Backpacking Australien, Teil 3: Südaustralien und Victoria

April-Juni 1997

8. Woche: Alice Springs → Coober Pedy → Adelaide → Great Ocean Road → Melbourne

Ich bin froh, nach zwei Tagen Aufenthalt aus Alice weg zu kommen, denn so arg viel gibt's hier nicht mehr zu tun. Mal wieder zu unchristlicher Zeit um 6.30 Uhr geht's mit dem Oz-Bus und einer Handvoll Mitbackpacker schnurgeradeaus gen Süden auf dem Stuart Highway. Der Tag besteht, abgesehen von ein paar kurzen Stopps an diversen Road Houses, ausschließlich aus Fahrerei, bis wir endlich gegen 16 Uhr und mit 700 km mehr auf dem Buckel in Coober Pedy, unserem ersten Stopp in Südaustralien, eintreffen. Die Opalminen, für die dieser Ort bekannt ist, sind schon von Weitem sichtbar. Kein Wunder, in Coober Pedy liegen 85% des Weltopalvorkommens, 1,2 Millionen Minenschächte sind dafür Zeuge. Tipp Bei einer Stadtrundfahrt erweist sich Coober Pedy als die abgefahrenste Stadt, die ich je erlebt habe. Die Hälfte der 4000 Einwohner lebt in sogenannten "Dugouts", verlassenene, unterirdische Opalminen, die einfach zur Wohnung umfunktioniert wurden. Neben einer Underground-Kirche gibt es auch ein Underground-Hostel, Radeka's Downunder, in dem wir auch einchecken. Die Fairways des örtlichen Golfplatzes bestehen aus Schotterpiste und die "Grüns" aus schwarzer Asche. Wahrscheinlich muss man schon ein wenig exzentrisch sein, um hier zu leben (oder zu sterben, man besuche mal den Friedhof). Den Oberexzentriker besuchen wir sogleich in seinem Dugout. Crocodile Harry ist die fleischgewordene Verkörperung Crocodile Dundees, ein aus Deutschland ausgewanderter Krokodiljäger (war wohl in der Heimat unterbeschäftigt), dessen Wohnung so ziemlich die Skurrilste ist, die mir je untergekommen ist. Teile von Mad Max III mit Mel Gibson und Tina Turner wurden hier gedreht. (Nachtrag 2005: Leider ist Harry inzwischen verstorben, so dass ein Besuch heuzutage eher schwierig ist, aber vermutlich kann man seine Behausung immer noch besichtigen, was man auf keinen Fall verpassen sollte, wenn man schon mal hierher reist!). Gleich wieder heimisch fühle ich mich, als ich die Outback-Pizzeria betrete, hängt da doch tatsächlich ein Bild von Schloss Neuschwanstein an der Wand.

Tipp Nachdem die obligatorischen Opalkäufe getätigt sind (billiger als hier geht's nirgendwo, Factory-Outlet sozusagen), geht's am nächsten Morgen weiter in noch abgelegenere Gebiete, falls das überhaupt noch geht. Über Schotterpisten geht's durch die Great Victoria Desert. Wir passieren den Dog Fence, einen Zaun, der sich über 5400 km von der Great Australian Bight im Süden, bis Jimbour im Osten zieht, um die Dingos im Norden davon abzuhalten, die Schafe im Süden zu reißen. Alles klar? Für jeden erlegten Süd-Dingo bekommt ein Farmer 100 AU$ Kopfgeld. Auf meine Frage, woran der Abnehmer denn sieht, dass ich den Dingo im Süden und nicht einfach im Norden erlegt habe, antwortet Rod, unser Driver Guide: "`Cos you're a good guy and don't lie." The Australian way. Weiter geht's - immer auf Sand- und Schotterwegen versteht sich - nach William Creek, wo wir erstmal in die Luft gehen. Von nun an folgen wir dem Oodnadatta-Track, der sich in Nord-Süd- Richtung quer durch die Simpson Desert zieht. Wir stoppen kurz in Coward Springs (Population: 1), um der dort wohnenden Kamelpflegerin ihre Post zu bringen, besuchen den (meist) verlassenen Bahnhof von Curdimurka an der alten Ghan Route und werden schließlich Zeuge eines der großen Naturwunder dieser Erde: der Lake Eyre führt Wasser! Ein Mensch hat etwa einmal im Leben die Chance, dies zu sehen, da der Lake Eyre normalerweise ein ausgetrockneter Salzsee ist (was für mich eigentlich der interessantere Anblick gewesen wär, Seen hab ich auch hier genug).

