Februar 2008
Woche zwei unserer Tauchsafari beginnt mit einem prächtigen Sonnenaufgang, der ganz Darwin rötlich erstrahlen lässt. Wie üblich starten wir nur mit einer Tasse Kaffee im Kopp noch vor dem Frühstück unsere Unterwassererkundungen. Die Haie scheinen auch noch etwas müde zu sein, nur vereinzelt lassen sie sich blicken. Am Dropoff zeigt uns Solon die Albino-Ausgabe einer Getüpfelten Muräne, zwei Exemplare davon schwimmen angeblich in Darwins Gewässern. Während des Frühstücks taucht dann wieder der Feind auf und lässt seine Taucher ins Wasser. Damit es am Arch nicht zu voll wird, disponieren wir spontan um und springen an Darwins Ostseite ins Wasser. Eine halbe Stunde später verfluchen wir diese Entscheidung, denn an diesem "Tauchplatz" gibt es praktisch nichts zu sehen. Der Meeresboden besteht im Wesentlichen aus Sand, Geröll und ab und zu mal ein paar Felsblöcken. Eine Zebramuräne und ein Adlerrochen sind so ziemlich das Einzige, was einen Eintrag ins Logbuch rechtfertigt. Daher lassen wir für die beiden übrigen Tauchgänge des heutigen Tages Feind Feind sein und greifen auf den bewährten Arch zurück. Bei den Nachmittagstauchgängen hat es wieder jede Menge Hammerhaie, die erhoffte Riesenschule ist aber auch weiterhin nicht dabei. Dafür hat es wieder viel Schwarmfisch und diesmal auch in Form von Großaugen-Stachelmakrelen, die paarweise (immer ein Männlein mit einem Weiblein) durchs Blauwasser ziehen. Auf der Wasseroberfläche ruhen sich einige Tölpel von der Jagd aus, was uns Gelegenheit gibt, einige Exemplare der großen Kolonie, die Darwin und Wolf bewohnt, mal aus nächster Nähe zu sehen. Das Tagwerk endet mit der heißen Schlacht am heißen Buffet, denn das Abendessen wird heute in Form eines Barbecues stilecht auf dem Sonnendeck serviert. Überhaupt muss man sagen, dass das Essen auf der Aggressor mit Abstand das Beste ist, was ich bisher auf einem Tauchboot zu futtern bekommen habe.
Die schulfreie Zeit ist vorbei, zum Start in den Tag sichten wir eine Hammerhai-Schule mit immerhin 30 Individuen. Die Haie sind gut drauf heute und kommen ein ums andere Mal hautnah an uns heran, bevor sie genug haben und sich lieber Richtung Meeresboden verabschieden. Da der hier aber keine 40 m tief ist, folgen wir ihnen unauffällig und schauen ihnen beim Austoben zu. Ebenfalls hautnah überrascht mich ein Adlerrochen, der plötzlich 30 cm vor meiner Maske auftaucht und mir genauso verdutzt ins Gesicht starrt wie ich ihm, bevor er sich mit lockeren Flügelschlägen Richtung Blauwasser verabschiedet. Während des gesamten dritten Tauchgangs hören wir Delfingeschrei, ohne jedoch einen zu Gesicht zu bekommen. Gerade als wir uns am Ende aufs Schlauchboot wuchten wollen, schwimmen dann doch noch ein paar vorbei. Also schnell zurück ins Wasser, um noch einen Blick zu erhaschen, aber die Gruppe ist genauso schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht ist. Zurück auf der Aggressor erzählt ein anderes Grüppchen dann von ihrem soeben beendeten Tauchgang. Sie hatten Dutzende Hammerhaie, 30 bis 40 Delfine, die nahezu eine halbe Stunde lang in Spiellaune waren, und dazwischen turnten noch mindestens 30 Seidenhaie herum. Unreal! Bei diesen Nachrichten beschließen die Guides aus unserem vierten Tauchgang heute und dem letzten an Darwin einen Blauwassertauchgang zu machen, denn vom Boot aus können wir immer noch die Hunderte Delfine sehen, die hier vor Darwin stationär sind und durchs Wasser tollen. Die Entscheidung ist prima, denn direkt am Anfang fliegt erstmal eine Gruppe aus fünf Golden Rays an uns vorbei. Wieder hören wir die Delfingeräusche und nach 20 Minuten Tauchzeit ist es dann so weit: eine Gruppe Großer Tümmler erscheint auf der Bildfläche. Einige sind in Spiellaune und drehen ihre Runden um uns, andere scheinen eher lethargisch drauf zu sein. Immerhin 10 Minuten lang leisten sie uns Gesellschaft, bis ihnen langweilig wird und sie weiter ihres Weges ziehen. Ihren Platz nimmt eine große Schule Bonitos ein, die von ein paar Trümmern von Gelbflossenthunen begleitet wird. Kurz darauf sehe auch ich meine ersten Seidenhaie, allerdings sind es Mini-Exemplare, die wohl kaum mal einen Meter lang sind. Neugierig sind sie jedoch schon wie die Großen, Scheu vor Tauchern ist ihnen eher fremd. Ganz langsam und in kaum 3 m Abstand passieren sie uns und checken mit ihrem Seitenlinienorgan, was da wohl im Wasser treibt. Abgerundet wird dieser hammermäßige Tauchgang von einem Rudel Regenbogenrenner und - natürlich - ein paar Hammerhaien. Völlig begeistert von diesem Tauchgang klettern wir ins Schlauchboot. Noch vor dem Abendessen lichten wir die Anker und treten den Rückweg gen Süden an. Morgen steht nochmal ein voller Tag Wolf auf dem Programm, bevor die reinen Tauchtage zu Ende sein werden.
