Juni/Juli 2007
Nachdem wir gestern den Umfolozi-Park abgeklappert haben, nehmen wir uns heute den Hluhluwe-Teil vor. Schon bald macht eine Giraffenherde ihre Aufwartung, unter die sich ein paar Zebras gemischt haben. Meerkatzen sitzen in den Bäumen oder stillen ihren Durst aus vereinzelten Pfützen, die der Regen in den Schlaglöchern der Schotterpisten hinterlassen hat. Wieder treffen wir auf Gnus, Impala-Herden, Warzenschweine und Kaffernbüffel. Elefanten kriegen wir heute nur aus großer Entfernung zu sehen. Dafür hat es sich an einem Wasserlauf ein junges Nilkrokodil gemütlich gemacht. An einem Wasserloch beobachten wir eine junge Giraffe beim Trinken. Stunden dauert es, bis sie sich nach ausgiebiger Erkundung der Umgebung endlich entschließt, den Kopf zu senken und ihren Durst zu stillen, da sie in dieser Position keine Chance hat, evtl. auflauernden Feinden zu entkommen. Wenig später ist es nach dem Elefanten von gestern heute eine Nashornmutter mit ihrem Jungen, die uns an der Weiterfahrt hindert. 20 Minuten lang stehen sie auf der Straße und scheinen unschlüssig zu sein, wie es weitergehen soll. Schließlich verziehen sie sich ins Gebüsch und wir beenden unsere 8-stündige Tour und kehren in die Hluhluwe Lodge zurück, wo wir für morgen noch zwei schnelle Tauchgänge in Sodwana Bay organisieren.
Während der Rest der Tauchtruppe einen weiteren Tag im Hluhluwe-Umfolozi-Park verbringt oder schon mal gen Süden zu unserem nächsten Etappenziel Shelly Beach düst, verlassen Oliver und ich Hluhluwe gen Nordwesten und fahren nach Sodwana Bay, um endlich mal unseren Kopf mit einer Tauchflasche auf dem Rücken unter Wasser zu kriegen. Die Frau von den Coral Divers sagte uns am Telefon, dass es reicht, wenn wir um 9.00 Uhr da sind. An der Schranke zum Resort sollten wir dem Wachmann einfach sagen, dass wir zu den Coral Divers wollen, dann würde er uns durchlassen. Das erweist sich als grobe Fehlinformation, der Wachmann denkt nicht im Traum daran, uns durchzulassen. Zuerst müssten wir im Office zwei Tageskarten lösen, dann könnten wir rein. Da im Office gerade noch ein paar andere Menschen abgefertigt werden wollen, kostet uns diese Aktion 15 Minuten, die wir dann auch prompt zu spät sind, sodass es nicht mehr reicht, den ersten Tauchgang mitzumachen. Wie es hätte klappen sollen, wenn wir pünktlich um 9 Uhr dagewesen wären, ist mir angesichts der Tatsache, dass der Traktor-Shuttle von der Basis zum Strand bereits um 8.45 Uhr abfährt, allerdings auch ziemlich schleierhaft. Jedenfalls schickt uns die Frau an der Basis zum Strand, damit wir dort mit den Tauchguides vor Ort die weiteren Dinge klären. Also wieder zurück durchs Gate, runter zum Strand und hin zu den Guides. Die sind etwas verwundert, weil sie gar nichts für uns tun können, das Boot sei eh schon weg und wir müssten ja auch vorher an der Basis bezahlen und mit der Quittung wiederkommen, bevor sie uns mit aufs Boot nehmen könnten. Flasche und Blei hätten sie auch nicht da, die gebe es an der Basis. Ah so und wieso sagt uns das an der Basis niemand? Etwas angepisst