Shark Island, Tru Lagoon

Wracks der Truk Lagoon – Teil 3

Oktober 2016

Aikoku Maru

Nicht weit von der "San Francisco Maru" liegt die "Aikoko Maru" in 64 m Tiefe im Sand. Der 151 m lange, kombinierte Fracht- und Passagierdampfer wurde im August 1941 in Dienst gestellt und schon kurz darauf von der japanischen Marine requiriert und mit schwerer Bewaffnung ausgestattet. Zusammen mit ihren Schwesterschiffen "Gokoku Maru" und "Hōkoku Maru" bestand ihre vordringliche Aufgabe aus der Jagd auf alliierte Frachtschiffe und der Zerstörung gegnerischer Kommunikationslinien. Nachdem sie bei einem Angriff des U-Boots "USS Halibut" im Juli 1943 schwer beschädigt worden war, wurde sie zu einem Truppentransporter umfunktioniert. Am Tag der Operation Hailstone ankerte die "Aikoku Maru", mit hochexplosiver Ausrüstung wie Luftminen, Granaten und Munition beladen, westlich von Dublon Island, als sie von Flugzeugen der "USS Intrepid" und der "USS Essex" bombardiert wurde. Die gewaltige Explosion zerstörte nicht nur die gesamte vordere Hälfte des Schiffes, sondern auch eines der angreifenden Flugzeuge. Neben 11 Mann Besatzung kamen auch über 700 Angehörige der 1. Amphibischen Brigade ums Leben, die die Aikoku Maru nach Rabaul transportieren sollte.

Wir beginnen unseren Tauchgang an der Brücke, wo eine Gedenktafel, ein Totenschädel und ein Affe an die Schrecken des 2. Weltkriegs erinnern. Nach einer Runde ums Heck geht es übers Deck zum völlig zerstörten vorderen Teil des Schiffes, der ein einziges Trümmerfeld ist. So richtig spannend finde ich das Wrack nicht, wundere mich aber nach 15 min Tauchzeit in bis zu 55 m Tiefe über die nur wenigen Minuten Deko und die 1,95 PPO, die mir mein Computer anzeigt. Kein Wunder allerdings, wenn man vor dem Tauchgang vergisst, ihn von 31% Nitrox auf Luft umzustellen. Die Länge des Deko-Stopps orientiert sich daher diesmal an den Computern der Mittaucher plus 10 min Sicherheitsreserve. Nach 30 min Langeweile am Seil geht es ohne weitere Komplikationen zurück aufs Boot.

Shinkoku Maru

Die "Shinkoku Maru" ist ein 1939 gebauter Tanker, der in Friedenszeiten Öl zwischen den USA und Japan transportierte, bevor das Handelsembargo in Kraft trat. Im Dezember 1941 nahm sie als Teil von Admiral Nagumos Flotte am Angriff auf Pearl Harbour teil. Im August 1942 wurde sie durch einen Torpedo eines amerikanischen U-Boots schwer beschädigt und zu Reparaturarbeiten nach Truk geschleppt. Dort lag sie auch noch vor Anker, als die Operation Hailstone anlief. Zwei Tage lang widerstand das 152 m lange und über 10.000 Tonnen schwere Schiff jeglichen Angriffen und zwei Torpedotreffern, bevor es am 3. Tag schließlich sank. Die Shinkoku Maru liegt in 41 m Wassertiefe, die Aufbauten beginnen aber schon bei 12 m, was sie zu einem idealen Ziel für einen Besuch am Nachmittag macht.

