Oktober 2022
Nach dem ausgiebigen Frühstücksbuffet, welches im Te Moana Resort mit etwa 25 EUR zu Buche schlägt, geht es alsbald zum Fährhafen von Papeete, wo wir um 14 Uhr die Terevau-Schnellfähre nach Moorea besteigen. Die Überfahrt dauert nur eine halbe Stunde. Auf Moorea erwarten uns dunkle Wolken und der von TNT organisierte Shuttle, der uns in einer weiteren halben Stunde zum Linareva Resort an der Westküste der Insel bringt. Der Empfang durch David und Vanessa, die das Resort vor 2 Jahren übernommen haben, ist fast schon übertrieben herzlich. David nimmt sich Zeit und zeigt uns ausführlich die Annehmlichkeiten, die das direkt am Strand liegende Resort zu bieten hat. Mit Kosten ab 160 EUR pro Nacht und Bungalow gehört es zu den preiswertesten Unterkünften auf Moorea. Man kann sich für lau Fahrräder, Kajaks und Schnorchelausrüstung leihen. Mit letzterer kann man in der Bucht den Schwarzspitzenriffhaien nachstellen. Abends sollen auch Ammenhaie an den Pier kommen. Alle Bungalows haben eine Terrasse und eine voll ausgestattete Küche. Die kann hilfreich sein, denn das Resort bietet nur Frühstück an. Für Mittag- und Abendessen muss man sich selbst verpflegen oder auf die Dienste der "umliegenden" Restaurants zurückgreifen. Umliegend in Anführungszeichen deswegen, weil das Resort ein wenig im Nirgendwo liegt; ohne Auto ist man etwas aufgeschmissen. Immerhin liefern einige Restaurants ins Resort oder bieten einen kostenlosen Sammel-Pick-Up an. Die Speisekarten der Kandidaten liegen in den Bungalows aus, einfach aussuchen und an der Rezeption Bescheid sagen, wohin man will. Wer sich selbst verpflegen will, kann sich ein Fahrrad schnappen und in 15 Minuten zum einzigen halbwegs ohne Auto erreichbaren Supermarkt radeln. Für den größten Notfall steht im Resort ein gut sortierter Getränkekühlschrank bereit. Ein solcher Notfall tritt zum Beispiel heute ein, denn sonntags dürfen Supermärkte ab 12 Uhr keinen Alkohol mehr verkaufen. So greifen wir uns für das Gute-Nacht-Bierchen aus dem Kühlschrank ein paar eiskalte Hinanos. Schmeckt fast wie Kölsch.
Um 7 Uhr versammeln wir uns auf Wolles Terrasse zum Frühstück und beschließen, dass wir am Nachmittag erstmal einkaufen müssen, um die Darbietung mit Käse, Schinken und Eiern etwas aufzuwerten, denn standardmäßig besteht das Frühstück im Linareva nur aus Baguette, Butter, Marmelade, Früchten und Kaffee oder Tee. Eineinviertel Stunden später werden wir am resorteigenen Pier vom Walboot von Moorea Deep Blue eingesammelt. Eigentlich fährt so ein Boot mit 7-11 Gästen, aber da es sich ja um einen Tauchertraum-Vollcharter handelt und 4 Mitreisende kurzfristig ausgefallen sind, werden wir bei unseren 5 Halbtagesausfahrten, die jeweils auf 3-4 Stunden angesetzt sind, nur zu dritt sein. Gut für uns, schlecht für die Crew, der dadurch einiges an Trinkgeld entgeht. Die Crew besteht aus einem Kapitän und einem Schnorchelguide, der mit uns ins Wasser springen wird, um uns zu den Walen zu führen und aufzupassen, dass wir die Regularien beachten und nicht ertrinken. Zur Vermeidung des Letzteren hat er ein Bodyboard dabei, auf dem man sich etwas ausruhen kann, wenn einem die Luft ausgeht. Das ist schon mal ein großer Unterschied zu 2009, als ich hier schon mal mit Buckelwalen geschnorchelt bin: Damals gab es niemanden, der mit ins Wasser gehüpft ist. Man wurde einfach reingeworfen und konnte dann mehr oder weniger machen, was man wollte. Wahrscheinlich ist hier aber inzwischen so viel Betrieb, dass es ohne Regularien nicht mehr geht. Die erklärt uns Cedric, unser jünglicher Guide, während wir aufs Meer hinausfahren:
