Sonnenuntergang über Fakarava

Französisch-Polynesien 2022 – Tauchsafari Tuamotus, Teil 2

September 2022

Tag 8-9: 23.-24.09., Apataki

Mitten in der Nacht erreichen wir mit dem Apataki-Atoll den nördlichsten Punkt unserer Tauchsafari. In der Nordwestecke des Atolls befindet sich einer der beiden schiffbaren Kanäle, der auf die Namen Tehere (Liebe) und Aimonu Pass hört. Nach dem Genießen des äußerst kitschigen Sonnenaufgangs starten wir noch vor dem Frühstück zu unserem ersten Tauchgang in der Nähe des Kanaleingangs, da sich dort die großen Fischschulen tummeln. Und die sind in der Tat beachtlich: Straßenkehrer, Barrakudas, Wimpelfische, Napoleons, Makrelen in allen Formen und Farben und ein riesiger Schwarm Doktorfische, der den ganzen Himmel verdunkelt. Hammer! Nur das Riff ist leider totaler Bruch, es sieht aus wie nach einem Bombeneinschlag. Hurricane? Dynamitfischen? Man weiß es nicht und auch die Guides haben keine Erklärung dafür, wieso es nur ein paar Kilometer nördlich von so einem fantastischen Riff wie vor Kauehi so aussieht wie nach der Bombennacht von Dresden.

Nach dem Frühstück schauen wir uns an, wie es im Kanal aussieht. Bei zunächst nur leichter Strömung driften wir durch eine felsige, korallenfreie Unterwasserlandschaft mit vielen Canyons. Vor allem am Kanaleingang steht wieder viel Fisch. Der Kanal zieht sich ewig hin. Nach einem Kilometer erreichen wir eine kleine Höhle, in der aber außer einem überraschten Zacki nichts weiter zu sehen ist. Nach weiteren 200 m verengt sich der Kanal zu einem schmalen Canyon, oberhalb dessen wir uns in die jetzt starke Strömung hängen und die 50-100 Grauen Riffhaie beobachten, die durch ihn hindurch cruisen. Knapp 10 Minuten lang schauen wir ihnen zu, bevor wir loslassen und in einem Affenzahn in die Lagune hineindriften. Und siehe da: Auch vor Apataki gibt es fantastische Steinkorallen, nur eben nicht am Außenriff, sondern innen in der Lagune. Leider haben wir keine Möglichkeit zu einer näheren Erkundung, denn die Strömung fegt uns über das Riff hinweg, sodass wir uns nach einer knappen Stunde nur noch vom Dinghi einsammeln lassen können. Mega-Tauchgang!

Am späten Nachmittag folgt ein ähnliches Spiel wie am Vormittag, nur dass wir 25 Minuten am Kanaleingang warten müssen, bis die Strömung endlich nachlässt und wir bei "Slack Tide" in den Kanal reintauchen können. Die Haie halten wieder den Canyon besetzt, sind diesmal aber gegen die Sonne nur schwer auszumachen. Trotzdem super! Wir drehen schließlich um und lassen uns diesmal im Kanal vom Dinghi einsammeln.

Der zweite und letzte Tag vor Apataki hält zunächst wieder einen Rifftauchgang für uns bereit. Wir orientieren uns nach dem Abtauchen direkt Richtung Kante, um zu schauen, was im Blau los ist. Ich drehe mich nochmal um und sehe über das Riff einen recht großen Hai mit hübschen senkrechten Streifen streifen. Geil, Tigerhai ohne Anködern, kommt auch nicht allzu häufig vor! Alle halten sich zurück, um den Kollegen nicht zu verscheuchen; nur einer stürmt mit der GoPro in Vorhalte auf ihn zu. Wer wohl? Der Tiger lässt sich aber nicht groß stören, dreht mit einigem Sicherheitsabstand einen großen Halbkreis um uns rum und verschwindet dann in den Tiefen des Pazifiks. Sehr cool! Danach passiert zwar nichts mehr, was wir nicht schon kennen, aber die Fischschwärme bleiben ein Hingucker!