verziehen wir uns in die Beach Bar und schlagen die Zeit bis zum 2. Tauchgang, der für uns der 1. sein wird, mit Quatschen tot. Nach 2 Stunden geht's den Weg vom Strand wieder zurück durchs Gate zur Basis, den Weg kennen wir inzwischen ja. Dort bezahlen wir erstmal und mit der Quittung in der Hand werden wir zum Equipment-Room geschickt, um dort Flasche und Blei abzuholen. Der ist aber zu, keiner da. Auf Nachfrage am Office heißt es, der Equipment-Mann kommt schon, ist vielleicht gerade in der Mittagspause. Schön für ihn, schade nur, dass in 2 Minuten der Traktor-Shuttle fährt und wir noch immer ohne Flasche und Blei dastehen. Daraufhin heißt es, Flaschen wären am Strand, Bleigurte sollten wir dann in dem kleinen Coral Divers Shop am Strand leihen. Na toll, so langsam sinkt meine Stimmung auf den kompletten Nullpunkt, ich habe von diesem chaotischen Dilettantenhaufen namens Coral Divers langsam aber sicher komplett die Schnauze voll. Wenigstens gibt es tatsächlich am Strand noch 2 Flaschen für uns. Nachdem das geklärt ist, latsche ich die 200 m durch den Sand zum Coral Divers Shop, wo ich tatsächlich 2 Bleigurte kriege, mit denen ich dann hektisch zurücktapere. Schließlich und endlich - ich kann's kaum glauben - stehen wir tatsächlich voll ausgerüstet am Strand und lauschen dem Briefing des deutschen Tauchguides. Kurze Zeit später düsen wir mit dem Zodiac raus aufs Meer. Eine kurze Suche nach dem Walhai, den sie heute Morgen beim ersten Rausfahren gesichtet haben - vielen Dank auch - bleibt erfolglos. Schließlich schaffen wir es nach 16 Tagen "Tauch"urlaub tatsächlich endlich, einen Tauchgang mit Flasche hinzukriegen. Den Tauchgang empfinde ich als ok, wenngleich mich der Platz mit Namen "Antons" nicht mehr so begeistern kann, wie vor 2 Jahren. Die Korallen finde ich nach wie vor gut, nur kommen die Farben bei den Lichtverhältnissen heute so ungefähr gar nicht raus. Auch Fisch hat es nicht so viel, wie ich es in Erinnerung habe. Völlig anders sieht Oliver die Sache, er ist komplett bedient und verlangt Schadenersatz von mir, dass ich ihn überredet habe, hierher mitzukommen. Hmm, ich finde, er übertreibt, aber nach 1600 Tauchgängen hat man wahrscheinlich einfach schon zu viel gesehen, da muss es dann gleich ein Tigerhai sein, damit ein Tauchgang ein "gut" bekommt. Doch dazu später mehr. Ich muss jedenfalls zugeben, dass wir uns diesen Abstecher besser gespart hätten. Weniger wegen des Tauchgangs, sondern vor allem wegen der völlig desorganisierten Chaoten-Tauchbasis namens Coral Divers, die mir an diesem Tag den letzten Nerv geraubt hat. Ich bin froh, als wir gegen 14 Uhr Sodwana Bay verlassen. Nach kurzem Zwischenstopp in Hluhluwe, wo wir neben dem Benzinvorrat vor allem unsere Biltong-Reserven auffüllen, geht es die 400 km runter nach Shelly Beach, wo wir gegen 20 Uhr eintreffen. Während der letzten Woche unseres Trips werden wir in den Breakerview Appartments wohnen, eine prima Anlage direkt am Hafen von Shelly Beach, von wo aus die Boote nach Protea Banks starten, und von daher ideale Basis für die kommenden Tage.
