Panzer an Deck der San Francisco Maru, Truk Lagoon

Wracks der Truk Lagoon – Teil 2

Oktober 2016

Sankisan Maru

Die Geschichte der "Sankisan Maru" und die Umstände ihres Untergangs sind ein kleines Mysterium. Ursprünglich wurde angenommen, dass das Schiff amerikanischer Bauart war und in Zeiten der Depression nach dem Schwarzen Freitag als "Red Hook" durch den Pazifik tourte, bevor es 1942 von den Japanern gekapert wurde. Neue Forschungen lassen aber vermuten, dass es sich dabei nicht um das Schiff handelt, welches in der Truk Lagoon versenkt wurde. Wahrscheinlicher ist, dass das Schiff tatsächlich japanischer Bauart war und zunächst von der Nippo Yūsen Kaisha-Line (einer Tochter des Mitsubishi-Konzerns) als Reisfrachter zwischen Japan, China und Thailand verkehrte, bevor es von der japanischen Marine zu einem Munitionstransporter umfunktioniert wurde. Am 12. Februar 1944 erreichte die "Sankisan" Truk, die Frachträume voll mit allerhand explosivem Material. Fünf Tage später wurde sie von vier Bombern der "USS Bunker Hill" angegriffen und von einer 1000-Pfund-Bombe getroffen. Am nächsten Tag kehrten die Flieger zurück und die "Sankisan" wurde im Heckbereich von einem Torpedo erwischt. Die explodierende Ladung zerriss das Schiff in zwei Teile und der Heckbereich wurde fast völlig zerstört. Übrig ist nur noch ein kleiner Teil mit Schraube und Ruder, der in einem Krater von 200 m Durchmesser in 50 m Wassertiefe liegt, etwa 100 m vom Rest des Schiffes entfernt – muss ein ziemliches Feuerwerk gewesen sein. Der intakte Teil des Schiffes liegt in 27 m Wassertiefe aufrecht auf dem Meeresboden, nur ein paar Meter östlich von Uman Island. Über die Anzahl der Opfer gibt es widersprüchliche Angaben: Während Wikipedia behauptet, dass bei dem Untergang der größte Teil der Besatzung ums Leben kam, behauptet Lance, dass es keine Verluste zu beklagen gab, weil der Käpt'n so schlau war, die schwimmende Bombe vor Beginn des Angriffs zu verlassen und seine Crew an Land zu versammeln. Schließlich kam die Operation Hailstone für die Japaner nicht unerwartet, sie wussten, dass ein Angriff auf Truk unmittelbar bevor stand. Es darf sich dann jeder selbst aussuchen, welche Version ihm besser gefällt.

Unseren 1. Tauchgang hier starten wir am Bug und arbeiten uns Stück für Stück durch die Laderäume. Laderaum 1 ist voll mit lose verstreuter Munition und aufmunitionierten Magazinen. Ursprünglich waren die mal fein säuberlich in Kisten verpackt, aber der Spieltrieb der Taucher, die das Wrack in den letzten fünf Jahrzehnten besucht haben, war zu groß. In den Laderäumen 2 und 3 stößt man auf Lkw-Rahmen und Flugzeugteile, darunter ein Sternmotor, Flügelteile, Rotorblätter und eine Motorverkleidung. Hinter der Brücke gibt es nichts mehr zu sehen, die Explosion hat hier ein einziges Trümmerfeld hinterlassen. Zeit, sich eine Etage höher zu begeben und das in 18 m Tiefe liegende Deck zu bewundern, dass toll mit Weichkorallen, Schwämmen und Muscheln überzogen ist. Das Gleiche gilt für den Doppelmast, der wie gemalt zum Austauchen ist. Ein tolles Wrack, das sich gut während eines einzigen Tauchgangs erkunden lässt und auf jeden Fall auf die Truk-To-Do-Liste gehört!

