Roca Partida

Tauchsafari Socorro – Teil 3: Roca Partida

März 2011

Tag 12: MI, 30.03., San Benedicto

Tauchplatzkarte vom "Boiler" Am nächsten Morgen sind wir zurück vor San Benedicto, wo noch ein Tauchplatz auf uns wartet, den wir vor fünf Tagen nicht ansteuern konnten. Der Boiler ist ein annähernd rechteckiges Plateau, das sich wie ein Tisch vom 40 m tiefen Meeresboden bis einige Meter unter die Wasseroberfläche erhebt. Er liegt ziemlich exponiert einige hundert Meter vor der Westküste San Benedictos, wo man relativ schutzlos Wind und Wellen ausgeliefert ist, weswegen man hier nur tauchen kann, wenn das Meer einigermaßen ruhig ist. Vor 5 Tagen war das nicht der Fall, was die Konkurrenz nicht davon abgehalten hat, hier einen Tauchversuch zu starten. Prompt ist das Schlauchboot umgekippt, wobei Fußmatten und Außenborderabdeckung Richtung Meeresboden gerieselt sind. Die Crew der Nautilus hat Hilfe bei der Bergung angeboten, weswegen wir beim ersten Tauchgang Ausschau halten, wo das Zeug gelandet ist. Angesichts von Silberspitzen- und Galapagoshaien, die von einigen Delfinen verscheucht werden, haben wir für Fußmatten aber zuerst mal keinen Blick. Bei der Umrundung der Südspitze sichten wir sie dann, schön verstreut liegen sie in 45 m Tiefe auf dem Meeresgrund.

Nach dem ersten Tauchgang bekommen wir Besuch, ein Boot namens "Andrea Lynn" hat sich zu uns gesellt. Beim Anblick des heruntergekommenen Kahns erschrecke ich etwas, mit was für Seelenverkäufern sich manche Leute auf den offenen Ozean wagen. Noch mehr erschrecke ich, als ich bei genauem Hinschauen das "Aggressor Fleet"-Logo auf den Aufbauten entdecke. Eigentlich hatte ich von dieser Kreuzfahrer-Flotte bisher eine sehr hohe Meinung.

Da versenken wir uns doch noch lieber drei weitere Male am Boiler und begegnen dabei den üblichen Mantas, die wieder stundenlang um uns kreisen, Delfinen, einigen Galapagoshaien, Equipment bergenden Tauchern und sogar einer halben Handvoll Hammerhaien, die aber leider einen ziemlichen Sicherheitsabstand zu uns einhalten. Die große Tiefe am Boiler fordert dann auch seinen Tribut, nach dem 3. Tauchgang kann ich meine 25 min Deko in 3 m Tiefe auf dem Dach des Plateaus abhängen, wobei die starke Dünung, die einen permanent wie auf einer Achterbahn umherschmeißt, schon etwas nervt. Zufrieden fallen wir am Abend nach einem schönen Tag am Boiler ins Bett, gerade als Käpt'n Gordon die Motoren startet und zur achtstündigen Nachtfahrt zu unserer letzten Station ansetzt.

Tag 13: DO, 31.03., Roca Partida

Es ist kurz vor 6 Uhr morgens, als der "Geteilte Felsen" in Sicht kommt. Roca Partida ist gerade mal 90 m lang und 45 m breit, ein trostloser Furz im Nirgendwo, vollgeschissen von der Kolonie Seevögel, die hier haust. Trostlos ist auch der Anblick des Thunfischfängers, der nicht weit entfernt vor Anker liegt. Natürlich hat er hier nichts zu suchen, die Islas Revillagigedo sind UNESCO Biosphärenreservat und die Fischerei illegal, aber das interessiert einige Fischerboote herzlich wenig. Bis die Marine hier ist, dauert es 2 Tage, bis dahin sind die längst über alle Wellen.

