem nächsten Besuch werde ich mich auf jeden Fall schon mal 2 Wochen lang mit Independence Day und Armageddon in Dauerschleife berieseln – danach kann einen vor Ort nichts mehr erschüttern.

Unsere abendliche Suche nach einem Fresstempel endet am Strand in der Mai Tai Bar, die dem Luxushotel "Royal-Hawaiian" angeschlossen ist. Eigentlich wollten wir ins benachbarte Duke's, das uns wärmstens empfohlen wurde, aber ohne Reservierung ist dort überhaupt nichts zu machen. So warten wir nur ca. 15 min, bis im Mai Tai ein Tisch frei wird, um den Tag bei einem schmackhaften Burger und zwei Hopfen-Kaltschalen zu einem guten Ende zu bringen.

Tag 3: FR, 20.09., Westküste, Wai'anae

An Tag 3 hat es ein Ende mit ÖPNV, das restliche Programm ist nur per Mietwagen durchführbar. Also latschen wir nach ausgiebigem und durchaus auch schmackhaftem Hotel-Frühstück die 15 min zum Alamo Rent-A-Car auf dem Ala Moana Blvd, wo ich vorab einen Wagen der Kompaktklasse zur Abholung reserviert habe. Wie üblich versucht der Angestellte, uns allerlei Zusatzversicherungen und nicht nötigen Extra-Schnickschnack (Navi) anzudrehen und uns zu einer höherpreisigen Wagenklasse zu bewegen. Nachdem wir alles dankend abgelehnt haben, eröffnet er uns, dass er keine Kompaktklasse mehr hat und uns kostenlos auf einen Jeep Wrangler upgraded. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Unsere erste Station ist der Tantalus Drive, ein Rundkurs durch den pittoresken Pu'u 'Ualaka'a State Park im Osten von Honolulu. Das Ambiente ist tropisch; man ist nur wenige Meter raus aus der Stadt und doch auf einmal mitten im Dschungel. Vom "Tantalus Lookout" aus hat man einen 5-Sterne-Blick auf Honolulu und den Diamond Head.

Nach gebührender Würdigung der Aussicht machen wir uns über die H201, H1 und Route 93 (auch "Farrington Highway" genannt) auf zur Westküste. Nach kurzen Sightseeing-Stops am "Tracks Beach Park" und im "Mā'Ili Kai Community Park", der eigentlich mehr ein Parkplatz denn ein Park ist, stürzen wir uns am Mākua Beach in die Brandung und lassen uns die Sonne auf den Pelz brennen. Von der gegenüberliegenden Straßenseite aus hat man auch einen tollen Blick auf die Wai'anae Range, eine von zwei Bergketten, die Oahu durchzieht. Wobei der Ausdruck "Bergkette" technisch gesehen nicht korrekt ist, da es sich um die erodierten Reste eines Schildvulkans handelt, der früher mal die komplette westliche Inselhälfte für sich beansprucht hat.

Am "Ka'ena Point State Park" endet der Farrington Highway. Von hier geht es nur zu Fuß weiter gen Norden. Über den "Ka'ena Point Trail" erreicht man nach einstündigem Spaziergang entlang der fotogenen Steilküste die Nordwestspitze Ohaus, den "Ka'ena Point". Es dämmert schon, als wir dort ankommen, so dass wir in den Genuss des Sonnenuntergangs über dem Pazifik kommen. In pechschwarzer Nacht stolpern wir anschließend zurück zum Parkplatz. Wohl dem, der an eine Taschenlampe gedacht hat!

