Graue Riffhaie im Viligili Kandu, Malediven

Tauchsafari Malediven Deep South auf der Keana, Woche 2

März 2022

Tag 7: SA, 19.03., Huvadhu-Atoll

Nach Sonnenaufgang können wir die pittoreske Szenerie, in die es uns für Teil 2 unserer Tauchsafari verschlagen hat, bei Tageslicht in Augenschein nehmen. Das Huvadhu-Atoll ist mit einer Fläche von 3390 km² das zweitgrößte Atoll der Malediven. Von den über 200 Inseln sind 19 dauerhaft bewohnt. Verwaltungstechnisch wird es in das Gaafu Dhaalu-Atoll im Süden und das Gaafu Alifu-Atoll im Norden unterteilt. Tauchtechnisch sind in letzterem vor allem die vielen Kanäle ("Kandus") zwischen den Inseln interessant, vor deren Eingängen sich bei entsprechender Strömung Haie, Rochen und große Fischschwärme tummeln (sollen). Schaun mer mal.

Zunächst steht aber Thila-Tauchen auf dem Programm. Ein "Thila" bezeichnet in Dhivehi, der Landessprache der Malediven, einen kleinen, rundlichen Unterwasserberg, der nicht bis an die Oberfläche ragt. Meist liegt das Riffdach in einer Tiefe zwischen 5 und 15 Metern. Der Bewuchs am Mafzoo Thila, das nur 5 Minuten von unserem Ankerplatz vor Lonudhoo entfernt liegt, ist mal wieder halb und halb: Die eine Seite ist sehr schön, die gegenüberliegende Seite ist Bruch. An ersterer fallen vor allem die vielen Gorgonien auf. Das Fischleben ist gut und mit Glück kann man auch Graue Riffhaie, Mobulas und Adlerrochen vorbeisegeln sehen. Wir haben Glück, also Daumen hoch für diesen Platz.

Maledivische Inselidylle Wir tuckern nach Norden entlang der östlichen Inseln des Huvadhu-Atolls, bis wir den Kanal zwischen den Inseln Gemanafushi und Mareeha erreichen. Eigentlich sollte es einen Kanal-Tauchgang geben, aber die Strömung möchte nicht so, wie wir wollen. Deswegen ändern wir den Plan und springen vor Gemanafushi an dem die Insel umgebenden Riff, welches in Dhivehi "Faru" genannt wird. Die dem offenen Ozean zugewandte Außenseite eines Farus wird manchmal als "Beru" bezeichnet (Ausnahmen bestätigen die Regel). Wir hüpfen also am Gemana Beru ins Wasser und tauchen nach Norden Richtung Kanal an der Steilwand entlang. Je näher wir dem Kanaleingang kommen, desto besser werden die Korallen. Fischtechnisch gibt es Hausmannskost; das Blauwasser glänzt leider nur durch Anwesenheit, ansonsten herrscht Leere. Zurück an der Oberfläche müssen wir 15 Minuten auf das Dhoni warten, das damit beschäftigt ist, die andere Gruppe, welche es etwas in der Gegend versprengt hat, einzusammeln. Die Wartezeit wird immerhin verkürzt von einer großen Schule Regenbogen-Renner (50-100 Tiere), die uns minutenlang umkreist. Häufig sind sie ja Vorboten für Großfisch, aber wahrscheinlich haben sie uns in diesem Fall mit selbigem verwechselt. Insgesamt vergebe ich das Prädikat "Ok-ish".

Am Nachmittag gibt es dann endlich Kanal. Die Strömung am Mareeha Kandu ist am Anfang nur schwach, die Sicht eine einzige Katastrophe. In der Mitte des Kanals hat es eine Art Thila, an dem wir eine Zeitlang verharren und einer Gruppe von zwei Dutzend Riffhaien und einigen Napoleons zugucken, die es sich in der stärker werdenden Strömung gut gehen lassen. Auf einmal fängt das Vakuumsystem meines Nauticam-Gehäuses an zu spinnen, abwechselnd schlägt es Alarm, dann ist wieder alles grün. "Nicht schon wieder!", denke ich, da ich erst letztes Jahr auf Galapagos ein anderes Gehäuse des gleichen Herstellers geschrottet habe. Da aber kein Wassereinbruch zu erkennen ist, setze ich den Tauchgang fort, verliere aber bei der Konzentration auf die Kamera und der miesen Sicht die Gruppe aus den Augen. Also drifte ich bei jetzt starker Strömung alleine durch den Kanal und tauche schließlich bei 2-3 m hohen Wellen auf. Überall an der Wasseroberfläche poppen kurz darauf die Bojen hoch; praktisch jeden hat es bei den Tauchbedingungen versprengt. Dementsprechend wird das wegen der hohen Wellen nicht ganz ungefährliche Aufsammeln aller Taucher zu einem Geduldsspiel, zumal auf dem Dhoni alles durch die Gegend fliegt. Erst als wir etwas Wasser zwischen uns und den Kanalausgang bringen, beruhigt sich die Lage und wir erreichen ohne Beulen und Prellungen oder gar gebrochene Knochen (siehe letztes Jahr) die Keana.

