Piaynemo, Raja Ampat

Tauchsafari Raja Ampat Nord auf der Wellenreng, Woche 2

März 2024

Tag 8: MO, 04.03., Alyui Bay

Eigentlich wollen wir zum Start in Woche 2 am Pier der Cendana Perlenfarm tauchen, die in der Alyui Bay beheimatet ist. Als wir da ankommen, werden wir aber von irgendeinem Menschen, der auf dem Pier steht und was zu sagen hat, aus irgendeinem Grund vertrieben. Also disponieren wir um und brettern die 2 Kilometer über den Kanal, wo sich dank eines großen weißen Pfeils an der schroffen Kalksteinklippe der Tauchplatz White Arrow unmöglich verfehlen lässt. Die Sicht ist deutlich besser als gestern Abend, was aber hier nicht ganz so relevant ist, denn der weiße Pfeil erweist sich als sehr kurzweiliger Makroplatz. Neben den überall lauernden Nacktschnecken erfreuen wir uns an Seenadeln, Sepien, Garnelen, Fangschreckenkrebsen und natürlich allerlei Fisch. Schöne Spielwiese, kann man nicht meckern!

Im Anschluss an den Tauchgang bekommen wir die Möglichkeit, besagter Perlenfarm einen Besuch abzustatten. Da ich aber keinen Bedarf am Erwerb eingewebter Sandkörner und auch schon mal eine Perlenfarm von außen gesehen habe, bleibe ich lieber an Bord und genieße das Panorama über die Bucht.

Nachdem die Shopping Queens zurück von ihrem Einkauf sind (und die Kings natürlich auch), gehen wir wieder unserem eigentlichen Urlaubszweck nach und fahren nach Westen an den Eingang der Alyui Bay, wo ein schmaler Kanal die Pulau Rayo von ihrer kleinen Nachbarinsel trennt. Irgendein Spaßvogel hat diesen Kanal Channel No. 5 getauft. Im Briefing wurde uns der Platz als "good for wide angle" vermittelt, was ich nicht so wirklich nachvollziehen kann: Ja, es hat Weichkorallen, aber immer nur so vereinzelte kleine Büsche, die auf Fotos nicht wirklich gut wirken. Zumindest nicht auf meinen Fotos; vielleicht muss dafür mal ein Profi ran. Immerhin sehen wir im Nebel noch eine Schule Gelbrücken-Füsiliere und eine Horde Regenbogenrenner, aber bei unserem Abstieg wäre das Makro-Objektiv die deutlich bessere Wahl gewesen.

Nach dem Mittagessen kommen wir dann doch noch in den Genuss, die Perlenfarm von unten zu begucken, wobei zunächst das Cendana Fuel Dock, 150 Meter östlich des Piers von heute Morgen, auf dem Programm steht. Wie man es von einem Tankdock erwarten kann, handelt es sich um einen Muck Dive-Platz, wie er im Buche steht. Viel Sand, wenig Koralle und Anemone, aber wenn man genau hinschaut, kreucht und fleucht es an allen Ecken und Enden.

Was für das Tankdock gilt, gilt erst recht für den Pearl Farm Pier, den wir uns nach Einbruch der Dunkelheit schließlich doch noch anschauen können. Der Tauchgang startet einigermaßen ruhig (aber gut) mit zwei freundlichen Occis, die für die Kamera posieren. Danach geht es Schlag auf Schlag: Herry findet das Kleinvieh schneller, als ich mit Fotografieren hinterherkomme. Mit der Nase im Sand lichte ich Garnelen, unterschiedliche Dekorateurkrebse und Nacktschnecken ab und hetze Herry oder irgendeinem Lichtschein vor mir hinterher. Voller Entzücken sehe ich einen winzigen Feilenfisch und einen ebenso winzigen "Golden Bobtail Squid" – eine goldfarbene Stummelschwanzsepia, aus deren Familie ich bisher nur den lilafarbenen Berry kannte, siehe Tag 6. Wenn man so die Nase im Sand hat, sollte man schon darauf achten, dass man sie nicht einem Wobbegong vors Maul hält, der sich mitten auf dem Sand in einer kleinen Kuhle schlafen gelegt hat. Auch sollte man mal unter sich gucken, denn die Rotfeuerfische verhalten sich hier genauso, wie ihre Artgenossen im Roten Meer: Sie schwimmen unter dem Bauch des Tauchers und nutzen den Lichtschein der Lampe zur Jagd. Den Abschluss bilden eine frei herumschwimmende Albino-Muräne und ein mächtiger Krokodilsfisch, der sich unter dem Pier hingelegt hat und auf Beute wartet. Für mich war das bisher der beste Tauchgang des Trips: ein absoluter Top-Platz, wenn man Schlamm und Makro mag!