Zum Abschluss gibt es nochmal Kanal. Wie schon gestern Nachmittag müssen wir draußen "kurz warten" und hängen 30 Minuten lang wie festgetackert in der Trümmerwüste, bevor die Strömung uns endlich reinlässt. Wieder stehen riesige Doktorfischschwärme am Eingang, garniert mit einem einsamen Großen Barrakuda und einem Monster von Zackenbarsch. Ansonsten ist wenig los. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir endlich an dem Hai-Canyon an, in dem sich wieder die Grauen tummeln. Es reicht aber leider nur noch zu zwei schnellen Fotos, da wir nach der langen Wartezeit am Anfang mit Nullzeit und/oder Luft am Ende sind.

Nach Tauchgang 5 machen wir uns wieder auf den Weg, der nächste Stopp ist das 75 km entfernt gelegene Toau-Atoll.

Tag 10-11: 25.-26.09., Toau Nord

Das Toau-Atoll ist mit einer Gesamtfläche von 652 km² das zweitgrößte Atoll der Gemeinde Fakarava. Irgendwas zwischen 2 und 18 Einwohner verteilen sich auf die beiden Dörfer Maragai im Osten und Matariva im Norden, wobei es sich bei beiden nur um ein paar wenige Häuser handelt. Vor allem Matariva ist ein beliebter Stopp für Segler auf ihrem Weg von oder nach Tahiti, da es direkt an Toaus Nordkanal liegt. Einige im Kanal ankernde Boote sind dann auch die ersten, die wir seit dem Verlassen von Fakarava sichten.

Wie der Leser schon erraten hat, ist dieser Kanal und das dazugehörige Außenriff unser primäres Tauchziel in den kommenden beiden Tagen. Unsere Guides nennen den Kanal bzw. die angrenzende Insel aus mir nicht bekannten Gründen Anse Lanio, wohingegen er in Seglerkreisen und im Internet unter Anse Amyot firmiert. Vielleicht ein kleiner Hörfehler?

Bei unserem ersten Abstieg streunen wir erst ein bisschen das Riff rauf und runter auf der Suche nach der Hai-Action. Die finden wir nach einiger Sucherei an einer Felsnase, in der ca. 50 Graue Riffhaie in der Strömung kreiseln. Wir gucken ihnen ziemlich lange beim Karussell fahren zu, bis wir uns auf das Riffdach und in den Kanal verabschieden, dessen Korallen sehr an die vor Apataki erinnern: ein einziger Trümmerhaufen. Auch hier stellt sich die Frage, warum? Die vereinzelt zu sehenden Dornenkronen können es wohl nicht alleine sein. Trotzdem ist der Tauchplatz wegen des Hai- und Fischlebens ganz gut.

Beim zweiten Tauchgang bleiben wir nur kurz am Außenriff und schwimmen schon nach ein paar Minuten bei Badewannenströmung in den Trümmer-Kanal rein. Spätestens hier macht es sich bezahlt, dass ich das Kit-Objektiv mit Makromodus mitgenommen habe, denn Highlight sind zwei winzige Seenadeln, mit denen Silke und ich uns eine Viertelstunde lang die Zeit vertreiben. Dabei verlieren wir natürlich die Gruppe, müssen hinterherhecheln und treffen sie gerade noch wieder, als es Richtung Safety Stop geht. Ich bereite mich geistig schon auf den nächsten Anschiss vor, von wegen 15 Meter Abstand und so, aber zu meinem Erstaunen bleibt die Podiumsdiskussion aus. Wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass wir die 15-Meter-Regel bisher kaum eingehalten haben, ohne dass es deswegen Stress gab; die wird also tatsächlich nicht so eng gesehen.

Den Vormittag des zweiten Tages nutzen wir für einen Inselrundgang und statten den beiden Bewohnern von Matariva einen Besuch ab. Besonders unsere Küchenfee Manu ist herzlich willkommen, da sie in einem engen Verwandtschafts­verhältnis zu den Bewohnern steht.

Der Kanal hat uns gestern nicht so überzeugt, dass wir einen weiteren Tauchgang dort machen müssen. Bei unseren verbleibenden Tauchgängen beschränken wir uns daher aufs Außenriff und die Felsnase mit dem Hai-Karussell, verschiedenen Barrakudaschwärmen, Napoleons, dem ein oder anderen Occi und all den Rifffischen, die wir auch schon von den anderen Atollen kennen. Mit Yellow Dog gibt es an der Nordspitze des Atolls auch noch einen Tieftauchplatz, an dem wir uns auf 40 m versenken, um dort unten die düstere Atmosphäre und den Blick an der Steilwand rauf ins Sonnenlicht zu genießen. Das ist auch seine Kernkompetenz, fischmäßig bietet der Platz nichts Neues.

