September 2023
Pünktlich um 17:30 Uhr landet die Turkish Airlines-Maschine aus Istanbul auf dem Soekarno Hatta-Flughafen von Jakarta. Mit der Skyrail fahren wir ins Terminal 2, wo Kirsten, Klaus und ich uns für zwei Nächte im Airport Hotel einquartiert haben, um bis zum Weiterflug nach Alor noch etwas Puffer zu haben, falls das Gepäck nicht mitkommt. Außerdem gibt uns das die Möglichkeit, mal an einem Tag die Sehenswürdigkeiten Jakartas zu erkunden, so es denn welche gibt.
Wenn man keine Ahnung hat, sind Hop-On-Hop-Off-Busse eine hervorragende Möglichkeit, fremde Städte zu erkunden. Laut unserer Internet-Recherche fahren die an der Pondok Indah Mall in Süd-Jakarta, aber als wir nach einer halben Stunde Taxifahrt da ankommen, ist von Hop-On-Hop-Off weit und breit nichts zu sehen. Wir streunen eine Dreiviertelstunde durch die Mall und fragen ein paar Menschen, die uns aber nur etwas verständnislos auf die normalen Linienbusse verweisen, die unten auf der Straße fahren. Nach neuer Recherche setzen wir uns wieder für eine Handvoll Rupien ins Taxi und lassen uns zum "IRTI Monas" kutschieren. Das ist der Haupteingang des großen Parks mit dem Nationalmonument (Monas = Monument Nasional), das seit 1975 das Zentrum des 34-Millionen-Menschen-Molochs schmückt. Hier treffen sich alle Routen der kostenlosen Doppeldecker-Explorer-Busse von TransJakarta (der örtlichen KVB). Zwei Busse stehen auch schon parat und wir steigen auf gut Glück in den BW04, der die "Skyscraper Route" fährt. Die führt vom Monas auf der Jalan M.H. Thamrin nach Süden entlang eines Wolkenkratzer-Potpourris, das Jakarta sein Eigen nennt. Weit kommen wir aber nicht, denn aufgrund des vorgestern angelaufenen ASEAN-Gipfels sind viele Straßen zeitweise gesperrt. 45 Minuten warten wir an der ausnehmend hässlichen Statue Patung Pemuda Membangun auf die Weiterfahrt, bevor der Bus umkehrt und auf einer verkürzten Route zurück zum IRTI fährt.
Eigentlich würden wir uns auch gerne das Monas anschauen und durch den Park schlendern, aber der ist leider wegen des Gipfels ebenfalls gesperrt. Also setzen wir uns stattdessen in den nächstbesten Bus, ohne zu wissen, wo der überhaupt hinfährt. Eigentlich ist es auch egal, denn letzten Endes fahren alle Explorer-Busse eh im Kreis. Nachdem wir 30 Minuten gefahren sind ohne zu halten, schauen wir aber doch mal auf Google Maps und kommen zu dem Schluss, dass wir im BW09 nach Pantai Indah Kapuk (kurz: PIK) unterwegs sind, einem auf zwei dem Meer abgerungenen Inseln errichteten Neubaugebiet im Nordwesten Jakartas, welches eines der angesagtesten Wohnviertel für neureiche Indonesier ist. Dank des Monster-Staus auf der Stadtautobahn benötigen wir eineinhalb Stunden für die 22 Kilometer zum "Taman Baharia" ("Taman" = "Park"). Einen Park sucht man hier zwar weit und breit vergebens, aber dafür hat es ein Mini-Chinatown namens "Pantjoran" mit Pagode und Fressmeile, auf der wir uns verpflegen. Anschließend schlendern wir die Promenade entlang und genießen in einem der zahlreichen Restaurants ein kühles Bintang. In fernen Ländern ziehe ich lokales Brauwerk immer der amerikanischen und europäischen Importware vor. Mit dem Taxi geht es anschließend zurück zum nahegelegenen Flughafen, wo wir im Restaurant des Airport-Hotels mit den Neuankömmlingen die Bintang-Verköstigung fortsetzen. Dank der restriktiven Alkoholverkaufsregeln im muslimisch geprägten Indonesien ist das Hotel auch der einzige Ort am Flughafen, an dem man Alkohol für den Sofortverzehr erstehen kann.