Am nächsten Tag erreicht unsere Backpacking-Truppe nach einem fantastischen Sonnenaufgang in der Wüste den Mittelgebirgsteil der Flinders Ranges, in dem es von Kängurus und Wallabies nur so wimmelt. Auch ein paar Rote sind dabei, die größte Roo-Art überhaupt. Tipp Empfehlenswert ist der Trail rauf zum Devil's Peak in der Nähe von Quorn. Es geht steil bergauf, einige Klettereinlagen warten auf den Wandersmann, der dafür mit einer tollen Aussicht vom Gipfel und einer senkrecht unter ihm abfallenden Wand belohnt wird. Ohne weitere nennenswerte Stopps erreichen wir am Abend Adelaide, womit mein knapp 3-wöchiger Outback-Aufenthalt sein Ende findet.

Da ich auf Stadt im Moment überhaupt keine Lust habe, bleibe ich nur einen Tag in Adelaide. Dementsprechend kann ich auch nichts berichten. Lediglich das Klo in der Art Gallery muss erwähnt werden. Es ist wahrscheinlich das weltweit einzige öffentliche Klo, in dem es nach Kaffee duftet. Ich hätte Stunden dort bleiben können...

Am nächsten Morgen bekommen wir sofort zu spüren, dass wir die Wüste verlassen haben und wir uns in der nassen Jahreszeit befinden - es gießt in Strömen. Nach der Überquerung des Murray River, Australiens zweitlängstem Fluss, geht es vorbei am Lake Alexandrina auf der B1 schnurstracks Richtung Küste. Wegen des fiesen Wetters fällt der Spaziergang in der Dünenlandschaft des Coorong National Parks eher knapp aus. Erinnert mich sowieso verdächtig stark an die Nordsee, die zwar auch ganz hübsch ist, wo ich aber nach einem Dutzend Besuchen nicht unbedingt wieder hin muss. Wir erreichen mit Penola mal wieder Weinbaugebiet (gibt's ja einige von in Oz), daher ergeht an uns mal wieder die Ansage, für lau alkoholische Getränke in Form von schweren Weinen zu uns nehmen. Wir kommen der Aufforderung mit dem größten Widerwillen nach. Tipp Unser Weg führt uns in die Grampians, einem superschönen Nationalpark, in dem man so einiges an Outdooraktivitäten starten kann, u.a. auch Bushwalking, Mountain Biking, Rockclimbing und Abseiling. Wir entschließen uns für einen halbstündigen Spaziergang zu einer Aboriginal Art Site. Der Spaziergang ist echt schön, die Art ist für'n Popo. Kein Vergleich mit Kakadu, dazu sieht es aus wie in einem militärischen Sperrgebiet, ein 3 m hoher Maschendrahtzaun mit 8 Reihen Stacheldraht schützt die Kunst vor allzu neugierigen Betrachtern - wobei es natürlich schon wieder Scheiße ist, dass solche Maßnahmen offensichtlich überhaupt notwendig sind. Jedenfalls kann man sich den Besuch dieser Art Site getrost schenken.