Eine Woche später geht es auf unseren speziellen Wunsch nochmal zur Sankisan, diesmal direkt morgens um 8 Uhr. Am zerstörten Heck geht es runter und rein in den Krater. Wir biegen rechts ab und folgen einzelnen Trümmerteilen, die uns wie Ariadnes Faden den Weg zu Schraube und Ruder weisen, die nach etwa 5 Minuten Schwimmzeit in 50 m Wassertiefe auftauchen. Viel ist nicht mehr davon zu sehen, trotzdem ein interessanter Ausflug, den man aber tatsächlich nur machen sollte, wenn man sich das Wrack zuvor schon ausgiebig angeguckt hat. Denn nach der Foto-Session und dem Rückweg zum Hauptteil des Wracks, ist nicht mehr allzu viel Nullzeit übrig, sodass man sich in den Laderäumen etwas beeilen muss.

Emily Flying Boat

Zum Tagesabschluss gibt's wieder Flugzeug: Die Kawanishi H8K, alliierter Codename "Emily", war eines der größten und leistungsstärksten Flugboote des Zweiten Weltkriegs. Die maximale Reichweite des 330 km/h schnellen Fernaufklärers betrug über 8000 km. Bewaffnet war sie mit fünf 20 mm-Kanonen und vier Maschinengewehren. Außerdem konnte sie mit zwei Torpedos sowie acht 250-Kilo-Bomben oder sechzehn 60-Kilo-Bomben bestückt werden. Wegen ihrer versiegelten Treibstofftanks und einem automatischen Feuerlöschsystem war sie äußerst schwer vom Himmel zu holen. Das mussten auch die amerikanischen Jäger feststellen, die das vor Truk liegende Exemplar auf seinem Weg von Palau nach Dublon Island unter Feuer nahmen. Bei dem Beschuss wurden viele der als Passagiere mitfliegenden, hochrangigen japanischen Marineoffziere, sowie der Co-Pilot getötet. Nichtsdestotrotz gelang es dem Piloten, den Angreifern zu entkommen und Truk zu erreichen. Beim Landeanflug verlor er jedoch die Kontrolle über das schwer beschädigte Fluggerät, sodass es abstürzte und in der Lagune versank. Alle zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Crew-Mitglieder und Passagiere konnten glücklicherweise gerettet werden.

Das Wrack liegt auf 15 m Tiefe und ist einfach zu betauchen. Größtenteils geht es außen ums Wrack herum, ein Eindringen ist praktisch nicht möglich. Die Propeller sind noch vorhanden, wenn auch einige Rotorblätter fehlen. Das Cockpit ist abgerissen und die Schwimmkörper liegen falsch herum im Sand. Sehr nett für einen entspannten Tagesausklang, aber nichts, was man sich mehrfach angucken muss.

Nippo Maru

Tag Nr. 4 beginnt an der "Nippo Maru", einem 1936 in Kobe gebauten Passagier- und Frachtschiff. 1941 requirierte die japanische Marine das 107 m lange Schiff und setzte es zur Versorgung der Außeninseln des japanischen Südseemandats mit Wasser, Munition und Ausrüstung ein. Am 17. Februar 1944 lag die Nippo östlich von Dublon Island am Ankerplatz der 4. Flotte, als die Operation Hailstone begann. Das Schiff wurde von TBF Avenger-Bombern der "USS Essex" angegriffen und von drei 500-Pfund-Bomben mittschiffs und am Heck getroffen. Sie sank innerhalb von 2 Stunden und war damit das erste Schiff, das während der Operation Hailstone unterging.

Wir starten unseren Tauchgang an Laderaum 5, wo uns zwei Haubitzen amerikanischer Bauart entgegenlachen, wovon eine halb über der Laderaumöffnung hängt. Neben dem Wrack liegt auf 44 m ein Maschinengewehr im Sand, während oben auf Deck ein 3-Mann-Panzer zu besichtigen ist. Daneben liegt ein Lkw-Fahrgestell herum. Neben diesem Großgerät gibt es noch allerhand Kleinzeug anzuschauen, z.B. Kochgeschirr, Schuhe, Gasmasken, Zünder und Munition. Am Ende geht es durch die gut erhaltene Brücke, in der pittoreske Ruder- und Maschinentelegrafen den Eindruck machen, als wären sie gestern noch im Einsatz gewesen. Sehr schönes Ding, die Nippo!

