Begrüßungskomitee am Strand von Beq Island, Fidschi

Fidschi – Haitauchen vor Beqa Island

September 2014

Schwer hängt der penetrante Geruch verbrannter Erde in der Nase, seit wir den Flughafen Nadi, im Westen der Hauptinsel Viti Levu gelegen, vor einer Stunde verlassen haben. Die Ausblicke aus dem Minibus auf die vorbeirauschende Landschaft sind desillusionierend und treiben einem jegliches naives Südseefeeling, mit dem man hier angekommen ist, aus dem Kopf. Willkommen in der Kalahari! Seit 3 Monaten hat es nicht mehr geregnet, aber die hierdurch ausgebrochenen Brände können die perfekt rechteckigen Flächen schwarzen Bodens bis zum Horizont nicht erklären.

Vielmehr wird auf Fidschi mittels Brandrodung Platz zur Einrichtung von Zuckerrohrplantagen geschaffen, der wichtigsten Einnahmequelle des Landes neben der Textilindustrie, der Fischerei und weiteren Erzeugnissen aus der Landwirtschaft. Der Tourismus wächst zwar stetig, spielt aber im Vergleich nur eine untergeordnete Rolle. Auf der Hauptinsel Viti Levu sowieso nicht, die meisten Resorts findet man auf kleinen, abgelegenen Inseln. Kein Wunder bei den Ausblicken auf Viti Levu, da waren mir ja die Straßenschluchten Hongkongs, die wir bei unserem dortigen zehnstündigen Zwischenstopp besichtigt haben, noch lieber.

Nach einem Shopping-Stop in Sigatoka geht die Fahrt weiter an der Südküste entlang. Je mehr man sich der feuchten Osthälfte der Insel nähert, desto mehr ändert sich glücklicherweise auch das Landschaftsbild. Statt verbrannter Erde gewinnen sattgrüne Wiesen und Feuchtwälder die Oberhand. In Pacific Harbour ist dann Endstation, raus aus dem Bus und rauf aufs Boot, das unser vierköpfiges Vorauskommando nach einer weiteren Stunde Fahrt an der ersten Station dieser dreiwöchigen Tauchertraum-Gruppenreise absetzt: Das Beqa Lagoon Resort liegt auf der Westseite der 10 km südlich von Viti Levu gelegenen, 36 km² großen Insel Beqa (sprich: "Mbängga"). In den neun Dörfern entlang der Küste leben insgesamt etwa 3000 Menschen. Die Dörfer sind durch Trampelpfade miteinander verbunden, es gibt weder Straßen noch Autos, Hauptfortbewegungsmittel sind Boote und Beine. Glücklicherweise sieht es hier auch ein bisschen mehr nach Südsee aus, nur vereinzelt sind schwarze Flächen an den Berghängen zu sehen, ansonsten ist die Insel flächendeckend mit dichtem Feuchtwald bewachsen.

Eigentlich wollen wir uns nach der Begrüßung und dem Mittagessen erstmal eine Runde aufs Ohr hauen, die 42 Stunden Anreise haben doch etwas geschlaucht. Aber da es morgen direkt aufs Boot gehen soll, bittet uns Resort-Manager Graeme, doch bitte noch heute einen kurzen Checktauchgang am Hausriff zu machen, damit wir die Ausrüstung prüfen und die benötigte Bleimenge feststellen. Etwas widerwillig steigen wir daher um halb fünf am Hausriff ins Wasser und weniger widerwillig genau 16 Minuten später wieder raus. Weniger wegen der frostigen 24 Grad Wassertemperatur, 2 Grad weniger, als für die Jahreszeit normal wäre. Vielmehr ist das Hausriff in Sandwolken gehüllt und bei der schon tief stehenden Sonne sieht man die Hand vor Augen nicht. Das gibt uns vor dem Abendessen noch die Gelegenheit zu einem Rundgang über die Anlage. Das Resort besteht aus 25 geräumigen Bungalows, von denen die Hälfte am Strand und die andere Hälfte zurückgesetzt um eine Teichanlage angeordnet sind. Jeder Bungalow hat einen kleinen Pool. Im offenen, großzügigen Restaurantbereich werden 3x am Tag Mahlzeiten gereicht. Ein normaler Tag startet mit Frühstück ab 6:30 Uhr. Danach geht's mit dem Boot zu zwei Tauchgängen in der Beqa Strait, die Beqa von Viti Levu trennt, bevor man gegen 13 Uhr zum Mittagessen zurück ist. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung, fast jeden Tag bietet das Resort hierfür eine landbasierte Aktivität an. Verabschieden sollte man sich allerdings von Erkundungen quer über die Insel auf eigene Faust. Die Gepflogenheiten sind etwas anders als bei uns. Man kann nicht einfach ohne Einwilligung des Chiefs (sowas wie ein Bürgermeister) über das Land des Nachbardorfes spazieren und sollte bei dem Betreten von Dörfern einige Grundregeln befolgen. Mindestens knielange und schulterbedeckende Kleidung sowie Abnehmen der Kopfbedeckung gehören bspw. dazu. Nach der Nachmittagsaktivität wartet um 19 Uhr ein schmackhaftes Abendessen und einige Drinks an der Bar auf den weitgereisten Touri.

Tag 1: DO, 25.09.