Unser letzter Tag mit der Chance auf richtig große Hammerhaischulen beginnt eher dürftig. Am The Point hat es absolut null Strömung, weswegen wir auch "nur" eine Handvoll Hammerhaie sehen. Vor fünf Tagen wäre das noch richtig genial gewesen, aber man gewöhnt sich (leider) sehr schnell an die Schönheiten des Meeres ... Mangels Haien schaue ich zwei Muränen beim Liebesspiel zu. Als sie meine Anwesenheit bemerken, schauen sie doch etwas pikiert drein. Im Blauwasser drehen zwei Adlerrochen ihre Runden und ein paar Pelikan-Barrakudas wissen auch nicht viel mit sich anzufangen. Wegen des Haimangels wechseln wir zum zweiten Tauchgang die Lokalität und tauchen an der Westseite des Elephant Rock ab, wo wir überhaupt noch nicht waren. Die Sicht ist hier deutlich schlechter als auf der Ostseite der Insel, dafür hat es tatsächlich etwas Strömung, gegen die wir die folgenden 60 Minuten lang anschwimmen. Durch die Strömung hat es in der Tat einiges an Fisch, darunter ein Schwarm Großaugen-Stachelmakrelen und ein noch größerer Schwarm Weißmaul-Stachelmakrelen. Zweimal sehen wir auch eine Hammerhaischule mit vielleicht 30 Tieren, bedauerlicherweise jedoch nur schemenhaft. Die Sicht von nur 10 Metern lässt nichts Besseres zu. Zurück auf dem Boot zeigt mir Sven ein paar Videosequenzen seines Tauchgangs am Elephant Rock. Er ist einfach an der Einsprungstelle hocken geblieben und hat gewartet, was da so vorbeikommt. Als ich den Videoschwenk über die Schule von 100 bis 200 Hammerhaien sehe, werde ich ja schon etwas neidisch ... Doch noch ist nicht aller Tauchgang Abend, kaum zwei Stunden später geht es wieder an der Ostseite ins Wasser, Landslide ist angesagt. Wegen der starken Brandung, die uns beim Wiedereinstieg ins Schlauchboot schon etwas Probleme bereitet hat, ist es am Elefantenfelsen leider zu gefährlich geworden. Nicole und ich setzen uns relativ bald von der Gruppe ab und finden nach einer Weile eine Hammerhai-Putzerstation. Immer wieder kommen die eleganten Schwimmer aus der Tiefe die Riffwand herauf und lassen sich direkt neben uns von allerlei parasitärem Gesindel befreien. 10 Minuten lang schauen wir zu, bis wir langsam weiter Richtung Südende tauchen. Vor uns tauchen vier Galapagoshaie auf - nein, sechs - ach, da hinten sind noch vier - äh, was geht denn hier ab? Ich drehe mich langsam um 360 Grad und wohin ich auch blicke, sehe ich Haie: mindestens zwei Dutzend Galapagoshaie und noch mehr Hammerhaie turnen um uns rum. Äußerst genial, seit Kandooma Kandu auf den Malediven habe ich sowas nicht mehr erlebt. 15 Minuten lang bleiben wir einfach nur hocken und beobachten das Schauspiel, bis uns das Gepiepse des Computers daran erinnert, dass unsere 60 Minuten Tauchzeit schon seit 5 Minuten abgelaufen sind. Wir begeben uns Richtung Riffkante und machen uns zum Aufstieg ins Blauwasser fertig, als ich meinen Augen nicht traue: da sind sie, das ganze Wasser über uns ist voll mit Hammerhaien, eine Schule von mindestens 100 Tieren zieht an uns vorbei. "Scheiß auf die 60 Minuten", denke ich und versuche, so gut es geht, mit der Schule mitzuhalten, aber das ist natürlich ein aussichtsloses Unterfangen, zumal noch gegen die Strömung. Nach knapp 2 Minuten verschwindet die Schule im blauen Meer und hinterlässt zwei hellauf begeisterte Traumtaucher, die sich ein paar vorwurfsvolle Blicke einhandeln, als sie mit 10 Minuten Verspätung ins Schlauchboot klettern - was mir im Moment sowas von egal ist ...