Kansho Maru

Bei strömendem Regen steuern wir unser nächstes Ziel an: Die 1938 gebaute "Kansho Maru" wurde nach Kriegsbeginn als Versorgungsschiff zwischen Japan und den Marshallinseln eingesetzt. Bei einem Luftangriff auf Kwajalein wurde sie schwer beschädigt und von der Momokawa Maru für Reparaturarbeiten nach Truk geschleppt. Beide Schiffe befanden sich noch dort, als die Operation Hailstone kurz darauf begann und beide wurden versenkt. Die Kansho wurde dabei von mindestens einem Torpedo und einer Bombe getroffen. Das 116 m lange Schiff liegt nahezu aufrecht in 39 m Tiefe auf dem Meeresboden, wobei sich das Deck in freundlichen 24 m befindet.

Mit dem Deck halten wir uns allerdings nicht allzu lang auf. Nach dem Abstieg an den Masten und einem kurzen Streifzug durch die Aufbauten führt uns Alex schnurstracks in die Tiefen des Maschinenraums und die umliegenden Gänge, wo wir fast den gesamten Tauchgang lang umherstreifen. Ziemliches Labyrinth hier unten! Zwischendurch geht die Sicht auch ordentlich zur Neige, denn wie üblich rieselt der Rost von der Decke wie die Schneeflöckchen im winterlichen Wald. Zum Schluss geht es noch kurz durch die Laderäume, die aber mit nichts aufzuwarten haben als einer Menge Sand. Allein der Maschinenraum ist aber den Besuch schon wert! Bei unserem 2. Tauchgang ein paar Tage später konzentriere ich mich auf Deck und Aufbauten. Vor allem das Heck ist sehr schön bewachsen, viel Fisch wuselt hier herum. Abgerundet wird der Tauchgang durch einen Besuch der Brücke mit den beiden gut erhaltenen Schiffstelegrafen. Sehr hübsch!

Rio de Janeiro Maru

Am Nachmittag geht es zu einem weiteren dicken Brummer: Die "Rio de Janeiro Maru" wurde 1930 als Luxus-Passagierdampfer für die renommierte, japanische O.S.K. Schifffahrtsgesellschaft gebaut. In Friedenszeiten umrundete das 141 m lange Schiff alle vier Monate die Erde. 1940 nahm die japanische Marine das Schiff in Beschlag und baute es in Vorbereitung des Krieges zu einem U-Boot-Begleitschiff um. Ab 1943 wurde sie dann als reines Frachtschiff genutzt, da es zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr so viele japanische U-Boote gab, die es zu versorgen galt. Am Mittag des 17. Februar 1944 wurde sie von vermutlich zwei 1000-Pfund-Bomben getroffen, abgeworfen von Flugzeugen der "USS Bunker Hill" und der "USS Yorktown". Die Rio de Janeiro sank gegen Mitternacht nur 150 m östlich von Uman Island. Das Schiff liegt in 35 m Wassertiefe auf der Steuerbordseite, die Aufbauten befinden sich zwischen 12 und 24 m.

Es geht schon gut los, bevor wir die Wasseroberflache überhaupt verlassen: Ein Rudel Delfine checkt uns aus und stürmt nach einem kurzen Blick davon. Wir tauchen ab und werfen zunächst einen Blick auf die mächtige Schraube. Dann geht es in den Maschinenraum, wo man um allerlei verbogenes Altmetall herumnavigieren muss. Die vielen Rohre, Räder und Armaturen bieten gute Fotomotive. In den Verbindungsgängen stehen Fässer und Bierkästen herum. Das Schiffsinnere ist eine tolle Spielwiese. Nichtsdestotrotz widme ich mich bei unserem 2. Tauchgang eine Woche später verstärkt den Äußerlichkeiten. Gerade am Heck im Bereich der Schraube ist sehr viel Fisch vorhanden. Mit etwas Glück kann man hier zur Abendbrotszeit die üblichen Jagdszenen beobachten: Die Jäger sind unterschiedliche Stachelmakrelenarten, die immer wieder versuchen, einen Happen frisches Sushi zu ergattern. Einfach mal stehenbleiben und zugucken, es muss nicht immer Blech sein.

