November 2004-März 2005
Aloe-Pflanzen bewachsen. Nachdem wir selbigen bei einem kurzen Spaziergang unfallfrei bestaunt haben (ein Chamäleon-Kunde ist hier vor ein paar Jahren auf selten dämliche Weise ums Leben gekommen) geht die Fahrt über Otavi und Otjiworongo zum Waterberg Plateau. Hierbei handelt es sich um ein 40.000 Hektar großes Sandstein-Plateau, welches seine Umgebung um bis zu 400 m überragt. Die Aussicht von unten auf das Plateau ist genauso gigantisch wie der Blick von oben auf die Ausläufer der Kalahari, die sich im Osten anschließt, wovon wir uns bei dem einstündigen Aufstieg, den wir abends noch unternehmen, selbst überzeugen können. Glutrot leuchten die Felsen in der untergehenden Abendsonne, superschön. Leider darf man auf dem Plateau nicht selbständig umherwandern, sondern muss sich im Vorfeld eine Genehmigung besorgen, die wir natürlich nicht haben. So bleibt uns denn ein Großteil der Tierwelt, die das Plateau bevölkert, verborgen, lediglich einige Zwergelefanten sehen wir auf den steilen Klippen herumturnen.
Nach einem kurzen Game Drive am frühen Morgen heißt es "Tschüss Etosha!" und die Fahrt geht zum Lake Guinas, neben dem Lake Otjikoto der einzige natürlich entstandene See Namibias. Vor Urzeiten war hier eine Höhle, deren Decke eingebrochen ist und so einen 30 m tiefen Krater hinterlassen hat, in dem der 130 m tiefe See liegt. Die Hänge sind mit zigdie Aussicht zu bewundern. Wegen der tief stehenden Sonne war es am Vorabend jedoch deutlich stimmungsvoller und vom Licht her imposanter. Anschließend geht die Fahrt nach Okahandja, wo wir einen kleinen Markt besuchen, auf dem allerlei Händler allerlei Handwerkskunst verkaufen. Schuhe scheinen in Afrika sehr begehrt zu sein, denn ein Händler will seine Werke sogar gegen meine Schuhe tauschen, woraufhin ich ihm erstmal erkläre, dass dies seit geraumer Zeit mein einziges Paar ist und ich nicht gedenke, barfuß durch die Welt zu laufen. Der Rest des Tages besteht aus Fahrerei, bis wir am Nachmittag Windhuk erreichen. Ich schaffe es gerade noch in die "Standard Bank", wo ich hoffe, nach 12 Anrufen, die ich in den letzten 2 Wochen wegen meiner Kreditkarte getätigt habe (2x mit der Deutschen Bank in Aachen, 4x mit Mastercard in den USA, sowie 6x mit der Standard Bank in Windhuk, in der keiner eine Ahnung hatte, was ich wollte und mich ständig an irgendeinen anderen Kollegen weitergereicht hatte), endlich meine Notfallkarte und das Notfallcash zu bekommen. Leider ernte ich auch bei meinem persönlichen Vorstellungsgespräch nur verständnis- und ahnungslose Blicke der Mitarbeiter. Erst, nachdem ich zum wiederholten Male den Namen "Frida Aldertse" erwähne, die mir von Mastercard als Ansprechpartnerin genannt worden ist, geht es endlich vorwärts und kurze Zeit später sitze ich ihr gegenüber. Und tatsächlich, sie weiß, was ich will, hat die Karte, hurra, und das Geld bekomme ich auch. Spontan frage ich mich, was wohl passiert wäre, wenn die Frau jetzt in Urlaub gewesen wäre, dann hätte keiner in der Bank Ahnung gehabt und ich hätte in Windhuk versauern müssen oder wäre als Alternative Amok gelaufen. So aber latsche ich mit 5000 Rand (etwa 650 EURO) in der Hosentasche quer durch Windhuk zum Hostel. Da ich aussehe und rieche, als hätte ich seit einiger Zeit keine Dusche mehr gesehen, hält sich meine Angst, gerade jetzt überfallen zu werden, in Grenzen. Auf die zurückgewonnene finanzielle Freiheit wird an der Bar anschließend ausgiebig angestoßen.