Es dauert kaum 30 Minuten, da heißt es schon "Walalarm"! Einige andere Boote haben schon eine Mutter mit Kalb ausgemacht, an die wir uns sogleich dranhängen. Nach dem Sprung ins Wasser spurtet Cedric los, um möglichst schnell die 100 Meter zu überbrücken. Alta! Wir haben Mühe, dranzubleiben, zumal der Vortrieb der labbrigen Schnorchelflossen, die ich mir vom Boot ausgeliehen habe, überschaubar ist. Schließlich erreichen wir Mama und Kalb und kämpfen mit den Schnorchlern der anderen 3 Boote, die schon zugegen sind, um die besten Plätze. Die sind schwer zu haben, denn die Sicht ist leider etwas diesig und die Wale haben die unartige Angewohnheit, sich meist so zu platzieren, dass man gegen die Sonne guckt. Ein paar Minuten verharren sie in einer Position, bis sie schließlich Schwung holen, auftauchen, atmen und mit ein paar Flossenschlägen 50 Meter weiterschwimmen, um sich dort wieder in Ruheposition zu begeben, was uns Gelegenheit gibt, wieder hinterherzuhecheln und sie wiederzufinden. Eineinhalb Stunden lang geht das so, in denen wir sie einige Male richtig gut vor die Linse kriegen. Vor allem vor die im Kopf eingebaute, aber ein Erinnerungsschnappschuss ist natürlich auch gerne gesehen.
Schließlich verziehen sich die beiden, was alle Boote zum Abzug bewegt. Was mich allerdings etwas verwirrt ist, dass alle Boote, bis auf unseres, ihre Gäste da einsammeln, wo diese gerade rumtreiben. Nur wir ballern wieder hinter Cedric her zurück zu unserem Boot, welches wenig Anstalten macht, uns entgegenzukommen. Ob das auch zu den Regularien gehört und sich nur alle anderen nicht dran halten, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber wenn das jetzt 5 Tage lang so geht, brauche ich hinterher neue Beine. Die Zehen habe ich mir schon aufgescheuert, sodass ich beschließe, auf meine Geräteflossen umzusteigen. Pro-Tipp: Von Anfang an die Zehen abzutapen und Socken anzuziehen könnte helfen!
Im weiteren Verlauf schaffen wir es noch einmal kurz ins Wasser; die Begegnung kommt aber nicht an den Auftakt von vorhin dran. So genießen wir im wesentlich noch die Aussicht auf die Küstenlinie, die leider auch heute wieder unter dunklen Wolken liegt. Cedric ist bezüglich der kommenden Tage auch skeptisch: Es ist starker Wind aus Südosten vorhergesagt, weswegen es unklar ist, ob wir morgen und übermorgen bei der zu erwartenden Welle überhaupt rausfahren können. Es bleibt spannend.
Um 12 Uhr sind wir zurück am Pier und verarbeiten erstmal das Gesehene. Der Auftakt mit Mama und Kalb war schon mal super, so darf es weitergehen! Den Nachmittag verbringen wir mit Dösen, Einkaufen, in der Sonne liegen, noch ein bisschen Dösen und der Beauftragung Davids, sich mal bzgl. eines Mietwagens umzuhören. Auch bei der Organisation eines Landprogramms ist der Staff des Linarevas ausgesprochen hilfreich.
