Koala in der Mikkira Station, Südaustralien

Port Lincoln, Woche 2 – Eyre Peninsula

Februar 2015

Tag 8: MI, 25.02., North Neptunes

Die nächsten drei Tage sind schnell erzählt: Wir ködern, was das Zeug hält, aber ein Weißer taucht nicht mehr auf. Da auch keiner mehr Lust hat, aus lauter Jux und Dollerei nochmal in den Käfig zu steigen, nutzen wir die Zeit für einen Landausflug auf eine der Inseln, um ein paar Überwasserfotos von den Seelöwen zu schießen und uns davon zu überzeugen, dass die noch deutlich übler riechen als wir seit dem eingeforderten sparsamen Duschen. Nach einer kleinen Kletterpartie hat man auch einen schönen Ausblick in alle Richtungen und rüber zu den Southern Neptunes. Am ersten Abend gibt es noch eine kleine Abwechslung, als wieder drei Kupferhaie vorbeischauen, die wir aus dem Oberflächenkäfig beobachten können. Ansonsten heißt es, Zeit totzuschlagen, auf dem Gameboy zu daddeln, ein Buch zu lesen, Fotos von Tumby Bay auszusortieren, zu klönen und sich von Frühstück über Mittagessen und Nachmittagssnack bis zum Abendessen durchzuschlagen, bevor man den Tag bei einer Runde "Shark Dice", einem kurzweiligen Würfelspiel, ausklingen lässt.

Tag 11: SA, 28.02., Hopkins Island

Auf unserem Rückweg nach Port Lincoln legen wir noch einen Zwischenstopp an Hopkins Island ein, wo wir noch 2x mit den Seelöwen tauchen können. Die Hälfte der Truppe will das Tauchgerödel nicht mehr nass machen, sodass wir nur noch zu fünft ins Wasser springen. Selbst Schuld, bei ruhigem Wasser, super Sicht und bestens gelaunten Seelöwen sind die beiden Tauchgänge top, die besten der insgesamt sechs Abstiege hier.

Nach dem Mittagessen ist Abfahrt, das Oberdeck wird zum Wäscheständer umfunktioniert, damit alles noch bis Port Lincoln trocknet. Um die Zeit etwas zu strecken, begeben wir uns am September Beach nochmal aufs Festland und legen einen kleinen Spaziergang zum ziemlich unspektakulären Cape Donington Lighthouse ein. Spektakulär ist dafür mal wieder der schneeweiße, menschenleere Strand mit den in der Dünenlandschaft herumstehenden Granitfelsen. Eine halbe Stunde später als geplant laufen wir um 17:30 Uhr im Hafen ein. Bevor wir uns vom Acker machen, gibt es aber noch das obligatorische Gruppenfoto und eine herzliche Verabschiedung. Denn auch wenn es sehr enttäuschend ist, dass keine Haie da waren: Die Crew kann nun mal nichts dafür und hat alles dafür getan, uns Alternativen zu bieten und eine gute Zeit zu verschaffen. Das hat sie mit der typisch australischen Locker- und Herzlichkeit jederzeit geschafft, sodass es trotz der wenigen Highlights unter Wasser sehr lustige Tage auf der Princess waren. Wenn auch sehr teure, lustige Tage ... Sollte ich mal einen 2. Versuch in Port Lincoln starten, dann auf jeden Fall wieder mit Andrew Fox' Team.

Die Fahrt zum Port Lincoln-Hotel, wo wir für die letzten drei Nächte Quartier beziehen, dauert nur 10 Minuten. Nachdem wir uns wieder für die Zivilisation hergerichtet haben, gibt es ein ansprechendes Abendessen beim Italiener und noch einige Biere im nahen Pier Hotel, dem so ziemlich einzigen Pub am Platze. Der Laden ist brechend voll, denn die Locals feiern schon mal für das morgen anstehende Großereignis: Zum ersten Mal in der Geschichte Port Lincolns wird hier ein Spiel der AFL, der Australian Football League stattfinden – Aussie Rules, versteht sich. Die Adelaide Crows treffen auf North Melbourne. Na, hoffentlich haben sie morgen auch noch was zu feiern.

Tag 12: SO, 01.03., Coffin Bay

Um 10 Uhr holt uns Fish mit dem Mini-Bus zu unserer Tagestour nach Coffin Bay ab, mit der wir unser dreitägiges Sightseeing-Programm auf der Eyre Peninsula beginnen. Während der einstündigen Fahrt erzählt er uns alles, aber auch wirklich alles über die Landwirtschaft auf der Halbinsel, über Bodenqualität, Anbausorten, Grundstückspreise, Bewässerung, Verschiffung, Abnehmerländer, Wombat-Plagen und, und, und. Schön, wenn man sich das alles merken kann. Ich kann es nicht, aber vermutlich werde ich's fürs nächste Kneipenquiz auch nicht brauchen.