African Dive Adventures am Hafen auf uns. Nach ausführlichem Briefing zerren wir das Gummiboot ins Wasser und los geht's rüber zu den Protea Banks, 7 km vor der Küste. Die Fahrt ist extrem ruppig, hart schlägt das Boot nach jeder Welle auf dem Wasser auf und bereits nach wenigen Metern ist man völlig durchnässt. Aber das wollen wir ja gleich eh sein. Auf Kommando hüpfen wir gemeinsam vom Boot, tauchen ab und lassen uns von der Strömung übers Riff ziehen. Viel ist nicht zu sehen, aber immerhin sichten wir einen Bullenhai, der uns in sicherer Entfernung passiert. Nach einer guten halben Stunde ist der Spaß vorbei und zurück an der Oberfläche beginnt erst die richtige Arbeit. Die Wellen sind inzwischen 3 m hoch und erschweren den Einstieg ins Gummiboot doch sehr. Auch hat es eine Fatzen-Strömung, ist man nur 2 m vom Boot weg, hat man kaum eine Chance, es zu erreichen, weswegen der Käpt'n ziemlich manövrieren muss. 15 Minuten dauert es, bis endlich alle 10 Personen im Boot sind und schon geht's zurück zur Küste. Die Rückfahrt ist noch heftiger als die Hinfahrt und da der Wind im Laufe des Tages noch auffrischen soll, ist es schon klar, dass dies unser einziger Tauchgang heute bleiben wird. Auch für morgen ist stürmisches Wetter angesagt, sodass die Tauchgänge an den Protea Banks werden ausfallen müssen. Unser Wetterglück hat uns wieder eingeholt.
Früh am nächsten Morgen wartet schon Roland Mauz vonDen unverhofft frei gewordenen Nachmittag füllen wir mit einem Ausflug zum Oribi Gorge. Diese Schlucht, die nur ca. 30 km von Shelly Beach entfernt liegt, sieht aus wie eine Miniaturausgabe des Grand Canyon. Von einigen Aussichtspunkten aus hat man einen imposanten Ausblick auf die vom Umzimkulwana River ausgewaschene Schlucht. Seit neuestem gibt es dort auch eine Anlage, an der man durch tiefes Fallen seinen Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen lassen kann. Beim "Wild Swing" hängt man in einem Geschirr, welches an einem Seil hängt, welches wiederum an quer über die Schlucht gespannten Seilen befestigt ist. Zuerst geht es wie beim Bungy 100 m in freiem Fall abwärts, bevor man an dem Seil hin und her über die Schlucht schwingt. Wir haben uns dieses Vergnügen gespart. Dann lieber Bullen- und Tigerhaie, die zerren nicht so an den Nerven.
Wie befürchtet, können wir heute wegen des schlechten Wetters nicht tauchen gehen. Ich nutze die Zeit, um ein wenig am Strand entlangzujoggen, aber bereits nach 30 Minuten bin ich von dem tiefen Sand so im Arsch, dass ich freiwillig über die viel befahrene Hauptstraße zurückrenne. Anschließend ist aktive Erholung angesagt, wobei "aktiv" in diesem Fall "Bier trinken in einer Sports-Bar und dabei zugucken, wie sich erwachsene Männer in die Fresse treten (manche nennen es Rugby, sehr beliebt in Südafrika)" bedeutet. Damit ist der Tag erschöpfend abgehandelt.
einzelnen Sandtiger. Ein Fortschritt, aber das geht ja wohl noch besser. Hoffe ich zumindest. Der 3. Tauchgang ist dann ein Ködertauchgang, den Roland erst seit kurzem anbietet. In eine Tonne, die in 12 m Tiefe aufgehängt wird, werden Fischreste gegeben und das Ganze schön durchtränkt mit Fischöl. Das Ganze stinkt nicht nur meilenweit zum Himmel, sondern auch im Wasser und lockt so die großen Raubfische an. Allerdings kommen die Haie nicht an den Köder heran, sie können ihn im Gegensatz zu der Vorgehensweise an Aliwal Shoal nicht fressen. 30 Minuten, nachdem die Tonne im Wasser ist, hat ein Tigerhai Witterung aufgenommen und macht sich an der Tonne zu schaffen. Möglichst schnell und geräuschlos, um den Hai nicht zu verschrecken, versuchen wir ins Wasser zu kommen. Dies gelingt uns leider nicht, kurz nachdem die ersten Taucher im Wasser sind, sucht der Tiger das Weite, sodass ich ihn leider nicht zu Gesicht bekomme. So viel zum Ruf des Tigerhais als Menschenfresser. Immerhin tauchen im Laufe des Tauchgangs noch zwei Schwarzspitzenhaie (die Hochsee-, nicht die Riffvariante) und ein Bullenhai auf. Da ich erstere auch noch nie gesehen habe, bin ich trotz der fehlenden Tiger ganz glücklich. Noch während unserer Rückfahrt kommt der Anruf aus Umkomaas von Gruppe 1: Während ihres einstündigen Tauchgangs hatten sie sage und schreibe 6 Tigerhaie um sich herum, und zwar gleichzeitig! Noch kann ich mir kaum vorstellen, was das für ein Schauspiel gewesen sein muss, aber ich werde es hoffentlich morgen erfahren. Das Schauspiel, was sich uns bei der Rückfahrt zur Küste bietet, ist allerdings auch nicht schlecht. In den Gewässern vor Shelly wimmelt es zur Zeit von Walen und in einiger Entfernung können wir auch den ein oder anderen aus dem Wasser springen und Rückenklatscher machen sehen. Sehr hübsch.
