Pulau Molana, Molukken

Tauchsafari Bandasee auf der "Velocean", Teil 2

September 2023

Tag 7: MI, 13.09., Skaro-Riff und Lucipara

Im Morgengrauen erreichen wir das Skaro-Riff, sechs Seemeilen südwestlich von Lucipara gelegen. Die Augen sind noch nicht ganz auf, als wir an der Westseite des Riffs ins Wasser springen und die senkrecht in die Tiefe abfallende Wand erkunden. Der Bewuchs ist nicht so doll wie an den Plätzen zuvor und es ist auch ziemlich düster so früh am Morgen. Draußen ziehen ein paar Hundezahnthune und ein Füsilierschwarm vorbei, während es an der Wand mit Ausnahme der frühstückenden Schildkröte nur Kleinzeug zu entdecken gibt. Hätte ich es gemacht wie Kay und Lothar (Ausschlafen), hätten sich meine Depressionen über den verpassten Tauchgang in Grenzen gehalten.

Nach den Erfahrungen vom Morgen schraube ich für den zweiten Tauchgang auf der gegenüberligenden Seite das Weitwinkelobjektiv ab und das Kit-Objektiv drauf. Wie alle Tauchplätze an den Lucipara-Inseln ist auch East Skaro eine senkrechte Wand. Wie schon am Morgen, fehlen auch jetzt die Highlights, aber immerhin bestätigt das viele Kleinzeug in der Wand meine Objektivwahl.

Über Objektivwahl muss ich mir kurz nach Beendigung unseres Tauchgangs dann keine Gedanken mehr machen. Bei der Vorbereitung für den nächsten Abstieg zeigt das Kameradisplay nur noch eine unfreundliche, rote Anzeige: "Kartenfehler". Nichts hilft, keine andere Karte, kein Reinigen des SD-Kartenschachtes, kein Zurücksetzen der Kamera auf Werkseinstellungen. Wahrscheinlich ist im Kartenslot des erst vor drei Monaten bei MPB gebraucht erstandenen Bodys ein Pin abgebrochen. Shit happens und da tröstet auch nicht, das MPB 12 Monate Garantie auf gebraucht erstandenes Equipment gibt. Ich schwöre mir, zukünftig immer einen Ersatzbody dabei zu haben. Der nimmt nicht viel Platz weg und ist mit 300 EUR für meine 12 Jahre alte Olympus OMD-EM1 absolut erschwinglich.

Randbemerkung : Nach meiner Rückkehr bekomme ich von MPB nach kurzem Telefonat und Rücksendung des defekten Bodys innerhalb von einer Woche einen "neuen" gebrauchten zugeschickt. Top-Service!

Nach dem zweiten Tauchgang verlassen wir das Skaro-Riff und fahren die paar Meter rüber nach Lucipara ("Sieben Inseln"). Der Name ist etwas verwirrend, denn meistens werden in der Literatur nur die westlichen vier Inseln (Mai Bawah, Laponda, Karangka und Selatan) als "Lucipara-Inseln" bezeichnet, während die 30 Kilometer entfernten östlichen drei Inseln (Bingkudu, Kadola und ein anderes Mai) unter "Penyu-Inseln" (Schildkröten-Inseln) firmieren. So halte ich es auch. Alle Inseln sind von einem mehrere Hundert Meter ins Blau hinausragenden Korallenriff umgeben, das senkrecht in die Tiefe abfällt. Dichte Vegetation schmückt einige Inseln: Auf Mai wachsen bis zu 30 Meter hohe Bäume, weswegen die Inseln schon aus weiter Entfernung zu sehen sind.

Wir starten an der Südspitze des Atolls an Selatan. Das Riff ist so lala, die Wand bietet Hausmannskost. Immerhin schläft auf einem Absatz in der Wand ein fetter Schwarzpunktrochen. Für den Abend wechseln wir an die Nordspitze des Atolls und springen an Mai Bawah North. Es ist schon ziemlich dunkel und die Sicht ist schlecht: Ich fühle mich unweigerlich an die Aggertalsperre 2004 erinnert. Zum Glück gibt es hier keine Staumauer, gegen die man schwimmen kann. Für Kleinvieh ist das alles egal: Ryo ist in Bestform und findet in der Wand Makro-Motive vom Feinsten: einen winzigen, grünen, herumhüpfenden Zwergkalmar, ebenso winzige Nudis und verschiedene Pygmäenseepferdchen (Pontohi und Denise). Auf der einen Seite großartig, auf der anderen Seite weine ich etwas wegen der fehlenden Fotografierfähigkeit. Daher Dümpeln in den Wellen vor Mai Bawah akquiriere ich nach dem Tauchgang für den Rest des Trips eine Olympus TG-6, die einzige Leihkamera, die auf der Velocean zur Verfügung steht. Weitwinkel kann man mit dieser Kompaktknipse natürlich haken, aber vielleicht kommt uns nochmal so tolles Makrozeug vor die Linse wie eben.