Am nächsten Morgen geht's früh los, wegen des Jetlags (Fidschi ist der deutschen Sommerzeit 10 Stunden voraus) fällt das Aufstehen um 6:30 Uhr aber nicht schwer. Mit der "Reef Ranger", einem von fünf Tagesbooten des Resorts, geht es zu zwei Riffen in der Beqa Strait. Das Boot ist in keinem guten Zustand: Wo man hinguckt, fehlen Schrauben und etwas Farbe täte dem Kutter auch mal ganz gut. Die brillenlose Kloschüssel steht in einem kaum durchlüfteten, nicht abschließbaren Kabuff, vor dessen Besuch man besser ordentlich die Luft anhält. Am störendsten aber ist der schwarze Qualm aus dem Auspuff, der bei ungünstig stehendem Wind die Luft auf dem unteren Deck verpestet, sodass man nur nach oben aufs schattenlose Oberdeck flüchten kann. Über den in vielen bunten Farben schillernden Ölfilm, der bei Halt des Bootes auf dem Wasser zu sehen ist, guckt man schon fast schulterzuckend drüber weg.

Dann schau'n wir mal, ob Fidschi seinem Ruf als Weichkorallenparadies gerecht wird. Vor Beqa jedenfalls nicht, wie wir an den Plätzen Glory Hole und Sea Fan Coral bald feststellen, aber das war auch nicht zu erwarten. Steinkorallen in überwiegend gutem Zustand dominieren die Szenerie, wenn man auch ab und an etwas Bruch ausmachen kann. Nur gelegentlich verirrt sich mal eine pinke Weichkoralle zwischen all die Tisch-, Kelch- und Geweihkorallen, denen zahlreiche bunte Federsterne Farbe verleihen. Was man sich aber sofort fragt, ist: Wo ist all der Fisch? Zwar hat es im Riff die üblichen Verdächtigen, wie Falterfische, Riffbarsche und all das kleine Viehzeug, was man so kennt und oft schwirren auch große Ansammlungen von Fahnenbarschen über den Korallen. Schaut man aber ins Blauwasser, herrscht dort gähnende Leere. Kaum eine Stachelmakrele ist mal zu sehen, keine Barrakudas oder Schnapper oder was sich sonst noch in Schwärmen im Blauwasser zusammenrottet. Wenn man Glück hat, sieht man ein paar Füsiliere oder Meerbarben, damit hat es sich dann. Als Zweites fragt man sich: Warum hat es der Guide so eilig? Man bekommt den Eindruck, er wird nach Kilometern bezahlt. Immerhin kommt er immer wieder zurück, nachdem er Dreiviertel seines Tauchgrüppchens verloren hat, weil die in entspannter Fotografiergeschwindigkeit unterwegs sind. Dass man auf diese Weise allerdings nichts gezeigt bekommt, sondern selbst auf die Suche nach all dem Kleinvieh gehen muss, ist klar. Die ersten beiden Abstiege sind jedenfalls wenig überzeugend. Oder sind wir einfach seit dem Sudan-Besuch im April komplett versaut und haben den Blick für die Realität verloren?

Für den Nachmittag steht ein Spaziergang zu einem nahegelegenen Wasserfall auf der Aktivitätenliste, aber die aufkommende Müdigkeit kann mich genausowenig dazu motivieren, wie die aufkommenden Wolken, die den Nachmittagshimmel verdunkeln. Es wird doch wohl nicht ...? Die Kollegen, die die Wasserfalltour mitmachen, berichten hinterher von einem überschaubaren Spektakel. O-Ton des Guides: "Hätte es in den letzten 3 Monaten mal geregnet, wäre hier ein Wasserfall gewesen." Nichts verpasst. Am Abend treffen außerdem die ersten beiden Nachzügler unserer Tauchgruppe ein. Irgendwie scheint das am Resort-Management aber vorbeigegangen zu sein, Begrüßung und Einweisung finden nicht statt, sodass wir das selbst übernehmen. Silke ist begeistert, dass sie morgen mit ihren weißen Flossen nicht zum Haitauchen darf. So müssen ein paar unter dem Neo versteckte, weiße Schweißbändchen als Referenz für den Weißabgleich herhalten.

Tag 2: FR, 26.09.

An Tauchtag 2 starten wir noch eine halbe Stunde früher als gestern. Mit der "Blue Surveyor", die in einem nicht ganz so bemitleidenswerten Zustand wie die "Reef Ranger" ist, geht's zum Bistro, wo wir uns mit den Booten von Aqua Trek treffen. Aqua Trek führt die Haitauchgänge am Bistro durch, alle anderen Basen der Umgebung müssen sich bei ihnen einbuchen, um verfügbare Plätze zu ergattern. Bereits bei unserer Ankunft vorgestern gab es ein Sicherheitsbriefing, was immer eine gute Idee ist, wenn man mit Großhaien im Wasser ist. Es werden zwei Tauchgänge durchgeführt, der erste auf 26 m mit 20 Minuten Grundzeit, der zweite auf 18 m mit 25 Minuten Grundzeit. Alle Taucher werden nebeneinander, Schulter an Schulter, ins Wasser gesetzt. Gelbe und weiße Flossen sind ebenso nicht erlaubt wie weiße Kameragehäuse oder Lampen, da die Haie dies für Köder halten könnten. Fotografieren mit Blitzlicht ist allerdings erlaubt. Auch das Tragen von Kopfhauben ist nicht vorgeschrieben, wie das beim Tauchen mit Tigerhaien auf den Bahamas der Fall ist. Dass Kameras nicht am Jacket eingeklinkt werden sollten, versteht sich von selbst, auch wenn das im Briefing nicht explizit erwähnt wird.