Am Nachmittag ziehen wir weiter und fahren die Nord- und Ostküste hinunter bis zum nächsten Kanal, an und in dem es morgen weitergeht.

Tag 12-13: 27.-28.09., Toau Ost

Der Osten des Toau-Atolls nennt gleich zwei schiffbare Kanäle sein Eigen, die direkt nebeneinander liegen und auf die Namen Fakatahuna und Otugi hören. An dem großen breiten der beiden (Otugi) starten wir am frühen Morgen unsere erste Erkundung. Nach dem Sprung ins Wasser paddeln wir 20 Minuten bei leichter Gegenströmung an der Kante lang. Im Blauwasser bewundern wir eine Mega-Schule Grauer Riffhaie. Es sind mindestens 100, vielleicht sogar an die 200 Tiere. Beim Suchen nach einem Beobachtungsplätzchen müssen wir allerdings auf die zahlreichen Dornenkronen aufpassen, die dem Riff zugesetzt haben. Als das Ende der Nullzeit naht, lassen wir los und fliegen endlich mal wieder in einem Affenzahn durch den Kanal. Nach der durchgehenden Badewanne im Norden habe ich das schon ein wenig vermisst. Nach 5 Minuten Flug wird die Canyon-artige Landschaft von einem kleinen Korallenriff unterbrochen, das etwas Schutz vor der Strömung bietet. Zwei Monster-Schwärme aus Großaugenbarschen und Straßenkehrern ruhen sich hier ebenfalls von der stressigen Schwimmerei am Außenriff aus. Graue Riffhaie ziehen darüber ihre Runden. Leider habe ich das falsche Objektiv montiert, ein Königreich für einen Weitwinkel! Bei Minute 50 fragt mich Tim nach meiner Luft und da meine Antwort "80" lautet, bereite ich mich schon mal auf die nächste Litanei vor. Er antwortet aber nur mit einem einfachen "Ok". Na, wird doch langsam! Bei Minute 55 verlassen wir schließlich den Schutz des Riffs und schießen wie durch ein Kanonenrohr mit einem Hammer-Drift in die Lagune. Geilomat, für mich der beste Tauchgang des Trips bis hierhin!

Unser zweiter Tauchgang führt uns zu dem kleinen Kanal (Fakatahuna), an dessen Eingang es eine Manta-Putzerstation gibt. Tim und Cyril beziffern die Sichtungswahrscheinlichkeit für die Riesenrochen auf 70 %. Wir warten lange auf unsere Freunde und vertreiben uns die Zeit derweil mit Hundezahn-Thunen und Barrakuda-Schulen im Blau, sowie Schwärmen von Buckel-Schnappern und Wimpelfischen am Riff. Leider ist unsere Wartezeit vergebens, sodass es schließlich mantalos in den Kanal geht. Der 10-minütige Drift führt durch eine schöne Landschaft mit Canyons und Überhängen, unter denen Husare und Großaugenbarsche stehen. Nett! Scheiße nur, dass das Gezerre der Strömung jetzt auch noch den Clip des rechten Schultergurts meines Jackets in die ewigen Tauchgründe befördert hat. Zu Beginn der Tour musste ich schon den ebenfalls gebrochenen linken durch Kabelbinder ersetzen. Zum Glück ist noch welcher übrig.

Am nächsten Tag versuchen wir das gleiche Spiel wie gestern, nur in umgekehrter Reihenfolge. Meine Kabelbinder-Reparatur hält nicht mal bis zum Einstieg, sodass das Jacket etwas lose am Körper schlackert. Wird schon gehen, aber als Profi-Tipp nehme ich mit, die Ausrüstung nächstes Mal VOR dem Urlaub einer Funktionsprüfung zu unterziehen. Professionell wäre es auch, seinen Gästen die Flasche nicht immer vor dem Sprung ins Wasser zuzudrehen. Diana hat jedenfalls den gleichen Spaß wie Kirsten an Tag 2 und muss sich von Tim erstmal die Flasche wieder aufdrehen lassen. Unsere Suche nach den Mantas ist dann leider genauso erfolgreich wie gestern, sodass Tims ansehnliche Manta-Erfolgsstatistik eine kleine Delle bekommt.