Nach dem brillianten letzten Tauchgang stimmen alle überein, dass wir es bei unserem finalen Wolf-Tauchgang nochmal am Landslide probieren. Der Versuch schlägt aber einigermaßen fehl, wo es vor nicht ganz zwei Stunden im Wasser vor Haien nur so wimmelte, zeigen sich jetzt nur noch ein paar vereinzelte Exemplare. Mir ist's Wurst, nach dem letzten Tauchgang schwebe ich für heute sowieso nur noch auf Wolke 7. Gegen 20 Uhr brechen wir unsere Zelte im hohen Norden ab, 12 Stunden Nachtfahrt warten auf uns bis zur Nordspitze von Isabela.
Hot Springs bei Sabang Beach kann man hier keine Eier kochen. Schön warm ist es trotzdem, die Wassertemperatur beträgt auch in 20 m Tiefe noch 26 Grad. Das gefällt auch den Fischen, denn es ist richtig was los hier. Viele Fischschwärme sind unterwegs, vor allem Grunzer, Doktorfische und Drücker. Die Temperatur erhitzt wohl auch die Gemüter, denn zwei Igelfische tragen einen kleinen Disput miteinander aus. Die Hammerhaie interessiert das alles nicht, sie kreuzen durch die einigermaßen vorhandene Strömung und lassen sich dabei auch von ein paar Tauchern wenig stören. Insgesamt ein sehr netter Platz und guter Start in den Tag. Zurück auf dem Boot zeigt mir Sven ein soeben aufgenommenes Video. Zwei Minuten lang taucht ein verträumter Taucher vor sich hin, ohne zu merken, dass die ganze Zeit direkt hinter ihm ein Seelöwe schwimmt, der sich brennend für des Tauchers schwarze Splitfins interessiert und auch einige Male vorsichtig versucht, sie anzukauen. Sehen wohl wie Seelöwen-Flossen aus die Dinger. Endlich - nach 2 Minuten drehe ich mich um und der Löwe entschwindet schuldbewusst zur Wasseroberfläche.
Pünktlich zum Frühstück erreichen wir den markanten Felsen Roca Redonda, der eine halbe Stunde Bootsfahrt vor der Nordspitze Isabelas liegt. Wie schon die ganze Zeit ist das Wetter auch heute wieder brilliant, nur etwas wellig ist es geworden. Auf der Südseite des Felsens tauchen wir ab und haben relativ schnell wieder einige verspielte Seelöwen am Hals, bzw. an den Flossen. Wir erreichen eine große Geröllfläche aus deren vulkanischem Boden viele, viele kleine Luftblasen hervorblubbern. Überraschenderweise sind sie aber nicht warm, im Gegensatz zu den Video: Seelöwe vor Roca Redonda [01:09 Min.]Nordspitze Isabelas und erreichen nach zwei Stunden Fahrt Punta Vicente Roca, an der Nordwestküste gelegen. Walter und Solon versprechen uns zwei Dinge: 1. Es wird kalt. 2. Die Chance, hier auf Mondfische zu treffen, ist sehr, sehr gut. Ich werde hellhörig: Mondfische? Die standen nun überhaupt nicht auf meiner Liste, mal abgesehen davon, dass ich gar keine führe. Ein einziges Mal habe ich einen gesehen, vor 8 Jahren vor den Poor Knights, und das war auch nur vom Boot und zählt daher nicht. Na, da bin ich ja mal gespannt. Beim Sprung ins Wasser halte ich das erste Versprechen schon mal für gebrochen. Das Wasser ist pisswarm, 27 Grad zeigt mein Thermometer. Wofür habe ich eigentlich den Unterzieher mit der Kopfhaube druntergezogen? Gemäß dem Briefing tauche ich direkt flink ab, denn normalerweise müsse man hier tief runter, um die Molas zu sehen, mindestens 25 m. Dort unten ließen sie sich von allerhand Pickeln und Mitessern befreien. Als ich die 14-m-Marke passiere, werde ich auf einmal schockgefrostet. Deutlich zeigen die Schlieren im Wasser die Sprungschicht zwischen warmem und kaltem Wasser an. Schnell