Tag 8: DO, 14.09., Lucipara und Penyu

Unser Tag startet da, wo der gestrige aufgehört hat: an der nördlichsten Lucipara-Insel "Mai Bawah". Im Gegensatz zu gestern Abend springen wir aber auf der Westseite an der Mai Bawah Wall. Das Riff reißt mich nicht vom Hocker, die Korallen sind kaputt und die Schwämme teilweise durchlöchert. Mit Ausnahme der Horde Gespenstkrebse, die wie U/W-Gottesanbeterinnen aussehen, verläuft der Tauchgang ereignislos. Also gehen wir anschließend lieber wieder da rein, wo wir gestern mit Makromotiven erfolgreich waren: Der Tauchgang an Mai Bawah North ist dann auch eine Kopie von gestern: wieder Pontohi, wieder Denise (logisch, wohin hätten sie seit gestern auch schwimmen sollen?), aber leider stehe ich mit der Leih-TG-6 noch auf Kriegsfuß und kriege kaum ein vernünftiges Bild zustande. Es darf weiter geübt werden.

Nach der Mittagspause verlassen wir das Lucipara-Atoll und fahren in einer guten Stunde rüber zu den ebenfalls unbewohnten Penyu-Inseln, die in dunkler Vorzeit von der niederländischen Kolonialmacht aufgrund der zahlreich auftretenden Schildkröten "Schildpatt-Inseln" getauft wurden. Die Zeit ist schon ziemlich fortgeschritten, als wir endlich einstiegsbereit sind und an der südlichsten Penyu-Insel "Mai" ins Wasser springen. Die Sicht an der Wand ist wieder Aggertal-Style. Außer einem Pontohi-Pferd gibt es nichts zu berichten. Schlauer machen es Lothar und Michael, die von der Wand weg ins Blauwasser gehen und dort das Vergnügen mit einer Seidenhai-Schule aus geschätzt 100 Tieren haben. Als Sahnehäubchen gibt es noch 30 Kröten und 4 Napoleons. Man kann auch mal Glück haben!

Tag 9: FR, 15.09., Penyu

An unserem dritten und letzten Tag im Lucipara/Penyu-Archipel springen wir an jeder der drei Penyu-Inseln je ein Mal. Der erste Tauchgang am Morgen an Mai North beschert uns direkt zu Beginn ein paar Monster-Thune im Blauwasser, gepaart mit einem Dutzend Büffelkopf-Papageien. Dazu hat es Unmengen Kröten. Mein Versuch, mit der Kompaktknipse wenigstens ein einziges vernünftiges Fischfoto hinzukriegen, geht leider ziemlich schief. Nur der Peitschenkorallen-Goby ist halbwegs tauglich.

Der zweite Tauchgang an Kadola besticht vor allem mit schönen Korallen an der Wand, die viel besser ist als die von Mai. Das Riffdach ist dagegen Bruch. Auch die Wand an Bingkudu kann sich durchaus sehen lassen, wenn man erstmal die dicke Prittschicht, die sich auf den oberen paar Metern festgesetzt hat, durchbrochen hat. Fischtechnisch dagegen wird es nicht mehr besser als vor Mai: Kleinvieh, Schnecken, Garnelen, kbV. Insgesamt habe ich mir von diesem abgelegenen Archipel im offenen Meer und seinen Steilwänden schon etwas mehr erhofft.

Nach dem dritten Tauchgang ist Schluss für heute, wir setzen unsere Fahrt Richtung Osten fort. 225 km bis zu den Banda-Inseln liegen vor uns. Zum Glück sind uns Wetter und Meer weiterhin wohlgesonnen, sodass es eine ruhige Nachtfahrt wird.