Die Morgensonne vertreibt einige verirrte Wolken. Tausende Seevögel haben dem Felsen im Laufe der Jahre seinen weißen Anstrich verpasst. Zu sehen sind sie bei unserer Ankunft nicht, da sie mit den ersten Sonnenstrahlen den Felsen verlassen und angeln gehen. Um 6.15 Uhr fällt der Anker und ich will mich gerade Richtung erster Tasse Kaffee in den Salon begeben, als es keine 20 m neben dem Boot prustet: Wale! Eine Familie bestehend aus Mama, Kalb und Kindermädchen hat es sich vor Roca Partida gemütlich gemacht und scheint es nicht sehr eilig zu haben. Nach dem Motto "Der frühe Schnorchler fängt den Wal" sind flugs die Flossen an den Füßen, die Maske im Gesicht und drei Schnorchler (die anderen schlafen noch) mit kühnem Sprung von der Taucherplattform im Wasser. Für den Neo bleibt keine Zeit, man muss Prioritäten setzen. Wir hetzen den sich langsam entfernenden Walen hinterher und erhaschen zunächst nur einen Blick auf ihre äußerst ästhetischen Hinterteile. Irgendwann scheint aber auch unsere Freunde die Neugier zu packen, sie wenden langsam, drehen den Kopf und grinsen uns auf einmal breit an, keine 5 m entfernt. Mir bleibt fast das Herz stehen, als Mama und Kalb frontal auf mich zuschwimmen, es ist eine der eindrucksvollsten Begegnungen, die ich je im Wasser hatte. Nun kenne ich mich mit Walen nicht so besonders aus und frage mich, wie so eine 25 Tonnen schwere Mama wohl reagiert, wenn sie denkt, ihr Nachwuchs sei bedroht. Ein Schlag mit der Fluke und Herr Siedt ist Geschichte, deswegen versuche ich schleunigst, aus ihrer Schwimmbahn zu verschwinden. Das ist allerdings ebenso zwecklos wie unnötig, denn Mama ist ganz friedlich und weicht schon von selbst aus. Im Gegenteil - sie scheint regelrecht Gesellschaft zu suchen und schwimmt geradewegs zurück zur Nautilus Explorer! Wir lassen uns vom Schlauchboot einsammeln und zurück zum Schiff bringen, wo inzwischen auch die restliche Tauchtruppe wach ist und sich hektisch anrödelt. Die Hektik ist aber völlig überflüssig, denn unsere neuen Freunde kreiseln die nächsten zwei Stunden lang ständig nahe am Boot herum, so dass alle Traumschnorchler ausgiebig Zeit mit ihnen verbringen können. Selbstredend fällt der erste Tauchgang aus.

Nachdem die Wale verschwunden sind, tauchen wir nach ausführlichem Sicherheitsbriefing doch noch ab. Der wichtigste Punkt im Briefing lautet wie immer: Niemals den Blickkontakt zum Felsen verlieren, sobald man ihn nicht mehr sieht, ist Boje setzen und unverzügliches Auftauchen angesagt. Es gab hier schon Taucher, die bojenloses Blauwassertauchen mit dem Leben bezahlt haben, weil sie abgetrieben wurden und bei hohem Wellengang dann in den Weiten des Pazifiks nicht mehr wiederzufinden waren. Glücklicherweise hatte die Nautilus-Crew bisher noch keinerlei derartigen Verlust zu beklagen.

Tauchplatzkarte von Roca Partida Unter Wasser präsentiert sich Roca Partida als steiler Zahn, alle Seiten fallen fast senkrecht in pechschwarze, für Sporttaucher unerreichbare Tiefen von ca. 80 m ab. Rund um den Felsen tobt das Leben. Große Schwärme von Stachelmakrelen unterschiedlichster Gattungen ziehen umher oder stehen gelangweilt in der Strömung. Ab und zu zieht draußen ein großer Thunfisch vorbei, während sich hunderte Muränen und Langusten in den Spalten und Ritzen der Felswand verschanzt haben. Da der Platz an der Wand begrenzt und kostbar ist, stapeln sich auf jedem kleinen Vorsprung Weißspitzen-Riffhaie wie Paletten in einer Lagerhalle. Andere Haiarten zeigen sich leider zunächst etwas scheuer, von Großfisch (zu denen ich die Weißspitzen nicht zähle) ist beim ersten Tauchgang nichts zu sehen.

