Februar 2020
Die 2. Woche unserer Tauchsafari startet mit dem Top-Tauchplatz von Galapagos' drittgrößter Insel: Cabo Douglas. Es ist der vermutlich beste Platz zur Unterwasserbeobachtung von Meerechsen. Vor 12 Jahren haben wir keine Genehmigung bekommen, ihn anzufahren. Alleine dieser Platz ist daher der Hauptgrund für mich gewesen, Galapagos einen 2. Besuch abzustatten.
Bis zum ersten Tauchgang ist Geduld gefragt: Als wechselwarme Tiere müssen sich die Echsen morgens erst in der Sonne aufwärmen, bevor sie sich ins 19 Grad kalte Wasser begeben, um sich an den Algen, mit denen die Unterwasserfelsen bewachsen sind, gütlich zu tun. Etwa eine halbe Stunde können sie im Wasser verbringen, bevor sie zurück an Land müssen. Unser Zeitfenster ist daher kurz, nur etwa 3 Stunden stehen uns für zwei Tauchgänge zur Verfügung. Um 10:30 Uhr ist es endlich so weit, in Strandnähe springen wir ins Wasser und begeben uns auf die Suche. 20 min lang passiert fast nichts, dann scheint irgendwo die Glocke zum Frühstück geläutet zu haben, denn plötzlich haben wir Echsen en masse. Das Fotografieren im Flachwasser ist wegen der starken Dünung schwierig, ständig wird man hin und her geworfen und auch die Felsen sind wegen des Algenbewuchses glitschig und bieten kaum Halt. Am besten versteckt man sich irgendwo zwischen den Felsen. Abgesehen davon ist es überhaupt kein Problem, sich den Tieren zu nähern. Entweder sind sie blind oder schmerzfrei oder beides. Jedenfalls zeigen sie keinerlei Scheu gegenüber Tauchern, mehrmals werde ich während der beiden Tauchgänge förmlich von einer Echse über den Haufen geschwommen. Nach 2 1/2 Stunden Gesamtwasserzeit ist der Spaß vorbei, so schnell wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch wieder. Ein flugunfähiger Kormoran, der behende durchs Wasser flitzt, erregt noch kurz meine Aufmerksamkeit, bevor ich ziemlich durchgefroren zurück aufs Panga krabbele. Ein großartiges Erlebnis: Für mich hat sich die Reise damit schon gelohnt!
Den Rest des Tages haben wir Zeit zum Aufwärmen, es ist Fahren angesagt. Um die Nordküste Isabelas herum geht es auf die Ostseite der größten Insel des Archipels, wo es morgen vielleicht mit ein paar ziemlich großen Flattermännern weitergehen soll.
Für die Sichtung der Flattermänner sieht der Tauchplan den "Mülleimer" vor. Aufgrund der Strömungsverhältnisse sammelt sich am Platz El Basurero häufig viel Müll, was ihm seinen Namen eingebracht hat. Heute versperrt uns allerdings kein Müll die Sicht, sondern das viele Plankton, das eine Herbstnebel-ähnliche Atmosphäre verbreitet. Das ist allerdings die Leibspeise besagter Flattermänner und wir haben auch Glück und sichten bei unseren beiden Tauchgängen ein halbes bis ein Dutzend Pazifische Mantas. Die genaue Anzahl ist individuell äußerst unterschiedlich, denn mal schwimmen sie oben direkt unter der Oberfläche und mal in 25 m Tiefe, sodass es wegen der schlechten Sicht auch etwas Glück bedarf, im richtigen Moment in die richtige Richtung zu gucken. Auf der anderen Seite ist das auch irgendwie immer so und nicht unbedingt sichtweitenabhängig: Ich hab auch schon mal bei 30 m Sicht auf den Malediven einen Walhai übersehen.