stülpe ich die Kopfhaube über und als ich wieder auf meinen Computer blicke, zeigt der nur noch 14 Grad. Eine 13 Grad-Sprungschicht habe ich auch noch nicht erlebt, den Rest des Tauchgangs friere ich mir sowas von die Bä..e weg - hüllen wir den Mantel des Schweigens darüber ... Kurz nachdem ich mich mit der Tiefkühltruhe abgefunden habe, vernehme ich lautes Geschepper eines Shakers. Na, da muss ja was ganz Dolles am Start sein, ich drehe und wende mich, schaue nach oben, wo der Großteil der Gruppe im Warmwasserbereich taucht, kann aber nichts erkennen. Wie auch durch die Schlieren? Nun gut, dann genieße ich halt noch die wunderbaren Kaltwasserkorallen hier unten, die mit ihren schönen leuchtenden Farben nur so protzen. Zehn Meter unter mir segelt ein Mobula vorbei. Am Riff liegen versteckt einige Stierkopfhaie herum. Harlekinfische in unterschiedlichsten Farben von Weiß über Knallgelb bis Tiefrot erfreuen das Auge. Noch mehr erfreut uns der gigantische Salema-Schwarm, der groß wie ein Bahnhofsdach über unseren Köpfen umherwabert. Ich tauche hinein und sehe vor lauter Fisch die Hand nicht vor Augen. Als ich den Schwarm wieder verlasse, stößt ein Seelöwe von oben herab, gefolgt von zwei Adlerrochen. Im Hintergrund zieht langsam eine Kröte ihre Bahnen. Nach 60 Minuten beenden wir einigermaßen durchgefroren einen im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich coolen Tauchgang. Etwas entsetzt bin ich allerdings, als ich erfahre, was der Grund für das Shaker-Geschepper war: Zwei Leute haben tatsächlich einen Walhai gesehen, wenn auch nur noch kurz die sich entfernende Schwanzflosse. Nun gut, Walhaie hatte ich schon in Exmouth hautnah, kann ich mit leben. Aber die beiden Mola Molas, die der Walhai quasi im Schlepptau hinter sich her zog, ärgern mich doch schon gewaltig. Statt wie erwartet auf 25 m sind sie einfach auf 10 m herumgeschwommen. Denen war's wohl unten auch zu kalt ...
Weiter geht unsere Fahrt nach Süden. Wir passieren die Video: Salema-Schwarm vor Punta Vicente Roca [01:09 Min.]Mola Molas in Sicht. Leider sind Mondfische aber auch sehr scheu, bei Annäherung eines lautstark pumpenden, Blasen ausstoßenden Etwas, suchen sie schleunigst das Weite. Man muss schon ziemlich die Luft anhalten, um sie nicht sofort zu verschrecken, worin ich bedauerlicherweise nicht sehr gut bin. Die senkrecht abfallende Wand ist auch hier sehr schön mit bunten Korallen besetzt. Auf unserem Weg treffen wir noch auf weitere drei Mondfische, macht fünf Mondfische auf einem Tauchgang! Da sieht man 10 Jahre lang keinen und dann sowas. Langsam bin ich der Meinung, der Kleinwagen hat sich gelohnt ...
Nun ja, wir haben noch einen Versuch. Zwei Stunden später tauchen wir am gleichen Platz nochmal ab, gehen aber in der entgegengesetzten Richtung an der Wand entlang. Diesmal bleibe ich gleich im 15-m-Bereich und bald rasselt auch schon der erste Shaker: ZweiNach getanem Tauchen starten wir am Spätnachmittag noch eine kleine Schnorchelexkursion in der Hoffnung, auf ein paar jagende Pinguine zu treffen. Leider erfüllt sich die Hoffnung nicht, die Frackträger sind vielmehr der Meinung, ihr Tagwerk für heute beendet zu haben und sich auf einem Felsen ausruhen zu wollen, auf dem sich auf 10 m² alles tummelt, was auf Galapagos Rang und Namen hat. Dafür sind die Seelöwen noch in Spiellaune, die kriegen halt nie genug. Wir auch nicht.