Coffin Bay ist das Zentrum der Austernzucht in Südaustralien. 40 Firmen sitzen in der 600-Seelen-Gemeinde, deren Einwohnerzahl sich während der Schulferien vervierfacht. Logisch, dass unsere erste Station eine dieser Firmen ist. Besitzer Chris von Pure Oysters erklärt uns die verschiedenen Austernarten, die in Coffin Bay gezüchtet werden, und die Schritte, mit denen aus einer Mini-Auster innerhalb von 18 Monaten ein stattliches, zum Verzehr reifes Exemplar wird. Im Prinzip geht es darum, die Austern alle 3 Monate aus Körben mit kleineren Maschen in Körbe mit größeren Maschen umzusortieren. Ziemlich öder Job für meinen Geschmack, aber ich verkneife mir einen Kommentar. Apropos Geschmack, nach der erheiternden Vorführung der Sortiermaschine dürfen wir natürlich auch noch verschiedene Arten probieren. Alle recht lecker, aber Spaghetti Frutti di Mare werden sie als mein Leibgericht nicht ablösen.

Nach einer Stunde ist die Führung vorbei und da Probier-Austern nicht satt machen, geht's erstmal zum Mittagessen ins Restaurant, wo es was gibt? Genau, Austern. Ok, es sind auch Alternativen für die Schinken- und Käsefraktion dabei. Nach der Spachtelei geht's mit dem Bus weiter in den nahegelegenen Coffin Bay National Park, wo wir die Aussicht auf Busch und Meer genießen und zwei Stunden am traumhaften Almonta Beach abhängen. Um 18 Uhr sind wir zurück im Hotel, zu spät, um noch was von dem großen Spiel mitzukriegen, das Adelaide schließlich mit 90:80 gewinnt. Muss ja im Pier Hotel dann 'ne große Siegesfeier geben, denken wir, aber Pustekuchen. Als ich um 21 Uhr mit meinem Mega-Rumpsteak (sehr empfehlenswert!) fertig bin, ist der Laden schon fast menschenleer und eine Stunde später wird der Bürgersteig vollends hochgeklappt. Komische Art, einen epischen Sieg zu feiern.

Tag 13: MO, 02.03., Mikkira Station / Whalers Way

Nachdem wir gestern die ersten Einheimischen von der "To See"-Liste streichen konnten, geht es heute zuerst in den Süden der Eyre Peninsula zur Mikkira Station. Über 100 Koalas leben hier in freier Wildbahn. Nun ja, bzgl. "leben" kann man sich streiten, ich würde es eher "dahinvegetieren" nennen. 20 Stunden am Tag schlafen die Viecher, man kann sich glücklich schätzen, wenn man mal einen sieht, der sich bewegt. Und sei es nur, dass er einem den Arsch zuwendet, um weiterzupennen. Da ist ja das Leben als Auster fast noch interessanter. Oder das als Amöbe. Den Koalas ist es vermutlich egal, sie kennen es nicht anders. Zwei Stunden lang rennen wir durch den Busch und betreiben Koalaspotting. Das ist hier ziemlich einfach, denn die hiesigen Koalas ernähren sich nur von einer ganz bestimmten Eukalyptus-Art. Hat man den richtigen Baum gefunden, muss man nur nach einem mehr oder weniger zusammengekauerten, silbrig-grauen Wollknäuel suchen. Wer hier keinen Koala findet, findet nirgends einen. Neben den Koalas kann man sich in Mikkira auch noch gigantische Yakkas, ein Vertreter der Familie der Grasbäume, angucken.

Nach einem Mittagessen im Camping-Stil geht es weiter, wir fahren über den "Whalers Way", eine staubige Schotterpiste entlang der Steilküste, an der früher die Walfänger gehaust haben. Die Szenerie ist sehr schön und versprüht einen Hauch von Great Ocean Road, auch wenn irgendwelche Raudis schon den Fels kaputt gemacht haben. Das Ambiente lädt zu kurzen Spaziergängen und Foto-Shootings ein. Warnschilder am Cape Carnot bzgl. auftretender Monsterwellen (engl. "Freak Waves") sollte man ernst nehmen. Wir haben allerdings einen ruhigen Tag erwischt, das Schauspiel ist nicht ganz so beeindruckend wie erhofft. Nach dem 4. Stopp an der Fishery Bay ist's dann auch genug mit Meer und Felsen, wir cruisen zurück nach Port Lincoln und lassen den Abend bei Bier und Backfisch erneut im Pier Hotel ausklingen.