Nach dem Abendessen klingelt plötzlich die Glocke: Wir versammeln uns in der Lounge, da Norbert uns ein bisschen Grundlagenwissen über die Tauchbedingungen auf den Malediven vermitteln möchte, insb. bzgl. Monsun, Strömungsverhältnissen und Kanaltauchen. Ich bin ein bisschen positiv überrascht, denn es ist nach einer Woche auf dem Boot das erste Mal, dass außerhalb der Briefings so etwas wie Kommunikation aufkommt, sieht man mal von dem allgemeinen Tauch- und Bootsbriefing, das es bei unserer Ankunft gab, ab. Von anderen Safaris kenne ich es ja so, dass einer der Guides beim Abendessen mal kurz nach den Eindrücken des Tages fragt und den Plan für den nächsten Tag erläutert. Das ist auf dieser Tour bisher gar nicht passiert. Wie auch immer, da ich alles andere als ein Malediven-Veteran bin, bin ich nach dem einstündigen Zusammensitzen deutlich schlauer als vorher. Die Kurzzusammenfassung lautet:

  • Die Meeresströmung wird im Wesentlichen vom Monsun bestimmt. Jetzt im März herrscht normalerweise der Nordost-Monsun, "Iruvai" genannt, der beständig trockene Luft vom indischen Subkontinent zu den Malediven bringt. D.h., dass zu dieser Zeit die Meeresströmung von Osten auf die Außenseite der Atolle trifft. Allerdings geschieht das nur selten im Winkel von 90 Grad, sondern meist leicht schräg. Je nach Einfallswinkel kann man daher von nördlich des Kanaleingangs mit der Strömung zum Kanal driften, wohingegen man südlich des Kanals Gegenströmung hat (oder umgekehrt). Deshalb ist vor dem Sprung ins Wasser ein Strömungscheck nötig, um zu entscheiden, wo man springt.
  • Neben der Meeresströmung ist die Gezeitenströmung, verursacht von Ebbe und Flut, zu berücksichtigen. Bei Ebbe läuft das Wasser aus der Lagune heraus, wirkt also der Meeresströmung entgegen. Ist die Gezeitenströmung stark genug (was in der Regel der Fall ist), hat man dann also auslaufendes Wasser, welches Sediment und Plankton aus der Lagune in den offenen Ozean befördert und so für schlechte Sicht sorgt. Bei Flut hingegen addieren sich Meeresströmung und Gezeitenströmung, sodass man dann einlaufendes Wasser, klare Sicht und starke Strömung am Kanaleingang und im Kanal hat. Dies sind die Bedingungen, die man als Taucher haben möchte, vor allem, da sich dann am Kanaleingang oft große Haischulen versammeln, wohingegen bei auslaufender Strömung meist gähnende Leere herrscht.
  • Ab Mai herrscht der Südwest-Monsun, "Hulanghu" genannt, der feuchte Luft vom Indischen Ozean zu den Malediven bringt. Für die nächsten 6 Monate spricht man dann von "Regenzeit", was nicht heißt, dass es den ganzen Tag regent.
  • In der Übergangszeit im April dreht der Wind langsam und sorgt dann für eine Veränderung der Strömungs­verhältnisse. Genau vorhersagen kann den Beginn der Übergangszeit aber niemand, sie ändert sich von Jahr zu Jahr und kann auch mal früher oder später beginnen.

So aufgeschlaut und mit ein paar Deko-Bieren im Gepäck, gehen wir in die Heia und hoffen jetzt am Ende der Zeit des Nordost-Monsuns auf viel einlaufende Strömung in den nächsten Tagen.

Tag 8: SO, 20.03., Gaafu Alifu-Atoll

Mareeha Kandu zum Zweiten Wir machen da weiter, wo wir gestern Nachmittag aufgehört haben, nämlich am Maareha Kandu. Nachdem wir gestern auf der Nordseite gehüpft sind, springen wir diesmal auf der Südseite, wobei ich unter Wasser keinen relevanten Unterschied ausmachen kann. Bei einlaufender Strömung hängen wir uns an den Kanaleingang und beobachten 20-30 Graue Riffhaie, sowie einen kleinen Schwarm Großaugenmakrelen. Im Kanal treffen wir wieder auf ein paar Napoleons und einige Riffdackel. Insgesamt nett.

15 km weiter nördlich hat nach dem Frühstück unser Strömungsglück ein Ende. Eigentlich wollten wir den Nilandu Kandu tauchen, aber da es starke, auslaufende Strömung hat, müssen wir den Kanal in entgegengesetzter Richtung tauchen und am Innenriff vor der Insel "Dandu" springen. Alleine diese Tatsache macht aus dem Nilandu Kandu plötzlich ein Dandu Faru. Die Malediver haben einen komischen Humor. Vielleicht machen sie sich aber auch einfach nur einen Spaß daraus, die doofen Touris maximal zu verwirren. So benutzen sie auch die den Kanalplätzen manchmal anhängenden Himmelsrichtungen unterschiedlich: Mal bezieht die sich auf den Kanal selbst (Nord- oder Südseite), mal auf die Seite der Insel, auf der sich der Kanal befindet. Sei's drum: Entscheidend ist, was unten auftaucht. Und das sind beim Einstieg gleich ein paar Adlerrochen im Putzrausch. Im Kanal selbst hangeln wir uns von Felsblock zu Felsblock und schauen dem Gewusel an Rifffischen zu, während wir wie die Fähnchen im Wind in der Strömung hängen. Am Kanalausgang stehen große Schnapper- und Makrelenschulen. Wir tauchen am Außenriff vor Dandu aus, auf dessen Dach es vor Schildkröten nur so wimmelt. Von wegen, bei auslaufender Strömung kann es keine guten Tauchgänge geben!