Sehr viel Geduld müssen wir dann zurück auf dem Skiff aufbringen, da Meno, mein Guide in Woche 2, mit der Bedienung seines Suunto-Computers offenbar nicht ganz vertraut ist und seine Deko auf 6 m absitzen will statt auf 3 m. So werden aus jeder Minute Deko 2 bis 3 Minuten Echtzeit und Meno nuckelt die Deko-Flasche auch noch leer, bevor er endlich nach 1:50 Stunde zurück aufs Boot kriecht. Es ist das einzige Mal während des Trips, dass jemand die Deko-Flasche anrühren muss.

Futagami

Die Fahrt zum heutigen Abschlusstauchgang dauert nur 5 Minuten. Allerdings dauert es noch weitere 15 min, bis wir abtauchen, da die Crew das Wrack nicht findet. Als wir endlich unter Wasser sind, geht das Spiel weiter, denn an der Abtauchposition ist von einem Wrack weit und breit nichts zu sehen. Wir schwimmen weitere 10 min kreuz und quer, bis der dunkle Schatten der Futagami endlich vor uns auftaucht. Der 1939 gebaute und 40 m lange Bergungsschlepper fand seine letzte Ruhestätte an einem steil abfallenden Riff nahe der Westküste von Dublon. Das Heck liegt auf 10 m, der Bug auf 30 m. Zu Lebzeiten war die Futagami unter anderem am erfolglosen Rettungsversuch von I-169 beteiligt, welches für Woche 2 noch auf der Agenda steht. Die Umstände des Untergangs des Schiffes sind unklar. Vermutlich wurde es gegen Ende des Krieges von den Japanern selbst versenkt, um zu verhindern, dass es den Amis als Kriegsbeute in die Hände fällt. Sicher ist lediglich, dass es als eines der wenigen Schiffe auf dem Grund der Lagune nicht während der Operation Hailstone abgesoffen ist.

Wir beginnen natürlich am Bug und besichtigen zuerst die Brücke. Alles etwas eng, man kann sich kaum umdrehen mit der Pulle auf dem Rücken. Über das wenig bewachsene Deck geht es zum Mittelschiff, wo es durch eine schmale Luke in den nicht minder engen Maschinenraum geht, der sich aber noch gut betauchen lässt, wenn man nicht zu zweit hineingeht. Bald darauf ist es draußen stockfinster, was das Finden der Ausgänge erschwert. Zeit also zum Austauchen am Riff. Alles ganz nett, aber auch nicht sonderlich spektakulär, weswegen ich mich bei unserem 2. Besuch ein paar Tage später auf Makrofotografie beschränke, wobei die Anzahl der potenziellen Motive überschaubar ist, ein paar Demoisellen und Kardinalbarsche, hier mal ein Plattwurm, da mal eine Garnele, viel mehr ist nicht. Insgesamt aber ein nettes Wrack für einen entspannten Tagesausklang.

Shotan Maru

Nach den vergleichsweise flachen Tauchgängen von gestern wird es am 5. Tag wieder tiefer. Wir starten an der "Shotan Maru", einem 1943 nach Standard-Kriegsdesign 1-D gebauten Frachter von 87 m Länge und 1999 Tonnen Gesamtgewicht. Sie wurde unmittelbar nach ihrer Fertigstellung von der japanischen Marine eingezogen und zwischen Japan, Truk und Kwajalein eingesetzt. Am 18. Februar 1944 wurde sie am 2. Tag der Operation Hailstone von SBD Dauntless-Sturzkampfflugzeugen der "USS Enterprise" angegriffen und durch eine mittschiffs eingeschlagene Bombe versenkt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Schiffen lag die Shotan Maru bei ihrem Untergang nicht vor Anker. Ihre Position lässt vermuten, dass die Crew versuchte, dass Schiff auf den Strand von Dublon Island zu setzen. Dazu kam es nicht mehr, das Schiff liegt heute aufrecht am Fuße eines unterseeischen Berges östlich von Dublon in 55 m Wassertiefe.