So gebrieft geht's los, nach dem Abstieg im Blauwasser führt der Weg vorbei an einem kleinen, kopfüber liegenden Wrack, das neben dem Riff geparkt wurde, an dem die Haie angeködert werden. Das Wrack wird bevölkert von Dutzenden Schiffshaltern, die in Reih und Glied am Rumpf kleben oder in Haufen auf dem Sandgrund liegen. Bei so einer Menge an Schiffshaltern darf man gespannt sein, wieviele Haie denn wohl dazugehören. Die Frage wird 3 Minuten später beantwortet: Nach Überschwimmen einer kleinen, kniehohen Mauer (wieso kommt man auf die Idee, unter Wasser eine Mauer zu bauen?) erreichen wir den ersten Köderplatz. Ein am Boden gespanntes Seil zeigt an, wo man sich platzieren soll. Als wir ankommen, hocken da schon 20 Leute. Klar, Aqua Trek schickt seine eigenen Kunden natürlich zuerst ins Wasser. Wir hocken uns an den linken Rand und schauen dem Treiben zu. Eine Wolke aus Schnappern, Füsilieren und allerlei anderem Fischgetier umwuselt die in 12 m Wassertiefe hängende Mülltonne, in der der Köder platziert ist. Wir interessieren uns allerdings mehr für die zwei Dutzend Bullenhaie, die mit der Nase auf dem Boden umherstreifen, genauso wie die nicht ganz so zahlreich vertretenen Ammenhaie. Zusätzlich verteilt ein direkt vor dem Seil hockender, "Feeder" genannter Guide Thunfischköpfe mit der Hand an die gierigen Knorpelfische. Vor den zahlenden Kunden schwimmt ein, natürlich in gelbe Flossen gekleideter, Guide hin und her und dreht ein Video mit einer Action-Cam, das man hinterher gegen geringes Entgelt erwerben kann (25 Fiji-Dollar glaube ich, das sind etwa 10 EUR). Leider ist die Sicht recht schlecht und wir relativ weit weg von der Ködertonne, sodass wir von der Action nicht ganz so viel mitkriegen. Nach 20 Minuten signalisiert uns einer unserer Guides durch lautstarkes Hämmern auf den Tank, dass die Show für uns jetzt vorbei ist. Relativ zügig geht es ohne Umschweife zurück zum Boot, sodass der Tauchgang schon nach einer guten halben Stunde beendet ist.

Der 2. Tauchgang verläuft ähnlich, nur dass wir uns diesmal hinter der Mauer platzieren, die wir beim 1. Mal überschwommen haben. Wieder sind im Wesentlichen Bullen- und Ammenhaie unterwegs. Insbesondere unter den Bullenhaien sind richtige Kaventsmänner dabei, die größten ihrer Art, die ich bisher gesehen habe. Ein einzelner Zitronenhai ist auch anwesend, kommt aber nicht so richtig zum Zuge. In unserem Rücken halten sich noch Weißspitzen- und Graue Riffhaie auf, die sich angesichts der Bullenhai-Übermacht nicht arg nahe an die Ködertonne wagen. Damit hätten wir dann schon 5 der 8 möglichen Haiarten, die man am Bistro sehen kann. Man kann sich über Sinn und Unsinn des Anköderns von Haien ja vortrefflich streiten, aber eines ist sicher: Es ist schon eine coole Show! Trotzdem kann ich mir gerade nicht vorstellen, diese Veranstaltung noch 3 Tage lang mitzumachen. Vier Haitauchtage sind in unserem Tauchpaket enthalten, spontan würde ich sagen, die Hälfte hätte es auch getan. Mit Tauchen hat die Sache nicht allzu viel zu tun, rein ins Wasser, 20 bis 25 Minuten auf den Boden setzen und gucken, raus aus dem Wasser, Feierabend.

Großes Hallo dann bei unserer Ankunft im Resort, die restlichen 10 Traumtaucher sind eingetroffen. Wie das so ist, wenn man zum 17. Mal mit Tauchertraum unterwegs ist, kennt man schon mindestens die Hälfte der Gruppe, weswegen die Begrüßung umso herzlicher ausfällt. Damit ist mein Tagwerk im Wesentlichen erfüllt. Ich schaffe es noch, ein paar Aufnahmen des Resorts zu machen, dann schlägt der Jetlag wieder zu und lässt mich bis zum Abendessen in einen dreistündigen Mittagsschlaf entschwinden, sodass ich den geplanten Nachmittagstauchgang am Hausriff verschlafe. Rechtzeitig zur Happy Hour, bei der es Bier und Cocktails zu Spezialpreisen gibt, bin ich wieder fit. Jürgen und Silke klären mich auf, dass mein Nachmittagsschläfchen nicht die schlechteste Wahl war, das Hausriff ist auch Bruch, wenn es nicht in Sandwolken gehüllt ist. Von daher streiche ich Hausrifftauchgänge von der Liste der Nachmittagsaktivitäten und labe mich lieber an ein paar Pina Coladas oder einem Fläschchen Fiji Bitter.

Tag 3: SA, 27.09.