Zum Abschluss geht es wieder an den großen Kanal, wo wir den Tauchgang von gestern Morgen wiederholen, nur dass uns diesmal Cyril statt Tim begleitet. Auch Thierry hüpft mit ins Wasser, der anscheinend nicht so ganz unglücklich ist, dass wir nur eine Kleingruppe sind, denn nur dadurch hat er die Möglichkeit, auch selbst die Unterwasserwelt zu genießen. Die Sicht ist etwas milchiger als gestern, weswegen die Hundertschaft Grauer Riffhaie dieses Mal nicht ganz so gut zu sehen ist. Wir knallen wieder durch den Kanal zu dem schützenden Korallenriff, an dem heute nur die Großaugenbarsche stehen. Die Schnapper sind nur in Kleingruppen zugegen; leider kein Vergleich zu gestern! In einer kleinen Höhle überraschen wir eine Weißspitze, die mir fast in die Kamera schwimmt. Bei Minute 45 gehen wir weg und folgen Cyril, der noch 10 min lang völlig sinnlos quer gegen die Strömung kämpfend über eine Schutt- und Geröllwüste ballert, auf der es absolut nichts zu sehen gibt. Warum er nicht einfach ab die Post mit der Strömung driftet, wie Tim gestern, weiß nur er allein.

Nach dem Tauchgang kriegen wir dann (fast) alle unser Fett weg: Mit Kirsten diskutiert Cyril über die eine Minute, die ihr Computer wegen des nicht zu vermeidenden schnellen Aufstiegs von der Riffkante auf den Sicherheitsstopp draufpackt. 4 Minuten statt 3 Minuten, das wäre dann ja Deko und müsste sie vermeiden. Silke war zu weit weg, was klar ist, da sie stehengeblieben ist, um die Hai-Armee zu fotografieren, an der er erstmal vorbeigeschwommen ist. Thierry war auch zu weit weg und ich habe die Frechheit gehabt, noch zu fotografieren, als er gerade den Abflug eingeleitet hat. Wahrscheinlich ist er deswegen am Ende noch als Strafmaßnahme über die Gerollwüste gegurkt. Ich kann über so viel Drama Queen nur noch den Kopf schütteln. Inzwischen ist es mir aber auch fast egal; die Zeterei geht links rein und rechts wieder raus.

Wir bleiben über Nacht noch vor Otugi und schärfen mit Tim und Thierry unsere "Arschloch"-Kompetenzen, unterstützt von ein paar Ti Punch.

Tag 14-15: 29.-30.09., Fakarava Nord

Früh am Morgen machen wir uns auf die Socken. Bis Fakarava sind es nur 26 km, also etwa 2 Stunden Fahrt. Hier wartet im Norden mit Garuae der breiteste Kanal Polynesiens. Stattliche 1,6 km beträgt die West-Ost-Ausdehnung. Im Kanal gibt es sieben verschiedene Strömungen, weswegen es wichtig ist, dass alle Taucher wie an einer Schnur hintereinander aufgereiht in gleicher Tiefe durch den Kanal driften, denn nur ein paar Meter in irgendeine Richtung Abweichung kann dazu führen, dass man falsch abbiegt.

Vor den Kanal hat die Gezeitensituation aber erstmal wieder das Außenriff gestellt, denn gerade hier werden bei auslaufender Strömung seit einigen Jahren keine Kanaltauchgänge mehr durchgeführt. Cyril erzählt, dass hier schon abgetriebene Taucher per Flugzeug gesucht und dann 10 km weiter draußen eingesammelt wurden. Der Tauchgang startet mit einem Déjà-vu: Auf 15 m drehe ich mich um und sehe einen Jürgen, der mich mit ziemlich großen Augen anstarrt und nach hinten deutet. Ein schneller Griff zum Flaschenventil behebt das Problem. Zum dritten Mal das gleiche Problem bei drei verschiedenen Leuten? Glaube ich nicht. Da hat vermutlich jemand auf dem Dinghi die Flasche wieder zugedreht. Klingt ein bisschen nach Anschlagsversuch. Jedenfalls halte ich dieses Ventil-Setup so langsam für lebensgefährlich.