Irgendwann in der Nacht setzen wir unseren Weg Richtung Süden fort. Der nächste Stopp ist das 50 km entfernt Groot Fam.

Tag 9: DI, 05.03., Groot Fam

Groot Fam, auch "Penemu" genannt, ist die nördlichste der Fam-Inseln, im Nordwesten Raja Ampats gelegen. Östlich der unbewohnten Insel liegen mehrere kleine Felsinseln, darunter "Rufus" und "Keruo", die Top-Tauchgänge versprechen. Wir beginnen aber am Morgen zunächst am Barracuda Point an der Nordspitze Groot Fams. Der Tauchplatz besteht aus zwei nebeneinanderliegenden Unterwasserbergen, die bis auf 25 bzw. 10 Meter unter die Wasseroberfläche reichen. Wir starten am tiefen, kleineren Berg, über den Schulen von Wimpelfischen, Rotzahndrückern und Füsilieren streifen. Beim Verträumt-in-die-Landschaft gucken schwimme ich fast einen dicken Schwarzpunktrochen über den Haufen, der aber unbeeindruckt liegenbleibt. Wir drehen eine Runde, bevor wir zum großen Berg schwimmen und dort 25 Minuten lang gegen die etwas nervende Strömung paddeln, die hier auch richtig stark werden kann. Heute ist sie offenbar nicht stark genug, um die Namensgeber des Platzes aus der Reserve zu locken: Nicht eine müde Barrakuda-Flosse lässt sich blicken. Wir kämpfen uns bis zum Südende des ovalen Riffs und lassen uns über das fantastisch bewachsene Riffdach nach Norden treiben. Vor allem die großen Tischkorallen stechen hervor und über vielen Korallenblöcken stehen Wolken von Fahnenbarschen. Nach gut einer Stunde beenden wir schließlich den prima Start in den Tag.

Nach dem Frühstück geht es weiter an der Südostspitze des schon erwähnten Batu Rufus ("Batu" = "Fels"). Dort hat es eine ins Meer hinausragende Riffzunge, an deren Außenseite wir starten. Leider ist das Riff hier ziemlicher Bruch und das Meer ziemlich leer. Nach 30 Minuten erreichen wir das Ende der Zunge, machen kehrt und tauchen auf der Innenseite zurück Richtung Insel. Der Hang ist hier übersät mit Elefantenohrschwämmen und nach wenigen Minuten Tauchzeit ändert sich das Bild komplett: Ein vollkommen intaktes Riff erfreut unsere Augen, mit Geweihkorallenteppichen, sowie großen Tisch- und Kelchkorallen. Das Meer ist auch etwas fischiger, wobei wir uns an Füsilierschulen jetzt auch langsam sattgesehen haben. Die Landzunge endet vor einem pittoresken Bogen, den wir durchtauchen, um in einer seichten Lagune auszutauchen. Sonnenstrahlen tänzeln in Wellen durch das kristallklare Wasser und über die fantastischen Hartkorallen. Am liebsten würde ich mich noch 10 Minuten hinsetzen und die magische Atmosphäre genießen, aber wir haben gleich noch Landprogramm, weswegen wir nach 65 Minuten zurück aufs Dinghy klettern.