Kaum vereint, wird unsere Gruppe auch schon wieder getrennt. Aus unerfindlichen Gründen müssen sechs Leute mit Aqua Trek die Haitauchgänge machen, während die übrigen zehn mit der "Blue Surveyor" rausfahren. Schon um 7 Uhr werden wir mit dem Speedboat nach Pacific Harbour transferiert, wo Aqua Trek seine Basis hat. Mit Absprachen zwischen dem Beqa Lagoon Resort und Aqua Trek klappt es aber nicht so arg gut, denn da die Abfahrt erst um 8:30 Uhr ist, sitzen wir eine geschlagene Stunde auf dem Pier rum und dösen in der Sonne. Wenn es eins gibt, was ich hasse, ist es sinnloses Warten. Eher amüsant ist hingegen, dass die Aqua Trek-Bürotante dann zum Teil auch noch unsere Brevets sehen will, die natürlich im Resort liegen. Lutz' süffisanten Kommentar "I swim across and get it" findet sie allerdings nicht sehr erheiternd. Wenig erheiternd finden wir dann den Viehtransport, der sich Speedboat nennt, mit dem wir zum Tauchplatz befördert werden. Schulter an Schulter hocken wir auf dem engen Boot, für zwei der 19 Mitfahrer gibt es nicht mal Sitzplätze, geschweige denn einen vernünftigen Stauraum für die Kameras. Zum Glück dauert die Fahrt nur 15 Minuten. Was dann folgt, besänftigt unsere inzwischen etwas angespannten Gemüter, denn Aqua Trek-Kunden (und als solche gelten wir heute) genießen eine gewisse Vorzugsbehandlung gegenüber den Kunden der anderen Boote. Insbesondere gilt das für Taucher mit großer Foto- oder Videokamera, was sicherlich gegenüber den kameralosen Mitreisenden nicht besonders fair ist, aber unter Wasser ist sich erstmal jeder selbst der Nächste. So dürfen wir als Erstes ins Wasser und werden von den Guides direkt an die rechte Seite der Arena VOR das Seil dirigiert, sodass wir hautnah am Geschehen sind. Immer wieder schwimmen uns die Bullenhaie frontal an, sodass unsere Arme immer kürzer werden, während wir die Kamera als Schutzschild zwischen uns und die Haie bringen, die sich der Linse bis auf wenige Zentimeter nähern und erhebliches Interesse an meinen ausladenden Blitzarmen zeigen. Für diesen Fall sind einige Sicherungstaucher mit Metallstäben im Einsatz, die allzu neugierige Haie in die Schranken weisen sollen. Angeblich ist am Bistro noch nie was passiert, aber ich bin sicher, wenn es so wäre, würde es niemand erzählen. Vor uns passiert jedenfalls allerhand, das Erlebnis ist viel intensiver als gestern. Einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leistet auch Tigerhaidame "Princess", eine zwischen 4 und 5 m große "Big Mama", die nach wenigen Minuten Tauchzeit auf der Bildfläche erscheint und sofort das Kommando übernimmt. Gegen sie wirken die wuchtigen Bullenhaie wie unterernährte Weißspitzen. Na ja, nicht ganz, aber den Vergleich mit "Emma" braucht "Princess" auf keinen Fall zu scheuen. Ihr Erscheinen ist ein absoluter Glücksfall. Nur zwei Tigerhaie lassen sich regelmäßig am Bistro sehen, der letzte Besuch ist bereits 3 Monate her. Schön ist auch, dass im Gegensatz zu gestern einige Silberspitzenhaie dem Fotoshooting beiwohnen, womit nur noch die Schwarzspitzenriffhaie im Portfolio fehlen. Wenn die nicht kommen, geht die Welt aber auch nicht unter. Als die Show zu Ende ist, geht es im Gegensatz zu gestern nicht direkt zum Boot zurück. Die Aqua Trek-Jungs sind da etwas relaxeder und motivierter als die Beqa Lagoon-Jungs und drehen mit uns noch eine Extrarunde ums Riff, sodass wir von oben noch die Haie auf ihrem Weg durch die Einflugschneise beobachten können. Alternativ können wir den Abtransport der leeren Ködertonne begleiten, in dem Hunderte Rifffische und ein paar Ammenhaie nach den Resten des Futters wühlen. Erst nach 50 Minuten ist der 1. Tauchgang heute beendet.

Unsere stark verbesserte Stimmung steigt weiter, als das Aqua Trek-Boot nach Tauchgang 1 zurück zum Pacific Harbour brettert. Wir müssen also die Oberflächenpause nicht auf dem Viehtransporter verbringen, sondern können bei Saft und Keksen gemütlich an der Basis abhängen, an der Besitzer Brandon, der vor 20 Jahren aus Südafrika nach Fidschi gekommen ist, den frisch gebackenen OWD'lern, die gerade mit unten waren, die Haiarten erklärt, die sie gesehen haben.

Nach der Pause geht's zurück zum Bistro, wo Abstieg Nummer 2 nicht ganz so fantastisch abläuft wie der erste. "Princess" hat schon genug für heute und lässt sich nicht blicken und einer der "Feeder" platziert sich genau vor unserer Nase, sodass es fast unmöglich wird, ein vernünftiges Foto zu schießen. Egal, mein gestern abgegebenes Urteil hatte trotzdem eine Halbwertszeit von 24 Stunden: Wenn es so wie heute in Tauchgang 1 läuft, tauche ich hier mit Vergnügen auch eine ganze Woche lang. Im Nachhinein hat sich das Exil bei Aqua Trek als Glücksfall erwiesen.

Das schöne Wetter am Nachmittag wird für einen Strandspaziergang zum nächsten Dorf genutzt. Beim Abendessen werden Taucherfahrungen mit anderen Gästen ausgetauscht, die hier schon ein paar mehr Rifftauchgänge gemacht haben. Von superschönen Korallengärten an E.T., Joe's Best, John's Tunnel oder dem Golden Arch ist da die Rede.

Tag 4: SO, 28.09.