Unsere Dümpelei am Riff entlang hält einige Graue Riffhaie, ordentlich Fischschulen (Brustfleck-Barrakudas, Buckelschnapper, Doktorfische) und Nappis ohne Ende bereit. Wo man auch hinguckt, schwimmen Fasan-Butte durch die Gegend. Ein Doppelfleck-Schnapper folgt mir aus unerfindlichen Gründen 20 Minuten lang wie ein Schoßhund. Die Korallen-Qualität ist etwas besser als vor Toau und Apataki, kommt aber bei weitem nicht an Kauehi oder Fakarava-Süd heran. Ok-ish, aber nicht mehr. Der Manta, den die halbe Gruppe ganz am Anfang übers Riff hat fliegen sehen, hätte die Geschichte wahrscheinlich auch für mich aufgewertet.

Vor dem 2. Tauchgang warten wir erstmal eine Viertelstunde lang im Boot und springen schließlich an der Kanal-Ecke bei immer noch leicht auslaufender Strömung, die sich bald umdrehen soll. Außer uns sind noch 2 weitere Tauchboote am Start, mit der Alleinherrschaft ist es jetzt vorbei. Unter Wasser paddeln wir unterhalb des Kanaleingangs über einer trostlosen Geröllhalde eine halbe Stunde lang gegen die auslaufende Strömung an und warten vergeblich auf ihre Umkehr. Die führen wir dann irgendwann selbst durch und brechen den Versuch ab. Immerhin ist beim Rückweg zum Außenriff noch ganz gut Betrieb im Blauwasser, wo wir 2-3 Dutzend Graue Riffhaie sichten. So richtig überzeugend kommt Fakarava-Nord aber bisher nicht daher.

Die Aquatiki vor Anker neben Pufana. © Tim Die Chance, zu beweisen, dass er es besser kann, bekommt der Kanal heute nicht mehr, denn für den Nachmittag steht ein Badewannentauchgang an einem Riff in der Lagune auf dem Programm. Auf den Malediven würde man Pufana wohl als "Giri" bezeichnen, denn bei Ebbe schaut das Riff etwas aus dem Wasser. Badewanne trauen uns die Guides offenbar eigenständig zu, denn zu unserer Überraschung dürfen wir alleine im Buddy-Team tauchen und dann auch noch so lange, wie wir wollen! Das "aber" folgt auf dem Fuße, denn als Nebenbedingung wird uns eine Maximaltiefe von 20 m vorgeschrieben. Wahrscheinlich würden wir sonst ertrinken, so ganz alleine ohne Guide. Und mit 50 bar Restluft haben wir zurück auf dem Boot zu sein. Und selbstverständlich wird das nach dem Tauchgang auch kontrolliert.

Als wir auf der Westseite des Riffs ins Wasser hüpfen, frage ich mich, ob das wirklich ernst gemeint ist. In der Milchsuppe kommt eine total versandete Mondlanschaft zum Vorschein; Korallen und Felsen sind mit einer dicken Sedimentschicht überzogen. Von Fischen ist weit und breit nichts zu sehen, sodass wir uns mit Makrogetier, wie Seenadeln, Plattwürmern und Warzenschnecken beschäftigen. Als wir die Südspitze umrunden, erregen 2 Occis unsere Aufmerksamkeit, die ihrerseits etwas erregt sind, denn sie sorgen für Oktopus-Nachwuchs und lassen sich bei ihrem Liebesspiel von unserer Anwesenheit nicht stören. Eine Viertelstunde lang schauen wir ihnen zu, bevor wir unsere Umrundung Richtung Westseite fortsetzen. Und die erstrahlt in hellem Glanz: Ein wunderbares Korallenriff mit jeder Menge Fischleben tut sich auf einmal vor uns auf. Da lässt sich auch die immer noch leicht milchige Sicht verschmerzen. Wir umrunden schließlich die Nordspitze und schwimmen durch in wunderbarem Türkis schimmerndes Flachwasser zurück zur Aquatiki, wo wir nach 97 Minuten aus dem Wasser steigen. Cyril lässt es sich tatsächlich nicht nehmen, die Drücke aller Flaschen zu kontrollieren und zum Teil die Computer zu prüfen. Von Silkes leuchtet ihm ein freundliches "51 bar" entgegen. Das nennt man dann wohl virtuellen Mittelfinger. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen größeren Kindergarten auf einem Tauchboot erlebt zu haben. Wir nehmen es achselzuckend zur Kenntnis und widmen uns derweil dem ersten Deko-Bier.