Das Wetter hat sich beruhigt, es darf wieder getaucht werden. Wie schon in Gansbaai teilen wir uns in 2 Gruppen auf. Gruppe 1 fährt nach Umkomaas zum Tigerhai-Tauchen an Aliwal Shoal, während ich als Mitglied von Gruppe 2 drei Tauchgänge an den Protea Banks unternehmen werde. Der 1. Tauchgang führt uns zu den Northern Pinnacles, wo um diese Jahreszeit in den und um die dortigen Höhlen normalerweise Hunderte Sandtiger zu finden sind. Zumindest wurde mir das immer erzählt. Umso überraschter bin ich, als wir die Höhlen leer vorfinden. Wo sind die denn alle hin? Immerhin sehen wir drei Bullenhaie. Unser 2. Versuch an den Höhlen beschert uns einenAfrican Watersports raus zur Aliwal Shoal wollen. Die Firma gehört Walter Bernardi, dem Pionier hier in Sachen Tigerhai-Tauchen. Eine Basis im eigentlichen Sinne gibt es nicht, man trifft sich im Gästehaus, um von dort mit dem Jeep runter zum Strand zu fahren, das Gummiboot im Schlepptau. Draußen auf dem Wasser wird erstmal wie bei Roland Mauz eine Ködertonne ins Wasser gelassen, mit der die Haie angelockt werden. Sind sie da, wird diese Tonne jedoch gegen eine Waschtrommel ausgetauscht, in der sich Fischköpfe und ähnliche schmackhafte Delikatessen befinden. Die Haie werden also in der Tat gefüttert, weswegen sie da bleiben, wenn die Taucher ins Wasser gehen und sich nicht direkt verabschieden. Während die Ködertonne im Wasser hängt und wir auf die Ankunft der Haie warten, bekommen wir ein ausführliches Sicherheitsbriefing, was wir zu tun und was wir zu lassen haben:
Heute soll auch für mich das Highlight der Tour folgen, neben dem Käfigtauchen in Gansbaai. Früh morgens um 6 Uhr geht es die 100 km Fahrt nach Umkomaas, wo wir mit den Jungs vonSo gebrieft fühle ich mich eigentlich ganz gut, kann ja praktisch nichts passieren. In den 6 Jahren, in denen African Watersports das hier macht, hat es auch erst zwei Zwischenfälle gegeben. Einer Taucherin hat ein Tiger von hinten in die Flasche gebissen, einer anderen in den Kopf. Er muss aber wohl glücklicherweise abgerutscht sein, die Wunde musste "nur" mit 6 Stichen genäht werden. In beiden Fällen wurden anscheinend die Sicherheitsregeln verletzt (Augenkontakt nicht gehalten bzw. zum Boden gesunken). Menschliches Versagen also, nicht das des Hais. Ein letzter Rest Mulmigkeit ist allerdings schon noch vorhanden, immerhin gilt der Tigerhai als gefährlichster Hai in tropischen Gewässern. Allerdings ist die absolute Anzahl an Unfällen äußerst gering. Das ist hier zwar kein Zoo, aber eben auch keine deutsche Autobahn, wo es deutlich gefährlicher zugeht ...