Wir beginnen unseren Tauchgang hinter der Brücke. Viele Aufbauten sind mit schönen Korallen überzogen und im Vergleich zu den meisten anderen Wracks in der Truk Lagoon hat es auch reichlich Fisch. Durch lange, finstere Gänge bahnen wir uns im Inneren des Schiffs unseren Weg zum Heck. An einigen Stellen hat es auch Lufttaschen, der schmierige Ölfilm auf der Wasseroberfläche hält mich aber davon ab, in selbigen aufzutauchen. Stattdessen besuche ich lieber den Maschinenraum, den man durch einen Riss in der Bordwand seitlich wieder verlassen kann. Über das schön bewachsene Deck kann man dann in 20 m Wassertiefe entspannt zum Aufstiegsseil zurückkehren. Meine Entspannung weicht, als ich sehe, dass Meno eine sich heftig wehrende Kröte festhält und mir anzeigt, ich solle auf ihn zuschwimmen, dann würde er sie loslassen. Mein internationales Handzeichen für "Bist Du komplett balla-balla?" scheint nicht ganz so international zu sein, wie ich dachte, denn es dauert noch eine gefühlte Ewigkeit, bis er das arme Tier endlich loslässt, was daraufhin verängstigt zur Wasseroberfläche sprintet. Zurück auf dem Boot gibt es ein paar deutliche Worte und Meno verspricht, das Krötengrabbeln zukünftig zu unterlassen. Wahrscheinlich nur solange, bis der nächste Fotograf kommt, der für sowas auch noch extra Trinkgeld gibt und damit ein solches Verhalten der Guides erst provoziert und auch noch unterstützt.

Ansonsten gehört die Shinkoku auf jeden Fall auf die To-Do-Liste, wenn man ein bisschen Zeit hat, auch wenn das Schiff vielleicht nicht ganz so außerordentlich fantastisch ist, wie es uns im Briefing angekündigt wurde.

Eissen

Bei der "Eissen" handelt es sich um einen kleinen Schlepper, der ausnahmsweise mal nicht während der Operation Hailstone sein Ende gefunden hat. Der Kutter liegt in einer Tiefe zwischen 11 und 18 m und eignet sich daher als 4. Tauchgang zum Tagesausklang. Allerdings ist die Sicht wegen der flachen und ufernahen Lage meist sehr dürftig.

Wir starten mit einer Umrundung des Rumpfes, der teilweise schön mit Schwämmen und Weichkorallen bewachsen ist. Auf der Brücke geht es danach sehr eng und sehr diesig zu, aber die Schiffstelegrafen mit ihren aus Porzellan gefertigten Wahlscheiben und den japanischen Schriftzeichen lohnen den Besuch. Um sich in den Maschinenraum zu zwängen, ist es sinnvoll, kein 2-Meter-Riese zu sein, aber man kommt hier noch vernünftig rein und raus, um sich all das Altmetall anzuschauen. Die größte Herausforderung ist am Ende der Kesselraum. Für den Ausstieg auf der Steuerbordseite muss man sich an einigem verbogenen Metall vorbei durch die winzige 1. Tür in einen engen Gang quetschen, sofort um 180 Grad wenden, um dann durch eine weitere sofortige 90-Grad-Wende durch eine 2., nicht weniger winzige Tür, wieder ins Freie zu gelangen. Nun ist meine Karriere als Schlangenmensch seit geraumer Zeit vorbei und so kommt es, wie es kommen muss: Ich bleibe stecken. Die Beine klemmen in Tür 1, die Schulter in Tür 2 und der Rest irgendwo dazwischen. Es geht nicht vor und nicht zurück und da meine Buddies den Tauchgang schon vorzeitig beendet haben, wird mir nach 2 min in dieser misslichen Lage zugegebenermaßen etwas mulmig. Ich entscheide mich schließlich für die naheliegendste Lösung: rohe Gewalt. Ich bekomme den rechten Oberarm frei und kann mich so durch die Tür drücken, schlauerweise ohne mir dabei an den scharfkantigen Wänden Schläuche aufzureißen oder mit dem Atemregler hängenzubleiben. Die Erleichterung ist jedenfalls groß, als ich wieder draußen bin - um eine Erfahrung reicher: Auch oder vielleicht gerade bei so manchem vermeintlich leichten Tauchgang kann man in eine brenzlige Situation kommen, wenn man blöde Sachen macht. Apropos "blöde Sachen": Eigentlich hätte es für diese Erkenntnis auch keines Solo-Tauchgangs in einem Wrack bedurft.

Momokawa Maru

Die "Momokawa Maru" ist das baugleiche Schwesterschiff der Nippo Maru. 1940 fertiggestellt, fungierte sie in Friedenszeiten als Holztransporter zwischen Sibirien und Japan. 1943 übernahm die japanische Marine das Schiff und setzte es als Massenstückgutfrachter ein. Während der Operation Hailstone wurde sie von Flugzeugen des Trägers "Bunker Hill" bombardiert und versenkt. 1982 wurde sie von Truk-Legende Klaus Lindemann während Dreharbeiten zu einem Film wiederentdeckt. Das Schiff liegt heute in einer Maximaltiefe von 42 m auf der Backbordseite.