Obwohl das Schiff eher kleinerer Natur ist, ist der Anblick beim Abtauchen beeindruckend: Wie 'ne Eins stehen Schornstein und Mast im (hier) glasklaren Wasser der Lagune. Wir starten am Bug , wo neben dem Wrack die Reste eines Kranwagens im Sand liegen. Anschließend geht es in die vorderen Laderäume, wo zwei Lkws stehen, die aber ebenfalls kaum noch als solche zu erkennen sind. Weiterhin findet man hier noch Bierflaschen, in Kisten verpackte Artilleriegranaten, Zementsäcke und Fässer mit Treibstoff. Wir streunen übers Deck zum schwer beschädigten hinteren Teil des Schiffes, haben wegen der großen Tiefe jedoch nach 20 Minuten Grundzeit keine Zeit mehr, uns umzugucken. 42 min Deko zeigt schließlich mein XP5 an, als es nach kurzem Blick auf das chinesische Porzellan auf der Brücke wieder nach oben geht. Der Oceanic Veo gibt sich mit 24 min deutlich toleranter. Ich glaube, mit 'nem Suunto braucht man gar nicht erst herzukommen.

Im Verlaufe der Woche kommen wir noch 2x wieder, beim 1. Mal ungeplant: Eigentlich soll es zur "Hokuyo Maru" gehen, aber die Crew findet keine Boje mehr zum Festmachen. Wahrscheinlich wurde sie während des letztens Sturms abgerissen. Lance erzählt, dass die an den Wracks befestigten Bojen nicht allzulange halten, etwa alle sechs Monate müssen sie erneuert werden. An unserem ersten Ausweichplatz, der Nagano Maru, finden wir zwar eine Boje vor, aber leider ist die ebenfalls abgerissen und schwimmt nur noch mit ein paar Meter Seil an ihr hängend willenlos herum. So geht es schließlich zur Shotan, was uns Gelegenheit gibt, die arg zerfledderten hinteren Laderäume zu durchstöbern. Auf den ersten Blick geben die nicht allzu viel her, aber wenn man ein bisschen buddelt, findet man tief im Sand noch Tonnen chinesisches Porzellan. Wer's denn mag ... Ich bin ja nicht so ein Porzellan-Fanatiker, von daher denke ich, dass zwei Tauchgänge hier ausreichend sind, um das Schiff umfassend zu erkunden.

Kiyosumi Maru

Die "Kiyosumi Maru" wurde 1934 als kombiniertes Passagier- und Frachtschiff für die Kokusai Schifffahrtsgesellschaft gebaut. Das 137 m lange und 8614 t schwere Schiff steuerte in Friedenszeiten Ziele rund um die Welt an. Im August 1941 wurde sie von der japanischen Marine beschlagnahmt und zu einem bewaffneten Hilfskreuzer umgebaut. Als solcher war sie an zahlreichen Operationen im Pazifik beteiligt, u.a. an der Schlacht um Midway. Am 2. Januar 1944 wurde die Kiyosumi vom amerikanischen U-Boot "Balao" angegriffen und durch drei Torpedos schwer beschädigt. Die Oyodo Maru schleppte sie zu Reparaturarbeiten nach Truk, die noch andauerten, als sechs Wochen später die Operation Hailstone begann. Die Kiyosumi wurde dabei mehrfach von Flugzeugen der "USS Enterprise" und der "USS Yorktown" angegriffen und sank schließlich nach Treffern am Bug und beidseitig der Brücke. Sie liegt heute einen halben Kilometer vor Fefan Island in 36 m Wassertiefe auf der Backbordseite.

