Anemone Reef am Daedalus

Daedalus und Elphinstone auf der "Thunderbird"

Dezember 2015

Die Tauchklamotten packe ich nach meiner Rückkehr aus Mexiko gar nicht erst aus. Einfach die dreckigen T-Shirts gegen ein paar frische ersetzt und keine 24 Stunden später stehe ich schon wieder am Flughafen in Düsseldorf.

Tag 1: DO, 03.12., Port Ghalib

Der Flug nach Marsa Alam dauert gut 5 Stunden. Dort sind wir erstmal auf uns gestellt, denn von Deep Blue Cruises ist leider niemand vor Ort. Nach einem Telefonat mit dem Büro in Hurghada kommen wir aber doch noch an unsere Visa und irgendwann taucht dann auch noch der Bus auf und befördert uns zum Hafen von Port Ghalib, wo die "Thunderbird" vor Anker liegt. Dort treffen wir ein paar alte Bekannte: Guides auf dieser Tauchsafari werden auch diesmal wieder Dirk und Hassan sein, die schon letztes Jahr auf dem Schwesterschiff "Firebird" am Start waren. Auch Koch Hassan ist wieder mit dabei, was bedeutet, dass das Essen auch diesmal wieder brilliant werden wird.

Die "Thunderbird" ist sehr ähnlich zu ihrer Schwester aufgebaut, großer Salon, Sonnendeck und relativ überschaubare Kabinen, in denen man aber durch den anderen Aufbau etwas mehr Platz hat als auf der "Firebird": die Kojen sind mit der Fahrtrichtung statt quer zu ihr angeordnet, was mir persönlich sehr sympathisch ist und außerdem Platz für ein drittes Bett schafft. Den Abend verbringen wir noch in irgendeiner Shisha-Bar im Hafen, bevor es eine geruhsame Nacht gibt.

Tag 2: FR, 04.12., Abu Dabbab

Wie üblich heißt es am ersten Tag Checktauchen und das findet vor den Toren Port Ghalibs in Abu Dabbab statt. Bei zwei entspannten Badewannentauchgängen streunen wir übers Riff und testen die richtigen Kameraeinstellungen. Mehr muss man dazu auch nicht sagen. Nach den zwei Tauchgängen machen wir uns auf die achtstündige Fahrt Richtung Daedalus, wo wir am späten Abend eintreffen. Außer uns liegt nur noch ein anderes Boot vor Anker, ein großer Vorteil dieser Jahreszeit.

Tag 3: SA, 05.12., Daedalus

Dann bin ich mal gespannt, wie sich Daedalus 14 Jahre nach meinem ersten und bisher letzten Besuch präsentiert. Großfischmäßig war damals absolute Flaute, immerhin war die Westseite korallentechnisch super, die Ostseite dagegen Schrott. Just an dieser beginnen wir auch heute. Als "Schrott" würde ich den Abstieg nicht bezeichnen, ein paar Graue Riffhaie, einige Barrakudas und Korallen, die mir deutlich besser vorkommen als vor 15 Jahren. Vielleicht trügt aber auch nur die Erinnerung. Ganz nett, kann aber noch besser werden.

Für den 2. Tauchgang sparen wir uns die Schlauchbootfahrt und springen direkt vom Schiff, um uns die Südseite anzugucken. Die strotzte damals vor Gerümpel, von dem aber diesmal nicht viel zu sehen ist. Auch sonst ist leider nicht viel zu sehen, weswegen wir uns Richtung Westseite absetzen, wo immerhin das Korallenleben ganz nett ist. Kann aber immer noch besser werden.

Für den dritten und letzten Abstieg nehmen wir das Schlauchboot auf die Westseite zur Anemone City. Hier hat es in der Steilwand ein riesiges Anemonenfeld, in dem die unvermeidlichen Clowns rumwuseln. Die Sonne steht jetzt ideal und lässt das prächtige Korallenriff in allen Farben erstrahlen. Korallentechnisch ist der Westen von Daedalus definitiv immer noch erste Sahne, haitechnisch darf es aber gerne noch ein bisschen zulegen.