Wir starten an der aus Stahl gebauten, weitestgehend intakten Brücke (der besterhaltenen aller Wracks in der Truk Lagoon), wo man einen Schifftelegrafen ablichten kann und einen netten Überblick über das gesamte Deck hat. Anschließend geht es in die Laderäume, wo noch Lkw-Fahrgestelle und Flugzeugteile für den "Betty Bomber" gebunkert sind, darunter Reifen, Flügelteile und Rotorblätter. Auf dem Rückweg übers Deck kann man sich nochmal der Korallenfotografie widmen, allerdings gibt es dafür auch bessere Wracks in der Lagune. Insgesamt finde ich: Die Momokawa kann man machen, ist aber auch kein Muss.

Micro Trader

Die Geschichte der "Micro Trader" beginnt in den späten 1970er-Jahren. Damals wurde sie als eines von sieben Schwesterschiffen für das von der USA verwaltete "Treuhandgebiet Pazifische Inseln" gebaut und als "Mädchen für alles" eingesetzt. Passagiere, Post, Geld, Waren – alles, was zwischen den Pazifikinseln hin- und her gekarrt werden musste, wurde von den Schiffen transportiert. Als die USA 1986 nach Auflösung des Treuhandgebietes den Geldhahn abdrehten, fehlte aber alsbald die Kohle für die Instandhaltung des Schiffes. Im Jahr 2000 lief es auf ein Riff, wobei die Schraube schwer beschädigt wurde. Ohne Geld für die Reparatur lag die "Micro Trader" 2 Jahre lang im Hafen von Weno, bis ihr im Juli 2002 Taifun "Chataan", der verheerendste Orkan in der Geschichte Truks, der außerdem 50 Menschen das Leben kostete, endgültig den Garaus machte. Die "Micro Trader" wurde aus ihrer Mooring gerissen und zerschellte an einer Felsküste. Da sie dort eine Gefahr für die Schiffahrt darstellte, finanzierte die FEMA (amerikanische Katastrophen­schutz­behörde) die Bergung des Schiffes, wozu sie die "Thorfinn" beauftragte. Im Februar 2004 schließlich schleppte die "Thorfinn" die "Micro Trader" an ihre letzte Ruhestätte nahe der "Fujikawa Maru", wo sie in 38 m Wassertiefe versenkt wurde.

Wir unternehmen genau einen Tauchgang an diesem Wrack und um ehrlich zu sein: Das ist auch mehr als genug. Der Abstieg ist ungefähr so interessant wie ein Stöbern in den Rumpelkammern unten in den Katakomben des denkwerks. Der Rumpf ist bis auf ein paar spärliche Weichkorallen kaum bewachsen, kein Fisch weit und breit und von interessanten Gerätschaften ist auch nichts zu sehen. Von daher: auslassen und in 50 Jahren nochmal vorbeischauen.

Kikukawa Maru

Ebenfalls schenken kann man sich für meinen Geschmack die "Kikukawa Maru", die nicht in Folge eines amerikanischen Angriffs sank. Am 07. Oktober 1943 brach auf dem Schiff bei Verladearbeiten ein Phosphorbrand aus. Versuche, diesen mit Wasser zu löschen, schlugen erstaunlicherweise fehl. Das Schiff wurde gerade von zwei Schleppern an eine "sichere" Position geschleppt, als es zu einer Riesenexplosion kam, die das Schiff in seine Einzelteile zerlegte. Die Druckwelle war so gewaltig, dass Besatzungsmitglieder mehrere Hundert Meter durch die Luft geschleudert wurden und auf den umliegenden Inseln Etten und Dublon landeten, auf denen außerdem viele Bäume entlaubt wurden und Dutzende Fensterscheiben zerbrachen. Insgesamt kostete die Explosion 300 Menschen das Leben.

