November 2004-März 2005
Asphaltpiste, bei der man den Asphalt besser gleich ganz weggelassen hätte, dann gäbs da auch keine waschbeckengroßen Schlaglöcher. Gerade noch rechtzeitig zum Sonnenaufgang erreichen wir Dune 45. Die Nummer hat keine tiefergehende Bedeutung, die Dünen im Nationalpark wurden einfach durchnummeriert. Der Aufstieg ist nicht halb so anstrengend wie der auf die Elim-Dune und schnell abgehakt. So richtig beeindrucken kann mich der Ausblick allerdings nicht, der von der Elim-Dune ist deutlich schöner. Nach kurzem Frühstück geht's weiter in die Tonpfanne von Sossusvlei. Die letzten 5 km braucht man auf jeden Fall Allrad, normale Autos haben hier keine Chance. Die Pfanne hat früher einmal Wasser geführt, bis ihr irgendwann im Laufe der Zeit der Hahn abgedreht wurde. Da wir lange keine Düne mehr erklommen haben, holen wir das sofort nach, was jetzt nach Sonnenaufgang schon etwas schweißtreibender ist als noch vor einer Stunde. Aber der Weg lohnt sich, bei einer Rast auf dem Dünengrat hat man mal wieder eine brilliante Aussicht über die Dünenlandschaft. Anschließend geht es in schnellem Spurt den steilen Abhang hinunter. Sandboarden (Snowboarden auf Sand) muss hier ziemlich genial sein, ist aber verboten, seit sich hier ein Boarder bei einer Schussfahrt tragischerweise das Genick gebrochen hat. Weiter geht's im Programm mit einem Spaziergang zum und durch das Dead Vlei ("Totes Tal"). Hier stehen 800 Jahre alte, ziemlich tote Camel Thorn Trees (eine Akazienart), die ihr Lebenslicht ausgehaucht haben, nachdem es das Wasser nicht mehr bis hierhin geschafft hat. Auch tot ist das Tal jedoch sehr hübsch anzuschauen. Anschließend kehren wir nach Sesriem zurück und besichtigen noch den recht überschaubaren Sesriem Canyon (der ebenfalls ein Gorge ist). Kein Vergleich mit Kings Canyon oder gar dem Fish River Canyon, aber ganz nett, um ein bisschen auf den Felsen rumzukraxeln.
Der Start in Woche 3 beginnt ganz übel. Aufstehen um 4.30 Uhr ist angesagt. Normal jagt man da noch nicht mal einen Schakal aus dem Zelt, für einen B-Menschen wie mich eine ganz schlimme Angelegenheit. Das Ganze dient einem guten Zweck: Nach schnellem Kaffee machen wir uns auf die 70 km nach Sossusvlei. Die Fahrt geht über eineFrüh (wann sonst) verlassen wir am nächsten Morgen Sesriem und machen uns auf den langen Weg durch den Namib Naukluft Park zur Küste. Kurzer Stop in Solitaire, was nicht mehr als eine Tankstelle ist, auch wenn es in jeder Karte fett als Ortschaft eingetragen ist. Nach 6 Stunden Fahrt über Schotterpisten, bei der uns auch ein paar wildlebende Strauße, Springböcke und Oryx begegnen, erreichen wir Walvis Bay ("Walfischbucht"). Zum ersten Mal sehe ich hier Flamingos in freier Natur, Hunderte Vögel tummeln sich in der flachen Lagune. Nach weiteren 30 km Fahrt erreichen wir Swakopmund, unser heutiges Tagesziel. Swakopmund ist die Feriendestination für alle Namibier, die einigermaßen Geld haben. Viele wichtige Persönlichkeiten und solche, die sich dafür halten, haben sich hier ein Ferienhäuschen hingestellt. Auch für den Normaltouri gibt es tags wie nachts haufenweise Möglichkeiten zur Freizeitbeschäftigung. Eine solche Beschäftigung ist das Quad-Biken, zu dem ich sogleich abgeholt werde. Nach kurzer Einweisung und Eingewöhnung geht es in zackigem Tempo über die Dünen, Steilwandfahren inbegriffen. Ganz ungefährlich ist das allerdings nicht, man sollte tunlichst nicht von der Maschine rutschen und sich von seinem eigenen Hinterrad überfahren lassen. Auch das Verlassen der vom Guide vorgegebenen Route kann durchaus unangenehm werden, wenn man eine 2 m hohe Böschung übersieht und die Maschine dann mit dem Vorderrad im Sand vergraben endet. Ergebnis unseres 2 1/2 Stunden Trips: ein Bänderriss und ein gebrochener Arm bei zwei werten Mitfahrern. Allen anderen inkl. mir hat es aber verdammt viel Spaß gemacht, kann ich nur empfehlen. Die anschließenden paar Bier bei der abendlichen Party im "Grünen Kranz" (ja, der heißt genau so) haben wir uns redlich verdient.