Neben den Riesenrochen glänzt der Mülleimer mit Fisch, wohin man nur guckt. Die Riesenschwärme Gringo-Grunzer sind fast schon lästig, dazu Barrakudas, Doktoren, einige Mobulas und, und, und. Und Kröten en masse, Schwarmkröten sozusagen. Wirklich toll!
Nach dem Mittagessen geht es ein paar Kilometer weiter gen Norden am viel bekannteren Cabo Marshall weiter, der in meiner Wahrnehmung gegenüber dem Mülleimer deutlich abfällt. Es hat eine Fatzenströmung, die uns über das Riff jagt, was ich ja eigentlich liebe: Zurücklehnen und Fernsehen gucken. Allerdings ist das Fernsehprogramm wegen der hier noch schlechteren Sicht ziemlich trostlos. Trostloser ist nur das Nachmittagsprogramm auf RTL. Und der Fühlinger See unterhalb von 5 m. Denn immerhin ist das Riff über und über in hübsche gelbe Anemonen getunkt und einige Kröten und ein Mini-Mobula sind auch am Start. Von daher jammere ich wahrscheinlich gerade auf sehr hohem Niveau und hätte ich die Silberspitzen gesehen, die einige Kollegen erblickt haben, fiele mein Urteil sicher auch anders auch.
Wie auch immer, insgesamt war es auch heute ein toller Tag mit prima Tauchgängen. Da wir wieder eine lange Fahrt vor uns haben, ist auch nach 3 Tauchgängen Schluss, wir kehren zurück in den hohen Norden.
In den nächsten drei Tagen wird sich zeigen, ob unsere Wiederholungstäter recht behalten und man während einer Zwei-Wochen-Tour immer ein oder zwei Scheiß-Tage an Wolf und Darwin hat. Beim ersten Tauchgang am Landslide ist davon nichts zu spüren, es sind viele, viele Hammerhaie an den Putzerstationen unterwegs. Sie scheinen heute ganz besonders im Tran oder noch nicht ganz wach zu sein, denn sie kommen ganz nah ran. Anscheinend hat unser Guide aber keine Lust auf Nahbegegnungen mit Hammerhaien und taucht nach Süden davon, was sich etwas meinem Verständnis entzieht. Ich bleibe einfach hocken und gucke 30 Minuten lang etwas vereinsamt den Haien beim Putzen zu. Beim Auftauchen bewährt sich die Signalpfeife, mit der zu Beginn der Tour jeder ausgestattet wurde und mit der ich das Panga, das einen halben Kilometer entfernt den Rest der Gruppe einsammelt, auf mich aufmerksam machen kann. Mal gucken, ob das noch Ärger gibt.
Auch in den ersten 30 Minuten in der Shark Bay ist viel Hammerhaibetrieb, bevor es in der zweiten Tauchgangshälfte ziemlich ruhig wird. Das ändert sich auch am Nachmittag am Landslide nicht mehr. Nur zwei Kröten, denen ich beim Balzen zuschaue, erheitern etwas das Gemüt.
Für Tauchgang Nummer 4 werden wir "for safety reasons" vor die Wahl gestellt, einen flachen Tauchgang in der Shark Bay zu machen oder mal was ganz anderes zu probieren und eine Secret Cave zu besuchen, die sich in einer geschützten Bucht an der Nordküste von Wolf befindet. Flach in der Haifischbucht ergibt nicht unbedingt Sinn und so wird es die Höhle, was ich als Höhlenfan absolut ok finde. Irgendwie fühlt es sich trotzdem etwas nach Strafmaßnahme für unser zugegebenermaßen nicht ganz regelkonformes Getauche in den letzten Tagen an. Die Höhle, die natürlich wie üblich eher eine Grotte ist, ist auch recht groß im Vergleich zu anderen Meereshöhlen, die ich in der Vergangenheit besucht habe. Mexikos Cenoten sollte man natürlich nicht als Maßstab nehmen. Während des einstündigen Tauchgangs erkunden wir jeden Winkel und lichten jede Muräne und jede Languste ab, die wir finden. Also insgesamt 3. In einer Ecke stoßen wir auf einen Kamin, der senkrecht aus 15 m Tiefe nach oben führt und in einer kleinen, 2x2 m großen Kammer endet. Und wen finden wir da? Ein Seelöwen-Pärchen hat sich zu einem kleinen Tête-à-tête in dieses Séparée zurückgezogen und ist wahrscheinlich genauso überrascht, uns zu sehen, wie umgekehrt. Ihre Begeisterung scheint sich aber in Grenzen zu halten und so lassen wir sie nach zwei schnellen Fotos in Ruhe und treten den Rückzug an. Insgesamt ein netter Tauchgang, wenn man Höhlen mag, ansonsten kann man sich den Besuch schenken und lieber einen Sundowner auf dem Sonnendeck genießen.