An der Abstiegsleine geht es zu den Überresten des Schiffes hinunter, die in einer Wassertiefe von 40 m liegen. Von der hinteren Hälfte ist nichts mehr übrig. Teile der vorderen Hälfte liegen kopfüber im Sand. Ein Eindringen ins Wrack ist nur bedingt sinnvoll und auch am Rumpf ist außer ein paar Peitschenkorallen wenig zu sehen. Immerhin leistet uns noch ein Delfin Gesellschaft und während wir oben am Seil abhängen, zieht unten eine Silberspitze vorbei. Da man mit diesen beiden Kollegen aber nicht unbedingt rechnen sollte, kann man sich den Besuch m.E. sparen.

Jill Dive Bomber

So lala ist auch unser Abstieg an einer Nakajima B6N Tenzan, alliierter Codename "Jill". Der Torpedobomber liegt in Verlängerung der ehemaligen Landebahn auf Etten Island in 39 m Tiefe im Sand. Das Flugzeug ist völlig unbeschädigt, keine Einschusslöcher oder sonstigen Schäden sind zu sehen, weswegen die Vermutung nahe liegt, dass das Flugzeug nicht abgeschossen wurde, sondern aufgrund eines Motorenproblems kurz vor Erreichen der Landebahn notwassern musste.

Bei klarer Sicht ist das Flugzeug bestimmt ein tolles Fotomotiv, aber bei der trüben Brühe heute, bei der man den knapp 11 m langen Flieger kaum in seiner ganzen Länge erkennen kann, lohnt sich der Besuch nur bedingt. Auch das Austauchen am nahe gelegenen Riff ist nicht kurzweilig, sondern leider nur kurz, denn mit 20 m liegt es für den 3. Tauchgang zu tief.

Daihatsu Junction

Bei der "Daihatsu Junction" handelt es sich um ein paar verstreut herum liegende Landungsboote. Die Lkws, mit denen sie beladen waren, sind größtenteils weggerostet und die Überreste von Korallen überwuchert, so dass die Lkw-Teile mit Ausnahme von ein paar Reifen kaum noch zu erkennen sind. Der Platz hat aber einige schöne Korallenstöcke und viel Fisch, so dass sich der Abstieg für den 4. Tauchgang des Tages durchaus lohnt, wenn man nach Betty, Eissen und Futagami mal was anderes sehen will. Blöderweise hat es ausgerechnet jetzt zum ersten Mal während meines Besuchs eine kräftige Strömung, so dass das Umherstreunen zwischen den Booten zu einer ziemlichen Paddelei ausartet. Ansonsten ist es aber eine ganz nette Spielwiese.

USS "Sgt. William J. Pugh"

Über die Geschichte der "William J. Pugh" ist kaum etwas in Erfahrung zu bringen. Lance schwört Stein und Bein, dass dies das Schiff ist, mit dem der ehemalige philippinische Diktator Ferdinand Marcos Anfang der 1970er Jahre 15 Tonnen seiner Goldreserven heimlich Richtung Schweiz verschifft hat. Wie das Schiff anschließend nach Truk kam, ist unbekannt, aber es lag angeblich jahrelang unangetastet im Hafen von Weno, weil sich niemand aus Angst vor des Diktators langem Arm an das Schiff wagte. So rottete es vor sich hin, bis es schließlich direkt vor dem Blue Lagoon Resort in 15 m Wassertiefe versenkt wurde.

Wegen der geringen Tiefe eignet sich das Wrack natürlich hervorragend als 4. Tauchgang des Tages oder als Nachttauchgang. Im Schein der Tauchlampen kommen die prächtigen Weichkorallen, mit denen das Schiff überzogen ist, bestens zur Geltung. Während meiner beiden Besuche durchstöbere ich die Brücke, den sehr aufgeräumten Maschinenraum und alle Laderäume, aber meine Suche nach dem Goldschatz bleibt leider erfolglos.

Nagano Maru

Die "Nagano Maru" wurde 1917 von Mitsubishi Heavy Industries gebaut und von der renommierten NYK-Redeerei als kombiniertes Fracht- und Passagierschiff eingesetzt. Im Jahr 1937 wurde sie von der Japanischen Armee eingezogen und zu einem Truppentransporter für den Krieg in der Mandschurei umfunktioniert. Ab 1941 wurde sie dann sowohl von der Armee als auch der Marine für den Transport von Kriegsmaterial eingesetzt.