Wir starten unsere Tour mit dem Durchtauchen des riesigen Loches, den die Bomben im Rumpf hinterlassen haben. Dann geht es außen am Wrack entlang, wo einige interessante Artefakte, wie z.B. ein Zwillingsmaschinengewehr, im Sand herumliegen. Durch eine schmale Öffnung geht es anschließend in den Maschinenraum, wo wir mal wieder einen großen Teil des Tauchgangs verbringen. Nachdem wir uns all die antiken Anzeigen, Kurbeln und Instrumente angeschaut haben, besichtigen wir in den Laderäumen noch ein paar ausrangierte Fahrräder, bevor wir über dem schön bewachsenen Rumpf austauchen. Ein zweiter Tauchgang einige Tage später bringt keine neuen Erkenntnisse. Er ist eine Kopie des ersten Abstiegs, nur in umgekehrter Reihenfolge. Ist man unter Zeitdruck, reicht daher ein Tauchgang aus, um alle Highlights der Kiyosumi zu sehen.

Gosei Maru

Die "Gosei Maru" wurde 1937 als Küstenfrachtschiff gebaut und diente nach ihrer Akquirierung durch die japanische Marine als Begleitschiff für die U-Boote der 6. Flotte. Sie transportierte hauptsächlich Wasserbomben und Torpedos. Durch einen eben solchen wurde sie während der Operation Hailstone unweit von Uman Island versenkt. Sie liegt an einem Abhang mit dem Heck bei 2,50 m und dem Bug auf gut 30 m. Da es im Wrack auch nach Ende des Krieges immer wieder Explosionen gab, wurde ein Großteil der Torpedos im Jahr 1977 kontrolliert gesprengt.

Unser Tauchgang startet neben dem Wrack, wo in Höhe des Bugs ein nicht hochgegangener Torpedo und eine Bombe im Sand liegen. Danach führt unser Weg durch die Laderäume, wo noch ein paar weitere Torpedos herumliegen, die anscheinend während des Aufräumens vergessen wurden. Beim Ablichten der Schraube zappelt man fast schon auf dem Trockenen, so flach ist es hier. Macht aber nichts, am Heck hat es Unmengen Fisch, Schnapper- und Füsilierschwärme, einige Hundezahn-Tunas und natürlich die unvermeidliche Armada von Fahnenbarschen, sodass das Austauchen eine kurzweilige Angelegenheit ist. Schönes Teil und ein sehr entspannender Tauchgang kurz vor dem Nachmittagstee.

San Francisco Maru

So langsam wird's ernst. Zu behaupten, die "San Francisco Maru" sei der Mount Everest unter den Wracks in der Truk Lagoon ist vielleicht einen Tick übertrieben, weit weg von der Wahrheit ist es aber auch nicht. 1919 gebaut, war das Schiff mit 117 m Länge schon für damalige Verhältnisse ein recht großer Frachter, der vor allem zum Transport von Kohle, Bauxit und Phosphaten ins japanische Kaiserreich eingesetzt wurde. Eigentlich war er zu Beginn des 2. Weltkriegs schon außer Dienst gestellt, wurde dann aber von der japanischen Marine reaktiviert und als Militärtransporter eingesetzt. Bei einem Angriff durch amerikanische Flugzeuge wurde das Schiff im Mai 1943 vor Wewak (Neuguinea) schwer beschädigt und erreichte am 5. Februar 1944 mit einem Konvoi die Truk Lagoon. Bereits am ersten Tag der Operation Hailstone wurde die San Fransisco Maru schwer beschädigt. Am 2. Tag wurde sie von sechs 500-Pfund-Bomben von Flugzeugen der USS Essex getroffen und in Brand gesetzt. Bei dem wütenden Feuer kamen 5 Seeleute ums Leben. Das Schiff sank schließlich Heck voraus und liegt heute in einer Tiefe von 63 m auf dem Meeresboden. Wegen der großen Tiefe benötigt man mindestens zwei (besser drei) Tauchgänge, um alles zu erkunden.

Und zu entdecken gibt es einiges, das Schiff ist voll mit interessanten Artefakten: Bei unserem ersten Abstieg werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf die Brücke, die sich auf 45 m befindet, und lassen uns dann weiter zum Meeresboden sinken, wo es in 63 m Tiefe neben dem Schiff eine vorsintflutliche Dampfwalze zu besichtigen gibt, die mit etwas Fantasie auch noch als solche zu erkennen ist. Danach geht es zu den drei "Ha-Go"-Panzern, die aufrecht auf dem Deck stehen, das man in einer Tiefe von 50 m erreicht. Die Zeit wird knapp, es reicht nur noch für einen kurzen Blick auf das Buggeschütz, bevor es wieder nach oben geht, wo man eine halbe Stunde Zeit damit verbringen kann, zu schauen, was für Kleinzeug auf so einem Abstiegsseil lebt.