Für das Abendessen lassen wir uns zum Coco D'Ile im Nordwesten Mooreas kutschieren. Keine 10 Minuten dauert die Fahrt; zum Glück sind die Entfernungen auf Moorea überschaubar. Vor 13 Jahren war das unser Standard-Restaurant, weil es fußläufig zum Hibiscus Hotel liegt, in dem wir damals genächtigt haben. Seitdem hat sich ein bisschen was getan. Die Insel-Kokosnuss wurde etwas vergrößert und die Preise haben auch unter Berücksichtigung der Teuerungsrate deutlich angezogen. Das Ambiente ist aber gleich geblieben; man sitzt immer noch beach-bar-like auf Plastikstühlen im Sand. Auch das Essen ist weiterhin hervorragend, von meiner Seite 5 von 5 Sternchen. Nur der Ti Punch ist enttäuschend. Für 16 EUR hatte ich eigentlich irgendwas mit Alkohol erwartet. Da hatte der von Thierry auf der Aquatiki für 6 EUR kredenzte mindestens 3x so viel Bums.
Wir können ausschlafen, unsere Waltour startet heute erst am Nachmittag. Kirsten und ich nutzen den Vormittag für eine kleine Schnorchelexkursion in der Bucht vor dem Resort. Angeblich sollen auch 4 Schildkröten das Korallenriff, welches die Bucht begrenzt, ihr Zuhause nennen, aber unsere Suche bleibt erfolglos. Auch die Schwarzspitzenriffhaie, die wir gestern vom Strand aus durch die Bucht haben streifen sehen, lassen sich nicht blicken. Ansonsten gibt es nur ein bisschen Kleinkram zu sehen, nichts, was einen Taucher vom Hocker reißt. Als Zeitvertreib ist es aber ganz ok, vor allem für Leute, die sonst nicht mit einer Flasche auf dem Rücken ins Wasser springen.
Obwohl die Brandung vor dem Außenriff nichts Gutes erahnen lässt, steht pünktlich um 14 Uhr das Walboot parat. Wie erwartet, ist die Westseite aber heute zu wellig zum Fahren oder Schnorcheln. Wir fahren daher innerhalb des Korallenrings, der Moorea umgibt, nach Norden und genießen dabei die Aussicht auf die Insel, die sich heute erstmalig bei strahlendem Sonnenschein präsentiert. Großartige Szenerie, eine Fototapete könnte nicht kitschiger sein!
Nach einer halben Stunde Fahrt nehmen wir den ersten Kanal, der auf der Nordseite der Insel das Korallenriff durchbricht, und steuern den Knubbel aus 8 Booten an, der schon auf dem Meer dümpelt und sich um eine Buckelwal-Mama mit Kalb platziert hat. Und zwar deutlich näher als 100 Meter entfernt. Unser Skipper hält sich aber an die Regeln, weswegen wir erstmal wieder sportlich aktiv werden. Beim Blick auf die Kundschaft, die da schon im Wasser ist, wird klar, warum viele Boote die Regularien etwas großzügig auslegen, um es vorsichtig zu sagen. Die Hälfte der 80-100 Menschen ist mit Schwimmwesten unterwegs. Einige kleine Kinder sind auch darunter. Unwahrscheinlich, dass die in der Lage sind, 100 m hinter dem Guide herzuschnorcheln oder alle hergeschleppt worden sind.
Die Beobachtung der Wale artet dann auch etwas in Stress aus. Natürlich will jeder einen guten Blick haben, jeder ist sich verständlicherweise erstmal selbst der Nächste. So ist es schwierig, mal einen freien Blick zu kriegen, ohne eine Flosse oder eine andere Extremität im Gesicht zu haben. Stress haben vermutlich auch die Wale bei so einem Boots- und Menschenauflauf, der zwangsläufig entsteht, wenn aufgrund des Windes nur eine Seite Mooreas befahr- und beschnorchelbar ist. Irgendwann haben die Wale genug und verabschieden sich auf Nimmerwiedersehen. Wir nehmen das auch zum Anlass, die Düse zu machen und steuern eine Sandbank an, an der man mit handzahmen Stechrochen und Schwarzspitzenriffhaien schnorcheln kann. Eine halbe Stunde lang planschen wir mit ihnen herum, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Der führt heute nur bis zur Basis von Moorea Deep Blue, die direkt um die Ecke liegt. Per Autoshuttle geht es von da deutlich schneller ins Linareva als per Bootsshuttle.