Das Fehlen des Großfisches wird durch das Wiedererscheinen der Großsäuger wettgemacht. Pünktlich zum Mittagessen erscheint die Walfamilie wieder auf der Bildfläche und scharwenzelt um das Boot herum. Wie geil ist das denn? Natürlich lassen wir uns nicht lange bitten und springen unmittelbar nach dem Essen wieder zu einer Walschnorchelrunde ins Wasser. Das Kalb erweist sich dabei als ziemlich neugierig und taucht auch schon mal mitten in der Gruppe der dahintreibenden Schnorchler zum Luftholen auf. Das ist zwar nett, aber auch nicht ganz ohne, denn wenn Mama nicht wohl dabei ist, wenn Sohnemann mit zwei Dutzend unbekannter Lebensformen spielt, kommt sie flugs hinterher und geht mal gerade dazwischen. Dann heißt es, mit maximalem Beinschlag aus dem Weg zu schwimmen.

Unser zweiter Tauchgang beschert uns dann auch einigen des erhofften Großfisches. Insbesondere an der Nord- und Südspitze, wo es die stärksten Strömungen hat, treffen wir auf Kleingruppen von Galapagoshaien, unter die sich inkognito ein Düsterer Hai gemischt hat. Nicht, dass ich den erkannt hätte, er sticht lediglich durch seine enorme Größe aus den anderen heraus. Wenn's aussieht wie ein viel zu großer Galapagoshai, ist es ein Düsterer Hai, klärt uns daraufhin Sten auf. Unverwechselbar sind hingegen die Silberspitzenhaie, die oft wenig Scheu zeigen und die Taucher in weniger als einem Meter Abstand passieren. Nur Hammerhaie bekommen wir nicht zu Gesicht, aber vielleicht ändert sich das ja noch.

Die Tauchpause wird wieder zum Schnorcheln mit den Walen genutzt. Irgendwann hat aber das Kindermädchen, das normalerweise aus größerer Tiefe die Lage beobachtet und sich dezent zurückhält, genug, kommt nach oben und vernebelt uns mit ein paar unmissverständlichen Flukenschlägen die Sicht. Ihre Unwirschheit ist förmlich zu spüren, so dass wir den Rückzug antreten, die Wale alleine lassen und lieber nochmal auf Tauchstation gehen. Die Sonne steht jetzt am späten Nachmittag allerdings schon sehr tief, so dass die Sicht entsprechend bescheiden ist. Bis auf wenige Ausnahmen haben sich leider auch die Haie zurückgezogen: Wir müssen auf 40 m runtergehen, um sie dann wenigstens noch von oben 10 m weiter unten schemenhaft im grauschwarzen Nebel rumschwimmen zu sehen. So richtig prickelnd ist das jetzt nicht mehr, was natürlich nichts daran ändert, dass wir insbesondere wegen der Wale einen genialen ersten Tag an Roca Partida hatten. Sten weist uns auch nochmal darauf hin, wie außergewöhnlich der lange Verbleib der Wale am Boot ist. Normalerweise hat die Nautilus hier an Roca Partida ca. eine Walfamilie pro Saison, die vielleicht mal für 3 bis 4 Stunden bleibt. Dass sie einen ganzen Tag lang bleibt, sei noch nie passiert. Aber es soll noch besser kommen...