Für den 2. Abstieg ein paar Tage später nehmen wir uns den Maschinenraum vor. Ich bin froh, zwei Truk-erfahrene Buddies als Begleiter zu haben, die die Wracks besser kennen als Guide Meno, der mir für Woche 2 zugeteilt wird und zugegebenermaßen noch relativ neu ist. Was leider auch etwas bedenklich ist. Denn während Meno bei Erreichen des Wracks links abbiegen will, schlagen meine Buddies zielstrebig die entgegengesetzte Richtung ein. Nach 2 Minuten Schwimmzeit liegt dann auch die Luke vor uns, in die man von oben in den riesigen Maschinenraum eindringen kann. In großen Kreisen hangeln wir uns etagenweise nach unten, bis es bei 59 m Tiefe nicht mehr weiter geht. Blöderweise wird die Sicht auch in diesem Wrack durch die im Wasser schwebenden Rostpartikel deutlich eingeschränkt. Durch eine seitliche Öffnung, die die Bomben in die Wand gerissen haben, verlassen wir den Maschinenraum und landen in einem der Laderäume, von dem aus man dann schnurstracks wieder nach oben Richtung Deko-Stopp aufbrechen kann. Netterweise vertreiben uns dabei heute ein paar Delfine die Wartezeit.

Unser 3. und letzter Tauchgang startet mit einem Sturzflug zur Dampfwalze. Danach geht es vorbei an den Panzern zu Laderaum 2, in dem drei Lkws ordentlich nebeneinander geparkt auf die Besucher warten. Von dort kann man durch eine Öffnung in Laderaum 1 schwimmen, wo noch gut erhaltene Seeminen und allerlei andere Artefakte, wie Torpedos, Wasserbomben und Flugzeugmotoren herumliegen. Die Sicht ist heute aber extrem schlecht und meine Tagesform auch nicht optimal, sodass ich mir den Ausflug zu den Explosivstoffen lieber schenke.

Fazit: Die San Francisco Maru ist ein Highlight des Wracktauchens in der Truk Lagoon und gehört auf jeden Fall auf die "Must see"-Liste, wenn man mit der Tiefe kein Problem hat.

Hoyo Maru

Die "Hoyo Maru" ist ein 1936 gebauter Tanker, der 1941 von der japanischen Marine in Beschlag genommen wurde. Bereits im November 1943 wurde das 145 m lange Schiff durch einen Torpedotreffer und den darauffolgenden Brand schwer beschädigt. Das Schiff schaffte es zurück nach Truk, wo es am Tag der Operation Hailstone immer noch zur Reparatur vor Anker lag. Flugzeuge der Träger "Enterprise" und "Yorktown" bombardierten das Schiff, das daraufhin kenterte und sank. Sechs Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben.

Die Hoyo liegt heute kopfüber in 35 m Wassertiefe und ist in zwei Teile zerbrochen. Wir beginnen unseren Tauchgang im hinteren Teil und tauchen durch lange, dunkle Gänge bis tief ins Schiffsinnere. Leider haben wir teilweise nahezu null Sicht, sodass ich nach etwa der Hälfte der Tauchgangs meine beiden Buddies verliere. Also geht es durch den nächsten Ausgang ins Freiwasser und dann zur beeindruckenden Schraube und dem Ruder. Nach einem kurzen erneuten Abstecher ins Schiffsinnere geht es über den schön bewachsenen Rumpf zurück zur Aufstiegssleine. Insgesamt fand ich den Ausflug wegen der langen Zeit, die man im Wrack verbringen kann, ganz unterhaltsam. Wer mehr auf Artefakte steht, kann sich den Ausflug aber sparen, diesbezüglich gibt das Wrack nicht allzu viel her.

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