Nachdem Lloyd sein Briefing beendet hat, warten wir noch ca. 45 Minuten, bis sich an der Tonne etwas tut. Dann geht alles ganz schnell und schwupps sind wir im Wasser. Was sich dann vor meinen Augen abspielt, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Zwei Dutzend Schwarzspitzenhaie wuseln hektisch um die Tonne herum, machen sich daran zu schaffen, drehen ab, ziehen ein Runde und bahnen sich durch unsere Gruppe hindurch den Weg zurück zur Tonne. Völlig anders dagegen die 3 Tigerhaie, ruhig und gemächlich ziehen sie ihre Bahnen, beäugen uns, drehen einen Bogen und schwimmen dann langsam an uns vorbei, um ihren Teil des Festmahls abzubekommen. Fast sieht es so aus, als wären sie sich ihrer Überlegenheit bewusst, sie sind hier die Chefs im Ring. Zwei der Tiger sind noch sehr jung, gut sind die schwarzen Streifen auf dem Körper dieses wunderschönen Tieres zu sehen. Das dritte Exemplar ist etwas älter und größer (ca. 3 m) und die Streifen dementsprechend schon etwas verblasst. Eine volle Stunde lang bleiben sie uns und der Tonne treu. Völlig euphorisch und begeistert steigen wir danach aus dem Wasser und zurück aufs Boot.
Natürlich gehen die Meinungen über derlei Fütterungstauchgänge weit auseinander. Die einen sagen, es sei ein unerlaubter Eingriff in die Natur, die Haie werden gefüttert und würden somit Menschen mit Futter assoziieren, wodurch die Gefahr von Unfällen steigen würde. Die anderen sagen "Alles Quatsch", es gebe keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass durch solche Aktionen die Gefahr von Haiunfällen steige. Bei weltweit 40 Milliarden Badeereignissen pro Jahr nehmen sich die 50 bis 75 Haiunfälle, von denen 5-10 tödlich enden, verschwindend gering aus. Es ist deutlich wahrscheinlicher, im Schlaf aus dem Bett zu fallen und sich dabei das Genick zu brechen. Für den Normalbürger seien solche Tauchgänge daher keine Gefahr, sondern maximal für diejenigen, die sich auf solche Tauchgänge begeben. Was sie aber schließlich auch freiweillig tun.
Ich weiß nicht, was richtig ist, ich weiß nur, dass dieser Tauchgang auf gut Deutsch einfach eine extrem geile Show war, in deren Genuss man wahrscheinlich nur kommt, wenn man die Haie anfüttert. Ein Ködern alleine lockt sie zwar zur Tonne hin, reicht aber anscheinend nicht aus, um sie während des Tauchgangs dann auch dazubehalten. Ich würde es daher wieder machen. Wir können froh sein, dass wir überhaupt noch die Chance haben, Haie zu sehen, schon in wenigen Jahren könnte dies angesichts der täglich stattfindenden Massenabschlachtungen nicht mehr der Fall sein.
Nachtrag, August 2011: Mein Enthusiasmus über Ködertauchgänge hat beim Lesen dieses Blogs und sehen dieser Bilder einen herben Dämpfer bekommen. Es kann natürlich nicht sein, dass den Haien durch derartige Aktivitäten Schaden zugefügt wird. Dank des persönlichen Einsatzes einiger leidenschaftlicher Hailiebhaber sind seit Dezember 2010 schonendere Ködertechniken im Einsatz, die von (hoffentlich) allen Tauchbasen an Aliwal Shoal angewendet werden, sodass man wieder ohne schlechtes Gewissen zu den Haien ins Wasser darf. Bleibt zu hoffen, dass diese Methoden auch in anderen Teilen der Welt angewendet werden.