Tag 10: SA, 16.09., Run

Später als erhofft, erreichen wir um 8 Uhr morgens Pulau Run, die westlichste und mit 3 Quadratkilometer Fläche eine der kleinen Banda-Inseln. Leider ist es jetzt schon etwas zu spät, um mit der Kamera auf Hammerhaijagd zu gehen, dafür hätten wir zwei Stunden früher hier sein müssen. Da es sowieso suboptimal ist, mit einer Kompaktknipse auf Großfisch loszugehen, leiht mir Rainer netterweise seine Ersatz-GoPro. Deren Gebrauch übe ich intensiv bei unserem ersten Abstieg an der Westspitze von Run, dem Platz Bar. Über dem großartigen Korallenriff schwimmen Wolken von Rotzahndrückern, dazu Makrelen, Thune und Regenbogenrenner. Ab und zu passieren uns Schwarzspitzenriffhaie. Auch im Riff wimmelt es von Fisch und Krebsgetier. Ein toller Platz, bei dem es laut Ryo oft auch ordentlich kachelt. Bei uns ist aber alles easy-peasy, sodass wir uns nach dem prima Auftakt entspannt an den Frühstückstisch begeben können.

Bunt und wuselig geht es auch an den beiden anderen Plätzen Runs zu, die wir uns noch angucken: K2 ist ein Riff auf der Nordwestseite der Insel, direkt vor dem Dorf, in dem der Großteil der etwa 2000 Inselbewohner leben. Nailaka ist eine winzige Insel vor der Nordspitze Runs, die mit der Hauptinsel über eine Sandbank verbunden ist. Beide Plätze warten mit schönen Korallen, großen Tonnenschwämmen und ansehnlichen Gorgonien auf. Im Blauwasser drehen große Fischschwärme ihre Kreise. Wenn man die Augen aufmacht, kann man auch drei Dutzend Büffelkopf-Papageien durchs Riff streunen sehen. Leider sind die mir entgangen, weil mich die TG-6 langsam zur Weißglut bringt. Weder Sepia noch Schaukelfisch und noch nicht mal die Plattwürmer wollen scharf aufs Bild, obwohl deren Geschwindigkeit nicht dafür bekannt ist, Bewegungsunschärfe zu verursachen.

Wie unterschiedlich sich der gleiche Platz innerhalb von wenigen Stunden präsentieren kann, sehen wir am späten Nachmittag da, wo wir heute Morgen angefangen haben: An Bar ist nichts zu sehen außer "Deep Gray Sea". Satz mit X.

Tag 11: SO, 17.09., Run und Suanggi

Ein wenig besser präsentiert sich Bar am nächsten Morgen: Ein paar Barrakudas, ein paar Schwarzspitzenriffhaie und Lothar und Kay sichten sogar einen Hammerhai, obwohl der doch eigentlich erst für heute Nachmittag angekündigt ist. Nach dem zweiten Tauchgang an Nailaka, der eine schöne Kopie des gestrigen an gleicher Stelle ist, verlassen wir Run und fahren wir zur 25 Kilometer nördlich gelegenen Pulau Suanggi ("Geisterinsel"). Auf der Südostseite gibt es in 17 Meter Tiefe ein ausgedehntes Riff, dass sich sternförmig in alle Richtungen in die Tiefe erstreckt. Der Tauchplatz hört auf den Namen Jackpot und ist für seine zwischen September und November vorbeiziehenden Hammerhaischulen bekannt. Schon beim ersten Tauchgang haben wir Glück und sehen zweimal eine kleine Schule vorbeischwimmen, wobei man wegen des trüben Wassers schon nah dran muss, um eine gute Sicht zu Anfahrt auf die Pulau Suanggi, dem Hammerhai-Hotspot der Banda-Inseln haben. Beim zweiten Tauchgang um 17:15 Uhr sehen wir dementsprechend gar nichts, es ist schon zu dunkel. Trotzdem schon mal gut zu wissen, dass sie hier sind. Wir haben noch volle zwei Tage hier und hoffen auf weitere Begenungen.

Tag 12: MO, 18.09., Suanggi und Banda Neira

Eine solche hat am Morgen unsere Anfängergruppe: Dreißig Minuten lang kreiseln die Hammerhaie über ihren Köpfen, während wir bis auf zwei Kröten und eine Seekobra gar nichts sehen. Ähnliches gilt für Abstieg zwei: Jede Menge Fischschulen in Form von Füsilieren, Straßenkehrern und Makrelen ziehen über das schöne Korallenriff. Nur die Hammerhaie lassen sich bitten und zeigen sich nur ganz kurz tief unten im Grauwasser. Ich fühle mich ein bisschen an das Hase-und-Igel-Spiel in Layang Layang 2006 erinnert: An dem riesigen Tauchplatz können sich mehrere Gruppen in die unterschiedlichen Ecken setzen, ohne was voneinander mitzubekommen. Und während an der einen Ecke die Hammerhaie vorbeiziehen und die dort sitzenden Taucher den besten Tauchgang ihres Lebens haben, sehen die Taucher in der anderen Ecke gar nichts. Es ist halt kein Zoo.