Nach der Mittagssiesta hoffen wir vergeblich auf mehr Kooperation seitens der Strömung, sie fließt immer noch aus der Lagune heraus. Da wir nicht schon wieder durch einen Kanal driften wollen, springen wir daher weit im Norden auf der Außenseite vor Nilandu (heißt: an Nilandu Beru) und schwimmen Riff Schulter rechts gen Süden. Bevor ich 3x mit den Flossen schlagen kann, stürmen die Kollegen schon Richtung Blauwasser davon und war'n nie mehr gesehen. Da ich keine Lust auf Blauwasser-Paddelei habe, dümpel ich 45 Minuten alleine am Riff entlang, welches mit teils erstaunlich guten Steinkorallen aufwarten kann. Ich sehe noch einen Mobula im Vorbeiflug, bevor es an der Oberfläche zur Wiedervereinigung mit den Kollegen kommt, die ein halbes Dutzend der Manta-Verwandten sowie einen Hauch von Walhai hatten, dessen Schatten sie in der Ferne haben vorbeischwimmen sehen. Insgesamt also eine ganz ordentliche Vorstellung!

Der Tag artet etwas in Stress aus, wir holen den vorgestern ausgefallenen Nachttauchgang nach, diesmal aber VOR dem Abendessen, damit es für die Dhoni-Crew nicht zu spät wird. Dafür muss jetzt die Küchencrew länger werkeln. Irgendeiner hat halt immer die Arschkarte. Wir fahren wieder nach Nilandu und schauen uns das Nilandu Faru, also die der Lagune zugewandte Seite des Riffs, an. Ich bin ja nicht mehr so der Nachttauchfreak wie früher und musste mich erst zu diesem Abstieg überreden lassen, aber unter Wasser finde ich es dann doch ganz nett. Klar, es ist hier nicht die Lembeh Strait, aber Scheren- und Marmorgarnelen, Feuerfisch-Pärchen und teils skurrile Seesterne sorgen durchaus für Kurzweil.

Es ist 20 Uhr, als wir zur Keana zurückkehren und feststellen müssen, dass die Crew die Hecklampe angeschmissen hat, um Plankton anzulocken, was seinerseits oft den größten Fisch des Planeten anlockt. Die Nachttauchgang-Verweigerer erzählen, dass auch schon ein Walhai da war, den wir mit unserem Dhoni-Anlegemanöver verjagt haben. Da aber zu befürchten ist, dass er bald wiederkommt, legen wir schon mal die Schnorchelausrüstung und die Kamera bereit. Lange müssen wir auch nicht warten, bis zwei der sanften Riesen auftauchen und sich an der Planktonsuppe laben. Unser Abendessen muss also noch warten; wir hüpfen zum 5. Mal heute ins Wasser und schauen den Walhaien eine halbe Stunde lang beim Festschmaus zu, bevor wir genug haben und uns selbst ans Buffet begeben.

Tag 9: MO, 21.03., Gaafu Alifu-Atoll

Nach dem trotz unkooperativer Strömung guten gestrigen Tag hoffen wir heute auf mehr Unterstützung. Wieder versuchen wir es 2x am Nilandu Kandu, an dem unsere Guides anscheinend einen Narren gefressen haben. Der erste Tauchgang bei leicht einlaufender Strömung ist auch ganz ok. Beim Abtauchen segelt direkt ein Adlerrochen vorbei und am Kanaleingang schwimmen ca. eineinhalb Dutzend Graue Riffhaie hin und her. Im Kanal selbst knuspern wieder viele Kröten an dem letzten Rest Koralle herum, den es hier noch hat. Beim 2. Versuch ist dann Essig mit einlaufend und Kooperation. Also wird es wieder ein Tauchgang an dem hier nicht sehr ansehnlichen Außenriff, was etwas überraschend ist, da es mir gestern Morgen ein paar hundert Meter nördlich von hier noch deutlich besser vorkam. Vielleicht macht Tauchen nicht nur blöd, sondern auch blind.

Endlich geht es unseren Guides wie uns, sie haben genug von Nilandu. Also machen wir uns für den Nachmittags­tauchgang auf zur 10 km entfernten Insel Kooddoo, auf der auch der Flughafen ist, von dem aus wir nächsten Sonntag zurückfliegen werden. Eigentlich haben die Guides für den Nachmittag einlaufende Strömung prophezeit, aber da haben sie die Rechnung ohne den Monsun gemacht, der sich anscheinend gerade nicht ans Regelwerk hält. Wie auch immer, wir müssen wieder innen springen, weswegen der Platz die Bezeichnung Kooddoo Faru bekommt. Am Anfang verpasse ich direkt 10 Graue Riffhaie, die es aus unerfindlichen Gründen wagen, sich innen in der Lagune aufzuhalten, was in keinem Handbuch steht! Dann fegen wir in einem Affenzahn durch den Kanal, der Kooddoo von Viligili trennt und auf den Namen Viligili Kandu hört. Aber eben nur, wenn man ihn in Gegenrichtung betaucht. Es fühlt sich an, wie auf der Autobahn und ehrlicherweise sieht der Meeresboden auch genau so aus. Als "Sandboden" möchte ich ihn nicht bezeichnen, denn ein Probegriff enthüllt, dass seine Konsistenz nahe an der von Beton ist. Egal, Kröten fühlen sich hier jedenfalls sauwohl, überall schwimmen sie herum oder hocken am Rand des Kanals im Riff. Auch ein paar Nappis kreuzen unseren Weg. Nach geschlagenen 45 Minuten sind wir endlich durch den Kanal durch und kommen am Ausgang bzw. Eingang an, je nachdem, von welcher Seite man guckt. Auf jeden Fall hat es hier ausnahmsweise mal viel Fisch, Schnapperschwärme und Falterfische im Rudel. Von daher fand ich's trotz der zwischenzeitlichen Autobahnatmosphäre ganz nett. Buddy Hanno fand's dagegen totale Scheiße. So unterschiedlich ist halt die Wahrnehmung.