Tag 14: DI, 03.03., Glen-Forest / Boston Bay Winery

Der letzte Tag bricht an. Wir müssen noch ein paar Einheimische verspeisen, daher geht's als erstes Richtung Marina. Am Südufer der Porter Bay legen wir einen kleinen Stopp ein. Mit einem fetten Messer bewaffnet watet Fish ins Wasser und kommt 5 Minuten später mit einigen Schalentieren wieder, die wie überdimensionale Miesmuscheln aussehen. Es sind aber Schnecken, von denen man nach Entfernen des ungenießbaren Glibbers nur das Herz verspeist. Roh, versteht sich. Schmeckt ganz gut, von der Konsistenz her etwa so wie Gambas.

Nach dem zusätzlichen Frühstück fahren wir in den Glen-Forest Tourist Park, eine halbe Stunde nördlich von Port Lincoln. Zum einen wird im Park Wein angebaut, den wir zur Begrüßung verköstigen dürfen, zum anderen ist der Park ein weiterer Streichelzoo. Als Erstes stürzen wir uns auf die Kängurus, die auf einer umzäunten Wiese dösen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen. Auch den Dingos und Emus statten wir einen Besuch ab, bevor es zu den typisch australischen Arten wie Straußen, Kamelen, Wasserbüffeln und Hochlandrindern geht, die offensichtlich gerade allesamt an einem "Schau Dich schlau"-Wettbewerb teilnehmen. In einer Voliere hat man die Möglichkeit, sich mit Papageien und Sittichen auseinanderzusetzen. Highlight für mich ist aber ein Wombat, der tatsächlich kurz vor unserer Abfahrt noch aus seinem Bau gekrochen kommt, wo er sich tagsüber normalerweise versteckt, weswegen man ihn eigentlich nie sieht. Außer, man ist Fishs Schwager und besitzt eine Farm, die von 6000 Wombats zu seiner großen Freude untertunnelt wurde.

Unsere letzte Station ist nur eine halbe Stunde entfernt. Die Boston Bay Winery liegt vor den Toren Port Lincolns, überraschenderweise direkt an der Boston Bay. Sie ist damit weltweit das am nahesten am Meer liegende Weingut. Inwieweit das von irgendeiner Bedeutung ist (vor allem für den Wein), ist mir nicht ganz klargeworden, aber es wird in Werbefilmchen und Broschüren immer wieder erwähnt, deswegen möchte ich dem geneigten Leser diese wichtige Information nicht vorenthalten. Da unser letztes Essen im Glen-Forest Tourist Park schon fast eine Stunde her ist, wird zunächst erstmal gekocht. Weingut-Chef Tony wollte ursprünglich mal Komiker werden, hat dann aber wegen Erfolglosigkeit doch auf Koch und Keltermeister umgesattelt. Eine hervorragende Entscheidung, wie ich finde! Seine Kochkünste demonstriert er live und selbstverständlich wird das Ergebnis auch dem Anlass angemessen präsentiert. Zum Essen gibt es ein paar edle Tropfen dazu. Wenn sogar mir als ausgemachtem Weinfeind der prämierte Riesling schmeckt, kann daran so viel nicht falsch sein. Böse Zungen behaupten zwar "Doch, alles!", aber das ist nur üble Nachrede. Zum Nachtisch werden wir noch mit Kaffee und Kuchen vollgestopft, die wir dann bei einer Runde Boccia unter brennender australischer Sonne verdauen.

Der Abschied naht. Um 16 Uhr ist endgültig Schicht im Schacht, dann hat auch das kurzweilige und sehr empfehlenswerte, von Goin' Off Safaris durchgeführte Landprogramm ein Ende. Fish bringt uns zum Flughafen, ein letzter Blick zurück, dann geht es ohne Umschweife über Adelaide und Dubai wieder nach Hause. Trotz der nicht zu verleugnenden Enttäuschung über die abgehauenen Haie fällt das Tour-Fazit letztlich positiv aus, was der jederzeit hervorragenden Stimmung, dem Alternativ-Tauchprogramm, welches immerhin fünf Tage gut überbrücken konnte, und dem prima Landprogramm zur Abrundung zu verdanken ist. Für einen zweiten Versuch würde ich die gleiche Tour aber nicht nochmal machen, denn die möglichen Alternativen zum Käfigtauchen sind damit m.E. ausgeschöpft. Dann lieber mal einen landbasierten Urlaub in Tasmanien mit einem abschließenden, dreitägigen Abstecher zu den Neptunes. Wenn die Haie dann wieder nicht da sind, ist die Enttäuschung wenigstens nicht so groß.

Video: Haifreie Port Lincoln-Highlights [08:53 Min.]
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