Wir legen eine kleine Hammerhaipause ein und fahren nach Banda Neira, der Hauptinsel des Banda-Archipels, wo für den Nachmittag ein Landgang mit Ortsbesichtigung geplant ist. Vorher springen wir aber noch an der Nachbarinsel Banda Api ins Wasser. Eigentlich ist die ganze Insel ein aktiver Vulkan, der im Mai 1988 das letzte Mal ausgebrochen ist. Dabei hat sich auf der Nordseite ein Lavastrom ins Meer ergossen und alles unter sich bedeckt. Wie schnell sich Korallenriffe unter günstigen Bedingungen erholen können, sehen wir bei unserem Tauchgang am Lava Flow: Auf der fruchtbaren Vulkanasche haben sich in Windeseile prächtige Geweih-, Tisch-, Kelch- und andere Steinkorallen angesiedelt. Ab und an steht auch ein Salätchen dazwischen. Der ganze Meeresboden ist ein einziger Korallenteppich. Allerdings wird der Anblick nach 15 Minuten auch etwas eintönig, denn es hat erschreckenderweise überhaupt keinen Fisch, von ein paar sehr vereinzelten Riffbarschen mal abgesehen. So habe ich schon mein zweites Déjà-vu in zwei Tagen und Neben Banda Neira erhebt sich der Vulkan Banda Api aus dem Meer. © Velocean fühle mich ein bisschen an die Abrolhos Islands erinnert: Koralle hui, Fisch pfui. Von daher kann man diesen Platz in meinen Augen auch auslassen und sich lieber den 30 Kilometer weiter nördlöstlich herumhuschenden Hammerhaien widmen.

Um 15:30 Uhr ankern wir in der Bucht von Banda Neira und setzen kurz darauf mit dem Dinghi zum Maulana Hotel über, wo uns schon der Ortsvorsteher zusammen mit einem örtlichen Guide erwartet. Nach der freundlichen Begrüßung führt uns der Guide in den folgenden eineinhalb Stunden durch den Ort, durchs verfallene Fort Nassau, auf eine Muskatnussplantage und schließlich hinauf zum Fort Belgica. Die Geschichtsstunde, die wir bei der Gelegenheit erhalten, ist einigermaßen bedrückend. Die Banda-Inseln gehören zu den Molukken, die im 17. Jahrhundert "Gewürzinseln" genannt wurden. Die Muskatnuss wuchs ursprünglich nur hier. Das weckte Begehrlichkeiten bei den europäischen Kolonialmächten, insb. bei Engländern, Portugiesen und Holländern. Letztere waren es, die 1621 über 90 % der Bewohner der Inseln verschleppten oder ermordeten, da die Einheimischen sich erstaunlicherweise nicht freiwillig ihrer Lebensgrundlage berauben lassen wollten. Dieser Genozid ist eines der dunkelsten Kapitel der holländischen Kolonialgeschichte.

Während sich der größte Teil unseres Ausflugstrüppchens noch das hoch über dem Ort thronende Fort Belgica anschaut, eile ich zurück zum Hotel, hüpfe aufs Schlauchboot und lasse mich zurück zur Velocean transferieren, wo es ohne Umschweife ins Tauchgerödel geht. Wenige Minuten später springen wir bei einsetzender Dunkelheit im Hafen von Banda Neira an irgendeinem Pier, um den hier hausenden Mandarinfischen bei der Balz zuzuschauen. Mit dem Vollzug des Aktes wird es heute zwar nichts, aber trotzdem wird mir bei dieser Show nie langweilig, zumal es neben den Mandarinen auch noch Seenadeln, Sepias und Occis hat. Ein schöner Abschluss eines langen Tages!

Tag 13-14: DI/MI, 19./20.09., Suanggi

Früh am nächsten Morgen geht es zurück nach Suanggi. Nur eine gute Stunde benötigt die Velocean für die 30 Kilometer, sodass wir rechtzeitig zum Morgentauchgang wieder da sind. Es ist inzwischen betriebsam geworden, mit der Alleinherrschaft, die wir praktisch die ganze Tour über genossen haben, ist es vorbei. Heute und morgen teilen wir uns die Insel mit bis zu vier anderen Booten - teils Safariboote, teils Tagesboote von Banda Neira. Siebenmal springen wir noch an Jackpot und einmal an der Suanggi Wall auf der Nordostseite der Insel. Bei drei Abstiegen haben wir richtig gute Hammerhaisichtungen mit Schulen um 30 Tiere. Bei den anderen Tauchgängen sind es nur einzelne Tiere oder kleine Gruppen bis maximal 5 Tiere. Dafür hat es fast immer viel Fisch, bspw. Büffelkopfpapageien, Makrelen, Straßenkehrer, Füsiliere, und, und, und. An Wolf oder Darwin kommt Suanggi zwar nicht ganz dran, aber es ist definitiv ein Highlight einer Bandasee-Tour!