Nach starkem Start hat der Tag also hinten raus deutlich nachgelassen. An das Gesetz der Serie möchte ich trotzdem noch nicht glauben. Mal gucken, was Darwin dazu morgen sagt.
Das Programm ist bekannt, 4x Darwin Arch heißt es auch heute wieder. Der Tag ist geprägt von einer starken Strömung aus östlichen Richtungen, die uns den ganzen Tag begleitet. Beim 1. Tauchgang hocken wir uns oben aufs Plateau ins Riff und gucken, was passiert. Nicht viel, es hat nur einen kleinen Barrakudaschwarm und vereinzelt Hammerhaie, nichts Dolles. Beim 2. Abstieg hocken wir uns in die Steilwand auf der Ostseite und lassen uns von den Millionen Gringo-Grunzern den Blick auf die diesmal reichlich vorhandenen Hammerhaie versperren, die durchs Blauwasser ziehen. Auch Schwärme von Großaugen- und anderen Makrelen sorgen für gute Laune. Angeblich soll sich heute auch ein Walhai in der Gegend herumtreiben, aber wir halten erfolglos nach ihm Ausschau. Für Nummer 3 springen wir auf die Geröllhalde im Norden, hocken uns in den Kies und schauen dem Fischbetrieb zu. Die letzten 15 Minuten gibt es einen coolen Drift über den Sattel, der den "Arch" mit der Hauptinsel verbindet. Von oben heben sich die Hammerhaigruppen gut gegen den weißen Sand ab. Wir tauchen schließlich direkt vor der Insel, nur 50 m neben der Calipso, auf. Zurück auf dem Schiff treffen wir auf die völlig enthusiastischen Mittaucher der anderen Gruppe. Kann man verstehen; bei drei Walhaisichtungen während eines Tauchgangs hielten sich meine Depressionen auch in Grenzen. Das versuchen wir zum Abschluss dann auch und hocken uns wieder in die Steilwand. Das Glück ist uns aber nicht hold und so wiederholen wir den schon vom letzten Tauchgang bekannten Drift, der uns wieder viele Hammerhaie aus der Vogelperspektive beschert.
Am Ende des Tages bin ich etwas zwiespältig: Er war mit Sicherheit alles andere als "Scheiße", aber von den bisherigen Tagen an Wolf und Darwin trotzdem der schwächste. Walhaisichtungen anderer Leute zählen halt nicht.
Nach dem vorhersehbaren Tauchprogramm von gestern haben wir heute wieder die Qual der Wahl: Shark Bay oder Landslide? Natürlich letzteres, er hat sich bei dieser Tour besser präsentiert als sein Nachbar. Und wir werden nicht enttäuscht, zum Start in den Tag hat es Hammerhaie ohne Ende an den Putzerstationen und oben auf dem Riff. Sie scheinen sich heute für Meerechsen zu halten, unsere Anwesenheit ist ihnen völlig gleichgültig. Tatkräftig unterstützt werden sie von zahlreichen Galapagoshaien, die wie auf einer Autobahn ihre Bahnen ziehen und einem Trümmer von Adlerrochen, der extrem gut durch den Winter gekommen ist. Wir hängen uns an die Kante und beobachten große Hammerhaischulen im Blauwasser, die auch einen Auftritt in einem der zahlreichen Tierdokus über die Galapagosinseln verdient hätten. Action ohne Ende, einfach großartig!