Um 17:30 Uhr sind wir zurück im Resort. Genügend Zeit, um Pizza zu ordern, das Salz von der Haut zu duschen und einen unfassbar kitschigen Sonnenuntergang zu fotografieren, bevor wir uns der weiteren Dezimierung des einheimischen Brauwerks im Getränkekühlschrank widmen.
Eigentlich lautet mein Plan für den Vormittag, mir ein Beach Bike zu schnappen und damit ein bisschen um die Insel zu gurken. Nach dem Aufsatteln halte ich den Plan für genau 2 Minuten aufrecht. Das großzügige Lenkerspiel und die überschaubare Bremswirkung des Rücktritts machen das Fahren auf dem schmalen Radstreifen der Hauptstraße zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit. Die fehlende Schaltung und der sparsame Luftdruck der Reifen tragen auch nicht gerade dazu bei, sich mit Vergnügen dem kräftig blasenden Gegenwind entgegenzustellen. Ich belasse es daher bei der 15-minütigen Fahrt zum Supermarkt,
wo ich die für den Abend noch fehlenden Lebensmittel erwerbe (also Bier), und radle dann wieder zurück. Nicht schlimm, schließlich will auch noch das Fotomaterial von den Tuamotus gesichtet werden.Um 13:45 Uhr sammelt uns Moorea Deep Blue per Auto ein; wir starten heute direkt von der Basis, um den Wellen auf der Westseite zu entgehen. Cedric hat auch keine guten Nachrichten: Schon am Vormittag war es Essig mit Walen und auch aktuell ist keine Verbesserung der Situation in Sicht. Vor der Nordküste, die auch heute die einzig befahrbare Seite ist, sind keine Boote zu sehen. Unser Skipper schlägt daher vor, erstmal eine kleine Sightseeing-Tour zu machen. Wir schippern also in den folgenden 2 1/2 Stunden die Nordküste entlang und genießen die fantastische Aussicht in Opunohu Bay und Cook's Bay. Dabei erfahren wir allerhand Wissenswertes über die Geschichte Mooreas. Wale sichten wir nicht mehr, was natürlich schon etwas enttäuschend ist. Meine Depressionen halten sich trotzdem in Grenzen, denn nur durch ihr heutiges Fehlen sind wir in den Genuss dieser großartigen Bötchenfahrt gekommen.
Um 16:30 Uhr sind wir zurück an der Basis, sodass wir noch etwas rasten können, bevor wir um 19 Uhr fürs Abendessen im Holy Steakhouse abgeholt werden. Die Aussicht von der Dachterrasse des hoch über der Nordküste liegenden Restaurants ist bestimmt fabelhaft. Leider können wir sie jetzt nach Einbruch der Dunkelheit nur erahnen. Insgesamt ist das Ambiente etwas hochpreisiger als im Coco D'Ile, genauso wie das Essen. Für ein gutes Steak ist man hier richtig aufgehoben.
Heute starten wir wieder von der Basis und zum Glück wieder morgens, was wir inzwischen gegenüber dem 14-Uhr-Termin deutlich besser finden, da man dann nachmittags noch Zeit für andere Aktivitäten hat. Und zwar ohne den Zeitdruck, rechtzeitig für die Waltour zurück sein zu müssen. Der immer noch starke Wind türmt ziemliche Wellen auf. Könnte schwierig werden mit den Walen! Und um es kurz zu machen: Es wird auch heute eine Nullnummer. 3 Stunden lang fahren wir kreuz und quer, mal näher an der Küste, mal weiter draußen, und versuchen irgendwas zu sichten. 20 Minuten lang sehen wir in einiger Entfernung auch einen Wal ziehen, aber der Kollege ist schnell unterwegs und nicht gewillt, mal eine Pause einzulegen, damit wir zu ihm ins Wasser hüpfen können. Besonders Wolle ist ein wenig niedergeschlagen über die enttäuschende Ausfahrt, da es sein erster Buckelwal-Trip ist. Morgen also die letzte Chance, noch einen vor die Linse zu kriegen.