Tag 4: SO, 06.12., Daedalus

Der Wind hat ziemlich aufgefrischt und bringt etwas Welle mit, weswegen wir die Schlauchbootfahrt kurz halten und im Südosten springen. Der Tauchgang wird dann auch ganz hübsch mit einer Kröte, einem großen Füsilierschwarm, ein paar Stachelmakrelen und ganz, ganz tief unten einem einzelnen Hammerhai. Da sie ja anscheinend momentan tief unterwegs sind, versenke ich mich an Tauchgang 2 gleich auf 40 m. Tatsächlich schwimmt da unten eine Schule mit etwa 30 Hammerhaien herum. Lange bleiben sie nicht, aber das ist doch schon mal ein Schritt in die richtige Richtung! Zum Tagesabschluss gibt's das gleiche Spiel wie gestern Abend, Fotoshooting in Anemone City, was oben angesichts der starken Dünung, die einen noch in 10 m Tiefe hin und her wirft, eine kleine Herausforderung ist.

Tag 5: MO, 07.12., Daedalus

Schon halb rum unsere Zeit in Dadalus, wird Zeit für noch ein paar Nahbegegnungen mit dreieckigen Flossen. Prompt sichten wir beim Sprung im Nordwesten einen einsamen Fuchshai, der da irgendwo außerhalb der Brennweite bei 50 m rumturnt. Ihm auf der Flosse folgt ein einzelner Seidenhai, auch zu weit weg. Ganz nah dran kommt dafür anschließend die 30 Tiere starke Hammerhaischule. Handgestoppte 8 min umkreisen sie uns und scheinen ebenso neugierig zu sein wie wir, völlig untypisch für diese Art. Abgerundet wird der geniale Tauchgang von lockerem Austauchen an Daedalus' toller Westseite entlang gen Süden.

Nach dem super Auftakt versuchen wir es 3 Stunden später an der exakt gleichen Stelle nochmal und diesmal ist im Blauwasser absolut gähnende Leere, total tote Hose. Also muss wieder die Riffwand den Tauchgang retten. Für den letzten Tauchgang springen wir dann gleich vom Schiff und beschränken uns auf Rifffotografie an der Westseite. Vor allem dank Tauchgang 1 war das heute aber der bisher beste Tag.

Tag 6: DI, 08.12., Daedalus

Zum Start in den Tag versuchen wir es wie gestern morgen erneut im Nordwesten. 50 min lang dümpeln wir durchs Blauwasser, aber leider ist weit und breit keine Haiflosse in Sicht. Also zurück ans Riff und dort wieder bunte Fischchen ablichten. Ein Hammerhai erbarmt sich dann doch noch unser und schaut noch kurz vorbei. Für den 2. und letzten Tauchgang können wir entweder mit dem Schlauchboot in den Osten fahren oder direkt vom Schiff springen und die Westseite betauchen. Ich entschließe mich für letzteres, was sich im Nachhinein als Fehler erweist, denn während ich nichts Dolles zu berichten habe, sichtet die andere Gruppe ein paar Fuchshaie. Dumm geschwommen.

Nach Tauchgang 2 lichten wir den Anker und machen uns auf den Rückweg. Für einen Nachttauchgang an Abu Dabbab reicht es zeitlich nicht mehr, aber meine Motivation dazu hält sich auch gerade in Grenzen. Dafür freue ich mich auf einen hoffentlich krönenden Abschluss morgen Vormittag.

Tag 7: MI, 09.12., Elphinstone

Wir haben Glück, der Wind lässt das Ansteuern von Elphinstone zu, wo wir noch zwei Abstiege am Nordplateau machen. Nach dem Glück folgt das Pech, bei beiden Tauchgängen zeigt sich kein Knorpelfisch, obwohl wir relativ lange in 40 m Tiefe ausharren. Immerhin zeigt sich die Westseite des Riffs in voller Farbenpracht. Die Seite kannte ich bisher noch nicht. Zurück auf dem Boot erfahren wir, dass einige Leute mehr Glück hatten und sich 20 min lang mit einem Longimanus unter dem Boot vergnügt haben.

Fazit der Veranstaltung: Die Riffe waren toll, aber haitechnisch konnte mich Daedalus nicht überzeugen, bis auf den einen Tauchgang an Tag 5 war das doch eher dünn. Von daher werde ich für das Abfeiern meines nächsten Resturlaubs wieder die Brothers vorziehen. Oder mal ganz woanders hinfahren. Im Dezember soll man ja vor den Lofoten auch ganz interessante Delfin-Begegnungen haben können...

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