Tag 14: FR, 01.04., Roca Partida

"Oh, verflucht", denke ich, "wo zum Teufel ist der Flossenclip?". Irgendwie hat sich das Teil auf dem Schlauchboot selbständig gemacht und ist unauffindbar, so dass die Kollegen ohne mich die Rolle rückwärts ins Wasser machen. Nach einer Minute Warten, ob alle abgetaucht sind, wollen wir zwecks Flossenwechsel zurück zur Nautilus, als doch noch jemand den Kopf aus dem Wasser steckt – ohne Blei kommt Gabi so schwer runter. Und worüber stolpert sie beim Reinziehen ins Schlauchboot? Genau, meinen Flossenclip. Des einen Freud, des anderen Leid, schnell das Teil montiert und ab ins Wasser, die anderen haben 3 min Vorsprung. Weit komme ich aber nicht, denn auf einmal kommt von oben lautes Getöse und es wird mächtig dunkel über mir. Als ich nach oben blicke, zeichnen sich 15 m über mir zwei riesige Schatten gegen das Sonnenlicht ab. Na ja, eigentlich ist es nur ein riesiger Schatten – gegen seine Mama wirkt der Baby-Wal trotz seiner sicherlich schon 3 bis 4 m Körperlänge wie ein Winzling. Mit ausladendem Flukenschlag ziehen die beiden direkt an der Felswand entlang und ich starre ihnen nach, bis sie verschwunden sind. Das einlaufende Wasser erinnert mich nach kurzer Zeit daran, dass mir noch der Mund offen steht. Kein Wunder, bei der ersten Walbegegnung unter Pressluft kann das schon mal passieren. Und wem habe ich das zu verdanken? Meinem unfreiwillig demontierten Flossenclip (sonst wäre ich zu früh abgetaucht) und Gabis Vergesslichkeit (sonst wäre ich gar nicht abgetaucht). Die Tauchgötter haben einen seltsamen Humor, eigentlich schulde ich Gabi einen Kasten Bier.

Der Rest des Tauchgangs ist dann eher durchwachsen. Bei der zweimaligen Umrundung des Felsens, was sich während eines 60 minütigen Tauchgangs ziemlich problemlos bewerkstelligen lässt, sofern es keine Strömung hat, fallen vor allem die riesigen Schulen Black Jacks auf. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal auf derartige Horden von Schwarzen Stachelmakrelen getroffen zu sein. Die Haie sind dagegen noch recht scheu, einen einzigen Galapagoshai bekomme ich zu Gesicht.

Gar nicht scheu ist dagegen die Walfamilie, die sich auch den gesamten zweiten Tag lang an Roca Partida und der Nautilus Explorer aufhält. Einige Mittaucher behaupten zwar, Mama habe sich über Nacht eine neue Nanny gesucht, das Kindermädchen sei ein anderes als gestern, aber so genau kann ich das nicht erkennen. Nein, falsch, ich kann es überhaupt nicht erkennen und es ist auch Wurscht, Hauptsache, es gibt Wal. Selbstredend leisten wir ihnen auch heute wieder zwischen den Tauchgängen etwas Gesellschaft, wenn auch weniger intensiv, als gestern.

Die Tauchgänge zwei und drei verlaufen dann recht ähnlich: an der Südspitze Sprung ins Wasser und direkt runter auf 40 m, wo sich die Haie aufhalten. Zwei Handvoll Galapagoshaie und eine Handvoll Silberspitzen turnen da unten bei allerdings ziemlich trüber Sicht um uns rum. Dann einen kleinen Ausflug ins Blauwasser, aber so, dass man gerade noch die Felswand sehen kann. Denn dort streunen die Hammerhaie umher, bei beiden Tauchgängen ist eine Gruppe von ca. 10 Tieren zugegen. Hat man seinen Luftvorrat weit genug dezimiert, wird in höheren Gefilden direkt an der Wand ausgetaucht. Gerade mit der Kamera in der Hand lohnt es sich auch mal zu schauen, was es an Leben in der Felswand so gibt, statt immer nur ins Blauwasser zu starren.