Ebenfalls enttäuschend ist Davids Mietwagensuche verlaufen. Kein Verleiher war gewillt, uns einen Wagen für einen halben Tag zu vermieten. Also überlässt uns David zu unserer großen Freude einen seiner Privatwagen. Und zwar für lau! Das nenne ich mal Kundenservice, großartig! Natürlich sind wir auch ausgesprochen nette Gäste; bestimmt macht er das nicht für jeden ...
Im Uhrzeigersinn klappern wir also am Nachmittag ein paar der Sehenswürdigkeiten Mooreas ab: Wir genießen die Aussicht vom Belvedere de Opunohu auf die gleichnamige Bucht, umrunden die Cook's Bay, lassen uns in diversen Perlenshops potenzielle Mitbringsel für zu Hause zeigen, bewundern vom Belvedere de Toatea den Blick auf Mooreas Ostküste und Tahiti und ergattern schließlich im Einkaufszentrum in der Nähe des Fährhafens das langgesuchte Hinano-Shirt. Mit der Schwestermarke "Manuia" (polynesisch für "Prost") beenden wir schließlich einen Tag, der am Nachmittag deutlich ergiebiger war als am Vormittag.
Der Wind hat sich zum Glück etwas gelegt, was deutlich zur Entspannung des Gedränges auf dem Wasser beiträgt, da heute wieder alle Seiten Mooreas befahrbar sind. Als wir um 8 Uhr am Pier des Linarevas starten, ist nur ein weiteres Boot auf dem Meer zu sehen. Es dauert eine Dreiviertelstunde, bis wir einen Wal sichten, dem wir erstmal eine Zeit lang unauffällig folgen, um zu schauen, wie flink er unterwegs ist. Dann geht es rein ins Wasser und Cedric hinterher, der wieder ein Tempo vorlegt, als wolle er die polynesische Flossenschwimmen-Meisterschaft für sich entscheiden. Wir haben es diesmal mit einem männlichen Wal, einem sogenannten "Singer" zu tun. Anhand des Gesangs, seiner Lautstärke und der Richtung, aus der er kommt, versucht Cedric den Wal zu finden. Und tatsächlich: Nach 10 Minuten Hochfrequenz-Paddelei sichten wir das Tier schemenhaft in etwa 15 Meter Wassertiefe. Eigentlich können wir nur anhand der weißen Flossenränder erkennen, dass sich da ein Wal befindet. Aber wir haben Geduld, irgendwann muss er ja mal zum Atmen nach oben kommen. Was er dann auch tut. Im Laufe der nächsten 40 Minuten haben wir mehrmals eine Exklusiv-Nahbegegnung mit diesem beeindruckenden Meeresbewohner. Nach jedem Atmen schwimmt er 50-100 Meter weiter und wir hecheln hinterher, um ihn wiederzufinden. Das artet schon arg in Sport aus, aber der Einsatz lohnt sich! Völlig enthusiastisch klettern wir schließlich um kurz vor 10 Uhr zurück ins Walboot.
Andere Boote haben derweil eine Mama mit Kalb plus Kindermädchen an der Nordwestspitze der Insel gesichtet, wohin wir uns umgehend auf den Weg machen. Als wir an besagter Stelle ankommen, dümpelt da schon wieder ein halbes Dutzend Boote um 3 Wale drumrum, was uns kurz diskutieren lässt, ob wir überhaupt ins Wasser gehen sollen. Da es aber unsere letzte Chance ist, dauert die Diskussion nur kurz. Mit all den Menschen im Wasser ist es wieder ähnlich stressig wie am Dienstag, aber immerhin ein- oder zweimal kriegen wir noch einen guten Blick auf die herzallerliebste Gesellschaft zustande. Glücklich und zufrieden über diesen brillanten letzten Tag kehren wir schließlich zurück zum Linareva.