Das besagte Landprogramm besteht aus einem Ausflug nach Piaynemo, einem Aussichtspunkt auf Groot Fam, von dem aus man einen schönen Blick über die türkisblaue Lagune hat, die mit sattgrünen Felsen gesprenkelt ist. Im Gegensatz zu Wayag muss man hier aber nicht klettern, denn der Aussichtspunkt besteht aus einer Plattform, die über eine steile Holztreppe leicht erreichbar ist. Deswegen hat es hier auch noch mehr Touristen als auf Wayag und macht die Lagune zum wahrscheinlich meistfotografierten Motiv Raja Ampats. Der Aussicht tut das natürlich keinen Abbruch und wir haben auch Glück, denn jetzt am Nachmittag sind nur eine Handvoll Touristen unterwegs.

Vom Aussichtspunkt nicht zu sehen ist die sternförmige Laguna Bintang ("Sternenlagune"), die etwas südlich von hier liegt. Leider verschweigen uns unsere Guides die Existenz dieses Kleinods, sodass wir sie nicht in Augenschein nehmen können. Stattdessen drehen wir noch mit dem Dinghy eine Runde durch die Lagunen und genießen die idyllische Szenerie, bevor wir nach einer guten Stunde zur Wellenreng zurückkehren.

Das Briefing zum letzten Tauchgang des Tages beginnt Herry mit den Worten: "If you haven't dived this site, you haven't been to Raja Ampat". Na gut, dann war ich 2010 wohl nicht in Raja Ampat, denn Melissa's Garden war mir bisher gänzlich unbekannt. Der Garten liegt an zwei kleinen Felsen, etwa 500 Meter östlich von Keruo. Die Topografie ähnelt entfernt der von Batu Rufus: Von den Felsen aus erstreckt sich eine lange Riffzunge ins Meer, die man U-förmig abtaucht. Der Garten von Melissa besticht jedoch von Anfang an mit einer fantastischen Korallenlandschaft auf dem Riffdach: Acropora- und Montipora-Steinkorallen wechseln sich ab mit riesigen Tischkorallen, großen Röhrenschwämmen, Gorgonien, Anemonen und, und, und. Ich komme aus dem Fotografieren kaum heraus, sodass ich nach 40 Minuten die Gruppe verliere. Ich überlege kurz, aufzutauchen, jedoch halten mich die jagenden Stachelmakrelen in der Tiefe gefangen. Eine riesige Schule Doktorfische, die fast regungslos über dem Riff steht, lässt bei mir Erinnerungen an Apataki in Französisch-Polynesien aufkommen. Nach 65 Minuten tauche ich schweren Herzens schließlich auf, um die anderen nicht warten zu lassen. Die sind aber selbst noch mit Napoleons und Schwarzspitzenriffhaien beschäftigt. Ich teile Herrys Aussage vom Briefing zwar nicht ganz, aber Melissa ist tatsächlich für eine aufregende Gartenparty gut!

Für die Nachtruhe bewegen wir uns 5 Kilometer nach Süden und ankern direkt vor der besiedelten Nordostküste Fams, wo ein freundlicher Funkmast für besten Internet-Empfang sorgt.

Tag 10: MI, 06.03., Keruo

Am Morgen verlegt der Käpt'n die Wellenreng an die Südküste Keruos (auch "Keruwo" genannt), von wo aus wir den Tag mit einem kurzen, zwei Kilometer langen Dinghy-Ritt an die Südküste Groot Fams starten: My Reef gilt als einer der fischreichsten Plätze der Fam-Inseln, was ich anlässlich meines 2000. Tauchgangs sehr begrüßen würde. Wir starten tief auf 38 Meter, um ein paar in Formation stehende Süßlippen abzulichten. Lange bleiben wir aber nicht, denn das Riff gleicht hier unten eher einem Trümmerhaufen. 25 Meter höher sieht die Welt schon ganz anders aus und das schöne Riff wird seinem Ruf mit vielen Füsilierschulen (natürlich!), Blauflossenmakrelen, Zackis, einem Wobbegong und überhaupt jeder Menge Kurzweil absolut gerecht. Zum Abschluss überraschen mich die lieben Mittauchenden noch mit einer Gratulationsrunde, dessen fotografische Verewigung wie üblich eine beträchtliche Zeit in Anspruch nimmt. Ein schöner Platz, der einen weniger dämlichen Namen verdient hätte. Sofern "My" nicht ein Eigenname ist.