Um 2 Uhr in der Früh besteigen wir den Batik Air-Flieger, der uns in drei Stunden Flugzeit nach Kupang bringt, der mit über 400.000 Einwohnern größten Stadt auf der Insel Timor. Der Zwischenstopp ist recht kurzweilig, da mir nach einer halben Stunde auffällt, dass ich die Tüte mit den eben noch vor Abflug erstandenen Gin-Vorräten im Flieger vergessen habe. Dank der freundlichen Unterstützung des Flughafenpersonals gelangt sie jedoch noch vor dem Weiterflug zurück in meinen Besitz, sodass einer Gin-Tonic-Verköstigung auf der Velocean nichts im Wege steht. Im Gegensatz zu vielen anderen Booten ist es dort ausdrücklich erlaubt, Alkohol mitzubringen, obwohl die Velocean auch über eine gutsortierte Bar verfügt.
Nach einer weiteren Stunde Flug landen wir um kurz nach 9 Uhr morgens auf dem Flughafen von Alor, der im Norden der Insel liegt. Von dort ist es nochmal eine halbe Stunde Fahrt nach Kalabahi, der Hauptstadt des Alor-Archipels, das aus den beiden Hauptinseln Alor im Osten und Pantar im Westen, sowie einer Reihe kleiner Inseln besteht. Die beiden Hauptinseln trennt eine Meeresstraße, die nach Gutdünken und Tagesform des Autors mal als "Straße von Alor" und mal als "Pantarstraße" bezeichnet wird.
Velocean, und können nach kurzer Orientierungsphase feststellen: Hammer-Kutter! Das 52 Meter lange Schiff lief 2020 vom Stapel und lag dann dank Corona erstmal für zwei Jahre auf Eis. Die Pandemie ist auch der Grund dafür, dass ich den für September 2020 geplanten Trip erst mit drei Jahren Verspätung antreten kann. Seit einem guten Jahr kreuzt die Velocean nun durch indonesische Gewässer und ist mit einer Reisegeschwindigkeit von 18-20 Knoten das schnellste Schiff weit und breit. Und ausstattungsmäßig eins der besten, auf dem ich je reisen durfte. Auf dem üppigen Tauchdeck steht man sich nicht im Weg und hat jede Menge Platz zum Verstauen der Ausrüstung. Vom Tauchdeck gelangt man direkt in den Salon, wo 5x am Tag das Essen serviert wird und die Briefings abgehalten werden. Dahinter gibt es eine gemütliche Lümmelecke, die mit einiger Unterhaltungselektronik aufwarten kann, um auch den jüngeren Gästen die Zeit zu vertreiben. Der Flur zu den komfortablen Kabinen, in denen insgesamt bis zu 18 Gäste Platz finden, ist mit Bastelstationen für die Fotografen bestückt, die hier in Ruhe ihre Schätzchen vorbereiten können. Auf dem riesigen Oberdeck finden sich sowohl für die Sonnen- als auch Schattenanbeter ausreichend Liege- und Sitzmöglichkeiten. Natürlich verfügt ein Boot dieser Preisklasse auch über einen Jacuzzi, den wir nutzen können, wenn das Boot vor Anker liegt. Auch in den gemütlichen Kabinen, die allesamt Tageslichtfenster und Klimaanlage haben, mangelt es nicht an Platz.
Um 10:15 Uhr haben wir endlich unser Ziel erreicht, entern die am Pier vertäuteDen weiteren Tag verbringen wir mit Chillen, Vorbereiten der Ausrüstung, Quatschen und Essen, während das Boot von Kalabahi durch die Straße von Alor in den Süden von Pantar fährt. Damit wir morgen früh direkt loslegen können, informiert uns Cruise Director Adi abends noch über das Tauchprozedere: Getaucht wird auf der Velocean in vier Gruppen mit maximal je fünf Tauchern. Der jeweilige Guide wechselt während der ganzen Tour nicht. Die Reihenfolge, in der die Gruppen mit den zwei PS-starken Schlauchbooten zu den Tauchplätzen befördert werden, rotiert täglich. Es werden drei bis vier Tauchgänge pro Tag angeboten, wobei der letzte auch mal ein Nachttauchgang sein kann. Unsere Route wird uns von Alor und Pantar aus über Reong, Gunung Api, Lucipara und Penyu, sowie den Banda-Inseln bis nach Ambon führen, einmal quer durch die Bandasee. Vor allem auf die Schlangeninsel "Gunung Api" freue ich mich besonders.