Kann ja eigentlich nicht mehr besser werden, denke ich, aber die nächsten beiden Tauchgänge setzen tatsächlich noch einen drauf. Die schon beim ersten Tauchgang starke Strömung legt nochmal zu und zerrt an Automat und Kamera, die kaum noch einhändig zu halten ist. Ist aber nötig, mit der anderen krallt man sich am Fels fest. Im Blauwasser ist immer noch Action, inzwischen haben sich Hammer- und Galapagoshaie verbrüdert und ziehen gemeinsam in großen Schulen durch die Lande. Und während ich so wie ein Kind vorm Auspacken der Geschenke ins Blaue starre, denke ich: "Irgendwas stimmt hier nicht." Dann fällt mir auf, dass die Haie rückwärts schwimmen. Tun sie natürlich nicht, aber die Strömung ist so stark, dass die Haie mit ihrem Flossenschlag in Ausdauerstufe G1 keinen Raumgewinn machen, sondern in die Gegenrichtung gedrückt werden. Sehr skurriler Anblick! Als die Finger anfangen zu schmerzen, lassen wir los und driften durchs Blau, wo wir noch 2x die zum Start der Tour erhofften Haischulen durchkreuzen, die man immer im Fernsehen sieht. Großartigst, besser geht es nun wirklich nicht mehr!
Das Gesetz der Serie ist also durchbrochen und wird gebührend auf dem Sonnendeck mit Schnaps und Wahoo-Sashimi gefeiert. Die Tour ist zwar noch nicht zu Ende, aber eigentlich könnte man auch jetzt schon das Fazit ziehen. Es kann nichts mehr passieren, was meinen Eindruck noch (zer)stören könnte.
Unsere Fahrt nach Süden endet vor dem bekanntesten Tauchplatz Santiagos, dem Cousins Rock. In vergangenen Zeiten war der wie ein Baumkuchen geschichtete Fels mal ein toller Makroplatz mit Seepferdchen und allerlei anderem Krimskrams. Seepferdchen gibt es hier aber schon lange nicht mehr, wahrscheinlich von irgendwelchen Vollpfosten rausgeholt, erzählt Guide Sebastian. So gibt es für mich größtenteils Hausmannskost: Ein Trio aus mittelmäßig verspielten Seelöwen, ein paar Adler- und Schwarzpunktrochen, sowie ein Dutzend kreiselnde Weißspitzen, die ihre Hormone anscheinend kaum noch im Zaum halten können. Die tatsächliche Hormonexplosion kriegen dann aber nur Michael und der DiveCooky zu Gesicht, die natürlich völlig begeistert sind. Klar, Haie beim Liebesspiel sieht man nicht alle Tage. Ich noch nie, um genau zu sein. Für mich sind die beiden Tauchgänge dagegen eher ein mittelprächtiger Abschluss eines ansonsten granatenstarken Auftritts der Galapagosinseln.
Nach dem Tauchgang fahren wir nur ein paar Minuten nach Süden und gehen auf Bartolomé zum ersten Mal an Land, begleitet von einem inzwischen bei vielen Ausflügen obligatorischen Guide der Nationalparkverwaltung. Die Kollegin erzählt uns allerhand über die Entstehungsgeschichte des Archipels. Die Inseln liegen über einem unterseeischen Hotspot und driften mit der Nazca-Platte pro Jahr um 7 cm nach Südosten weg. Deswegen sind die Vulkane auf den alten, östlichen Inseln schon lange inaktiv, während die jüngsten Inseln im Westen, Fernandina und Isabela, vulkanisch sehr aktiv sind. Mir fällt auf, dass ich die gleiche Geschichte vor gerade mal 4 Monaten schon mal gehört habe. Sie gleicht der Entstehungsgeschichte Hawaiis, nur dass der Außenposten der Amis auf der pazifischen Platte nach Norden driftet. Unser einstündiger Spaziergang führt uns zum Aussichtspunkt auf dem 114 m hohen Gipfel der Insel, von wo aus man einen schönen Blick auf den Pinnacle Rock am Playa Dorado und bis rüber nach Santiago hat – wahrscheinlich das meistfotografierte Fotomotiv der Inselgruppe.