Video: Seelöwe vor Punta Vicente Roca [04:55 Min.]Stierkopfhaie und ewig viele Diamant-Stechrochen abgelichtet haben, begeben wir uns auf die Suche nach Seepferdchen, die hier an der toll bewachsenen Felswand herumhängen. In den Felsspalten sitzen überall Spinnenkrabben und nicht tanzende Durban-Tanzgarnelen und jede Menge Blennies. Natürlich liegen überall Seesterne herum, dazu hat es auf Tauchgang zwei auch ordentlich viel Fisch. Sogar ein paar Seegurken sehen wir. Nun wären mir Seegurken keine Erwähnung wert, wären sie nicht in den letzten zwei Jahrzehnten millionenfach vor Galapagos weggefischt worden, um sie - natürlich - nach Asien zu verkaufen, wo sie - natürlich - als Delikatesse gelten. Diese hirnlose Ausbeutung der Gewässer hat dazu geführt, dass es vor Galapagos praktisch keine Seegurken mehr gibt und die Industrie diesbezüglich zusammengebrochen ist. Stattdessen gehen die Fischer jetzt auch hier massiv auf die Haie los, die Sharkfinning Mafia hat inzwischen auch Galapagos erreicht. Der Druck der Fischindustrie war so groß, dass Ecuador sogar die Langleinenfischerei freigegeben hat, vor zwei Jahren aber zum Glück wieder für illegal erklärt hat. Helfen wird's nicht, solange nicht kontrolliert wird, wie wir vor Wolf und Darwin gesehen haben. Stattdessen werden unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes wir Touristen gegängelt und uns die Möglichkeit genommen, die Schönheit der Meere zu genießen, solange sie noch vorhanden ist. Das zeigt sich an diesem Platz darin, dass wir zwischen unseren beiden Tauchgängen an unserem Ankerplatz nicht schnorcheln dürfen. Die Nationalparkverwaltung hat keine Genehmigung erteilt, weil parallel mit uns ein Landausflugsdampfer in der Bucht ankert. Das könnte ja dann ökologisch unverträglich sein. Noch absurder wird's, als wir die Aktivität des Landbootes registrieren. 20 Leute werden in zwei kleine Schlauchboote verfrachtet und tuckern dann 30 Minuten lang langsam durch die Bucht und schauen sich die Tölpel, Pinguine, Kormorane und Seehunde an, die sich gemütlich auf den Felsen herumfläzen. Danach geht's zurück auf Schiff und ab zum Sonnenbaden. Und wegen dieser 30 Minuten dürfen wir nicht ins Wasser, obwohl wir 6 Stunden hier vor Anker liegen. Idiotisch.
Früh am nächsten Morgen geht die Fahrt weiter nach Süden, an der Westküste Isabelas entlang. Die Fahrt dauert keine zwei Stunden, bis wir Caleta Tagus erreichen. Hier besteht nochmal die Chance, auf Unterwasserpinguine und flugunfähige Kormorane zu treffen, die ebenfalls tauchenderweise auf Fischjagd gehen. Leider sehe ich beide jedoch nur von der Wasseroberfläche, während einigen anderen das Glück tatsächlich hold ist und sie die Vögel durchs Wasser jagen sehen. Die beiden Tauchgänge sind aber auch so ganz nett, sieht mal man von der immer noch frostigen Wassertemperatur von 15 Grad ab. Nachdem wir dreiMit gemischten Gefühlen geht's am Spätnachmittag rüber nach Fernandina, wo wir uns am Punta Espinoza auf Landtour begeben. "Gemischt" sind die Gefühle deshalb, weil dieses der einzige Platz ist, an dem man die Meeresechsen unter Wasser beim Fressen beobachten kann, wie man es auch schon oft im Fernsehen gesehen hat. Unglücklicherweise haben wir auch für diesen Platz keine Tauchgenehmigung bekommen, sodass wir uns die Echsen, sowie einiges andere Getier nur per pedes anschauen können. Echsen hat es in der Tat zuhauf, einige nehmen ein erfrischendes Bad, an anderen Stellen stapeln sie sich regelrecht übereinander. Flugunfähige Kormorane sitzen in ihren Nestern und jede Menge Seehündinnen wühlen im Sand, um die bequemste Schlafposition zu finden, während ein fetter Bulle über sie wacht und für ruhigen Schlaf sorgt. Mit solchen Sorgen müssen sich einige nicht mehr herumärgern, sie sind bereits zu den ewigen Jagdgründen aufgebrochen. Der zweistündige Ausflug ist jedenfalls prima und lässt uns die entgangene Unterwasserbeobachtung vergessen.