Die Südseesonne hat sich hinter eine dichte Wolkendecke verzogen. Braucht keiner. Taucherisch steht Rifftauchen auf der Agenda. Chef-Guide Tusi fragt uns, wo wir denn gerne hin möchten. Bei Nennung der Tauchplätze, von denen wir gestern Abend Kenntnis erhalten haben, verzieht er etwas unwirsch die Miene: "Far away, very difficult, strong current today!". Na ja, was man bei den Beqa Divers unter "strong current" versteht, haben wir am ersten Tag gesehen, da wurde die leichte Gegenströmung am Glory Hole auch als unüberwindliches Hindernis dargestellt. Wir starten schließlich in Fünfergruppen an den Caesar's Rocks, einer Aneinanderreihung von fünf großen Korallenblöcken, die mit einigen Tunneln zum Durchtauchen verziert sind. Beim Briefing erklärt Tusi wieder, wir hätten starke Strömung und er hätte gerne, dass am Ende jeder Fünfergruppe ein erfahrener Taucher den Staubsauger spielt und ein bisschen auf die anderen aufpasst. Als Erstes fragt er mich, ob ich bereit wäre, diese Rolle zu übernehmen. Ich glaub', ich hör' nicht richtig! Mit Hinweis auf die Kamera, mit der ich unterwegs bin, lehne ich das "Angebot" ab. Langsam komme ich mir vor wie im Kindergarten, man bekommt den Eindruck, die Beqa Divers haben es sonst eher mit Kunden zu tun, die gerade den OWD hinter sich haben und können mit erfahrenen Tauchern nicht so gut umgehen. Nach Rainers Hinweis, dass wir alle erfahrene Taucher seien (geht das nicht aus unserer Anmeldung hervor?), geht es schließlich ohne Babysitter ins Wasser.

Der Tauchplatz ist dann auch richtig gut, die Blöcke sind mit tollen Fächer- und Weichkorallen besetzt und das Durchtauchen der Tunnel macht Laune. Die tatsächlich vorhandene Strömung lässt die Fahnenbarsche in Reih und Glied über den Korallen zappeln. Ansonsten gilt guide- und fischtechnisch das schon an Tag 1 Gesagte. Guckt man ins Blauwasser, herrscht dort bedrückende Stille. Trotzdem sind Cäsars Felsen ein sehr schöner Platz.

Das könnte mit Abstrichen auch für den zweiten Platz, Shark Reef, gelten, der deswegen so heißt, weil es hier absolut keine Haie gibt, wie uns Tusi erklärt. Witzigkeit kennt keine Grenzen. Weniger witzig finden wir dann die halbstündige Paddelei über den Geröllschutt. Und wofür das Ganze? Irgendwo soll eine Geistermuräne hier ihr Loch haben. Na, dafür nehmen wir doch gerne mal so viel Bruch in Kauf. Überhaupt bekommt man den Eindruck, dass die Guides etwas verzweifelt sind, ihren Gästen irgendetwas zeigen zu können. Da werden Warzenschnecken, Rotfeuerfische und sogar Muscheln (!) mit Tank bangen angezeigt und wie das achte Weltwunder präsentiert. Immerhin erbarmt sich unser Guide und führt uns nach einer halben Stunde auch noch zum richtigen Tauchplatz, der aus einigen mächtigen, sehr schön bewachsenen Korallenblöcken besteht, auch wenn diese nicht ganz die Qualität von Caesar's Rocks haben. Problemlos hätte man hier einen wunderbaren, sechzigminütigen Tauchgang verbringen können.

Gleichzeitig mit uns kehrt auch das andere Boot zur Basis zurück. Interessiert fragen wir die Taucher, wo sie denn gewesen sind. "Joe's Best" lautet die Antwort, was uns etwas sprachlos macht. Am Abend gibt es daher ein freundliches, aber bestimmtes Gespräch mit Fred, dem stellvertrenden Manager, in der wir unser Unverständnis über die Nichtberücksichtigung der Gästewünsche und die offenbar unterschiedliche Beurteilung der betauchbaren Plätze durch die verschiedenen Guides zum Ausdruck bringen, gerade im Hinblick dessen, dass die Kollegen es hier nicht mit Anfängern zu tun haben. Fred verspricht, sich darum zu kümmern und persönlich morgen früh mit den Guides die Wünsche zu besprechen, natürlich immer basierend auf den aktuellen Wetter- und Strömungsbedingungen. Es bleibt spannend.

Tag 5: MO, 29.09.

Dunkle Regenwolken hüllen die Berge Beqas ein und pünktlich zur Abfahrt fängt es an zu tröpfeln. Heiß ersehnt von den Einheimischen können wir auf die verfrüht einsetzende Regenzeit gut verzichten – eigentlich startet sie erst im November. Immerhin gibt es heute Wunschkonzert, wir springen tatsächlich am Golden Arch ins Wasser. Namensgeber des Platzes ist ein großer, in gelbe Weichkorallen verpackter Torbogen. Auch rundherum protzt das Riff mit bunten Fächer- und Weichkorallen, wirklich schön anzuschauen! Auf Fisch muss man aber leider auch hier verzichten.

Nach dem Tauchgang springt der Diesel an, die Reef Ranger tuckert 100 m weiter, um sich dann wieder schlafen zu legen. Ja wie jetzt? Tatsächlich befinden wir uns am nächsten Platz mit dem Namen Sidestreets. Viele große, eng aneinander stehende Felsen bilden ein Labyrinth aus Gassen, durch die man wie durch die Straßenschluchten einer Großstadt taucht. Aufgrund der Nähe zum Golden Arch ist der ähnliche Charakter dieses Platzes nicht weiter überraschend: Auch hier hat es keinen Mangel an bunten Korallen und einige Tunnel laden zum Durchtauchen an. Von den bisher unternommenen Rifftauchgängen sind die heutigen beiden jedenfalls mit Abstand die besten.

Tag 6: DI, 30.09.