Den vierten Tauchgang spare ich mir heute. Die Sicht war gestern um die Zeit schon so schlecht und der Körper so ausgekühlt, dass sich mein schwerer Kopf lieber in der Koje etwas Entspannung unter einer kuschligen Bettdecke sucht, bevor der Ruf zum Abendessen mich wieder in den harten Alltag einer Tauchsafari zurückholt. Auf dem Whiteboard im Salon prangt inzwischen auch das Ergebnis der am Mittag gestarteten Gästeumfrage, wo es morgen zum letzten Gefecht hingehen soll – mit 12:11 Stimmen setzt sich Roca Partida knapp gegen den Boiler durch.

Tag 15: SA, 02.04., Roca Partida

Unser letzter Tauchtag beginnt wieder an der Südspitze Roca Partidas mit schnellem Abstieg Richtung 30 m-Marke. Wir starren ins Blauwasser, um zu schauen, was da so kommt. Eigentlich spekulieren wir – natürlich – auf Haie, aber wenn die Buckelwal-Mama es sich nicht nehmen lässt, mitsamt ihres Nachwuchses in unserem Blickfeld vorbeizuziehen, nehmen wir das natürlich auch gerne zur Kenntnis. Kurz hatten wir uns beim Besteigen der Schlauchboote schon gewundert, wo sie geblieben sind, aber siehe da: Sie sind immer noch hier. Und um es vorwegzunehmen: Sie werden uns auch am dritten Tag in Folge nicht verlassen. Ein unglaubliches Glück, man sollte tunlichst nicht denken, dass das hier normal wäre. Weniger Glück haben wir dagegen mit den Haien, ein paar einzelne Galapagoshaie, mehr kriege ich nicht vor die Iris.

Etwas mehr Haie hat es beim 2. Abstieg, ein paar Silberspitzen und Hammerhaie sorgen für gute Laune. An der Nordspitze kommt auf einmal eine ziemliche Strömung auf und prompt wuselt ein Dutzend Galapagoshaie zwischen uns umher. Der Weg um die Spitze herum ist ziemlich mühselig, die starke Dünung schaukelt einen ständig hin und her, 2 m vor, 1 m zurück, 3 m vor, 4 zurück, usw. usw. Irgendwann bin ich's leid und tauche von der Wand ins Blauwasser, um die Boje zu setzen und den Tauchgang 10 min früher zu beenden. Was mich davon abhält, ist dieser große, weiße Fleck, der sich da auf einmal in einiger Entfernung schemenhaft abzeichnet. Hmm, ein großer, weißer Fleck mitten im Blauwasser, was kann das denn sein? Vorsichtig schwimme ich näher und mit jedem weiteren Meter wird hinter dem weißen Fleck ein gigantischer schwarzer Umriss sichtbar, der sich schließlich als leibhaftiger Buckelwal materialisiert. Ganz ruhig steht Mama da im Wasser und bewegt sich keinen Zentimeter, das Kalb an ihrer Seite. Ich traue mich kaum zu atmen, aber beide scheinen die Luftblasen und der Lärm der Atemregler nicht zu stören. Auch den meisten Tauchkollegen ist die Anwesenheit von Megaptera novaeangliae nicht entgangen und so scharen sich alsbald zwei Handvoll Taucher um die Familie. Auf einmal kommt Bewegung in die Bude, das Kalb muss hoch zum Luftholen. Langsam schwimmt es an die Oberfläche, nimmt einen tiefen Zug, kommt dann wieder gemächlich zu Mama herunter, die sich keinen Zentimeter wegbewegt hat, und kuschelt sich unter ihren Bauch. Gebannt betrachten wir das Schauspiel wie Kinder die Weihnachtsauslage im Spielzeugladen. Ein wenig verharren die beiden noch in meditativer Ruhe, ehe sie sich doch zum Aufbruch entschließen und uns nach vielleicht 5 min verlassen. Völlig euphorisch tauchen wir kurz danach auf. Das war's, denke ich, der Olymp, ich bin total weggeflasht, hier und heute kann ich meine Tauchkarriere beenden. Ich meine sogar, bei dem ein oder anderen ein kleines Tränchen im Auge erkennen zu können. Auch Sten, der sicherlich schon deutlich über 1000 Tauchgängen an den Islas Revillagigedo hat, sagt, dass dies seine beste Buckelwalbegegnung beim Tauchen war. Einfach der Hammer!