Am Abend gibt es das gleiche Spiel wie gestern, die Crew betätigt sich wieder als Walhai-Flüsterer. Diesmal ist der Erfolg allerdings beschränkt, nur ein Exemplar lässt sich kurz blicken und wandert nach 20 Minuten ab zum Nachbarboot, welches anscheinend die leckereren Leckereien anlockt.

Tag 10: DI, 22.03., Gaafu Alifu-Atoll

Wir wollen es nochmal mit dem Viligili Kandu in der korrekten Richtung versuchen, aber als wir am Kanaleingang ankommen, stehen da schon drei Tauchboote der lokalen Basen oder anderer Safariboote herum. Also wechseln wir kurzerhand den Kanal und springen 2 km weiter südlich am Eingang des Kooddoo Kandu, der die Inseln Kooddoo und Maamendhoo voneinander trennt. Bei absolut null Strömung hat es immerhin 10-20 Graue Riffhaie, zwei Hundezahn-Thune, paar Makrelen, sowie Schnapper-, Falter- und Fledermausfisch-Schwärme. Insgesamt also ganz gut, trotz der totalen Flaute.

Drei Stunden später frage ich mich, wie viele unterschiedliche Namen man sich eigentlich noch für den gleichen Tauchplatz ausdenken kann. Ob das ein Volkssport unter maledivischen Tauchguides ist? Es soll jedenfalls wieder der Viligili Kandu werden, aber natürlich möchte die Strömung wieder nicht, weswegen wir exakt den Tauchgang wiederholen, den wir gestern Nachmittag schon gemacht haben. Nur, dass wir diesmal nicht von der Kooddoo-Seite aus in den Kanal hineintauchen, sondern von der Viligili-Seite aus, was nach spätestens 5 Minuten Tauchzeit keinen Unterschied mehr macht. Nichtsdestotrotz ist das deswegen jetzt Viligili South. Warum es nicht "Faru" heißt, bin ich zu müde zu fragen. Ansonsten gibt es als einzige Neuigkeit einen großen Barrakudaschwarm am Kanalausgang/-eingang zu berichten, der mit ein paar Grauen Riffhaien verziert ist. "Na ja" notiere ich als Zusammenfassung in mein Logbuch.

Da wir des Kanaltauchens langsam überdrüssig sind, macht Norbert den Vorschlag, dass wir uns die Haie einfach zu uns holen. Sprich, es soll geködert werden. Deswegen gibt es vor dem Nachmittagstauchgang noch ein Sonder-Köder-Briefing:

  1. Zum Ködern gibt es an der Innenseite vor Kooddoo einen idealen Platz, bei dem wir uns in 15-18 m Wassertiefe auf den Sandboden hocken und das Spektakel beobachten können.
  2. Geködert wird erst, wenn wir auf unseren Plätzen sitzen, nicht vorher.
  3. Wie auch schon vor Fuvahmulah ist es kein Problem in Badehose und T-Shirt ins Wasser zu gehen.

Gesagt, getan, wir entern das Dhoni. Hinten auf der Tauchplattform stehen die beiden Boxen mit den Leckerlis und verbreiten einen Geruch, der einen bereuen lässt, dass man nicht ein paar als Nasenklammern zweckzuentfremdende Wäscheklammern mitgebracht hat. Wir wollen jedenfalls los, aber anscheinend sind Fische und Haie sehr wählerisch, denn unsere Guides fangen erstmal an, die Fischabfälle zu sortieren. Was genau da wie sortiert werden muss und warum man das nicht schon lange vorher hätte erledigen können, entzieht sich meiner Kenntnis. Nach 15 Minuten ist die Sortieraktion beendet und wir können endlich los. Ja, Geduld ist nicht meine Kernkompetenz. Nach kurzer Fahrt erreichen wir die avisierte Stelle und machen uns bereit. Das Erste, was mich verwirrt, ist, dass die Guides jetzt schon ein paar Abfälle ins Wasser schmeißen und ein wenig Fischblut über Bord kippen, siehe Punkt 2 des Sonderbriefings. Egal, wir hüpfen ins Wasser und tauchen mit Apeh ab, während uns Ashraf ein paar Minuten später mit der Köderbox folgen soll. Das Zweite, was mich verwirrt ist, dass das Riff hier steil abfällt und nirgendwo weit und breit zwischen den Korallen und Felsen eine ebene Sandfläche zu sehen ist. Außer natürlich der Meeresboden, der hier bei etwa 40 m liegt. Das Dritte, was mich verwirrt ist, dass uns Apeh schließlich zu einer kleinen Sandfläche im Riff dirigiert, und uns in 27 m Wassertiefe dort positioniert, siehe Punkt 1 des Sonderbriefings. Das Vierte, was mich verwirrt ist, dass danach nichts passiert. Handgestoppte 19 Minuten hocken wir da unten herum, bis Ashraf mit der Köderbox an uns vorbeischwimmend die Fischabfälle an alles verteilt, was Interesse daran zeigt. Und das ist das "Who's who?" der Szene: Dutzende Graue Riffhaie, ein Spinnerhai (auch Großer Schwarzspitzenhai genannt), ein Bullenhai, Napoleons, Büffelkopf-Papageien, die üblichen Riffdackel mit weißen und schwarzen Spitzen, sowie hunderte, wenn nicht tausende Fischleiber, die um die Ködertonne herumwuseln. Nach mauem Start wird der Tauchgang daher noch sehr klasse, auch wenn wir leider wegen der am Anfang verpulverten Nullzeit relativ bald höher gehen und dann mangels Sitzmöglichkeit frei über dem Riffhang schweben müssen.