Am Nachmittag ist Faulenzen angesagt. Für das finale Abendessen lassen wir uns wieder zum Coco D'Ile kutschieren, wo wir ein standesgemäßes Abschiedsmahl zu uns nehmen.
Der Vormittag vergeht mit Packen und dem Versuch, für morgen noch einen Landausflug auf Tahiti zu organisieren. Da Kirsten und ich erst um 21 Uhr fliegen, müssen wir noch einen ganzen Tag totschlagen. Die Angebote im Internet sind aber dünn und bei TNT erreichen wir am Samstag niemanden mehr. Top-Tipp: Sich rechtzeitig (ein paar Tage vorher) um ein Landprogramm auf Tahiti zu kümmern, ist hilfreich.
Auf dem Weg zum Fährhafen quatschen wir ein bisschen mit dem Taxifahrer, der mir das Fazit geradezu aus dem Mund nimmt: Er selbst hat in den 1990er Jahren das Waltour-Business auf Moorea mit etabliert. Ihm gehörte eine von zwei Firmen und beide hatten nur je ein Boot. Inzwischen gibt es mehr als 20 Anbieter auf der Insel, von denen viele auch noch mehr als ein Boot haben. Es ist einfach zu viel geworden, zu viele Anbieter, zu viele Boote, zu viele Menschen. Er wundert sich, dass die Wale nicht schon lange die Flucht ergriffen haben. Er hat es jedenfalls getan, seine Firma verkauft und fährt seitdem lieber Taxi. Ich gehe mit seiner Einschätzung komplett mit und werde Moorea künftig von der Liste streichen. Ich habe aber auch leicht reden, denn das war jetzt das dritte Mal, dass ich das Privileg hatte, mit Buckelwalen schnorcheln zu können. Wenn ich noch nie welche gesehen hätte, würde ich Moorea weiterhin in Betracht ziehen, denn der erste und der letzte Tag waren schon geil. Die drei Tage dazwischen waren waltechnisch allerdings dünn bis nichts, weswegen ich jedem Walschnorchelwilligen nur empfehlen kann, Puffertage einzuplanen, für den Fall, dass Wetter oder Wale nicht mitspielen. Über Wasser ist Moorea uneingeschränkt ein absoluter Traum. Wenn man die Puffertage nicht braucht, kriegt man sie auch problemlos überbrückt, ohne ins Wasser zu hüpfen.
Am frühen Nachmittag geht's per Schnellfähre zurück nach Tahiti und für unsere letzte Nacht wieder ins Te Moana. Nach dem Abendessen in einer sehr obskuren Karaoke-Bar in Downtown-Papeete nehmen wir an der Beach Bar des Hotels noch ein paar Abschiedsgetränke zu uns, denn Wolle muss schon morgen früh um 4 Uhr los. Die Polynesier haben schon eine komische Vorstellung davon, wie ein Jägermeister-Shot auszusehen hat.
Der letzte Tag will totgeschlagen werden, denn auch die Rezeption des Te Moana war gestern nicht in der Lage, uns noch einen Ausflug für heute zu vermitteln. So machen wir nach dem Frühstück einen einstündigen Spaziergang an der wenig pittoresken Hauptstraße entlang bis zum Carrefour-Einkaufszentrum, in dem wir uns noch mit todschicker polynesischer Bekleidung für zu Hause eindecken. Den Nachmittag verdösen wir am und im Pool des Hotels, bis es um 18:30 Uhr zum Flughafen geht. Mit einem fünfstündigen Zwischenstopp in San Francisco geht es in 25 Stunden zurück nach Frankfurt, wo uns der kalte, deutsche Herbst begrüßt. Auch der hat was für sich, motiviert uns aber auch, schon bald die Planung für 2024 in Angriff zu nehmen. Es riecht nach Wellenreng.