Stück Spanplatte den Hang auf dem Bauch runterheizt. Bis zu 80 km/h erreicht man auf diese Weise, ein irres Gefühl, wenn man dabei die Nase direkt über dem Boden hat. Noch einmal Sandboarden würde ich allerdings nicht gehen, 90 % der Zeit ist man damit beschäftigt, die Düne raufzulatschen. Das kann ich auch billiger haben.
Der nächste Morgen beginnt endlich mal spät, erst um 9 Uhr werde ich zur nächsten Aktivität abgeholt, die ich genau wie das Quad-Biken netterweie auf Pump bekomme, da ich ja immer noch mittellos bin. Auf einer nahe Swakop gelegenen Düne geht's zum Sandboarden. Ich versuche mich zunächst mal in der Standup-Variante, bei der man sich ein Snowboard unter die Füße schnallt und dann versucht, im Stehen den Hang runterzukommen. Runter geht's auch einigermaßen, aber nach 30 sek Abfahrt ist der Spaß schon vorbei. Dann heißt es Board abschnallen und mühsam 10 Minuten wieder die Düne hochlaufen, denn ein Buggy oder Quad, welches einen wieder rauf bringt, wird nicht zur Verfügung gestellt. Nett ist dann immerhin die Lie-Down-Option, bei der man auf einemNachdem alle Aktivitätler wieder eingesammelt sind, geht die Fahrt weiter gen Norden nach Cape Cross. Bei offenem Fenster ist schon von weitem nicht zu überriechen, was uns dort erwartet: eine Kolonie von bis zu 70.000 Südafrikanische Seebären (Cape Fur Seals), die hier jedes Jahr im Oktober und November ihre Jungen zur Welt bringen. Diese Ohrenrobbenart ist zwar hübsch anzuschauen, aber der Gestank ist einfach bestialisch. Gut, dass es noch kein Geruchsinternet gibt. Verstreut liegen tote Junge herum, die entweder von Schakalen gerissen wurden oder einfach verhungert sind, weil sie nach einem Ausflug ihre Eltern nicht wiedergefunden haben. Adoption ist unter Cape Fur Seals unbekannt. Wir verlassen die Stinkkolonie und machen uns wieder auf ins Landesinnere. Über Schotterpisten geht es zur 120 km entfernten Spitzkoppe. Schon von weitem sieht man die Bergkette sich majestätisch aus der ansonsten ebenen Wüste erheben. Die Landschaft erinnert mich spontan an die Olgas im australischen Outback, die Felsen glühen genauso rot in der untergehenden Abendsonne. Wir schlagen unser Camp auf und begeben uns noch auf eine Kletterpartie, um die gigantische Landschaft bei Sonnenuntergang zu genießen, was uns problemlos gelingt. Dann gibt's wie üblich ein super Braai zum Tagesausklang, bevor in unserem Bushcamp ohne jegliche Facilities (kein Wasser, kein Strom, keine sanitären Anlagen) Ruhe einkehrt.
klettern zum Bushman's Paradise hoch, einem Gebiet, in dem es Jahrtausende alte Felsmalereien zu bestaunen gibt. Leider sind jedoch die meisten Malereien durch Vandalismus zerstört worden, sodass es nicht mehr viel zu bestaunen gibt. Die Aboriginal Art in Oz hat mich daher deutlich mehr beeindruckt. Der Name "Bushman's Paradise" rührt daher, dass es in diesem Gebiet alles gab, was die einfachen Buschmänner zum Überleben in der Wildnis brauchten: Wasser, dadurch auch viele Pflanzen, jede Menge Tiere, die hier durchwanderten, sowie Höhlen und Überhänge, die ihnen Unterschlupf boten. Nach einstündigem Spaziergang durch die schöne Felslandschaft verlassen wir den Garten Eden und fahren über Uis und vorbei am Brandberg - mit 2573 m die höchste Erhebung Namibias - nach Twyfelfontein. Ein Farmer soll diesen Ort so genannt haben, nachdem er feststellen musste, dass die hier vorkommenden Quellen nur sehr sporadisch Wasser gaben, daher also "zweifelhafte Quelle" bzw. "Zweifelbrunn". Unzweifelhaft gibt es hier sehr sehenswerte Felsgravuren, die die Buschmänner vor Ewigkeiten in die Felsen geritzt haben. im Wesentlichen zeigen sie die Tiere, auf die die Männer während der Jagd getroffen sind. Die Giraffe ist am häufigsten zu sehen, überraschenderweise jedoch auch Pinguine und Robben, was zeigt, dass die Buschmänner auch durchaus bis zur 100 km entfernten Küste gewandert sind. Wir wandern nicht, sondern fahren nach den Gravuren zum Brandberg, dem "verbrannten Berg". Der Berg ist nicht wirklich in Flammen aufgegangen, wegen der unterschiedlichen Gesteinsarten sieht das nur so aus. Was wir da wollen, ist mir jedenfalls schleierhaft, ein Haufen Schutt und Asche, nur für Geologen interessant. Besser kommen da schon die Organ Pipes, die wir auf dem Rückweg nach Twyfelfontein passieren. Diese Formation aus sechseckigem Basaltgestein sieht tatsächlich so aus wie Orgelpfeifen, sehr hübsch. Unser Camp schlagen wir abends neben einem zur Zeit ausgetrockneten Flussbett auf, welches angeblich wilden Elefanten auch als Wanderroute dient. Behauptet Beanie zumindest, ich weiß bis heute nicht, ob sie uns lediglich verarschen wollte. Als mitten in der Nacht ein ohrenbetäubendes Gejaule direkt vor unserem Zelt losgeht, wende ich daher lieber die Vogel-Strauß-Politik an und ziehe mich noch tiefer in meinen Schlafsack zurück. Bloss nicht den Kopf aus dem Zelt stecken. Wer kann auch schon bei Nacht einen Elefanten von einem Esel unterscheiden ...
Der Folgetag beginnt um 7 Uhr mit etwas Frühsport. WirBaumstämme, die vor 300 Millionen Jahren durch Einlagerung von Mineralien versteinert worden sind, wodurch der Zerfall zu Kohle verhindert wurde. Ganz nette Geschichte. Interessant sind auch die Welwitschien, die überall auf dem Gelände zu sehen sind. Diese in Namibia endemische Pflanze kann steinalt werden - über 1000 Jahre. Nach dem nicht vorhandenen Wald geht es über Outjo zum lang ersehnten Etosha Nationalpark, den wir gegen Mittag erreichen. Wir starten direkt einen "Game Drive" (Wildbeobachtung vom Jeep aus) und sehen neben den allgegenwärtigen Springboks auch ein paar Kudus, Zebras und Giraffen. Nun gehören Giraffen nicht gerade zu den Big Five, aber für mich ist es das erste Mal, dass ich solche Tiere in freier Wildbahn sehe, weswegen ich hin und weg bin. Es ist halt einfach eine andere Atmosphäre als in einem Zoo. Die Hoffnung, dass wir hier auch nochmal Hippos und Büffel sehen können, zerschlägt Beanie direkt mit der Erklärung, dass es beide hier nicht gibt, da es dafür in Etosha zu wenig Wasser hat. Nachdem wir unsere Zelte im Okaukuejo Rest Camp aufgeschlagen haben, geht's direkt auf den nächsten "Game Drive". Und der hat es in sich. Direkt neben der Hauptstraße lungern 11 Löwen rum, 2 Jungs und 9 Mädels, die meisten stecken noch in den Kinderpfoten. Wir beobachten sie 20 Minuten lang, aber sie sind doch eher träge und bewegen sich kaum mal einen Meter. Nur für einen kurzen Quickie zwischendurch bringt der Rudelführer etwas Energie auf, aber seine Angetraute wirkt bei der schnellen Nummer doch etwas lustlos. Irgendwie menschlich ... Bei der Weiterfahrt sehen wir noch einen kleinen Querschnitt durch Afrikas Tierwelt: massig Zebras und Springboks, einzeln herumstreunende Gnus, Oryx-Antilopen, sowie A-Hörnchen und B-Hörnchen. Vor allem an den wenigen Wasserlöchern ist natürlich immer Hochbetrieb. Ein paar Meter weiter tun sich ein paar Schakale und Hyänen an einem gerissenen Zebra gütlich. Gerade rechtzeitig, bevor um 19 Uhr die Tore schließen, sind wir zurück im Rest Camp und ich hocke mich direkt ans Wasserloch, um zu gucken, was da abends so zur Tränke kommt. Das nächste Schwergewicht naht schon, ein Rhino stapft heran, um seinen Durst zu stillen. Kurz darauf erscheinen 5 Löwen und es entbrennt eine kleine Auseinandersetzung um die Vorherrschaft am Loch. Rhino und Löwen belauern sich und immer wieder vertreibt der Dicke die dagegen fast schmächtig wirkende Konkurrenz. Eineinhalb Stunden schaue ich mir das Treiben an, dann zieht's mich zum Dinner. Mittendrin beim Schmatzen dann plötzlich die Nachricht "5 Rhinos am Loch!". Also zurück gespurtet und tatsächlich haben sich 5 der Kolosse da breit gemacht. Irgendwie ist das alles wie Kino für mich, man hockt da hinter der Mauer mit 'ner Flasche Bier in der Hand und 30 m weiter gibt sich Afrikas Tierleben ein Stelldichein. Mit Hochstimmung mache ich mich eine halbe Stunde später ins Bett.