Die Fahrt zurück nach Waikiki dauert 75 min, wobei der Google Maps-Routenplaner wieder gute Dienste leistet, um sich im Dunkeln im Straßengewirr Honolulus zurechtzufinden. Zum Abschluss des Tages haben wir noch eine Herausforderung zu bestehen: Parken in Waikiki. Da die Öffnungszeiten in den wenigen öffentlichen Parkhäusern nicht sehr touri-freundlich sind, läuft es normalerweise darauf hinaus, das hoteleigene Parkhaus zu nutzen. Im LaCroix schlägt das mit 30$ pro Tag zu Buche und wie in den USA üblich, wird auch hier nach dem "Valet"-System geparkt, was uns Europäern größtenteils unbekannt ist. Wenn man weiß, worauf man zu achten hat, ist es eigentlich ganz einfach:

  • Wagen an der Parkhauseinfahrt verlassen und alles mitnehmen, was man braucht. Man sollte natürlich vorbereitet sein, wenn man am Hotel ankommt, und nicht erst dann anfangen, seine Habseligkeiten zusammenzusuchen.
  • Dem Einparker am Pult die Zimmernummer mitteilen. Evtl. bekommt man noch ein Parkticket in die Hand gedrückt.
  • Beim Abholen wieder zum Pult gehen und dem Ausparker das Parkticket geben oder die Zimmernummer sagen.
  • Sobald der Ausparker den Wagen vorgefahren hat, ihm ein kleines Trinkgeld geben (2-3$ sind angemessen, sofern es sich nicht um ein Luxushotel handelt), einsteigen und die Ausfahrt zügig verlassen.
  • Darüber, ob man auch dem Einparker ein Tringeld geben sollte, gehen die Meinungen auseinander. Kann man machen, wird aber nicht unbedingt erwartet.
Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde fällt der Gang ins Restaurant heute aus. Wie in alten Backpacker-Zeiten tut es auch mal ein Plastik-Sandwich vom 7-Eleven.

Tag 4: SA, 21.09., Ostküste, Ko'olau Range

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Ostküste. Wir verlassen Honolulu gen Süden durch das pittoreske Viertel Waialae-Kahala und fahren über die 72 nach Portlock an die Südspitze der Insel. Am Ende der Lumahai St. parken wir um kurz nach 9 Uhr morgens unseren Jeep, tapern über einen Trampelpfad zur Steilküste hinunter, hocken uns hin uns lassen die Szenerie auf uns wirken. Außer uns ist nur noch ein einheimischer Angler zugegen; anscheinend haben wir den Massentourismus gerade hinter uns gelassen. Die Küste besteht aus Schichten von Vulkangestein; jede Schicht stammt von einem anderen Vulkanausbruch in der Historie der Insel. Das in unserem Guide als "Real Gem" ausgewiesene Highlight ist die sog. "Spitting Cave". Die in die Höhle einlaufenden Wellen werden zurückgeworfen und "explodieren" dann in einer Gischtwolke. Je höher die Wellen, desto stärker der Effekt. So super beeindruckend finde ich es jetzt nicht, was wohl an dem heute nur moderaten Wellengang liegt. Der Abstecher lohnt sich aber auch ohne die spuckende Höhle. Eine halbe Stunde bleiben wir und brechen dann zu unserer nächsten Station auf.

Nee, is' klar! Und die liegt keine 10 min Fahrt entfernt: Am Koko Crater Railway Trail haben uns die Menschen­mengen wieder. Der Aufstieg hinauf auf den Koko Head Crater gehört zu den beliebtesten touristischen Aktivitäten auf Oahu. Der auf den Berg führende, 800 m lange Schienenstrang diente der Versorgung der militärische Bunkeranlagen, die während des 2. Weltkriegs oben auf dem Kraterrand errichtet wurden. Um 10:30 Uhr starten wir am Fuß des Berges, gut ausgestattet mit Käppis und 2 Liter Wasser, denn die Sonne brennt jetzt schon langsam vom hawaiianischen Himmel herab. Es ist von Anfang an steil, auf der kurzen Strecke überwinden die Schienen 300 Höhenmeter. Von daher wird es schon nach wenigen Minuten sehr schweißtreibend und man ist gut beraten, viele Kunstpausen einzulegen. Schon alleine, um sich immer mal wieder umzudrehen und die tolle Aussicht über Portlock und die Hanauma Bay zu genießen. Größtenteils lässt es sich auf den Schwellen gut gehen. Nur an wenigen Stellen ist das Gleisbett komplett weggewaschen, so dass man verstärkt darauf achten sollte, wo man hintritt.