Nach dem Tauchgang erfahren wir, dass Ashraf uns nicht gefunden hat und das Dhoni erstmal auf die Suche nach unseren Luftblasen gehen musste, um uns zu finden. Wie wir schon vermutet haben: Wir waren nicht ganz da, wo wir hätten sein sollen. Ein Glück, dass der Tauchgang trotzdem noch so gut geworden ist.

Tag 11: MI, 23.03., Gaafu Alifu-Atoll

Wir geben nicht auf: Viligili Kandu, 4. Versuch. Und siehe da, es hat endlich einlaufende Strömung (yay!), wenn auch nur ganz leicht, und außer uns ist nur ein anderes Boot zugegen. Wir springen auf der Nordseite, hocken uns alsbald hin und schauen 20 Grauen Riffhaien beim Unherschwimmen zu. Apeh ist der Meinung, dass das besser geht, und dirigiert uns weiter zur Kanalmitte. Und recht hat er: Mindestens 100 Graue Riffhaie patrouillieren vor dem Eingang hin und her, unterstützt von einer großen Schule Großaugenmakrelen. Über den Korallen auf dem Kanalboden steht ein großer Gemischtwarenladen unterschiedlicher Schnapperarten. Großartig, der beste Kanaltauchgang des bisherigen Trips! Spoiler: Einen noch besseren wird es auch nicht mehr geben.

Nach dem Erfolg vom Morgen haben wir neue Motivation für Kanäle getankt und versuchen es gleich nochmal 18 km weiter südlich am Mahadhoo Kandu. Apehs Strömungscheck ergibt "leicht einlaufend", also springen wir freudig ins Wasser. Am Kanal ist dann absolute Flaute, null, nada, nichts. Das gilt für die Strömung wie für das Fischleben, sieht man mal von ein paar umherirrenden Regenbogen-Rennern ab. Nach 20 Minuten begeben wir uns in den Kanal auf die Suche nach Leopardenhaien, die hier heimisch sein sollen. Weit kommen wir aber nicht, die uns entgegenkommende, auslaufende (!) Strömung hindert uns an der Intensivierung der Suche. Also geht es in großem Bogen zurück zum Außenriff, bei dem man zwischen all dem Korallenschutt nur punktuell neu aufkommendes Leben sieht. "Das war nix!", notiert demzufolge das Logbuch.

Somit ist unser zart aufgekeimtes Kanaltauchgangsmotivationspflänzchen auch schon wieder in selbigem erstickt worden. Daher machen wir mal was anderes und begeben uns auf einen ordinären Badewannen-Rifftauchgang am Diyadu Beru. Wir sind fast da, da schallt es auf einmal "Whale Shark!" über das Dhoni. Also nichts wie rein ins Wasser! Leider bin ich nicht schnell genug und verpasse so den ersten unangelockten Riesenfisch, wohingegen die beiden Kollegen, die zuerst gesprungen sind, etwas mehr Glück haben und ihn immerhin noch gemächlich davonschwimmen sehen. Der Rest des Tauchgangs ist Staunen. Staunen über das fantastische Korallenriff, welches sich unter uns auftut. Und Staunen, wie schnell insb. die Acropora-Arten sich auf ihren abgestorbenen Verwandten neu niedergelassen haben und zu einem prachtvollen Riff herangewachsen sind. Wenn man das sieht, könnte man fast meinen, der Unterwasserwelt gehe es gut. Davon kommt man aber schnell wieder ab, wenn man sich das Fischleben anschaut: Es gibt fast keins. Bis auf die überall um die Korallen herumwuselnden Riffbarsche ist das Meer so gut wie leer. Während unseres einstündigen Tauchgangs zähle ich einen Kugelfisch, einen Husar, zwei Blaustreifenschnapper und eine kleine Füsilierschule. Das ist leider etwas dünn, um als "gesund" durchzugehen.

Für den heutigen Abend steht Beach-Barbecue auf der Agenda. Hierfür fahren wir 5 km in die Lagune hinein zu einer kleinen Insel mit dem schönen Namen "Kondeymatheelaabadhoo". Glückwunsch demjenigen, der es beim ersten Versuch fehlerfrei über die Lippen bringt! Während die Küchencrew den Grill anschmeißt und die Guides sich künstlerisch betätigen, um einen Manta und einen Walhai in den Sand zu zaubern, machen wir einen Spaziergang um die dicht bewachsene Insel. Ohne Machete gibt es durch das dichte Buschwerk kein Durchkommen. Das ist auch ganz gut so, denn ansonsten würde es wahrscheinlich dort genauso aussehen wie an einigen Stellen des Strandes, wo sich hinter einigen Büschen die lokale Müllkippe auftut. Nach Einbruch der Dunkelheit wird der Manta entzündet und das mal wieder hervorragende Essen kredenzt, sodass es ein schöner, lauschiger Abend am Strand wird.