20 Raggies. Na also. Nachdem ich sie 5 Minuten lang beobachtet habe, frage ich mich allerdings, warum ich sie unbedingt sehen wollte. Sandtiger sind nämlich extreeeem träge. Eigentlich hovern sie nur bewegungslos einen halben Meter über dem Meeresgrund und bewegen sich ansonsten möglichst überhaupt nicht. Genau wie ich halt. Unfassbar finde ich, dass dieser Hai zusammen mit dem Bullenhai an Platz 3 der Haiunfallstatistik stehen soll (hinter Weißem Hai und Tigerhai). Wie kann es mit so einem Tier, dass ich fast schon als lahmarschig bezeichnen würde, zu Unfällen kommen? Da muss der ein oder andere U/W-Idiot versucht haben, dem Hai einen Knoten in die Rückenflosse zu machen oder eine neue Frisur zu verpassen, anders kann ich mir solche Zahlen nicht erklären. Wie auch immer, da die Raggies nun schon mal hier sind und ich zufällig auch, nutze ich die Chance und springe mit Michael und Roland noch zu einem 3. Tauchgang ins Wasser, während der Rest der Truppe die andere Option wahrnimmt, und sich schon mal unter die heiße Dusche begibt. Auch eine Alternative ... Unsere finde ich aber spätestens in dem Moment besser, in dem vor dem Sprung ins Wasser 10 m hinter unserem kleinen Schlauchboot ein südlicher Glattwal vorbeizieht. Ratzfatz ist Michael samt Kamera im Wasser, aber beim Sprung ins Wasser verliert er wohl etwas die Orientierung. Der Wal ist jedenfalls verschwunden, bevor Michael auf den Auslöser drücken kann. Schade ...
Heute versuchen wir unser Glück nochmal an den Protea Banks, die letzte Chance, vielleicht doch noch ein paar "Raggies" zu sehen, wie die Sandtiger hierzulande genannt werden. Der erste Tauchgang an den Southern Pinnacles verläuft ziemlich ergebnislos, vor lauter Verzweiflung fotografiere ich sogar meine Mittaucher. Erfolgsmeldung dafür beim 2. Tauchgang, in den Höhlen liegen heute immerhin so an die Video: Sandtiger an den Protea Banks [02:28 Min.]Unser Urlaub neigt sich dem Ende und da man den Urlaub mit einem Hailight abschließen soll, begeben wir uns nochmal kollektiv nach Umkomaas zu einem 2. Tigerhai-Tauchgang. Während es vorgestern noch eine gespannte Erwartung vor dem Sprung ins Wasser war, ist es heute reine Vorfreude. Es dauert wieder ca. eine Stunde, bis die Haie da sind. Neben den 20 Schwarzspitzen ist es heute allerdings "nur" ein Tiger, was angesichts der trüben Sicht, die wir heute haben, aber auch ganz gut ist, da es sehr leicht fällt, dieses eine Exemplar im Auge zu behalten. So nehmen unsere Unterwasseraktivitäten einen schönen Abschluss. Abends klingt die Tour mit einer großen Grillparty - Tschuldigung - einem großen Braai auf der Terrasse des Breakerview aus. So wechseln interessante südafrikanische Köstlichkeiten, wie z.B. die allseits beliebte Buurewoos, auf dem Grill ihren Aggregatszustand - eben noch ein 1 Meter langes, spiralenartig zusammengerolltes glibberiges Etwas, kurze Zeit später ein durchgegartes Stück Fleisch, was sich mit einem Kilo Heinz Ketchup und 'nem Dosenbier relativ gut die Speiseröhre hinunterbefördern lässt.
Heute heißt es Abschied nehmen von Südafrika. Packen und aufräumen und nichts wie ab nach Durban zum Flughafen. Die Zeit bis zum Abflug schlagen wir im Restaurant wieder mit Rugby gucken tot. Ob dieses Spiel in Deutschland jemals eine Chance hat? Ich glaube, dazu sind wir Deutschen zu memmig drauf. Über Jo'burg geht es zurück in die Heimat, wo am Frankfurter Flughafen eine Reise zu Ende geht, bei der wegen des schlechten Wetters leider nicht alles so stattfinden konnte, wie es geplant war, die aber trotzdem noch genügend Höhepunkte zu bieten hatte und mir in prima Erinnerung bleiben wird.