Nach einer halben Stunde sind wir oben und erklimmen die Bunkeranlagen, von denen aus man den besten Ausblick über die Südküste der Insel hat bis rüber zum Diamond Head und nach Waikiki. "Stunning!". Oder man hockt sich an den Kraterrand und blickt in die Gegenrichtung hinüber zum Makapu'u Point. Der Ausblick ist die Mühen auf jeden Fall wert, einfach brillant!

Nachdem wir die Aussicht ausgiebig genossen haben, habe ich noch Lust, ein bisschen die Gegend zu erkunden. Auf dem Kraterrand führt ein schmaler Pfad gen Osten und eröffnet weitere tolle Ausblicke auf den tiefblauen Pazifik. Nach 20 Minuten ist allerdings Endstation, der Pfad endet im Nirgendwo. Also laufe ich zurück zu den Bunkeranlagen, lasse noch ein letztes Abschiedsfoto schießen und mache mich dann an den Abstieg. Und der geht ordentlich in die Oberschenkel und ist für Kniegeschädigte wie mich sicherlich der anstrengendste Teil der ganzen Angelegenheit. Wenn einem dann auch noch das Wasser ausgeht und auf halbem Weg schwindlig vor Dehydration wird, ist man froh, wenn man heil unten angekommen ist und den Kopf unter einen Wasserhahn halten kann. Merke: 1 Liter Wasser pro Nase sind für diesen "Spaziergang" etwas optimistisch kalkuliert.

Fast 3 Stunden hat unser Ausflug zum Koko Crater gedauert; es ist kurz vor 13 Uhr, als wir den Koko Head District Park verlassen. Die richtige Zeit für eine Mittagspause, für die sich das nahegelegene Koko Marina Center anbietet, ein Einkaufszentrum, das auch das ein oder andere Café sein Eigen nennt. Ein, zwei Muffins und ein eiskalter Eiskaffee sind jetzt genau das Richtige.

Um 14 Uhr geht's weiter, aber unsere Fahrt bis zum nächsten Stopp dauert nur 5 min. Dann haben wir den Lanai Lookout erreicht, von dem aus man ironischerweise normalerweise nicht die gleichnamige Insel sehen kann, sondern das sich dazwischen drängelnde Molokai. Nur bei glasklarer Luft hat man die Chance, auch einen Blick auf Lanai oder sogar Maui zu erhaschen. Spannender als den Pause am Lanai Lookout Panorama-Blick aufs Meer finde ich hier aber sowieso die teils etwas bizarr anmutenden, von den Wellen rundgewaschenen Felsformationen, die in den unterschiedlichsten Brauntönen daherkommen.

Nach einer halben Stunde brechen wir auf, haben aber wieder nur 5 min Fahrt bis zum nächsten Halt. Wenn das so weiter geht, brauchen wir eine ganze Woche, um die Insel zu umrunden. Wenn man schon mal da ist, kann man sich das Halona Blowhole aber auch angucken. Ich habe ja schon so einige Blaslöcher auf dem Planeten gesehen und ich muss sagen, das von Halona ist wirklich das erbärmlichste von allen. Mit Wellengang wäre es wahrscheinlich etwas beeindruckender gewesen, aber auch die 9 m, die das Wasser hier an guten Tagen maximal nach oben geschossen wird, entlocken australischen Touristen sicher nur ein mitleidiges Lächeln. Der Strand ist aber ganz pittoresk, von daher ist das hier eher was für Badewütige.