Tag 12: DO, 24.03., Gaafu Alifu-Atoll

Nach der Übernachtung vor der BBQ-Insel tuckern wir am frühen Morgen zurück zum Außenriff zum Kondey Kandu. Nach dem Strömungscheck heißt es, dass wir mit der Strömung zum Kanaleingang driften. Dafür müsste man aber auch auf der richtigen Seite springen, denn unter Wasser treffen wir dann auf eine starke Gegenströmung, gegen die Apeh meint, in 30 m Tiefe und im Blauwasser mit full Speed anschwimmen zu müssen. Nach 2 min wird mir das zu albern und ich gehe 10 m höher ans Riff, um mich gemächlich weiterzubewegen. Es dauert etwa 25 min, bis ich die Gruppe am Kanaleingang hockend wiedertreffe, wo sie die tiefblaue Leere des Indischen Ozeans bestaunt. Ich habe mich gerade hingehockt, als Apeh aufbricht und in die Richtung zurückschwimmt, aus der ich gerade gekommen bin – wieder gegen die Strömung, die sich beim Auftreffen aufs Riff gesplittet hat. Kopfschüttelnd und mit leichter Krawatte hänge ich mich hinten dran, aber wegen der anfänglichen Tiefenpaddelei verabschieden sich alsbald alle Buddy-Teams mangels Nullzeit in den Kanal. Ich hocke mich noch meine verbleibenden 8 Minuten hin, in der Hoffnung, dass es noch was zu sehen gibt, aber trotz der starken Strömung ist nicht eine einzige müde Haiflosse oder ein Fischschwarm zu sehen. So geht es schließlich mal wieder alleine durch den Kanal und rauf aufs Dhoni, wo die Kollegen schon warten, dass wir endlich zum Frühstück aufbrechen, welches mit Abstand das Sinnvollste ist, was wir an diesem Morgen tun.

Zum 2. Tauchgang geht es zu einem alten Bekannten, dem Nilandu Kandu, was dem ein oder anderen direkt ein wenig Unwirschheit ins Gesicht treibt, denn so richtig erfolgreich waren wir da bisher nicht. Man bekommt den Eindruck, dass weder die Guides noch Norbert sich hier im Süden der Malediven gut auskennen. Abends grübeln sie immer über dem "Tauchführer Malediven" und wenn man Norbert mit seinem Sohn telefonieren und fragen hört, wo man hier noch tauchen könne, vermittelt das unter den Gästen nicht unbedingt ein gutes Gefühl. Dazu muss man wissen, dass bis vor kurzem Norberts Sohn Alex die Keana gemanagt hat und auf dem Boot zugegen war. Egal, es ist, wie es ist und so springen wir bei immerhin leicht einlaufender Strömung. Es gibt wie schon heute Morgen ein mich ziemlich nervendes Hin- und Her- und Kreuz- und Quer-Gepaddel auf der Suche nach etwas Großfisch. Immerhin gibt es einen großen Schwarm Großaugenmakrelen. Das war's aber auch, die 2 oder 3 Grauen Riffhaie und paar Riffdackel sind nicht der Rede wert, sodass sich der Nilandu Kandu mal wieder von seiner enttäuschenden Seite zeigt. Vielleicht spielt die Strömung gar nicht die große Rolle, wie immer gesagt wird?

Beim Mittagessen kommt Norbert auf uns zu und erzählt, dass wir leider seit ein paar Tagen Pech mit dem Wind haben. Statt des Nord-Ost-Monsuns hatten wir die letzten 4 Tage Westwinde. Die Übergangszeit scheint einen Monat zu früh zu sein. Das mache auch das Einschätzen der Strömung für die Guides sehr schwierig. Und da ja vorgestern der Ködertauchgang nicht ganz optimal verlaufen ist, schlägt er vor, ihn heute Nachmittag nochmal zu wiederholen. Wir willigen freudig ein; auf Nilandu Kandu haben wir eh nur noch sehr marginal Lust. Diesmal läuft auch alles perfekt: Der Köder muss nicht erst sortiert werden, wir springen an der richtigen Stelle, sitzen bei 17 m im Sand und nach 2 Minuten erscheint Ashraf mit dem Köder in der Manege. So werden es klasse 60 min mit 6 Haiarten (einem halben Dutzend Spinnerhaien, 4x so vielen Grauen, einem Bullenhai, ein paar Silberspitzen, sowie Weißspitzen- und Schwarzspitzen-Riffhaien) und wieder Unmengen herumwuselndem anderem Fischzeug. Super!

Tag 13: FR, 25.03., Gaafu Alifu-Atoll

Am frühen Morgen ist das Gestöhne groß, es geht erneut es zu unserem "Lieblingstauchplatz": Nilandu Kandu, ächz! Endlich hat es eine Fatzenströmung; sie ist nicht stark, sie ist extrem, meint Norbert. Mit einer Hand klammere ich mich mangels Riffhaken in eine kleine Felsritze, mit der anderen versuche ich, die Kamera zu bedienen. Das ist aber gar nicht nötig, denn trotz der optimalen Bedingungen gibt es leider überhaupt gar nichts zu sehen: Deep Blue Sea, 1 oder 2 Graue Riffhaie, das war's. Falls ich noch nicht fragte: Ist es möglich, dass die Strömung gar nicht die große Rolle spielt, wie immer gesagt wird?