Die Überlegungen bzgl. des Endes der Tauchkarriere halten ziemlich genau 90 min, bis das Anrödeln für Tauchgang Nummer 3 beginnt. Für diesen hat Sten noch ein Schmankerl parat. Wir springen als Gruppe direkt von der Nautilus ins Wasser und folgen ihm die 50 m durchs Blauwasser schwimmend zum Felsen. Die Hoffnung, hierbei auf Großfisch zu treffen, erfüllt sich zwar nur beschränkt, aber immerhin hat es wieder riesige Stachelmakrelenschwärme und zur Abwechslung auch mal ein Rudel Bonitos, hinter dem sich ein Hammerhai versteckt. Ich denke, dass sich die Begegnung von eben eh nicht mehr toppen lässt und verbringe den Tauchgang im Wesentlichen mit der Nase in der Felswand, wo sich aber kein Buckelwal zwischen all den Langusten und Muränen versteckt hält. Kurz darauf ist Feierabend – Tauchgang 4 schenke ich mir heute ebenfalls und packe zusammen. Das tut 3 Stunden später nach Ende des letzten Tauchgangs auch die Crew, so dass wir noch vor Einbruch der Dunkelheit die Anker lichten und den langen Weg zurück zum Festland antreten.

Tag 16: SO, 03.04.

Siehe Tag 5. Die Videographen schneiden eifrig ihre Filme zusammen, so dass man sich bei der abendlichen Kinovorführung die Highlights der Tour nochmal ins Gedächtnis rufen kann. Und die gab es reichlich: verspielte Seelöwen und ein Walhai in der Sea of Cortez, interaktive Mantas und Delfine vor San Benedicto und Socorro und Buckelwal-Action vor Socorro und insbesondere Roca Partida. Nur die Hai-Präsenz hat mich etwas enttäuscht, gut fand ich diesbezüglich nur Roca Partida. Das Video mit der 100 Tier starken Hammerhaischule, das Guide Joel noch vor wenigen Wochen am Cabo Pearce gedreht hat, macht mich schon etwas neidisch. Aber das wäre wahrscheinlich dann auch des Guten zu viel gewesen, denn auch mit eher mäßiger Hai-Präsenz (verglichen mit Galapagos oder Malpelo natürlich, nicht mit dem Roten Meer!!!) kann es nur ein Fazit für die vergangenen zwei Wochen geben: Knaller!

Tag 17: MO, 04.04.

Gegen 2 Uhr morgens sind Lichter am Horizont zu erkennen, eine Stunde später laufen wir im nachtschlafenden Cabo San Lucas ein. Nach kurzer Nacht und schnellem Frühstück geht es für die meisten direkt zum Flughafen, wo ich schon mal das erste Prost-auf-einen-gelungenen-Urlaub-Corona zu mir nehme. Schon etwas angetüddelt beim Abheben in Los Cabos, kommen beim Zwischenstopp in Los Angeles noch zwei große Budweiser oben drauf, die ich in London mit einem Heineken abrunde. Nach dem zweiten Warsteiner im ICE von Frankfurt nach Köln bin ich voll, aber egal, Arbeit ist ja erst wieder morgen. Aber vorher schaue ich mir noch gefühlte fünf Mal Michaels 19-minütiges Kurzvideo dieser Reise an.

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