Unseren ersten Tauchtag verbringen wir in der Bucht von Beang Abang, im Süden Pantars gelegen. Unsere vier Tauchplätze (Slope, Wall, Jetty und Hot Stone) verteilen sich entlang der drei Kilometer langen Küstenlinie der Bucht und sind ein Makrorevier vom Feinsten. Vor 13 Jahren war ich schon einmal hier und auch heute enttäuscht die Bucht nicht: Guide Ryo erspäht jede Menge gut getarnter Klein- und Kleinstlebewesen, die ich mit eigenen Augen nie gefunden hätte. Eine kleine Auswahl entnehme man der folgenden Bildergalerie.
Äußerst zufrieden stoßen wir abends an der Bootsbar auf den gelungenen ersten Tag an. Eine Lektion habe ich allerdings schon gelernt: Leseeinsätze in der Maske sind nicht dazu geeignet, bei Makrotauchgängen die Altersblindheit zu bekämpfen. Das ständige Kopf-in-den-Nacken-legen und Durchschielen am unteren Maskenrand ist äußerst anstrengend und lästig. Für Lembeh nächstes Jahr muss eine andere Lösung her.
30 km weiter nördlich wollen wir am Morgen an der Bama Wall springen. Der Tauchplatz liegt in der Mitte von Pantar an der Küste eines aus 10 Häusern bestehenden Dorfes (das 11. Haus wird gerade gebaut). Bei der Ankunft unseres Skiffs motzt uns der "Chef de Moschee" aber wild gestikulierend von Land aus an, dass wir schnellstens selbiges gewinnen sollen. Was der Inhalt der Tirade war, lässt die Bootscrew offen. Wir tuckern einfach weiter, bis wir aus der Sicht des Dorfes sind und tauchen den Platz dann von der anderen Seite aus an. Die Wand fällt steil bis in eine Tiefe von 60 m ab und ist reich bewachsen mit Korallen und riesigen Schwämmen. Im Riff wuselt es auch vor Leben, überall sind die üblichen Verdächtigen wie Fahnenbarsche, Demoisellen, Riffbarsche und Falterfische unterwegs. Nur im Blauwasser ist es etwas öde, außer einem Hundezahn-Thun herrscht da gähnende Leere. Nichtsdestotrotz ein schöner Tauchgang, auch wenn DAS Highlight fehlte.
Nach dem Tauchgang wird unsere Geduld am Frühstückstisch auf eine harte Probe gestellt. Schon gestern dauerte es lange, bis einzelne Leute ihr bestelltes Frühstück vertilgen konnten. Heute warte ich eine geschlagene Dreiviertelstunde auf 2 Spiegeleier auf Toast. Die Küchencrew scheint etwas unorganisiert zu sein. Das muss schnellstens besser werden!
Die Eier finden schließlich ihren Weg in den Magen und die Velocean ihren Weg weiter nach Norden auf die andere Seite der Alor-Straße. Hier springen wir zum zweiten Tauchgang des Tages am Platz Hula. Was sofort auffällt, ist die tolle Sicht, das Wasser ist viel klarer als weiter im Süden. Auch die Wassertemperatur ist mit 26 Grad etwas höher und entspricht dem, was wir in den nächsten Tagen auch in der Bandasee erwarten können. Heißt: ab in den Schrank mit dem Neo! Auch Hula wartet mit einem schönen Korallengarten auf, in dem das Kleinvieh das Kommando hat. Das Markenzeichen des Platzes ist ein überdimensionaler Schwamm, der wie ein Elefantenkopf aussieht. Das Fazit ist also das gleiche wie heute Morgen: keine Highlights, aber echt nett.
Nach der Mittagspause geht es wieder auf der anderen Straßenseite weiter: In der Literatur wird Munaseli, das auch unter den Namen Yellow Corner und Current Alley firmiert, als der beste Tauchgang für Fischschwärme und Großfisch im gesamten Archipels angepriesen: Von Barrakudas, Adlerrochen, Riffhaien, Napoleons, Stachelmakrelen und bei viel Glück auch Hammerhaischulen ist da die Rede. Von den vier Erstgenannten sehen wir keine Spur, als wir da so am Riffhaken in der strammen Strömung baumeln. Stattdesen erfreuen wir uns an den großen Füsilier- und Schnapperschulen und all den Barschen, die in Wolken über dem Riff stehen. Und plötzlich tauchen sie tatsächlich auf: Unter uns zieht auf einmal eine kleine Hammerhaischule vorbei (10-20 Tiere), die Ryo vollständig eskalieren lässt. Immer wieder schön zu sehen, wie sehr solche Begegnungen auch nach Tausenden von Tauchgängen noch begeistern können! Ich spare mir das Fotografieren und genieße den tollen Abschluss des ersten Tauchtages.