Am späten Sonntagabend brechen wir auf, um per Nachtfahrt unser nächstes Ziel anzusteuern. Es geht wieder zurück nach Norden, um die Nordspitze Isabelas herum auf die Ostseite der Insel. Cabo Marshall heißt das Ziel. Walter und Solon versprechen uns wieder dicke Dinger, denn hierher kommt man, um Mantas zu sehen. Wir sind gespannt ... Die ersten fünf Minuten passiert nichts, wir treiben gemächlich im Blauwasser, gerade so weit von der Steilwand entfernt, dass wir sie bei den 15 m Sicht noch erkennen können. Auf einmal wird's voll, wir geraten in eine dicke Fischsuppe aus Galapagos-Grunzern und Ruderbarschen und bevor wir uns versehen, passieren uns auch schon zwei große pazifische Mantas. Wie groß der eine ist, realisiere ich erst, als er mir den Hintern zudreht und ich seine volle Spannweite überblicken kann. Fünf Meter dürften es locker sein, ein richtiger Brummer, Yaps Population ist zwergenhaft dagegen. Mit Fischsuppe geht es weiter, Schnapper, Doktorfische, Falterfische, Kaiserfische, Grunzer, Drücker. Wohin man auch schaut, ist Fisch. An einem kleinen Kanal, auf dessen Sandboden sich eine Horde Röhrenaale eingegraben hat, machen wir Halt und schauen den Hammerhaien zu, wie sie durch die Strömung jagen. Ob sie wohl auf der Jagd sind und sich an dem großen Salema-Schwarm satt fressen, der am Ende des Kanals darauf wartet, verspeist zu werden? Keine Ahnung. Ein paar Weißspitzenriffhaie wissen nicht so genau, was sie mit uns anfangen sollen - bleiben oder gehen? Also drehen sie unentschlossen ihre Runden. Die überall herumliegenden Stechrochen können wir ebenso wenig zählen, wie die Anzahl der Sierra-Makrelen, die sich zu einem großen Schwarm zusammengerottet haben. Wir lassen uns einfach von der Strömung treiben, driften zum Abschluss noch durch eine Schule Pelikan-Barrakudas, um dann sehr widerwillig und völlig begeistert diesen klasse Tauchgang nach 60 Minuten zu beenden.
Rifffisch und ein paar Weißspitzenriffhaie zu sehen. Die drei Trümmer von Gelbschwanz-Thunfischen übersehe ich leider und muss mir hinterher berichten lassen, dass die paar Hammerhaie dagegen wie Spielzeug aussahen. Nach einer halben Stunde wird's dann etwas dünn mit Fisch, wir dümpeln so vor uns hin und kriegen nicht mehr wirklich was zu sehen. Ich beobachte lediglich zwei Spitzkopfkugelfische bei etwas merkwürdig anmutenden Spielchen, was mich immerhin einige Minuten beschäftigt. Bei Minute 57, als wir uns schon vom Riff weg begeben, um auszutauchen, gibt's dann doch noch etwas Action. Wie bestellt, kommt noch eine Hammerhaischule im 50-Individuen-Bereich vorbei und rundet diesen Tauchgang nach dem etwas zähen Mittelteil noch positiv ab.
Nur wenig später springen wir etwas weiter südlich am Punta Coca zum zweiten und letzten Mal heute ins Wasser. Der Tauchgang beginnt gut, wir springen förmlich direkt vom Schlauchboot auf einen Manta. Der dreht gemütlich eine S-Kurve, um dann im grünen Freiwasser zu verschwinden. Die nächsten 20 Minuten sind auch noch gut, es gibt wieder haufenweiseBeim heutigen Landausflug am Puerto Egas auf Santiago begegnen wir wieder jeder Menge Iguanas, manche einzeln, manche im Doppelpack, einer Handvoll Seelöwen und einigen Pelikanen. Auch hat es zum ersten und einzigen Mal ein paar Galapagos-Pelzrobben, die im Gegensatz zu den Seelöwen zum Spielen absolut keine Lust haben. Dafür sind sie begeisterte Fahrstuhlfahrer und benutzen ein Loch im Fels, um sich bei ordentlicher Brandung von den Wellen direkt auf die Felsen katapultieren zu lassen. Mangels Brandung bekommen wir das Schauspiel aber leider nicht zu sehen. Auf einem Fels hockt ein Galapagosbussard, ein äußerst seltener Anblick angesichts der nur noch 150 übrigen brütenden Paare. Dieser vom Aussterben bedrohte Raubvogel kennt kaum Scheu gegenüber Menschen, aber als wir näher heranrobben, macht er sich unfreundlicherweise trotzdem aus dem Staub. Nach zwei Stunden Aufenthalt tun wir das ebenfalls, verlassen Isabela und tuckern die Nordwestküste von Santiago runter, wo wir alsbald zur Nachtruhe die Anker werfen.