Die Guides sind dann auch endlich durch mit Nilandu, aber noch nicht mit Kanal. Die Alternativen scheinen dünn gesät. Es geht zum Keredhdhoo Kandu. Angeblich hat der Wind heute Nacht auch endlich wieder gedreht, sodass wir immer noch eine mittelstarke, einlaufende Strömung vorfinden. Ansonsten ändert sich nichts; es wird wieder eine wilde Paddelei den Kanaleingang rauf und runter – auf dem Kreuzzug zum Fisch sozusagen – aber die Ausbeute ist wieder dünn und enttäuschend.

Und es gibt doch Alternativen: Am Nachmittag begeben wir uns zu Keredhdhoo South, also der der Lagune zugewandten Seite des Riffs im Süden von Keredhdhoo. Es wird ein entspannter Badewannentauchgang par excellence – eigentlich nicht meine Lieblingsdisziplin, aber nach all dem Kanalgepaddel doch eine willkommene Abwechslung. Vor allem, wenn es so viel Makromotive zu sehen und fotografieren gibt, sodass die Sony RX 100, die ich mir im Januar in einem Anfall von Kaufrausch zugelegt habe, heiß läuft. Sehr schönes Ding! Also der Tauchplatz. Mit der Kamera muss ich noch warm werden.

Nach dem letzten Tauchgang tuckern wir wieder gen Norden zurück nach Kooddoo, wo morgen der letzte Tauchtag ansteht. Je nach Flugzeit am Sonntag (die ersten fliegen morgens um 6 Uhr) sind noch 0-2 Tauchgänge möglich. Nach den Erfahrungen vom Hinflug prüfen wir lieber nochmal unsere Flüge und siehe da: Maldivian hat meinen vor 6 Wochen gebuchten Rückflug für 12:30 Uhr gecancelt. Stattdessen kann ich auf 13:30 Uhr umbuchen, was ich zähneknirschend auch tue. Zähneknirschend deswegen, weil der Flieger wegen eines technischen Zwischenstopps 2 Stunden für die 400 km zurück nach Malé benötigt.

Nach dem Abendessen hält die Crew dank spezieller Nachfrage noch ein Schmankerl für uns bereit: Der Essbereich wird kurzerhand zur Showbühne umfunktioniert, wo wir in den Genuss einer 45-minütigen Boduberu-Vorführung kommen. Dabei handelt es sich um traditionelle maledivische Volksmusik mit Trommeln, Gesang und Tanz, wobei bzgl. letzterem vom Touri erwartet wird, dass er in die Zappelei mit einsteigt – eine ganz schön schweißtreibende Angelegenheit in tropischen Gefilden, weswegen nach Abschluss der Veranstaltung erstmal eine kalte Dusche nötig ist.

Tag 14: SA, 26.03., Gaafu Alifu-Atoll

Es geht auf die Zielgerade, am Vormittag gibt es noch 2x Kanal in persona von Viligili Kandu, wo wir ja vor 3 Tagen eigentlich den einzigen wirklich hervorragenden Kanaltauchgang hatten. Der Strömungscheck ergibt ein vielversprechendes "Strong incoming". Wir springen ins Wasser – und es ist absolute Flaute. Am Kanaleingang kann man freihändig auf den Flossenspitzen hovern. Und heute kann man auch nicht die Westwinde verantwortlich machen, von daher fragen wir uns schon, wie man sich regelmäßig so vertun kann. Egal, denn falls ich noch nicht fragte: Vielleicht spielt die Strömung für das Haiaufkommen gar nicht die große Rolle, wie immer gesagt wird? Es ist nämlich bei beiden Tauchgängen sehr gut, wieder hat es Graue en masse, ähnlich wie an Tag 11. So wird es am letzten Tag noch ein versöhnlicher Abschluss mit den Kanälen des Gaafu Alifu-Atolls.

Nachdem die Ausrüstung gewaschen und auf dem Oberdeck zum Trocknen aufgehängt ist, ist Freizeit angesagt: Während die einen sich als Klippenspringer vom Tauchdhoni aus betätigen, lassen sich die anderen zu einer Insel kutschieren, um ein bisschen zu schwimmen und am Strand in der Sonne zu braten. Wieder andere sortieren Fotos, schneiden das Videomaterial oder prüfen, was Maldivian mit den Rückflügen veranstaltet hat. Und siehe da: Unser gestern gebuchter Flug ist heute schon wieder gecancelt! Manchmal fühle ich mich unendlich müde. Stattdessen wird uns jetzt 14:30 Uhr offeriert, was wir natürlich annehmen. Letztendlich handelt es sich um den gleichen Flug, denn es wurde lediglich der technische Zwischenstopp herausoptimiert, sodass es jetzt ein einstündiger Direktflug ist.

Tag 15: SO, 27.03., Kooddoo → Malé

Zwei Stunden vor Abflug bringt uns das Dhoni nach Kooddoo. An der kleinen Anlegestelle stehen Gepäckwagen parat, sodass man seine Taschen die 300 m zum Flughafengebäude nicht schleppen muss. Der einstündige Flug verläuft ruhig und mit ähnlich fantastischer Aussicht auf die Triebwerke wie vor 2 Wochen.