Einen vierten Tauchgang gibt es heute nicht. Wir dampfen ab gen Osten und machen uns auf den Weg nach Wetar, dem Nachbararchipel Alors. Nach zwei Stunden Fahrt legen wir einen Stopp nahe dem Flughafen an der Insel Sika ein, um jemanden zu treffen, den ich hier überhaupt nicht erwartet habe: Was habe ich mir in den Seegraswiesen des Roten Meeres schon die Beine in den Bauch getaucht, um wenigstens einmal im Leben einen Dugong zu sehen – immer erfolglos. Hier werden wir bequem zu ihm hin kutschiert, um ihm vom Boot aus "Hallo" zu sagen. Leider ist das hier lebende Männchen das letzte Exemplar in der Region und verzweifelt auf der Suche nach einer Partnerin. In seiner Not klammert es sich auch schon mal am Schlauchboot fest und rammelt den Gummirumpf. Sieht zwar lustig aus, aber irgendwie tut mir der einsame Geselle schon ein wenig leid. Nach einer Dreiviertelstunde lassen wir ihn allein und setzen unsere Fahrt zum 150 Kilometer entfernten Reong fort. Wie die Dugong-Besuche vor Sika angefangen haben, kann man übrigens hier nachlesen.
Irgendwann in der Nacht verstummen die Motoren und wir ankern im Kanal zwischen Wetar und der kleinen, im Nordwesten vorgelagerten Insel Reong. Rund um selbige werden wir im Laufe des Tages abtauchen. Den Anfang macht die auf der Westseite, in der Mitte des Kanals gelegene Reong Wall. Das Riffdach ist zwar Bruch, aber die Steilwand ist schön bewachsen mit Schwämmen und Fächerkorallen. Einige Schnapper- und Füsilierschulen drehen im Blauwasser ihre Runden, während oben ein paar Weißspitzen und Barrakudas von der nächtlichen Jagd zurückkehren. Nicht spektakulär, aber ein guter Start in den Tag.
Das kann man von der Nordseite Reongs nicht behaupten; mit Ausnahme weniger schöner Stellen ist das Riff ziemlich traurig. Im trüben Grauwasser ist bis auf einen Schwarm Gelbschwanzfüsiliere auch nichts auszumachen. So ist ein Fangschreckenkrebs mit Gelege das einzig Erquickliche an diesem Tauchgang. Kann man weglassen.
Ob das der Grund ist, dass der Großteil der Gruppe am Nachmittag die Segel streicht und nur noch Klaus und ich auf der Westseite ins Wasser gehen? Das Riff ist hier viel schöner als im Norden und wenn auch erneut die Highlights fehlen, ziehe ich den Tauchgang dem Sonnendeck eindeutig vor. Die Meinung habe ich zum Tagesende alleine. Während alle anderen sich schon an der Bootsbar dem Gin Tonic hingeben, kriege ich an der Wand, mit der wir den Tag begonnen haben, noch eine private Tour mit Ryo. Das gibt ihm die Möglichkeit, auf die Suche nach den Kleinsten der Kleinen zu gehen. Und tatsächlich findet er auf einem Algenzweig ein Pontohi-Pygmäenseepferdchen und nicht weit entfernt einen skurrilen Dekorateurskrebs. Mega! Abgerundet wird der beste Tauchgang des Tages von reichlich Schwarmfisch in Form von Füsilieren, Doktoren, Schnappern und Dunkelflossenbarrakudas.
Nach dem Abendessen stechen wir in See, Kurs Nordost aufs offene Meer. Von mir aus hätten wir uns gerne noch etwas Zeit lassen können, um das Basketball-WM-Finale zu Ende zu schauen, aber nachdem das Internet-Signal vorgestern beim Halbfinale gegen die USA noch zum Streamen gereicht hat, ist daran heute nicht mehr zu denken. Immerhin kriegen wir nach der hundertsten Aktualisierung des Live-Tickers mit dem letzten Fitzelchen Edge noch den Sieg gegen Serbien unter Dach und Fach und können beruhigt den Kopf aufs Kissen legen und von Schlangen träumen.