Langnasen-Büschelbarsch, sowie ein oder mehrere seiner Verwandten. Wir brauchen nicht lange zu suchen, um zwei turtelnde Pazifische Seepferdchen zu entdecken, die sich ineinander gehakt haben. Während wir in den engen Ritzen nach Spinnenkrabben Ausschau halten, schleichen sich ein paar aufgescheuchte Weißspitzen-Riffhaie. Ein Oktopus hält die Wohnung eines Kaiserfisches besetzt, was dieser überhaupt nicht lustig findet und ihn deswegen mit schlagenden Argumenten verjagt. Einige Perlhuhn-Kugelfische gehen flüchten, als wir uns ihnen an der bunt bewachsenen Felswand nähern. Weniger Scheu hat der Schwarzpunkt-Igelfisch, der sich geduldig von uns ablichten lässt, genau wie die vielen Skorpione, die sich ja ohnehin nie bewegen. Walter gräbt ganz tief in einem Korallenbusch und fördert schließlich einen kleinen Anglerfisch zutage, den wir alleine niemals entdeckt hätten. Unübersehbar prangt dagegen eine farbenprächtige Nacktschnecke auf dem Fels. Direkt daneben hat es sich eine Textilkegelschnecke auf einem Seeigel gemütlich gemacht. Währenddessen zieht am Dropoff ein Adlerrochen seine Bahnen, während ein Seelöwe verspielt herumtollt und schließlich zum Sonnenbaden ansetzt. Als ich mich umdrehe, werde ich fast von einem mächtigen Schwarzpunktrochen gerammt, der es sich aber noch anders überlegt und gemächlich unter mir wegtaucht. Eine Kröte paddelt an der Wand entlang und entschwindet zur Oberfläche zum Luftholen. Dort müssen nun auch wir hin, da sich unser Gasvorrat dem Ende neigt, nicht jedoch ohne vorher noch einen Schwarm Salemas abgelichtet zu haben. Als wir den Kopf aus dem Wasser stecken, begrüßen uns zwei Blaufußtölpel zurück an der Oberfläche. Die Schwärmereien unserer Wiederholer waren tatsächlich nicht übertrieben, der Cousins Rock ist ein Platz für ein paar sehr kurzweilige Tauchgänge.
Unser vorletzter Tag beginnt mit zwei Tauchgängen am Cousins Rock, einem Platz, von dem unsere Wiederholer schwärmen. Dies soll ein cooler Makroplatz sein, der aber auch eine Horde verspielter Seelöwen beherbergt. Von den Makroqualitäten können wir uns sofort überzeugen. An der steil abfallenden Südseite des Felsens wachsen Unmengen schwarzer Korallen. In so ziemlich jeder davon sitzt ein Video: Adlerrochen am Cousins Rock [00:52 Min.]Eigentlich ist nach dem Tauchgang noch Landtour angesagt, aber ausnahmsweise ist uns heute der Wettergott nicht hold und es fängt nachmittags massiv an zu schütten. Da ich Wasser in Tropfenform nicht leiden kann, spare ich mir daher den Ausflug zum Aussichtspunkt, wie die meisten anderen auch. Lediglich ein Kleingrüppchen macht sich auf die Sandalen und kann dann bei etwas nachlassendem Regen doch noch die Aussicht über Santiago genießen.
vier Adlerrochen an uns vorbei, gefolgt von einem Schwarm Milchfischen. Mehr als zwei Hammerhaie bekommen wir auch nicht zu Gesicht. Den Tauchgang beschließt ein einsamer Adlerrochen, der ruhig und unaufgeregt durchs Wasser fliegt, was bei der klaren Sicht heute nochmal ein nettes Video gibt. Die hohen Erwartungen konnten Gordon Rocks aber heute leider nicht erfüllen.
Unser letztes Tauchstündlein ist angebrochen. Der finale Platz an der Isla Santa Cruz heißt Gordon Rocks. Bei etwas Glück soll es hier richtig große Fischschwärme und nochmal Hammerhaischulen sehen. Davon ist heute allerdings nichts zu sehen. Es dauert geschlagene 20 Minuten, bis wir überhaupt die ersten kleineren Gringo-Schwärme sehen. Dann zieht eine Gruppe von Video: Adlerrochen an den Gordon Rocks [01:23 Min.]Bevor wir den Hafen von Puerto Ayora anlaufen, geht es zum letzten Landausflug, bei dem wir nochmal ein faules Pack Seelöwen, sowie die ersten Landleguane zu Gesicht bekommen, von denen es sich viele unter den hoch wachsenden Opuntien bequem gemacht haben. Mit leuchtenden Farben finde ich die Landvariante deutlich ansehnlicher als ihre Meeresverwandten. Zeugt ein gemischtes Leguanpärchen Nachwuchs, kommt ein sog. Hybrid heraus, dessen Lebenserwartung mit 25 Jahren deutlich niedriger ist, als die seiner Eltern.
Zwei Stunden später erreichen wir den geschäftigen Hauptort des Archipels, Puerto Ayora. Das Boot wird hier fit für die nächste Tour gemacht, der Müll wird entsorgt, das Boot geputzt und die Vorräte aufgefüllt. Um nicht im Weg zu sein, besuchen wir in der Zwischenzeit die Charles Darwin Research Station, in der die Galapagos-Riesenschildkröten nachgezüchtet werden. 14 verschiedene Arten gab es einst, da jede Insel ihre eigene Art hervorgebracht hat. Einige Arten sind aber inzwischen ausgestorben und es wird auch "demnächst" eine weitere hinzukommen, wenn Lonesome George, der letzte Riesenschildkröterich der Insel Pinta, sein Lebenslicht aushaucht. Wann das passieren wird, weiß keiner, da niemand Georges Alter genau kennt. Man schätzt ihn auf um die 80 und da die sanften Riesen weit über 100 Jahre (einige Wissenschaftler gehen sogar von 180 Jahren aus) alt werden können, ist "demnächst" halt relativ[1].