Nach unserem einstündigen Spaziergang setzen wir die Segel und machen uns auf Richtung Santa Cruz. Eigentlich ist auf dem Weg dorthin noch ein Tauchgang geplant, aber wir haben einstimmig beschlossen, den sausen zu lassen, um lieber heute noch bis Puerto Ayora zu kommen, sodass wir morgen den ganzen Tag Zeit für unseren Landausflug haben. Tote Steine und ein paar Weißspitzen oder Rochen angucken braucht jetzt eh niemand mehr. Nach Einbruch der Dunkelheit treffen wir an der zweitgrößten Insel des Archipels ein und verbringen eine ruhige Nacht im Hafen von Puerto Ayora.
Unser Landtag beginnt mit einer 30-minütigen Busfahrt zur "Rancho El Manzanillo", im Hochland von Santa Cruz gelegen. Eigentlich widmet man sich auf der Ranch der Aufzucht gefährdeter, einheimischer Baumarten, aber wegen des Grünzeugs kommt eigentlich niemand hier her. Denn zufälligerweise streifen über das Gelände auch wild lebende Galapagos-Riesenschildkröten. Na ja, "streifen" ist etwas geschönt, denn eigentlich hocken sie den lieben langen Tag auf der Stelle und simulieren einen Stein. Mimikry in Perfektion, sozusagen. Es ist halt anstrengend, sich bei den tropischen Temperaturen mit so viel Lebendgewicht fortzubewegen – seit dem erzwungenen Ende meiner Triathlon-"Karriere" spreche ich da aus eigener Erfahrung. Wie auch immer, wir spazieren eine Dreiviertelstunde über die Trampelpfade und lichten die zahlreichen Kröten unter Einhaltung des geforderten Wohlfühlabstands von 2 m ab. Hierbei sind übrigens geschlossene Schuhe zu empfehlen, ansonsten kann man einigen Spaß mit der heimischen Ameisenbevölkerung kriegen. Nach dem schweißtreibenden Spaziergang ist noch Zeit für ein Erfrischungsgetränk im Restaurant oder zum Shoppen im Souvenirladen, bevor wir uns nach 1 1/2 Stunden auf der Ranch auf den Weg zurück in den Ort machen. Wer noch nie Galapagos-Schildkröten gesehen hat, dem sei die Ranch wärmstens empfohlen!
Zurück in Puerto Ayora kann jeder den Rest des Tages rumbringen, wie er will. Die einen haben noch nicht genug Kröten gesehen und zieht es in die Charles Darwin-Station, während sich die meisten auf den Weg Richtung Tortuga Bay machen. Hierzu muss man am Ende von "Charles Binford" erstmal eine Ranger Station passieren, in der einem der Ranger erklärt, was man zu tun und was man zu lassen hat. Der Kollege leiert die auf einer Folie hübsch in Piktogramme verpackten Verhaltensvorschriften in einem Affenzahn herunter. Ich habe ein bisschen Mitleid, da ich mir kaum ausmalen mag, wie oft der arme Mann pro Tag immer und immer wieder die gleichen Sätze herunterbetet. Ganz wichtig übrigens: Wenn man gefragt wird, ob man alleine oder in einer Gruppe reist, darf man auf keinen Fall letzteres sagen! Dann kriegt man nämlich einen Guide als Babysitter verpasst! Individualreisende dürfen dagegen, wie der Name schon sagt, auch individuell erkunden.