Wir halten uns also nicht lange auf und fahren weiter gen Norden. Weit kommen wir aber nicht, denn nach – man ahnt es schon – unwesentlich mehr als 5 min Fahrt erreichen wir den Makapu'u Lookout, wo wir aussteigen und den Blick über die halbe Ostküste bis zum Mōkapu Point genießen. 30 min lang saugen wir die Szenerie in uns auf, bevor es weiter geht, wobei der Stopp wahrscheinlich etwas kürzer ausgefallen wäre, hätte Steffi nicht ihre Ersthelfer-Qualitäten beweisen und einen älteren Touri mit Kreislaufproblemen vor dem Umkippen bewahren müssen.

Es ist Viertel vor 4, als wir weiter kommen und diesmal fahren wir etwas länger. Eigentlich hatten wir vor, noch den Ho'omaluhia Botanical Garden im Süden von Kāneʻohe mitzunehmen, aber aufgrund der fortgeschrittenen Zeit ändern wir unsere Pläne und beschließen, dem Garten morgen in aller Ruhe einen Besuch abzustatten. Stattdessen geht es jetzt einfach die Ostküste rauf, erst über die 72 und ab Maunawili über den Kamehameha Highway, immer mit fantastischen Ausblicken auf den Pazifik zur Rechten und die Gebirgskette der Ko'olau Range zur Linken. Wer oben aufgepasst hat, erinnert sich, dass es sich bei der Gebirgskette eigentlich um die Überreste der westlichen Seite des massiven Ko'olau-Vulkans handelt, der in grauer Vorzeit die gesamte Insel eingenommen hat.

Unterwegs auf dem Kamehameha Highway Nach 70 min Fahrt haben wir die Ostküste fast hinter uns gebracht und stoppen am Lā'ie Point, um ein weiteres Mal den Salzgeruch des Meeres in der Nase kribbeln zu lassen, der Brandung bei der Umgestaltung der Küste zuzuschauen und erneut den Blick über die Ostküste schweifen zu lassen. Auch hier sehr nett, die ganze Szenerie. Wir haben aber noch Programm und deswegen geht es nach 20 min weiter zur North Shore, an der sich auch der weltberühmt-berüchtigte Surf-Spot "Banzai Pipeline" befindet, der schon zahlreiche Surfer und Fotografen das Leben gekostet oder ihnen schwere Verletzungen beigebracht hat. Heute sind die Wellen aber sehr zahm, weswegen die Action auf dem Wasser überschaubar ausfällt. Wir schauen den Cracks eine Viertelstunde lang beim Wellenreiten zu und reiten dann mit unserem Jeep ein paar Meter die Straße runter. Es dämmert schon so langsam und der Magen knurrt, weswegen uns die zwischen Pahoe Rd und Pupukea Rd ansässigen Food-Trucks gerade recht kommen. Auf Hawaii muss es dann natürlich auch ein Shrimp-Truck sein; der stand sowieso auf der To-Do-Liste. Der North Shore Shrimp Truck enttäuscht uns auch nicht, das Essen ist zwar einfach, aber äußerst schmackhaft. Für den perfekten Tagesabschluss genießen wir um kurz vor 19 Uhr noch den sehr ansehnlichen Sonnenuntergang überm Pazifik und düsen dann die 40 Meilen zurück nach Waikiki. Tagwerk erfüllt.

Tag 5: SO, 22.09., Ho'omaluhia Botanical Garden

Nachdem wir ein den letzten 4 Tagen ein ziemlich straffes Programm durchgezogen haben, ist heute mal Entschleunigung angesagt. Es stehen nur zwei Punkte auf der Agenda. Der erste davon ist der Besuch des "Ho'omaluhia Botanical Garden" im Süden von Kāneʻohe. Schon die Fahrt dahin über Highway 61 bietet spektakuläre Ausblicke auf die sattgrünen, zerfurchten Berghänge der Ko'olau Range. Um 9:45 Uhr erreichen wir das Eingangstor, an dem uns der Wärter leicht misstrauisch fragt, ob wir den Garten besuchen möchten. "Misstrauisch" deswegen, weil der Park in der Vergangenheit eine ziemlich beliebte Anlaufstelle für Touris war, die nur ein Foto von sich auf der Zufahrtsstraße mit der grandiosen Szenerie der Ko'olau Range im Hintergrund schießen wollten. Man findet dieses Foto zu Dutzenden im Netz. Es kam zu regelrechten Staus und Menschenansammlungen auf der Zufahrtsstraße, bis es irgendwann überhand nahm und die Parkverwaltung die Reißleine gezogen hat. Seitdem ist Fotografieren vom Tor aus und das Anhalten auf der Zufahrtsstraße untersagt. Es schreibt aber einem keiner vor, dass man über die Straße brettern muss. Also fahren wir hübsch langsam und fotografieren durch die Windschutzscheibe die pittoreske Landschaft, denn auch wir müssen selbstverständlich dieses Foto haben. Also zumindest ich. Für eine annehmbare Bildqualität muss dann halt Lightroom sorgen.