140 km weiter werden die Träume konkret. Ziemlich einsam in der Bandasee liegt die kleine Vulkaninsel "Gunung Api", die hinsichtlich ihres Seeschlangenaufkommens Legendenstatus hat. Mindestens vier verschiedene Arten nennen die Gewässer um die Insel ihr Zuhause. Neben drei Plattschwanz-Natterarten kann man mit Glück auch die Olivgrünen Seeschange beobachten. Es gibt nur einen einzigen vergleichbaren Platz auf dem Planeten, nämlich die 420 Kilometer östlich von hier gelegene Insel "Manuk". Als Grund dafür, warum sich ausgerechnet an diesen beiden Inseln Seeschlangen so gut vermehren konnten und können, wird gerne die Abgeschiedenheit der Inseln und der damit verbundene fehlende Einfluss des Menschen, sowie die Abwesenheit natürlicher Feinde genannt. Dazu kommen ideale Bedinungen für die Eiablage, denn in den vielen engen Felsspalten knapp unter der Wasseroberfläche ist der kommende Nachwuchs gut vor Fressfeinden geschützt. So richtig überzeugen kann mich all das aber nicht, denn die genannten Kriterien dürften auch auf eine Reihe anderer Inselchen in den Wasserwüsten der Erde zutreffen.
Was auch immer der Grund ist, Hauptsache die Schlangen sind da. Bei unseren vier Abstiegen rund um den Vulkan, der 1699 das letzte Mal ausgebrochen ist, sehen wir sie zuhauf. Teilweise schwimmen sie in Rudeln durchs Wasser oder suchen am Meeresboden nach Nahrung. Sie haben auch keine Scheu vor Menschen und können sehr neugierig sein. Zu befürchten hat man aber nichts, wenn man nicht gerade einen Knoten in sie flechtet, denn Seeschlangen sind gegenüber Menschen nicht aggressiv. Sie ernähren sich zumeist von kleinen Fischen und teils auch von Kopffüßern. Ein Mensch gilt als Großfisch und ist nahrungstechnisch uninteressant. Außer mit den Schlangen kann Gunung Api am Platz Snake Pit noch mit einer toll bewachsenen Wand aufwarten, wobei vor allem die überall herumstehenden, großen Vasenschwämme herausstechen. Fischtechnisch ist allerdings nicht allzuviel los, was ein wenig erstaunlich ist, denn da der Meeresboden rund um die Insel auf über 4000 Meter abfällt, bietet die Insel eigentlich auch beste Bedingungen für Großfischbegegnungen. Außer regelmäßig vorbeischauenden Büffelkopf-Papageien ist aber nichts Nennenswertes dabei und auch unsere Ausschau nach Hammerhaien am Platz Sulfur Ridge bleibt erfolglos. So bleiben die Schlangen das einzige Highlight des Tages, aber alleine dafür hat sich für mich die Fahrt schon gelohnt.
Wir verlieren keine Zeit und machen uns unmittelbar nach dem letzten Tauchgang auf den Weg. Bis zu den mitten in der Bandasee gelegenen Lucipara-Inseln sind es 150 Kilometer. Nach dem Abendessen kümmern wir uns an der Bar noch pflichtbewusst um die Reduzierung der Gin Tonic-Vorräte. So lässt es sich selig schlummern, während der Käpt'n das Boot sicher durch die Nacht steuert. Das Zwischenfazit fällt überwiegend positiv aus: Unter Wasser waren Beang Abang und Gunung Api die Highlights. Mit Großfisch war noch Essig, aber diesbezüglich hoffen wir auf die noch kommenden Banda-Inseln. Auf dem Boot bleibt weiterhin ausschließlich die Küche zu bemängeln. Die Wartezeiten beim Frühstück konnten zwar deutlich verkürzt werden und dank der Umstellung von "À la carte" auf "Buffet" geht es auch bei den anderen Mahlzeiten flott. Insgesamt mangelt es dem Essen aber an Abwechslung und was Schwein und Rind angeht auch an Qualität. Wie auch immer, bisher war die Tour sehr schön und wir hoffen, dass es an den Lucipara-Inseln ähnlich gut weitergeht.