Von der Ranger Station führt ein gepflasterter Fußweg durch eine Buschlandschaft mit reichlich Kakteen zur Tortuga Bay. 45-60 Minuten braucht man dafür in entspanntem Tempo und mit ausreichend Fotostopps für die endemischen Eidechsen, die sich auf den Steinen in der Sonne braten. Am Ende des Fußmarsches wird man mit einem 1 km langen, schneeweißen, menschenleeren Sandstrand belohnt. Der ist allerdings nur ein Zwischenziel, denn aufgrund der starken Strömungen ist das Schwimmen hier nicht nur nicht erlaubt, sondern auch gefährlich. Also wandert man, langsam mit am Boden hängender Zunge, wenn man nicht genug Wasser dabei hat, bis zum Ende des Strands und biegt dann rechts ab. So gelangt man zur Tortuga Lagune, eine durch eine Landzunge vom offenen Meer getrennte Bucht, in der es sich gefahrlos schwimmen lässt. Hat man davon genug, kann man sich unter den Bäumen, die den Strand säumen, ein schattiges Plätzchen suchen und die Meerechsen beobachten, die neben Einheimischen und Touris den Strand bevölkern. Will man sich den Fußmarch zurück sparen, nimmt man schließlich ein Wassertaxi, das einen in 25 Minuten zurück zum Pier von Puerto Ayora bringt.
Zurück in Puerto Ayora haben wir noch 2 Stunden, die wir mit Shoppen und Eis essen rumbringen, bevor es zum Frisch machen zurück auf die Calipso geht. Für das finale Abendessen will man schließlich nicht riechen wie die einheimischen Seelöwen. Das Abendessen nehmen wir in einem traditionellen ecuadorianischen Lokal auf Charles Binford zu uns. Die Straße wird abends zu einer Fressmeile umfunktioniert; wo tagsüber Autos und Mopeds fahren, steht jetzt Tisch an Tisch zur Bewirtung der Gäste. Wie zu erwarten ist, dominieren frische Meeresfrüchte das Angebot, als Vegetarier hat man es eher schwer. Klar, Reis mit Bohnen gibt's immer.
Nachdem wir uns den Magen vollgeschlagen haben, machen wir noch einen Verdauungsspaziergang zum Pier, wo wir den Baby-Schwarzspitzenriffhaien bei der nächtlichen Jagd zuschauen, bevor es zurück auf die Calipso geht. Um 22 Uhr ist Abfahrt zur letzten Nachtfahrt.
Wir sind zurück, wo es vor 2 Wochen losging. Es folgt das übliche Prozedere: Packen, Zahlen, Verabschieden und auf zum Flughafen, erstmal das Gepäck loswerden. Da unser Flieger aber erst mittags geht, nutzen wir die Zeit zu zwei Abschiedsmargaritas in der Muyu Bar, mit schönem Blick aufs Meer und auf die überall herumlümmelnden Seelöwen. Am Flughafen von San Cristobal ist absolut nichts, wo man sich für ein paar Stunden aufhalten könnte, aber zum Glück sind es ja nur ein paar Minuten mit dem Taxi. Beim 2. Margarita ist es dann auch Zeit für das Fazit: Knaller! Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Galapagos noch besser werden kann, wir haben alles gesehen, weswegen wir hergekommen sind, und der ein oder andere auch noch ein bisschen mehr. Man soll zwar nie "nie" sagen, aber ich werde Galapagos jetzt von meiner Zielgebietsliste streichen: Es kann eigentlich beim nächsten Mal nur schlechter werden. Und mit Sicherheit nicht billiger. Allen, die noch hinwollen, kann ich die Calipso als schwimmende Basis wärmstens empfehlen. Glücklich und zufrieden steige ich wenig später in den Avianca-Flieger, noch nichtsahnend, dass dies für längere Zeit erstmal die letzte Flugreise gewesen sein wird.