Nach Anruf im Murex Beach, unserem Hotel für die letzten 2 Nächte auf Hulhumalé, holt uns ein Mitarbeiter am Infostand des internationalen Terminals ab und setzt uns ins Taxi, welches uns in 10-minütiger Fahrt zum Hotel befördert, wo wir gegen 16:30 Uhr eintreffen. Meine Motivation, jetzt noch die Stadt zu erkunden, ist beschränkt. So belassen wir es beim Abendessen zu sechst auf der Dachterrasse irgendeines Strandhotels, dessen Name mir entfallen ist. Auf Bier oder Wein müssen wir dabei verzichten, denn da wir uns jetzt quasi auf einer Einheimischeninsel befinden, gibt es keinen Alkohol zu kaufen. So muss ein Wassermelonensaft als Einschlafhilfe herhalten.

Tag 16: MO, 28.03., Malé

Das Grüppchen wird immer kleiner: Nachdem sich zwei Kollegen noch gestern Abend um 21 Uhr in den Flieger Richtung Heimat gesetzt haben, sind wir heute noch zu viert, um uns mal anzugucken, welche Sehenswürdigkeiten die Hauptstadt Malé zu bieten hat. Die Taxifahrt über die von den Chinesen erbaute, neue Brücke, die Malé mit Hulhumalé verbindet, dauert ca. 20 Minuten. Wir lassen uns am lokalen Markt absetzen und starten dort unsere Erkundungstour. Details entnehme man der folgenden Fotostory.

Nach 2 1/2 Stunden Wandern durch den Lärm der Großstadt (Malé hat gut 150.000 Einwohner) haben wir genug und nehmen ein Taxi zurück ins Hotel. Viel Zeit bleibt den 3 Kollegen eh nicht mehr, denn sie verabschieden sich heute zurück nach Hause. Ich bleibe noch eine Nacht und nutze die Zeit, um schon mal den Fotoschrott auszusortieren.

Tag 17: DI, 29.03., Malé → Köln

Tschö, wa! Um 4:30 Uhr erreicht mich per WhatsApp die Nachricht, dass mein Edelweiss-Flieger 1 Stunde Verspätung hat. So macht man das, liebe Maldivian! So kann ich glücklicherweise noch in Ruhe frühstücken, bevor es via Zürich und Frankfurt zurück nach Köln geht. Kurz hinter Siegburg-Bonn macht mir die Deutsche Bahn unmissverständlich klar, dass der Urlaub zu Ende ist. Das Fazit meines 3. Malediven-Besuchs fällt gemischt aus:

Tauchtechnisch wechselten sich punktuelle Highlights (Mantas im Addu-Atoll, Tigerhaie vor Fuvahmulah, nächtlicher Walhai-Besuch und Kooddoo-Ködertauchen) ab mit viel Leerlauf in den Kanälen des Gaafu Alifu-Atolls, von denen einzig und alleine der Viligili Kandu komplett überzeugen konnte. Korallentechnisch waren einige Plätze erstaunlich gut und deutlich besser, als ich es erwartet hatte. Bis zu den Riffen im Roten Meer oder denen Südostasiens ist es aber noch ein sehr weiter Weg. Fischmäßig fand ich es insgesamt dünn. Man hat den Eindruck, die Chinesen wurden für ihre Bautätigkeiten (neben der Brücke haben sie dem Flughafen noch eine zweite Landebahn spendiert und errichten gerade ein neues Terminal) in Fangrechten bezahlt und sind schon mal mit einer Horde Fischtrawler durch die Gewässer gezogen.

Was die Keana angeht, haben uns die Guides nicht wirklich überzeugt, weder unter noch über Wasser, wo es m.E. ein ziemliches Kommunikations­defizit gibt, sowohl in Richtung Gäste als auch innerhalb des Teils der Crew, der sich um die Organisation des Tauchbetriebs kümmert. Man fragt sich auch, wer diesbezüglich eigentlich den Hut aufhat, der Chefguide (bei uns Ashraf) oder Norbert. Immerhin wurde die Kommunikation in Woche 2 seitens Norbert deutlich besser. An unserem Eindruck, dass sich niemand auf dem Boot wirklich gut mit den Tauchplätzen im tiefen Süden auskennt, konnte das allerdings auch nichts ändern. Ansonsten war die Crew aber sehr motiviert und hilfsbereit. Die Sauberkeit auf dem Boot war 1A und das Essen qualitativ durchgehend hervorragend. Kleine Abzüge gibt es hier nur für die fehlende Abwechslung bei Nachtisch (Früchte, Früchte, Früchte) und Frühstück (Käse oder Speck sind Fremdwörter). Ja, das sind Erste-Welt-Probleme, aber angesichts eines Tourpreises, der 50 % über dem lag, der letztes Jahr für die Myna zu Buche geschlagen ist, darf das eigentlich drin sein.

Insgesamt war es auf jeden Fall wieder eine schöne Safari mit einer lustigen Tauchtruppe, von der man sicher den einen oder die andere nochmal wiedersehen wird. Bezüglich eines weiteren Trips mit der Keana bin ich emotionslos: Die o.g. Negativpunkte wiegen nicht so schwer, dass ich eine erneute Tour ausschließe; ich würde auch wieder auf die Keana gehen. Meine erste Wahl in dieser Preisklasse wäre sie aber nicht – wie auch die Malediven nicht meine erste Wahl für einen weiteren Besuch in den nächsten Jahren sind.

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