Von den Grampians ist es nur noch ein Katzensprung nach Warrnambool, wo man auf ein weiteres Naturhighlight Australiens trifft: die Great Ocean Road. Diese erstreckt sich auf einer kurvenreichen Straße entlang des Southern Ocean von Nelson an der Grenze von Victoria und South Australia bis nach Torquay, welches eine knappe Stunde westlich von Melbourne liegt. Tipp Der schönste Abschnitt liegt zwischen Warrnambool und Cape Otway. Einen ganzen Tag brauchen wir für diese 100 km, alle paar Meter geht es raus aus dem Bus, um bei einem kurzen Spaziergang die Steilküste, die mich doch ziemlich stark an die Algarve erinnert, zu bewundern. Auch hat es haufenweise Strände, die zu einem Bad im Meer oder einem gewagten Ritt auf den Wellen einladen. In Cape Otway übernachten wir auf einem Campingplatz, in dessen Wäldern es von Koalas nur so wimmelt. Wer auf Magnetic Island erfolglos war, sollte hier nochmal sein Glück versuchen, wir haben 5 Stück während eines 20-minütigen Spaziergangs entdeckt. Der Regenwald um Cape Otway lädt auch zu einem nächtlichen Ausflug ein. Lampen aus und los geht's, auf einem zu diesem Zweck angelegten Rundweg kann man die Baumriesen bestaunen, die nahe an die Redwoods in Kalifornien heranreichen, und Sterne und Glühwürmchen zählen. Am besten nimmt man noch einen Didgeridoo-Spieler mit, der die passende Hintergrundmusik erzeugt, dann wird dieser 90 minütige Spaziergang zu einem echten Erlebnis.

9. Woche: Melbourne

In Melbourne hat mich mal die richtige Zivilisation wieder und ich beschließe, eine volle Woche zu bleiben, um herauszufinden, ob ich denn in Zukunft Melbourne oder Sydney als Auswanderungsziel wählen soll. Die Bewohner der beiden Städte sind sich ungefähr so freundlich gesinnt, wie bei uns Kölner und Düsseldorfer, von daher bekommt man von den Einheimischen eh kein aussagekräftiges Statement, welches denn wohl nun der bessere Platz zum Leben ist. Spontan gefällt mir Sydney besser, wegen der Bauwerke, des Hafens und des Wetters, denn in der ganzen Woche erlebe ich hier keinen regenfreien Tag. Tja es ist halt mitten im Winter, vor zwei Monaten war sicher auch hier das Wetter noch besser.

Ein erster Streifzug führt mich von meinem Hostel in St. Kilda durch den Albert Park. Bis auf die Boxengasse erinnert nichts daran, dass hier jedes Jahr ein Formel 1- Rennen stattfindet. Die Flinders Street Station, die ich passiere, ist dann mal ein Prachtstück von einem Bahnhof, deutlich ansehnlicher als der Aachener Hauptbahnhof. Gleiches gilt für die City Baths, auch wenn die Schwimmhalle West wohl etwas zweckmäßiger ist. Ich durchstreife Chinatown, was aber ziemlich enttäuschend ist, da ist ja in Düsseldorf mehr los. Sagt ja auch schon alles, wenn man als erstes Restaurant in Chinatown ein "Löwenbräu" ausmacht. Ich latsche ins Regents Hotel in der Collins Street, von dessen Klos im 35. Stock man eine prima Aussicht über die Stadt hat. Nicht mehr ganz so geheimer Geheimtipp meiner Bibel. Dass die mich da mit meinen Drecksklamotten nicht hochkant rausschmeißen, find ich schon ziemlich überraschend. Hochoffiziell kann man sich die Aussicht auf dem Observation Deck des Rialto Towers holen, welches da im 55. Stock des 253 m hohen Turms liegt. Kostet zwar ein paar Dollar Eintritt, aber es lohnt sich, supercoole Rundumsicht, Häuser bis zum Horizont und ein Fahrstuhl, der die Fahrtstrecke in genau 40 sek. absolviert. Ich war gleich zweimal oben, einmal tagsüber und einmal nach Einbruch der Dunkelheit, um das Lichtermeer von oben zu genießen.

Abends lädt das Crown Casino zur Herausforderung seines Glücks ein. Ich bin auch ganz mutig und verspiele einen Dollar. So ein Casino ist natürlich in keinster Weise mit unseren Spielbanken vergleichbar. Zwar lässt der erste Eindruck beim Betreten des Foyers, in dem außer Glas keine Materialen verbaut zu sein scheinen, ein doch eher vornehmes Etablissement vermuten, betrachtet man die Lasershow und die kitschigen Springbrunnen, in denen das Wasser im Takte der Musik durch die Gegend spritzt, doch hat einen die Realität beim Betreten der sonstigen Räumlichkeiten sofort wieder. Von wegen Anzug und Krawatte, Holzfällerhemd und Docs sind völlig ausreichend.