Heute ist tauchfrei. Eigentlich hatte ich ja die lustige Idee, mir an den freien Tagen mal etwas über Wasser anzugucken, was ansonsten bei meinen Urlauben ja oft etwas zu kurz kommt. Blöd ist nur, wenn es an diesen Tagen Wasser von oben hat, was meine Motivation, den Bungalow zu verlassen, deutlich schmälert. Immerhin ist am Nachmittag Socializing angesetzt, ein einheimischer Guide führt die interessierten Resortgäste durch den Dschungel ins nahegelegene Dorf zur Kontaktaufnahme mit der lokalen Bevölkerung. Der Weg führt zuerst in die Grundschule, wo die Erst- bis Viertklässler schon auf uns warten, um uns eine halbe Stunde lang mit Gesangs- und Tanzeinlagen zu unterhalten. Dann drehen sie den Spieß um und wir sollen ein Lied zum Besten geben. Etwas ratlos schauen wir uns an und bringen schließlich mit Müh und Not die erste Strophe von "Alle meine Entchen" zustande, woraufhin die Kinder etwas ratlos schauen, um dann höflich Beifall zu klatschen. Vielleicht war es aber auch nur Mitleid. Anschließend stellt sich noch jeder von uns einzeln vor, wo er herkommt und was er zu Hause treibt. Nach dem Eintrag ins Goldene Buch verlassen wir die Veranstaltung und stapfen bei strömendem Regen den Berg rauf, wo schon die nächste Schule wartet. Wie die Grundschule ist auch die Oberschule als Internat organisiert, in dem die Jugendlichen aus allen Dörfern zusammengezogen werden. Getanzt wird hier nicht, aber auch in der Oberschule lassen sie sich das Singen nicht verbieten. Zum Glück für sie müssen die Enten nicht ein 2. Mal herhalten. Zum Abschluss werfen wir noch einen kurzen Blick in die Krankenstation und drehen eine Runde durchs Dorf, bevor es zurück zum Resort geht. Ein höchst empfehlenswerter und vergnüglicher Ausflug!

Vor das Abendessen hat das Tauchpaket noch einen Nachttauchgang gesetzt. Nach einer kurzen Bootsfahrt ist das Beetle Reef erreicht. In 25 m Tiefe liegt hier ein kleines Wrack, dessen Rumpf mit Schwarzen Korallen übersät ist. Zum Suchen und Fotografieren von Kleinzeug komme ich nicht, da der Guide mal wieder im D-Zug-Tempo unterwegs ist. Nach einer kleinen Runde ums Wrack geht es entlang eines ziemlich zerbombten Riffhangs. In einem Loch stöbert unser Guide immerhin eine Flammende Feilenmuschel auf. Leider hat sie sich so tief in ihr Loch zurückgezogen, dass es unmöglich ist, die um den Muschelrand zuckenden, bläulichen "Blitze" auf Video festzuhalten. Kurze Zeit später erreichen wir das Riffdach, das qualitativ deutlich besser ist als der Hang, an dem wir gerade entlang getaucht sind. Unter einer riesigen Tischkoralle hat sich ein Steinfisch verschanzt und in einer Mulde hat es sich eine Schildkröte bequem gemacht. So wird es nach dem etwas hektischen Start noch ein schöner Nachttauchgang, nach dem wir uns das verspätete Abendessen richtig schmecken lassen.

Tag 7: MI, 01.10.

Langsam werden die dunklen Wolken und der damit verbundene Regen etwas lästig, aber es hilft ja nichts. An Haitauchtag Nummer 3 kennen wir inzwischen die besten Plätze am Bistro und stürmen die Arena, ohne erst groß auf die Einweisung der Guides zu warten. Es hat wieder die üblichen Verdächtigen, nur der Tiger ist heute leider nicht am Start. Immerhin reißt pünktlich vor dem 2. Tauchgang die Wolkendecke auf, sodass wir die Haie auch nochmal bei Licht haben.

Am späten Nachmittag gibt es im Resort eine heiße Vorführung. Die örtlichen "Firewalker" zeigen, wie man über glühend heiße Steine rennt, ohne sich dabei die Füße zu verbrennen. Die Tradition hat ihren Ursprung in einem Aal, der Chief Tui Naiviqalita, seines Zeichens Häuptling des Dorfes Dakuibeqa auf Beqa Island, von einem Fischer als Gastgeschenk überreicht wurde. Blöderweise hatte sich in dem Aal ein göttlicher Geist (oder geistlicher Gott, man weiß es nicht so genau) breit gemacht. Als Dank für die Verschonung seines Lebens stattete der Aal, respektive Geist den Chief und alle seine Nachkommen mit der Fähigkeit aus, durchs Feuer laufen zu können. Sehr praktisch, wenn man seine Wälder zugunsten von Zuckerrohrplantagen niederbrennen will ... Wobei das vor 500 Jahren – so alt ist die Legende – wahrscheinlich noch nicht absehbar war. Einen Nachteil hat die Geschichte allerdings: Ab zwei Wochen vor der Zeremonie ist den Feuerläufern der Verzehr von Kokosnüssen (unproblematisch) und Sex (schon unschöner) untersagt – eigentlich. Angesichts der mit den zunehmenden Touristenzahlen auch inflationär steigenden Anzahl an Zeremonien wurde diese Regel im Laufe der Zeit etwas aufgeweicht – heute müssen sie nur noch vorher beten.