Unser letzter Tag beginnt wie der gestrige: gleiches Spiel am Außenriff und gleiches Fischgetier. Und endlich mal ein Napoleon, der nicht gleich abhaut, wenn man die Kamera auf ihn richtet. Das Großreinemachen durch den Putzerfisch ist ihm wohl wichtiger. Beim Safety Stop komme auch ich noch zu meinem Manta-Glück; ein kleines Exemplar wetzt in einem Affenzahn übers Riff und ergreift beim Anblick des Taucherauflaufs (3 Boote) die Flucht.

Dann schlägt unser letztes Stündlein und damit auch die letzte Chance auf einen Drift durch den Kanal. Bei einlaufender Strömung jagen wir erst am Hang entlang Cyril hinterher, der anscheinend schon wieder die Hai-Armee im Blauwasser ignorieren will (siehe vorgestern). Wir bleiben einfach stehen und schauen den etwa 100 Tieren beim Cruisen zu. Anschließend folgt ein 1,2 km langer Drift durch den Kanal, in dem es teils schöne Steinkorallenteppiche, aber auch viel Bruch und ausgebleichte Korallen zu sehen gibt. Bis auf den Schwarm Großaugenbarsche fehlt von den angekündigten tollen Fischschwärmen jede Spur. Auch Fakarava-Nord ist also wohl leider auf dem absteigenden Ast und laut Kirsten kein Vergleich mehr zu 2013, als sie schon einmal hier war. Oder wir hatten diesmal einfach etwas Pech, wer weiß das schon? Dennoch fand ich es einen schönen Abschlusstauchgang.

Am Nachmittag machen wir uns noch auf einen kleinen Spaziergang durchs Dorf. Viel ist in der 400-Seelen-Gemeinde nicht zu sehen. Die längste Zeit verbringen wir im Perlenshop und in der Warteschlange an der Kasse des Supermarkts.

Tag 16: SA, 01.10., Fakarava → Tahiti

Da wir erst um 12:30 Uhr zum Flughafen aufbrechen müssen, bleibt noch jede Menge Zeit, sich über das Fazit der Tour Gedanken zu machen: Insgesamt hatten wir tolle, anspruchsvolle Tauchgänge mit reichlich Strömung, viel Großfisch und teils tollen, teils toten Korallen. Meine Highlights waren Kauehi, Apataki und Toau Ost. Fakarava hat mich dagegen etwas enttäuscht, aber wie fast immer ist das Jammern auf hohem Niveau. Die Guides kennen die Plätze sehr gut und wissen, wie man sie zu betauchen hat. Auf dem Boot kann man es auch gut aushalten, wenn auch die Kabinen bei Doppel­belegung etwas kuschelig sein dürften. Das Essen, das Manu gezaubert hat, war qualitativ durchgehend sehr gut, wenn es auch nicht furchtbar abwechslungsreich war. Fischfans werden auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen. Es wäre also alles gut, wenn es da nicht diesen einen Siedlungskontrolletti an Bord gegeben hätte, der einem den letzten Nerv rauben kann. Die übrige Crew war dagegen nach einigen Tagen Akklimatisierung entspannt und sehr zugänglich. Kein Grund also, die Das obligatorische Gruppenfoto darf natürlich nicht fehlen. Aquatiki zukünftig zu meiden, zumal die Besatzung ohnehin relativ regelmäßig wechselt. Freunde von mir waren im Vorjahr da und hatten eine gänzlich andere Crew, von der sie sehr begeistert waren. Insbesondere die hervorragenden Guides hatten bei ihnen die Safari zu einem außergewöhnlichen Erlebnis gemacht.

Nach 75 Minuten Flug sind wir zurück in Papeete. Dort heißt es Abschied nehmen von der Hälfte der Gruppe, die direkt zurück nach Hause fliegt. Für Kirsten, Wolfgang und mich steht noch eine Woche Moorea auf dem Programm, wo wir versuchen werden, ein paar Meeressäugern beim Schnorcheln "Hallo!" zu sagen. Beim Blick vom Balkon der Honeymoon Suite, auf die uns das Te Moana Resort zu unserem großen Entzücken upgegradet hat, kommt schon etwas Vorfreude auf die nächsten 7 Tage auf.

  • Facebook