Video: Die Hammerhaie von Suanggi [03:20 Min.]
Video: "Banda Sea Seasnakes and Hammerheads" von Rainer Hinck [07:10 Min.]

Unmittelbar nach dem letzten Tauchgang brechen wir auf und setzen Kurs Nordost. Bis Molana sind es gut 140 Kilometer.

Tag 15: DO, 21.09., Molana

Nach einer ruhigen Nachtfahrt erreichen wir im Morgengrauen unsere letzte Tauchstation: Molana ist eine kleine Insel südlich der Wasserstraße, die Haruku von Saparua trennt. Wir springen zuerst an der Ostseite und ich denke direkt, dass ich in den Fühlinger See gebeamt worden bin. Die mittlere einstellige Sichtweise lässt zumindest diesen Schluss zu, allerdings gibt es im Fühli keine Zwergkalmare, Nacktschnecken oder Hohlkreuzgarnelen. Sichttechnisch wird es auch beim zweiten Tauchgang an der Nordspitze nicht besser. Der Platz ist fast ein echter Muck Dive. Wir gucken ein bisschen in die bei guter Sicht sicher durchaus ansehnliche Wand und suchen im Sand nach Kleinvieh. Das zeigt sich auch in Form von Geisterpfeifen, Zwergnadelpferdchen, Mini-Nudis und Fangschreckenkrebsen. Ein schöner Makro-Abschluss einer schönen Tour!

Während wir die Velocean mit unserer zu trocknenden Ausrüstung schmücken, bereitet die Crew das aufwändige Beach-Barbecue vor. Bei Kerzenschein, Gitarrenmusik und Gesang stecken wir abends nochmal unsere Füße neoprenfrei in den feinen, weißen Sand und genießen bei schmackhaftem Essen und ein paar kühlen Bintang den lauen Spätsommerabend. So einen Herbstanfang wünsche ich mir auch für zu Hause!

Tag 16: FR, 22.09., Ambon und Fazit

Um 2 Uhr in der Früh schmeißt der Käpt'n die Maschinen an. Von unserem Liegeplatz vor Molana bis in die Bucht von Ambon sind es knapp 4 Stunden Fahrt. Dort geht eine kurzweilige Tour zu Ende, die uns von Makro bis Großfisch tolle Tauchgänge beschert hat. Das einzige, was ich zu meckern habe, ist die Organisation der Küche und das relativ eintönige Essen, bei dem Huhn und Fisch immer hervorragend waren und Schwein und Rind fast ungenießbar (weil Knorpel, Fett und Leder). Das sollte bei einer Tour dieser Preisklasse nicht passieren und war im Vorjahr auch noch ganz anders, wie unsere Wiederholer berichten. Lag wohl am Weggang des Küchenchefs. Ob es überhaupt sein muss, bei jedem Mittag- und Abendessen vier verschiedene Fleischsorten aufzufahren oder es auch mal eine Spinat­lasagne tun würde, lasse ich mal dahingestellt. Ansonsten war auf dem Boot alles top und die lustige Crew immer bestens gelaunt und auf Zack. Eine weitere Tour wird es für mich auf der Velocean allerdings mit 99%iger Wahrscheinlichkeit nicht geben, was einzig und alleine mit der Preisentwicklung zu tun hat: Zum Zeitpunkt der Buchung im Jahr 2019 betrug der Tauchertraum-Tourpreis für diese 14-tägige Safari 6.700 EUR. Seitdem hat die Velocean die Preise um 50 % erhöht; eine vergleichbare Tour würde heute (im Jahr 2024) mit über 10.000 US$ zu Buche schlagen. So viel ist mir all der Luxus nicht wert und ein ähnlich großartiges Taucherlebnis, wie wir es hatten, kann man auch auf weniger luxuriösen und teuren Booten bekommen, wenn sicher auch kein anderes Boot in der Region während einer zweiwöchigen Tour die Strecke zurücklegen kann, die die Velocean schafft. Umso trauriger bin ich, der Velocean jetzt Lebewohl zu sagen, freue mich aber, den Urlaub mit Rainer und Gabi mit einer Crittersuche vor Ambon ausklingen zu lassen.

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