Tag Numero 19 beginnt mit dem Besuch des Petrified Forest ("Versteinerter Wald"). Von Wald ist nicht viel zu sehen, es handelt sich um ein paar auf dem Boden rumliegendeWarzenschweine, Giraffen, Zebraherden, Springboks, Gnus, usw. usw. Nur einen Kollegen haben wir bisher noch nicht gesehen, nämlich Herrn Elefant. Nach dem Frühstück geht's auf die lange, vierstündige Fahrt nach Halali, dem zentral gelegenen Rest Camp im Etosha. Es sind zwar nur etwa 40 km, aber wir fahren natürlich jede Menge Umwege und im Schleichtempo, um nochmal die ganze Flora und vor allem Fauna Etoshas zu bewundern. Große Zebraherden streifen durch die Steppen, Streifengnus traben in Kleingruppen umher. Am Horizont beobachten wir eine Giraffenfamilie, die in ihrem unnachahmlichen Wiegeschritt durch die endlose Weite wandert. Wie Spielzeugtierchen sehen die Zebras neben ihnen aus. Oryx-Antilopen streifen durch den Busch und suchen Schutz vor der heißen Mittagssonne. Kuhantilopen tapern über die Steppe und suchen nach etwas Fressbarem. Schakale und Hyänen streunen durch die Gegend, immer ein Auge darauf, ob irgendwo ein Happen Fleisch für sie übrig bleibt. Gruppen von Impalas äsen direkt neben der Straße, immer auf der Hut, nicht Opfer eines Angriffs zu werden. Am Etosha Lookout stoppen wir und bewundern die riesige Etosha-Pfanne, eine gut 6000 km² große Lehmwüste mit hohem Salzgehalt - bretteben, knochentrocken und weit und breit bis zum Horizont keine Erhebung zu erkennen. Bei Anblick dieser Wüste wird einem klar, warum die hier lebenden Ovambos diese Gegend "Etosha" getauft haben, was soviel wie "großer, weißer Platz" bedeutet. Ziemlich beeindruckend, man kommt sich so furchtbar klein vor. Bei der Weiterfahrt spottet Beanie ein Chamäleon, welches versucht, die Flucht ins Gebüsch zu ergreifen. Aber Beanie ist schneller und wir können den Namensgeber unseres Tour-Operators von Nahem in Augenschein nehmen. Der heißersehnte Elefant lässt sich jedoch auch bis Halali nicht blicken. Nach 90-minütiger Mittagspause in Halali geht's nochmal 3 Stunden auf Game Drive nach Namutoni, im Osten des Etosha Parks gelegen. Auf einer kleinen Nebenstrecke stoßen wir endlich auf deutliche Anzeichen von Elefantenpräsenz: umgestürzte Bäume (die Olis lieben die Wurzeln) und frischer Elefantendung. Und wie aus heiterem Himmel steht der größte Landsäuger der Erde plötzlich vor uns, direkt neben der Straße, und kaut ein paar Zweige. Er mustert uns kurz, kaut dann genüsslich weiter und würdigt uns in der Folge keines Blickes mehr. Nach 10 Minuten macht er sich durchs Gebüsch davon. Äußerst gut gelaunt treten wir die letzten Kilometer an, die noch viel Geflügel für uns bereithalten: Ein einsamer Marabu steht sich die Beine in den Bauch, Perlhühner und Trappen watscheln über den Boden und ein paar Strauße wagen ein kleines Tänzchen. Toll sind auch die 2 Exemplare des seltenen Blaukranichs, die wir leider nur aus der Ferne beobachten können. Am Abend erreichen wir Namutoni und auch hier geht's natürlich direkt wieder ans Wasserloch. Im Gegensatz zu Okaukuejo ist hier aber absolut tote Hose. Nur eine Million Frösche lärmen rum und quaken uns in den wohlverdienten Schlaf.
Unser frühmorgendlicher, zweistündiger Game Drive am nächsten Tag bringt keine neuen Erkenntnisse: Ein Löwe hockt faul unter einem Baum, seine Freundin daneben. An den Wasserlöchern ist wieder am meisten los, alle haben sich versammelt, um ihren Durst zu stillen, Kudus, Oryx-Antilopen,