Die Berichte über den Untergang der "Nagano Maru" widersprechen sich erheblich. Laut Lance kehrte das Schiff gerade von einem Einsatz von den südlich von Chuuk gelegenen Mortlock Islands zurück, als die Operation Hailstone begann. Da die "Nagano Maru" auf die angreifenden Flugzeuge feuerte, wurde sie von den Amis als primär zu bekämpfendes Ziel auserkoren und noch am ersten Tag versenkt. Andere Quellen berichten von einem Feuer, welches über mehrere Tage auf dem Schiff wütetete und es erst einige Tage nach Beendigung der Angriffe zum Meeresboden schickte. Einig ist man sich darin, dass das Schiff in 64 m Tiefe liegt, ziemlich genau im Zentrum des damaligen Ankerplatzes der 4. Flotte vor Dublon Island.

Mein ohnehin vorhandener Respekt vor diesem tief liegenden Wrack steigert sich im Vorfeld noch durch eine Erzählung meiner beiden schweizer Kollegen. Für Urs wäre die "Nagano Maru" vor einigen Jahren fast selbst zum nassen Grab geworden, als er in eine ca. 5x5 m große Kammer neben dem Maschinenraum getaucht ist und dann bei null Sicht den Ausgang nicht mehr gefunden hat. Nach langem Herumtasten stieß er schließlich auf eine Leiter, deren Sprossen er nach oben gefolgt ist. Dort konnte er sich durch eine enge Luke zurück ins Freie quetschen und mit dem letzten Rest Luft schließlich die Wasseroberfläche erreichen. Die Geschichte macht deutlich, wie schnell beim Wracktauchen aus einem entspannten Herumstreunen blutiger Ernst werden kann, wenn es Scheiße läuft. Siehe auch oben unter "Eissen"

Nichtsdestotrotz beginnen wir unseren Tauchgang mit einem Sturzflug zum Meeresboden, bis wir bei 62 m im Sand einschlagen. Dann geht es in die Laderäume 1 und 2, wo noch völlig intakte Lkws und gut erhaltene Bulldozer herumstehen. Im Wrack verstreut findet man außerdem noch chinesisches Porzellan. Wäre schön, wenn man das auch in 70 Jahren noch da finden würde, aber leider leiden auch die Wracks in der Truk Lagoon unter Plünderern, die alles mitgehen lassen, was nicht niet- und nagelfest ist. Ein anderes Problem ist der Zahn der Zeit, der an den Wracks nagt und eine Woche vor unserer Ankunft die Brücke der "Nagano Maru" hat zusammenbrechen lassen, wovon Lance noch gar nichts wusste und es erst beim Briefing zu diesem Tauchgang von einem der Guides erfahren hat. Bugger! Auch ohne Brücke ist die "Nagano Maru" aber einen Besuch wert!

I-169

Am letzten Tag des Urlaubs warten noch zwei Highlights auf uns. Eins davon ist die I-169, mit 102 m Länge das größte U-Boot des 2. Weltkriegs. Gebaut wurde es 1934 von der Mitsubishi-Zosensho-Werft in Kobe als eines von sechs Booten der Klasse "Kadai 6 A (I-168)". Am 07. Dezember 1941 nahm sie mit über 30 anderen U-Booten am Angriff auf Pearl Harbour teil und versenkte 2 der 7 US-Schlachtschiffe im Hafen. Beim Rückzug verfing sie sich in Anti-U-Boot-Kabeln, mit denen der Hafen geschützt war, und kam erst auf den letzten Drücker frei, nachdem die Crew schon das letzte Abendmahl erhalten hatte. Im weiteren Kriegsverlauf diente das Boot u.a. als Auftankschiff für die japanischen Flugzeuge bei der Schlacht um Midway. Im April 1944, zwei Monate nach der Operation Hailstone, lag die I-169 in Truk vor Anker, als Gerüchte über einen weiteren amerikanischen Angriff auf den Stützpunkt die Runde machten. Zu diesem Zeitpunkt genossen der Käpt'n und die führenden Offiziere gerade das süße Leben an Land, so dass die Junior-Besatzung etwas kopflos war und in der Hektik des Abtauchens vergaß, eine Luftschleuse im Turm zu schließen. Der Turm lief voll Wasser und nagelte das Boot am Meeresboden fest. Die Crew überlebte aber, so dass das Boot in einer Rettungsaktion gehoben werden sollte. Leider erwies sich der vollgelaufene Turm jedoch als zu schwer für die drei unter dem Boot hindurchgezogenen Kabel. Als das Boot beim Anheben die Wasseroberfläche durchbrach, rissen sie allesamt der Reihe nach, so dass I-169 wieder zurück auf den Meeresboden krachte und komplett voll Wasser lief. Keines der Besatzungsmitglieder überlebte die schief gegangene Rettungsaktion. Die Japaner zerstörten daraufhin mit Wasserbomben Bug und Turm des Bootes, um den Amis keine Einblicke in die Technologie zu geben, die sie von den Briten abgekupfert hatten.