Es geht Schlag auf Schlag, kaum ist die Feuergeh-Zeremonie vorbei, steigt im Restaurant auch schon die nächste Veranstaltung, bei der die Beteiligung der Gäste diesmal ausdrücklich erwünscht ist. Diesmal geht es um die Verköstigung von Kava, einem aus Pflanzenwurzeln hergestellten Gebräu, welches mich optisch fatal an das Zulu-Bier erinnert, welches ich vor 100 Jahren in einer Rundhütte in Lesotho runtergewürgt habe. Bevor es dazu kommt, ist aber ein Haufen Regeln zu befolgen. Eine Kava-Zeremonie ist eine Wissenschaft für sich. Sie wird immer dann durchgeführt, wenn man als Fremder ein Dorf besucht. Das geht nicht einfach so, es ist ungeschriebenes Gesetz, dass man als Besucher(gruppe) ein Gastgeschenk mitbringt, welches man dem Chief des Dorfes überreicht (siehe oben unter "Aal"). Im Gegenzug lädt der Chief die Besucher zum Saufen ein. Die Zeremonie folgt dabei ganz strengen Regeln: Man setzt sich in einem Kreis um einen großen Bottich aus Wasser, in den der Barkeeper mit einem benutzten Spültuch (so sieht es jedenfalls aus) die getrockneten und zerstampften Pflanzenwurzeln reinmischt. Je stärker die Konzentration der Wurzeln, desto stärker ist die Wirkung, in Fidschi trinkt man Kava auch anstelle von Bier. Sitzen darf man nur auf dem Boden und Frauen dürfen auf keinen Fall im Rücken des Barkeepers, respektive Kava-Mixers sitzen. Dieser hat ein Schälchen, welches er mit Kava gefüllt in einer ganz bestimmten Reihenfolge rumgehen lässt: Erst ist der Chief des Dorfes dran, dann der Chief der Besucher, dann der Sprecher des Dorfes, dann der Sprecher der Besucher, dann der Rest des Gefolges in beliebiger Reihenfolge. Ist man mit Trinken dran, muss man vor dem Ansetzen einmal in die Hände klatschen (was so viel bedeutet wie "Ich möchte ein Schälchen Kava"), danach "Bula!" brüllen (der fidschianische Allzweck-Schlachtruf, den die Einheimischen bei jeder sich bietenden Gelegenheit von sich geben), danach das Schälchen exen und zum Schluss 3x in die Hände klatschen, was so viel wie "Vielen Dank!" bedeutet. Hat der Chief getrunken, muss die gesamte Gemeinde 3x klatschen. Dieses Spiel wiederholt sich beliebig oft und beliebig lange, bis entweder alle rattenvoll sind oder der Kava alle ist. Was i.d.R. nicht passiert, genausogut könnte auch in Köln das Kölsch ausgehen. Eine durchschnittliche Begrüßungszeremonie dauert in ihrer ursprünglichen Form gerne 2-3 Stunden. Betonung auf "Begrüßung". So viel Zeit haben wir nicht, die meisten der 10 anwesenden Verköstiger geben schon nach der 2. Runde Kava auf. Eine Delikatesse ist das Gebräu für europäische Zungen wahrlich nicht, etwas holzig im Geschmack und vor allem macht es die Zunge taub. Es ist aber bei weitem nicht so übel wie besagtes Zulu-Bier. Nach der 4. Runde habe ich auch genug und versuche das taube Gefühl auf der Zunge mit zwei Spezial-Firewalker-Cocktails loszuwerden, die zur Feier des Tages an der Bar kredenzt werden. Die machen aber ziemlich taub im Kopf, sodass der Abend nach dem Essen ein jähes Ende nimmt.

Tag 8: DO, 02.10.

Der 4. und letzte Haitauchtag startet wie gewohnt: Die verfrüht eingetroffene Regenzeit hat sich jetzt endgültig etabliert. Beim ersten Tauchgang am Bistro ist wenig los. Es gibt kaum Bullenhaie, die Ammenhaie sind heute eindeutig in der Überzahl. Alle Haie zeigen sich auch erstaunlich fressfaul, die Guides müssen ihnen die Fischköpfe förmlich in den Hals stopfen, um sie mal zum Fressen zu bewegen. Na ja, kein Wunder, wenn man jeden Tag so gemästet wird, geht halt irgendwann nichts mehr rein. Zur Mitte des Tauchgangs erscheinen drei ziemlich aufdringliche Silberspitzen auf der Bildfläche, die noch für etwas Abwechslung sorgen. Nach der Vorstellung drehen wir noch ein paar Extrarunden übers Wrack und das Riff, begleitet vom ständigen Tank-Bangen unserer Guides, die den Tauchgang mal wieder so schnell wie möglich beenden und uns direkt zurück zum Boot jagen wollen. Langsam geht mir diese Gängelei etwas auf die Nerven, ich tue einfach so, als sehe und höre ich sie nicht.

Der 2. Tauchgang ist dann wieder richtig Klasse. Ich platziere mich ganz links unten vor der Mauer in der ersten Reihe. Die Bullenhaie sind zurück und sorgen für Action direkt vor meiner Nase. Ein sehr schöner Abschluss der Haitauch-Veranstaltungsreihe!

Beim Mittagessen beginnt die Planung für den morgigen freien Tag. Eigentlich will ich rüber nach Viti Levu, wo es in der Nähe von Suva einen Nationalpark hat, den es sich vielleicht zu besichtigen lohnt. Irgendeine landbasierte Erfahrung würde ich von Fidschi schon noch gerne mitnehmen. Mein Enthusiasmus wird beim Blick auf die Wettervorhersage deutlich gebremst. Ist Fidschi in der Regenzeit feucht, so ist Suva ein Wasserloch. Wie schon an den letzten 4 Tagen ist auch für morgen Regen, Regen, Regen angesagt. Da habe ich eigentlich wenig Lust, durch die Pampa zu stapfen. Gleichzeitig äußert die halbe Truppe den Wunsch, morgen noch einen Extra-Haitauchtag einzulegen, der nicht in unserem Tauchpaket enthalten ist und extra auf die Rechnung kommt. Na, da schließe ich mich doch an.