Nach dem Frühstück geht es wieder zu Melissa, die wir uns nochmal bei etwas besserem Licht angucken wollen, als wir es gestern Nachmittag hatten. Sie enttäuscht auch heute nicht, aber viel Neues gibt es auch nicht zu berichten: Abgesehen vom Riff selbst sind die Highlights ein paar Napoleons, Schwarzspitzenriffhaie und Baby-Grauhaie.

Der nächste Delinquent ist der Kanal zwischen den beiden westlichen Keruo-Inseln, der überraschendenderweise Keruo Channel heißt. Wir starten am nördlichen Ende des Kanals und driften mit der Strömung nach Süden. Die Wand ist über und über mit Korallenbüschen und Gorgonien verziert, in denen Kleinvieh ohne Ende Schutz vor den Fressfeinden sucht. Ein zutraulicher Fledermausfisch begleitet mich den ganzen Tauchgang und hängt mir abwechselnd an den Flossen oder vor der Maske. Zum Dank für meine Gesellschaft scheißt er mich am Ende noch zu. Im Süden endet der Kanal in einer kleinen Lagune, die der von gestern Morgen vor Batu Rufus in nichts nachsteht: Wieder tanzt das Licht in Wellen über einen 1A-Geweihkorallenteppich, der einen das Herz aufgehen lässt. Mega-Platz, für mich neben Melissa der beste vor Groot Fam!

Zum Tagesabschluss geht es nochmal bei Dunkelheit ins Wasser, denn nur einen Steinwurf von unserem Ankerplatz entfernt wartet Keruo mit einem prima Nachttauchplatz auf. Wie nicht anders zu erwarten, schraubt man hierfür natürlich das Makro-Objektiv aufs Kameragehäuse. Herry findet wieder Zeug ohne Ende, sodass unsere zwei Tage vor Groot Fam einen würdigen Abschluss finden.

Die beim Nachttauchgang verbrauchte Energie wird beim Abendessen sofort wieder zugeführt, denn anlässlich des am Morgen gefeierten Jubiläums hat Melky noch eine kalorienarme Nachspeise gezaubert. Aus dem gleichen Anlass gibt es auch noch eine Live-Performance der Boots-Band. Für die Nacht bleiben wir noch vor Keruo liegen, denn unser nächstes Ziel ist nur 25 Kilometer entfernt.

Tag 11: DO, 07.03., Arborek

Um 5 Uhr früh springt die Maschine an und wir machen uns auf den Weg nach Osten. Am westlichen Ende der Dampier Strait liegt die Insel Arborek, in deren Nähe zwei Manta-Tauchplätze liegen, die wir am Vormittag betauchen wollen. Wir starten an der Manta Ridge, einem in West-Ost-Richtung verlaufenden Riff, das bis 10 Meter unter die Wasseroberfläche reicht und für zwei Dinge bekannt ist: starke Strömung und Manta-Putzerstationen. Erstere ist auch heute anwesend, sodass wir einige Mühe haben, uns bis an die Westspitze vorzukämpfen, wo wir uns bequem in den Riffhaken hängen. Dann heißt es "Warten". Wir warten ... Wir warten länger ... Wir warten eine halbe Stunde, aber es passiert einfach gar nichts. Außer dem ansehnlichen Riff ist überhaupt nichts zu sehen, noch nicht mal ein Ansatz von Fisch, geschweige denn Mantas. Wir lassen uns schließlich zur Mitte des Riffs treiben, wo ein Fixseil befestigt ist, das quer über das Riff läuft und warten hier noch ein bisschen länger. Alles zwecklos, der ganze Tauchgang ist leider ein einziger Satz mit X. Passiert halt schon mal in freier Wildbahn.