[1]Nachtrag 2016: Lonesome George ist am 24. Juni 2012 verendet.
Nach dem Krötenbesuch bummeln wir noch durch den Ort und beobachten fasziniert, wie auf dem hiesigen Fischmarkt Dutzende Pelikane gierig darauf warten, einen Brocken Fischabfall abzubekommen. Leichte Beute halt. Gierig sind wir ebenfalls, allerdings auf erfrischende Kaltgetränke, die wir uns in einer der zahlreichen Straßenkneipen in den Kopf hauen, bis abends beim Sektempfang auf dem Boot nochmal nachgelegt wird. Anschließend geht's zum Essen wieder in den Ort, aber für eine ausgedehnte Partynacht bleibt keine Zeit, da wir um 23 Uhr zurück auf dem Boot sein müssen.
Um Mitternacht verlassen wir Puerto Ayora und begeben uns auf die sechsstündige Überfahrt zurück nach San Cristobal. Auf die Frage, warum die Aggressor-Boote überhaupt von hier operieren und nicht gleich von Puerto Ayora aus, wo es doch da die notwendige Infrastruktur gibt, bekommen wir zu hören, dass die Nationalparkverwaltung der Aggressor dies aus unerfindlichen Gründen so vorschreibt. In San Cristobal gibt es nichts außer einem Flughafen. Den gibt es aber auch auf Baltra, zwei Stunden von Puerto Ayora entfernt und günstig auf der Safariroute gelegen. Nicht mal tanken kann die Aggressor auf San Cristobal, der Diesel muss in Puerto Ayora gebunkert werden. Es gäbe nicht einen einzigen Grund, nach San Cristobal zu fahren, aber die Nationalparkverwaltung will es so. Da werden dann also zum "Wohle" des Umweltschutzes tonnenweise Diesel verpulvert, weil ein paar Bürokraten das so wollen. Verstehe es, wer will. Wir erreichen jedenfalls pünktlich den Flughafen, nur unsere Maschine ist noch nicht da, was uns nochmal Gelegenheit zu einem kleinen Bummel durch den Ort und einigen finalen Malzgetränken im Hafencafe gibt. Um 14.30 Uhr heben wir dann endlich ab und nach kurzem Zwischenstopp in Guyaquil geht's über Madrid zurück nach Düsseldorf, wo ein fantastischer Urlaub sein Ende findet.
Albatrosse nicht gesehen haben, da sie auf Espanola brüten und es ohnehin die falsche Jahreszeit dafür war. Überraschend war das Fehlen von Walen, die man sonst hier um die Jahreszeit laut unseren Guides immer sieht. Überrascht hat mich auch, dass es nicht so viele Fischschwärme gab. Insbesondere Makrelen, Thunfische, Schnapper und Schwarmfisch ähnlicher Größe habe ich in Südostasien deutlich zahlreicher erlebt. Sehr gestört hat mich die Doppelmoral in Sachen Umweltschutz. Touristen, die viel Geld dafür bezahlen, nach Galapagos zu kommen, wird es an allen Ecken und Enden durch Einschränkung der zulässigen Aktivitäten schwer gemacht. Das wäre ok, wenn es tatsächlich dem Umweltschutz diente. Auf der anderen Seite wird dann aber nicht gegen die illegale Fischerei vorgegangen, die viel verheerendere Auswirkungen auf die Unterwasserwelt Galapagos' hat, als ein paar Taucher mehr oder weniger. Leider bringt diese Fischerei halt immer noch deutlich mehr Geld in die Kassen als es der Tourismus tut, was sich ein armes Land wie Ecuador natürlich auch nicht entgehen lassen will. So bin ich sehr skeptisch, dass Galapagos noch lange das Traumziel bleiben wird, welches es heute noch ist. Wenn man Galapagos besuchen will, dann sollte man es schnell tun, zumal die Nationalparkverwaltung die Tauchmöglichkeiten in Zukunft noch weiter einschränken will.
Fazit: Nach etwas zähem Start hat sich Galapagos als das Traumziel erwiesen, was ich mir vorgestellt habe. Kaum ein anderer Ort bietet wohl eine derartige Vielfalt auf so engem Raum: Hammerhaischulen, Delfine, Seelöwen, Mantas, Mondfische, Galapagoshaie, Seidenhaie, Weißspitzen, Adlerrochen, Pinguine, Meerechsen, Kröten und sogar ein Walhai. Dazu noch das ganze Überwassergetier, von denen wir lediglich die