Als gescheiterter Kleinkrimineller (zu mehr als Kirschen klauen hat es nie gereicht) besuche ich am nächsten Tag das Old Melbourne Gaol, was sich wie "Jail" spricht, da es - wer hätte das jetzt noch gedacht? - "Gefängnis" bedeutet. 1851 wurde es errichtet und wär ich kriminell, wär ich froh, gut 100 Jahre später auf die Welt gekommen zu sein. Lustig waren sie drauf, die Australier, die Gefangenen mussten außerhalb der Zelle Masken tragen und gesprochen werden durfte kein Wort. Lustig sind sie auch heute noch drauf, die Hinrichtung Ned Kellys (sowas wie der australische Schinderhannes) ist nachgestellt und Totenmasken von einigen der 135 hier gehenkten Insassen gibt's auch zu sehen. Insgesamt recht spooky und lohnenswert anzuschauen. Und ist man schon mal in der Gegend, kann man das Parlament von Viktoria gleich noch mitnehmen. Auch ganz interessant, natürlich alles von den Engländern abgekupfert.

Um die nächste Ecke rum findet man Captain Cook's Cottage. Kein Schwein weiß, ob der Ostküstenentdecker Australiens wirklich jemals in diesem Landhaus genächtigt hat, aber seine Eltern waren nette Leute und mit Sicherheit da drin, was für die Aussies Grund genug ist, das ganze Haus von England nach Australien zu verschiffen und hier Stein für Stein wieder aufzubauen. Schließlich ist das Teil ja auch noch älter als Australien selbst. Es ist aber ganz nett anzuschauen und man bekommt auch einige Infos über den guten Käpt'n.

Hat man dann noch nicht die Schnauze voll vom Besichtigen, sollte man gleich noch das MCG, den Melbourne Cricket Ground, mitnehmen, der ein paar Straßen weiter liegt. Das Stadion der Olympischen Spiele von 1956 besticht mit einer ovalen Spielfläche, von der ein exakt 172,9 x 147,3 Meter großer Teil für Australiens Nationalsport Nummer 2 (nach Aussie Rules Football) Verwendung findet - eben Cricket. Ich hab es ja nie begriffen, warum Männer in Kleidung im Stil der 50er Jahre mit einem großen Holzknüppel auf einen Ball einhämmern, um damit ein Stöckchen, welches hier "Wicket" genannt wird, von drei anderen Stöckchen, auf denen es liegt, runterzudreschen, während andere, ebenso elegant gekleidete Männer versuchen, eben genau dieses zu verhindern - und das auch noch mehrere Tage lang, denn so lange kann ein Spiel dauern. Am allerwenigsten aber verstehe ich, dass sich 100.000 Menschen im Stadion und Millionen vor dem Fernseher das auch noch bis zum bitteren Ende angucken. Na ja, andere spielen Golf. Wer es ebenfalls nicht versteht, sollte die prima Tour durchs MCG mitmachen, vielleicht wird er ja erhellt.

Sollte der Tag anschließend noch ein paar Stunden übrig haben, mache man einen Spaziergang am Yarra River entlang zum National Tennis Center im Flinders Park (der seit 1996 offiziell "Melbourne Park" heißt), wo jedes Jahr die Australian Open ausgetragen werden. Von dort erreicht man auch leicht durch den Botanischen Garten den Shrine of Remembrance, eine Gedenkstätte für die australischen Gefallenen der Kriege des 20. Jahrhunderts. Innen hat es Marmor, wo man nur hinguckt. Pünktlich um 11 Uhr am Remembrance Day (Einstellungen der Kampfhandlungen im 1. Weltkrieg), welcher zufälligerweise auch noch der 11. November ist, was der ganzen Angelegenheit einen leicht karnevalistischen Touch gibt, steht die Sonne genauso, dass ein Lichtstrahl von oben auf den Gedenkstein fällt, der da in der Mitte des Raumes platziert ist. Der Lichstrahl wandert vier Minuten lang über das Wort "LOVE", welches da eingraviert ist, und verabschiedet sich dann zu seinen Freunden. Die Aussies schrecken vor absolut keinem Kitsch zurück. Da es den meisten Touris aber wohl zu lange dauert, bis zum 11. November zu warten, gibt's alle halbe Stunde 'ne Simulation dieses "Features"! Die ist echt erbärmlich, aber man hat bitteschön ergriffen neben dem Wachmann dazustehen und einen betroffenen Gesichtsausdruck zu machen. Wem's gefällt - Respekt ist alles, aber ich musste mich echt zusammenreißen, um nicht gleich laut loszulachen.