Zwei Kilometer südlich der Manta Ridge liegt mit Manta Sandy der weitaus bekanntere der beiden Manta-Plätze. Auch 2010 hatte ich schon das Vergnügen, hier tauchen zu dürfen. Seitdem hat sich viel verändert: Im Jahr 2017 haben sich verschiedende Interessengruppen aus Regierung und NGOs zur "Manta Task Force" zusammengeschlossen und Regelungen für das Tauchen mit Mantas in Raja Ampat erarbeitet. Eine Regelung ist, dass man sich anmelden muss, wenn man an Manta Sandy tauchen möchte. Zur Überwachung der Regelungen schmückt seit geraumer Zeit ein auf Stelzen erbauter Bretterverschlag das Riff, der offiziell als "Manta Sandy Monitoring Post" firmiert, auf dem geschulte Freiwillige von der nahegelegenen Insel Arborek Dienst tun. Wen die Latte an Regelungen genau interessiert, kann sie hier nachlesen. Dass sie nicht so strikt gehandhabt werden, wie sie sich lesen, merken wir, als wir am Überwachungs­posten ankommen: Die Überwacher prüfen nur kurz, dass die Wellenreng angemeldet ist, aber ob wir alle im Besitz des Nationalpark-Badges sind, der anzeigt, dass wir die Nationalparkgebühr entrichtet haben, interessiert niemanden. Nach einem kurzen Smalltalk fahren wir auch schon weiter und springen kurz darauf ins Wasser. Auch da hat sich etwas getan: Eine aus Steinen, Muscheln und Korallenstücken gelegte Demarkationslinie zeigt jetzt an, wie weit man sich der Putzerstation nähern darf. Wir bleiben brav hinter der Linie – und warten. Schon wieder. Immerhin ist das Warten diesmal von Erfolg gekrönt, denn nach einiger Zeit erscheinen 5 Mantas auf der Bildfläche und wagen ein Tänzchen. Leider ist die Sicht durch den aufgewirbelten Sand etwas neblig und leider tanzen sie nur 5 Minuten, bevor sie die Lust verlieren und uns mit den nervenden und schmerzenden Putzerfischen alleine lassen. "Schmerzend" deswegen, weil sie mir permanent an den eitrigen Schürfwunden herumpicken, mit denen ich seit der Klettertour in Wayag herumtauche. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich trotz der 29 Grad Wassertemperatur nicht in Badebux durch die Gegend getaucht. Aber kann ja keiner ahnen. Um dem Putzerfisch-Terrorkommando zu entfliehen, trete ich frühzeitig den Rückzug von der Demarkationslinie an und schaue, was es im Hinterhof noch zu sehen gibt, aber außer ein paar Schnappern und Straßenkehrern, die über einigen Korallenblöcken in der Strömung abhängen, ist da niente. Leider kann Manta Sandy daher insgesamt nicht an den hervorragenden Eindruck anknüpfen, den ich vor 14 Jahren mitgenommen hatte.

Für den Rest des Tages lagern wir an der Nordküste Arboreks, wo wir bei zwei Tauchgängen den Arborek Jetty unter die Lupe nehmen – einen klasse Makroplatz, der aber auch durchaus mit viel Fisch aufwartet. Außerdem stehen neben einem schön bewachsenen Korallenblock einige mächtige Mördermuscheln im Sand. Ab und zu wandert hier wohl auch ein "Walking Shark" herum, den wir aber leider nicht zu Gesicht bekommen. Dafür findet Kirsten beim Nachttauchgang einen pinken Blauringkraken, der auf dem Korallengeäst herumturnt. Dazu hat es Dekorateurkrebse, Nacktschnecken, Spinnenkrabben, Sepien und Seenadeln. Und nicht zu vergessen einen Baby-Bärenkrebs zum Verlieben. Mega Platz für Makroliebhaber!