Tag 9: FR, 03.10.

Der versprochene Regen ist auch am 5. Tag in Folge da. Passend zur Wetterlage verläuft bei mir auch der 1. Tauchgang. Die beiden Lichtleiterkabel haben sich beim Reichen der Kamera ins Wasser unentpiddelbar verheddert, sodass ich nicht blitzen kann. Glücklicherweise platziert sich den ganzen Tauchgang lang auch ein Feeder genau vor meiner Nase, sodass ich von den spärlich vorhandenen Bullenhaien eh nicht viel sehe. Zurück auf dem Boot haben einige andere den Tauchgang allerdings ganz anders empfunden, sie fanden es richtig klasse. Tja, so unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein, der Erlebniswert eines Haitauchgangs hängt hier sehr davon ab, ob man den richtigen Platz erwischt hat.

Zum heute aber wirklich final finalen Tauchgang nehmen wir direkt wieder unsere Logenplätze links unten vor der Mauer ein. Diesmal sind viele Bullenhaie und auch eine Silberspitze da, die ordentlich Rabatz machen. Wie, um uns zu verabschieden, taucht nach 20 Minuten auch noch Tigerhaidame "Princess" auf. Kaum ist sie da, hämmert Tusi, der hinter Lutz und mir hockt, auf den Tank und zitiert uns weg. Häh, wie jetzt, sind die 25 Minuten schon rum? Aber statt dass es heimwärts geht, fängt er auf einmal an, seine Action-Cam in die entstandene Lücke zu halten. WTF?! Ich verstehe ja, dass Videoaufnahmen besser kommen, wenn man keine Taucher vor sich hat, die einen Vorhang aus Luftblasen erzeugen, was sicherlich an diesem Platz ein Problem ist, da die Taucher zum Teil in zwei Reihen hintereinander hocken. Aber der zahlende Kunde bin hier immer noch ich! Bevor meine Schlagader an der Schläfe unkontrolliert zu zucken beginnt, kommt zum Glück der Chef-Feeder von Aqua Trek (ein Typ wie ein Mammutbaum) und ruft Tusi zur Raison. Wir fackeln nicht lange und quetschen uns zurück in die erste Reihe, sodass es letztendlich ein klasse Tauchgang mit Princess und ihren Kollegen wird. Gut gelaunt geht es danach zurück zum Resort.

Da sich die Wolken über Beqa etwas gelichtet haben, überlege ich, noch eine kleine Wanderung auf den Gipfel des Berges zu machen, der die Insel ziert. Mit 450 m Höhe ist das jetzt nicht gerade der Mount Everest. Das Resort bietet auch geführte Wanderungen an, aber die gehen schon morgens los, sodass man dann nicht tauchen kann. Eine kurze Unterredung mit dem Aktivitätenchef bremst mich ein. Angeblich dauert es 2 1/2 Stunden bis auf den Gipfel, das wird knapp, es noch im Hellen zu schaffen. Und alleine dürfte ich sowieso nicht los, da das Land, auf dem der Berg steht, dem Nachbardorf gehört, man könne da nicht einfach so drüberlatschen und müsste vorher um Erlaubnis fragen. Andere Länder, andere Sitten. Also wird es ein fauler Nachmittag, sieht man mal vom etwas lästigen Zusammenpacken ab.

Tag 10: SA, 04.10.

Der Himmel weint, der Abschied von Beqa naht. Um 11 Uhr startet der Transfer Richtung Voli Voli-Resort im Norden von Viti Levu, wo die Fiji Siren vor Anker liegt. Zum Abschied bekommt jeder eine Hibiskusblüte ins Haar gesteckt, sofern es die Frisur hergibt. Wie befohlen werfen wir die Blüte ins Wasser, als das Boot die Bucht verlässt. Wird die Blüte zurück zum Strand gespült, kommt man wieder, besagt eine fidschinesische Weisheit. Eine Stunde später wechseln wir in Pacific Harbour vom Boot in den Bus. Die Fahrt geht entlang der Südküste bis Suva und dann Richtung Norden. Knapp 3 Stunden nach der Abfahrt in Beqa erreichen wir den Nationalpark, den ich zu besuchen vor hatte – büschen weit weg für eine entspannte Tagestour, kann man vergessen. Im Kopf lasse ich die vergangenen 10 Tage Revue passieren. Wie das Fazit aussieht?

  • Top-Resort mit nettem Ambiente und prima Staff, alles super in der Beziehung.
  • Gleiches kann man für die Tauchbasis leider nicht sagen, die Guides machen einen mäßig motivierten Eindruck, besonders bei den Haitauchgängen. Das liegt vielleicht daran, dass sie da nicht viel zu sagen haben, weil Aqua Trek der Boss ist. Vielleicht wird das besser, wenn das Beqa Resort Ende des Jahres seinen eigenen Köderplatz in einer anderen Ecke der Beqa Strait aufmacht. Ansonsten fährt man besser gleich mit Aqua Trek. Denn die Haitauchgänge sind wirklich spitze, wie man sich auch auf Sebastians YouTube-Video überzeugen kann.
  • Die Rifftauchgänge sind hingegen nur Durchschnitt, nichts, weswegen man um die halbe Welt fliegen muss. Das war allerdings auch nicht zu erwarten, die Toptauchplätze Fidschis sind nur per Safari zu erreichen. Deswegen sind wir sehr gespannt, wie es morgen auf der Fiji Siren weitergeht.
  • Facebook