Nach so viel Besichtigung hat man dann mit Sicherheit ein kühles Bier nötig und dafür ist man in Melbourne genau am richtigen Ort. Das heimische Victoria Bitter (spricht sich "Wiebie") ist mit Sicherheit eins der besten Biere in Oz.

Ein Geheimnis konnte ich Melbourne nicht entlocken: das System, nach dem sich der Fahrpreis in der Tram richtet. Von der Flinders Street bis nach St. Kilda hab ich meistens 1,60 AU$, oft 2,20 AU$ und einmal gar 1,90 AU$ bezahlt. Sollte jemand diesem wohl letzten ungelösten Geheimnis des 5. Kontinents auf die Spur kommen, so lasse er mich bitte nicht dumm sterben.

Und, welche Stadt hat mir nun besser gefallen? Sydney, eindeutig. Ich kann es gar nicht mal so richtig begründen, ist mehr aus dem Bauch heraus, da ich mich dort einfach wohler gefühlt habe.

10. Woche: Melbourne → Phillip Island → Canberra → Sydney / Blue Mountains

Mein letztes Wöchlein in Oz hat geschlagen, buhuu. Am Nachmittag verlasse ich Melbourne mit dem Oz-Bus, das nächste Ziel heißt Phillip Island. Diese Insel ist nicht nur für ihre Rennstrecke bekannt, auf der alljährlich der australische Motorrad-Grand Prix stattfindet, sondern auch für ihre Penguin Parade. Hierbei handelt es sich um den Aufmarsch kleiner, gerade mal gut 30 cm groß werdender Zwergpinguine (engl. "Little Penguin"). Bei Sonnenuntergang kehren sie von der Jagd zurück, um nicht selbst Opfer von Haien, Seelöwen oder Raubvögeln zu werden. 26.000 Stück leben davon auf Phillip Island in zwei Reservaten. Jeden Abend kann man sie gegen einen Obulus bei ihrer etwas unbeholfenen Wanderung an Land beobachten. Tipp Dabei sollte man einige Geduld mitbringen und nicht gleich das Weite suchen, wenn der erste Ansturm vorbei ist. Ein Teil kommt immer als Nachzügler und wenn die meisten Zuschauer schon gegangen sind, kommt man dann ganz nah an diese Kameraden heran. Highly recommended Spektakel!

Die Fahrt führt uns am nächsten Tag weiter zum Tarra Bulga National Park, wo wir einen kleinen Rainforest Walk einlegen und uns über die zutraulichen Rosellas wundern, die offensichtlich schon ziemlich an Menschen gewöhnt sind. Nach kurzen Zwischenstopps in Lakes Entrance und einer Weinprobe, die mich mal wieder davon überzeugt, dass ich Biertrinker bleibe, erreichen wir am Abend Buchan und checken in der dortigen Lodge ein. Die ist absolute Weltklasse, eines der besten Hostels, die ich in Oz erlebt habe, gemütliche, freundliche Aufenthaltsräume, saubere Küche, bequeme Betten, freundlicher Staff und alles, was man sonst noch so braucht. Leider kann ich nicht bleiben, um ein paar Erkundungstouren durch die klasse Natur zu machen, da der nachfolgende Oz-Bus gecancelt worden ist, was mich in zeitsprungtechnische Probleme bzgl. meines Fluges nach Singapur bringen würde. Schade, mit sowas muss man halt auch rechnen, wenn man als Bustouri unterwegs ist. Stattdessen geht es am nächsten Tag weiter in die Snowy Mountains, wo uns Johnny Didge bei einer Klettertour durch den Wald erstmal zeigt, wie man so ein Didgeridoo richtig bedient. Nach einer rasanten Fahrt über die kurvenreichen Schotterstraßen der Snowy Mountains, die nicht jeder der 7 Mitreisenden schadlos übersteht, erreichen wir nach Einbruch der Dunkelheit endlich Canberra, die politische Hauptstadt des Landes. Viel darüber sagen kann ich nicht, wir schaffen es lediglich zu einem kurzen Besuch in der "Botschaft" der Aborigines. Ob diese nun wirklich so arm dran sind, dass es für ihre Vertretung nur zu einer jämmerlichen Wellblechhütte reicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Geld wollen sie jedenfalls nicht von uns, nur eine Unterschrift unter eine Petition gegen Pauline Hanson und ihre rechtsradikale One Nations Party. Die können sie natürlich kriegen...