Tag 12: FR, 08.03., Wai

Es ist wie immer: Kaum hat man sich einigermaßen eingetaucht, ist der Urlaub auch schon wieder vorbei. Auf unserem Weg zurück nach Sorong stoppen wir vor der kleinen Insel "Wai", wo am Vormittag des letzten Tauchtags noch zwei Tauchgänge auf dem Programm stehen. Für den ersten springen wir vor der Südostküste, wo ein schnell auf 40 Meter abfallendes Korallenriff die Insel schmückt. Das Riff ist verziert mit 7 Aufklärungsflugzeugen vom Typ P-47 Thunderbolt, die am 21. Oktober 1944 auf dem Rückweg von einer Aufklärungsmission wegen schlechten Wetters und Spritmangel hier notgewassert sind. Drei der Flugzeuge wurden von Tauchern gefunden: Eins liegt völlig zertrümmert in 2 m Wassertiefe; die beiden anderen sind noch relativ intakt und liegen auf 28 bzw. 38 Meter. Eigentlich wollen wir ersteres betauchen, aber anscheinend ist es nicht so leicht zu finden, denn der Computer zeigt 35 Meter, als wir das Wrack endlich sichten. Offensichtlich sind wir also beim tief liegenden gelandet, das kopfüber auf einer kleinen Sandfläche liegt. Viele Fische suchen unter den Tragflächen Schutz und ein Schwarm Füsiliere kreist um den Rumpf, aber ansonsten ist an dem kleinen Flugzeug nicht allzuviel zu sehen. Daher gehen wir nach fünf Minuten höher und tauchen am Riff entlang nach Süden. Während es am Anfang noch ziemlicher Bruch ist, wird es mit der Zeit immer besser und geht schließlich in einen wunderbaren Steinkorallengarten über, der vorwiegend aus Geweihkorallen besteht. Eine zutrauliche Kröte und ein paar Schmucklangusten runden den Tauchgang ab. Weitere Informationen zu den P-47 vor Wai kann der interessierte Leser im DiverNet nachlesen.

Nach dem Frühstück geht es auf zum letzten Gefecht zu der weitläufigen, flachen Lagune, die sich vor der Nordostküste Wais ins Meer erstreckt. Einige der großen Korallenblöcke, die im 13 Meter flachen Wasser stehen, dienen den großen Flattermännern als Putzerstationen, weswegen der Platz Manta Lagoon heißt. Eine Stunde lang streunen wir durch die Lagune und sehen auch tatsächlich 3 Mantas, einen "Chevron" und zwei "Blacks". Dazu hat es Baby-Versionen all der wohlbekannten Rifffische. Die Lagune dient also als mehr oder weniger sichere Kinderstube, bevor der Nachwuchs sich in die große, weite Meereswelt traut. Für uns ist es ein schöner Abschluss einer tollen Tour!

Am Abend begeben wir uns an den Strand einer Insel vor Sorong, um bei einem wohligen Lagerfeuer ein Abschieds­bierchen oder wahlweise ein Glas Wein zu schlürfen und bei Volksmusik aus der Konserve im Rumpelstilzchen-Stil ums Feuer zu tanzen. Der einsetzende Regen beendet nach einer Stunde jäh die Veranstaltung, sodass wir vorzeitig zur Wellenreng zurückkehren, um dort unser finales Deko-Bier zu nehmen.

Tag 13: SA, 09.03., Sorong und Fazit

Zurück in Sorong Am letzten Tag jagt eine Abschiedszeremonie die nächste: Roland und Nicola verabschieden sich zu einer Motorrad-Tour nach Bali, Diana und Wolle fliegen schnustracks nach Hause und Silke und Jürgen quartieren sich noch einen Tag in Sorong ein. Um 12 Uhr verlassen auch Kirsten und ich die Wellenreng, um um 15:20 Uhr unseren Flieger nach Manado zu nehmen. Als wir bei Lion Air einchecken wollen, erklärt uns die Dame allerdings "Sorry, your flight is canceled! We have rebooked you for tomorrows flight!". WTF? Wir ärgern uns kurz über den verlorenen Tag, der uns nun in unserer Anschlusswoche in Lembeh fehlt, aber es hilft ja nichts. Nach einigen Telefonaten buchen wir uns für eine Nacht im durchweg empfehlenswerten Aston Hotel ein, in dem sich auch Silke und Jürgen einquartiert haben. Da es vom Terminal aus zu sehen ist, kommen wir auf die sensationelle Idee, schnell da rüberzulaufen, aber nach der Hälfte der 600 Meter langen Strecke verfluche ich die Entscheidung: Mit 38 Kilo Gepäck über den Schultern läuft es sich nicht so entspannt bei 30 Grad und 80 % Luftfeuchtigkeit. Vermutlich ist der Rollkoffer doch die zweitwichtigste Erfindung nach dem Rad. Irgendwann schaffe ich mir mal einen an. Pitschepatschenass kommen wir schließlich im Hotel an, wo wir uns nach Bezug unseres Zimmers und einer schnellen Dusche sogleich an den Pool verfrachten und bei einem Kaltgetränk über das Fazit der Tour sinnieren:

Meine Erwartungen hat die Safari größtenteils erfüllt. Nach der Süd-Tour von 2010 wollte ich unbedingt noch den Norden Raja Ampats sehen. Von der Fischfülle her war es nicht ganz so üppig wie erhofft, dafür hatte es reichlich ausgezeichnete Makroplätze und Korallenriffe. Und die Überwasser-Szenerie von Wayag wird für immer im Gedächtnis bleiben! Was die Wellenreng angeht, finde ich die Kabinen wie schon erwähnt verbesserungswürdig. Die sind meiner Meinung nach eher Mittelklasse und passen nicht so ganz zu der Preisgestaltung. Auch an Deck könnte man in puncto Sicherheit was tun, damit man sich nicht gleich auf die Fresse legt, wenn man mal im Eifer des Gefechts neben eine Anti-Rutsch-Matte tritt. Dafür sind Crew und Essen Weltklasse und auch die flexible Tagesplanung, die man bei nur 6 Gästen hat, ist natürlich ein Plus. Eine weitere Tour auf der Wellenreng kann ich mir daher auf jeden Fall vorstellen.

Update August 2024: Wie man hört, wurde die Wellenreng im Juni generalüberholt. Alle Decks wurden mit Teakholz neu verlegt, sodass es weniger rutschig sein soll als vorher. Alle Kabinen haben neue Klimaanlagen mit neuer Rohrführung bekommen, wodurch die feuchten Stellen in den Schränken wohl der Vergangenheit angehören.

Update November 2024: Völlig überraschend ist Roland, der Besitzer der Wellenreng, im November verstorben. Ob und wie es mit dem Boot weitergeht, ist zurzeit offen.

Zum Abendessen wagen wir uns nochmal vor die Tür und fahren per Uber ins Outdoor-Restaurant Terrazza Di Sorong. Die Pizzen sind mega mit so viel Käse, dass man sich reinlegen kann! Zurück im Hotel steigen wir selbigem noch aufs Dach und begeben uns in die SkyLounge, wo wir bei einem Gin Tonic, der ausschließlich nach Tonic schmeckt, die nächtliche Aussicht über Sorong bewundern. So richtig viel zum Bewundern kann ich allerdings nicht entdecken. Die um 22:30 Uhr startende Live-Gesangsperformance ist dann leider so laut, dass eine Unterhaltung nur noch durch gegenseitiges Anschreien möglich ist, weswegen wir uns eine halbe Stunde später voneinander verabschieden und zum Lauschen am Kopfkissen überwechseln.

Tag 14: SO, 10.03., Transfer Manado

Tschüss Raja! Während Silke und Jürgen früh am Morgen in einen Flieger nach Jakarta steigen, verdödeln Kirsten und ich den Vormittag erneut am Pool, bevor wir aus unserem gestrigen Fehler lernen und uns um 14 Uhr mit dem Taxi zum Flughafen kutschieren lassen. Unser zweiter Versuch, aus Sorong wegzukommen, ist von Erfolg gekrönt: Pünktlich um 15:20 Uhr hebt Lion Air JT 799 ab und landet dank der einstündigen Zeitverschiebung schon um 15:45 Uhr in Manado auf Sulawesi. Lembeh, wir kommen!

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