Unser erster Stopp gilt dem Besucherzentrum, wo wir uns mit Kartenmaterial eindecken und uns aufschlauen, was man hier so tun kann. im Wesentlichen ist das Spazierengehen und die Aussicht genießen – perfekt also für die angedachte Entschleunigung. In den nächsten Stunden erwandern wir so ziemlich jeden Weg des 162 ha großen Botanischen Gartens, der eher ein Park ist, denn viele Informationen über die zu sehende Flora bekommt man nicht. An einem kurzen Pflanzenlehrpfad stehen ein paar Schilder mit den lateinischen Namen und ein paar Sätzen. Abgesehen davon sind die Informationen sehr dünn. Ich finde das nicht schlimm, weil ich eh keinen Bock auf das Lesen kilometerlanger Texte habe und mir das auch nicht alles merken kann. Wer aber den Anspruch hat, etwas dazu zu lernen, wird vielleicht etwas enttäuscht sein. Wer einfach nur ein paar Stunden in fantastischer Natur genießen will, ist hier genau richtig.

Nach fast 4 Stunden verlassen wir Ho'omaluhia und düsen zurück nach Waikiki. Da wir Entschleunigungstag haben, besteht das Nachmittagsprogramm nur aus Faulenzen am Strand, genauer gesagt am Fort DeRussy Beach. Mein Ziel, zumindest einmal während unseres Hawaii-Abenteuers ohne Neopren-Booties ins Wasser zu steigen und den hawaiianischen Sand zwischen den Zehen zu spüren, habe ich damit schon erreicht. Eine 45-minütige Schnorchelexkursion fördert auch ein paar – Überraschung – Fische und ein oder zwei Kröten zu Tage. Natürlich nichts, was einen weitgereisten Taucher vom Hocker reißt, aber für Nichttaucher sicherlich eine spannende Abwechslung. Wir beschließen den Tag mit einem schmackhaften Abendessen in irgendeinem Restaurant auf der Kalakaua Ave, dessen Name mir entfallen ist, und mit – Packen.

Tag 6: MO, 23.09., Transfer Maui

Um 5 Uhr ist die Nacht vorbei. Nach schnellem Sandwich düsen wir in gut 20 Minuten zum Flughafen und geben unseren Jeep bei Alamo zurück. Per Shuttle-Bus geht es dann zum Check-In bei Hawaiian Airlines, der schnell und unkompliziert vonstatten geht, so dass wir noch mit zwei bis drei dringend benötigten Kaffees die Lebensgeister in uns wecken können. Um 7:43 Uhr hebt HA 156 Richtung Maui ab. Ein letztes Mal blicken wir runter auf Oahu, das so viel mehr zu bieten hat als den kleinen Appetizer, den wir in den 5 Tagen auf der Insel verköstigen konnten. Und nein, ich rede nicht von einem Shopping-Rausch in den Malls von Waikiki. Ich habe jedenfalls keine Minute auf der Insel bereut und würde sie auch bei einer Wiederholung wieder mit auf die Liste setzen. Jetzt freuen wir uns aber erstmal auf unsere bevorstehenden Tage, das Inselhüpfen geht weiter auf Maui.

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