Wir beginnen unseren Tauchgang zum U-Boot am zerbombten Turm, der in 43 m Wassertiefe liegt. Von da aus geht es über dem Boot entlang zum Heck. Das weggefaulte Holzdeck gewährt einige Einblicke ins Schiffsinnere. Ein Eindringen in das Wrack ist jedoch nicht erlaubt, bereits mehrere Taucher haben es aus den sehr engen Gängen nicht mehr nach draußen geschafft und sind ums Leben gekommen. Wir schaffen es während unserer 30 min Grundzeit noch zurück zum Turm, bevor es mit 30 min Deko auf der Uhr zurück nach oben geht. Insgesamt muss ich sagen: Kann man 1x machen, reicht dann aber auch, der Tauchgang selbst ist weniger spannend als die Geschichte des Bootes.

Shark Island

Zum Abschließ am Abschluss ist es genug des Blechs; mit dem Skiff geht es auf eine 45-minütige Fahrt zu einer Mini-Insel vor Moen. Ziel der Übung ist das Tauchen mit Grauen Riffhaien. Die Guides haben dafür extra Köder mitgebracht, was völlig überflüssig ist, denn die Haie sind auch so da. Im Briefing heißt es, dass wir 45 Minuten Zeit für den Tauchgang haben und wenn der letzte Taucher zurück auf dem Boot ist, wird der Köder ins Wasser geworfen, um noch eine Viertelstunde zuzugucken, wie die Haie sich um die Fischbrocken kloppen.

Der Tauchgang ist dann auch sehr schön mit neugierigen Grauen Riffhaien und Schwarzspitzen, die sich für Longimanusse halten und von Pilotmakrelen begleiten lassen. Als ich am Ende noch 3 m vom Ausstieg weg bin, gehen die Grauen auf einmal komplett steil, jagen wild um mich rum und schnappen nach Beute: Meno hat entgegen des Briefings den Köder schon vorzeitig ins Wasser geschmissen und zwar genau dahin, wo ich gerade noch meinen Sicherheitsstopp absolviere. Was für ein Vollpfosten, bei so einem Guide ist es nur eine Frage der Zeit, bis früher oder später was passiert! Ich breche den Sicherheitsstopp ab und schaffe es ohne Hai in der Wade zurück aufs Skiff. Das war jetzt aber eine hirnlose Aktion zuviel, das Trinkgeld kann sich der Kollege abschminken.

Fazit

Es hat sich gelohnt, auch wenn die besten Zeiten der Truk Lagoon vorbei sind. Der Zahn der Zeit nagt unaufhaltsam an den Wracks und da diese immer noch voll mit Öl und Kampfmitteln sind, bahnt sich eine ökologische Katastrophe in der Lagune an. Also nichts wie hin, bevor es zu spät ist! 14 Tage lohnen sich allerdings nur für echte Wrack-Fans, 7 oder maximal 10 Tage reichen auch, um die Highlights zu sehen. Besser hängt man dann noch 10 Tage Palau, Yap oder Philippinen dran, dann sieht man auch noch ein bisschen Koralle oder Fisch. Denn dafür lohnt sich die weite Reise wahrlich nicht, diesbezüglich ist sogar das Rote Meer besser. Was die Thorfinn angeht, war ich mit Schiff und Crew grundsätzlich zufrieden, sieht man mal von dem einen Totalausfall von Guide ab. Die beiden anderen Guides, die ich hatte (Alex und Tomo) waren dagegen top! Unter Wasser hat man sehr, sehr viele Freiheiten, wenn die Guides einen erstmal kennen. Von daher würde ich wieder die Thorfinn wählen, käme ich nochmal nach Truk zurück. Komme ich aber wahrscheinlich nicht.

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