Der letzte Tag "on the road" führt über Bateman's Bay nach Pebbly Beach, an dem frei lebende Eastern Grey Kangaroos einfach so am Strand rumliegen und sich streicheln lassen, als würden sie das schon von Geburt an tun. Tun sie wahrscheinlich auch. In Kiama besichtigen wir ein Blowhole, also ein Loch im Fels, durch das bei Heranrollen der Brandung das Wasser senkrecht nach oben schießt und durchaus schon mal eine 50 Meter hohe Fontäne entstehen kann. Ein nasses Vergnügen. In den Abendstunden erreichen wir im dicksten Verkehrschaos, an das ich mich nach so langer Zeit in freier Wildbahn nur schwer wieder gewöhne, Sydney. Ein Highlight hab ich mir hier für den guten Abschluss noch aufgehoben: eine Tagestour in die Blue Mountains, die zum Preis von ca. 50 AU$ buchbar ist.

Drei Tage später sitze ich im Bus von Mountain Escapes und ab geht's zu den Blauen Bergen, seit 2000 ebenfalls dem erlauchten Kreis des Weltnaturerbes angehörend. Nach einem entspannenden Picknick mit etwas scheuen Eastern Grey Roos und zwei lautstarken Kookaburras, geht's nach Katoomba, von wo aus wir einen tollen Ausblick auf die Blue Mountains haben. Es liegt tatsächlich ein feiner blauen Dunst über den Bergen, der von den großflächigen Eukalyptuswäldern produziert wird. Wir begeben uns auf einige Spaziergänge durch den Regenwald, an Wasserfällen vorbei und an Klippen entlang und ich frage mich, wie es jedes Jahr 5-6 Leute schaffen, hier 150 m tief abzustürzen. Dafür muss man sich schon extrem dämlich anstellen. Als kleines Schmankerl gibt's noch die Fahrt mit der steilsten Eisenbahn der Welt - 52 Grad Steigung. Allerdings dürfte sie mit 450 m Länge auch eine der kürzesten sein, mehr ein Joke denn ein ernsthaftes Beförderungsmittel. Tipp Insgesamt macht die Tagestour in die Blue Mountains viel Spaß. Man sitzt nicht nur im Bus rum, sondern ist viel an der frischen Luft. Wer die Blue Mountains ernsthaft erkunden und ein paar Tracks gehen will, muss natürlich gleich ein paar Tage bleiben.

Den letzten Abend in Oz verbringe ich standesgemäß in einer Billiardkneipe und spiele mit meinen Mitreisenden des letzten Tourabschnitts ein paar Partien Pool. Pünktlich hebt mein Flieger 15 Stunden später von Kingsford Smith ab und beim Überfliegen des Kontinents wird nochmal deutlich, dass Australien der trockenste Kontinent der Welt ist. Schon kurz nach dem Abflug lässt die Vergetation deutlich nach und dann sieht man vier Stunden lang bis Darwin nur noch Wüste, Wüste, Wüste. Ich bin trotzdem traurig, dass ich nach kurzem Zwischenstop in Indonesien bereits in 4 Tagen schon wieder in Deutschland sein soll und überlege, wie sich das wohl noch kurzerhand ändern lässt...

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