Als Frühsport-Übung kraxeln wir am nächsten Tag erneut das Plateau hinauf, umDa ich mir Windhuk schon vor 3 Wochen angeschaut habe, gammele ich am Folgetag so vor mich hin, bis ich abends um 18 Uhr den Intercape besteige. Der Überlandbus wird mich in 19 Stunden nach Kapstadt bringen, was zwar etwas stressig, aber mit 485 N$ (60 EUR) doch deutlich billiger ist als ein Flugticket. Um 1 Uhr nachts tönt es aus dem Lautsprecher "We reach the border in a couple of minutes" und ich bin schon gespannt, ob es jetzt gleich Probleme mit meinem Visum geben wird, wie mir die Botschaft in Berlin versichert hat, oder eben nicht, wie die Zöllnerin in Kapstadt am Flughafen meinte. Die Formalitäten am Kontrollposten in Nordoever ziehen sich endlos hin, geschlagene 2 Stunden dauert es, bis alle Passagiere abgefertigt sind. Aber ich bekomme tatsächlich ohne Probleme ein neues Visum bis zum 16.03.2005, dem Aufenthalt bis zum 04.03. steht also nichts mehr im Wege. Pünktlich um 12.30 Uhr erreichen wir Kapstadt und ich bekomme spontan sowas wie einen Kulturschock. Nach 3 Wochen in der Einsamkeit und Weite Namibias kommt mir dieser Ort hier auf einmal so laut, hektisch und unwirklich vor. Und das mir als jemand, der noch nie woanders als in Großstädten gewohnt hat. Nach kurzer Eingewöhnung bin ich aber wieder Herr meiner Sinne und latsche mit meinem kompletten Gepäck quer durch die Innenstadt zum OVC, meiner Bleibe für die nächsten 6 Tage. Das Hostel liegt zentral in der Long Street, der Kneipen- und Clubstraße in Kapstadts Zentrum, "City Bowl" genannt. Leider ist mein 8-Bett-Dorm jedoch 'ne Müllhalde - gegen das, was ich vorfinde, bin ich ein Ordnungsfanatiker. Aber Betten sind knapp so kurz vor Weihnachten und außerdem muss ich mich erstmal ausschlafen, deshalb bleibe ich. Mit dem Schlaf gestaltet es sich jedoch etwas schwierig, da die beiden Clubs, die direkt auf der anderen Straßenseite liegen, bis 7 Uhr morgens Ramba-Zamba machen, so als hätte ich 2 Ghettoblaster in voller Lautstärke neben mir laufen - einen an jedem Ohr.
Waterfront. In dieser Touristenfalle kann man außer viel Geld beim Shoppen ausgeben noch drei Dinge tun: viel Geld beim Essen ausgeben, das Two Oceans Aquarium besuchen und eine Hafenrundfahrt machen. Ich entscheide mich für die Aquarium-Variante, aber als ich die 4 Sandtiger-Haie da in ihrem Minibecken stumpf im Kreis schwimmen sehe, frage ich mich ja schon, ob das jetzt wohl so artgerecht ist. Prompt erklärt ein Pfleger, dass zwei der Tiger demnächst in die Freiheit entlassen werden, weil sie zu groß für das Becken geworden sind. Na immerhin. Nett anzuschauen sind außerdem noch die einheimischen afrikanischen Pinguine, sowie die Schopfpinguine, die ich eher aus neuseeländischen Gewässern kenne. Ansonsten aber bin ich vom Aquarium doch eher enttäuscht, nach all den positiven Meinungen, die ich im Vorfeld hier und da vernommen habe. Nach 1 1/2 Stunden bin ich schon durch, sodass ich beim Herumschlendern an den Piers den allgegenwärtigen Tafelberg bewundern und dabei der 1. Alternative der Beschäftigungsmöglichkeiten nachkommen kann. Zum Schluss bleibt auch noch Zeit für die besagte, einstündige Hafenrundfahrt. Mit einem Segler geht's 30 Minuten lang raus in die Table Bay, dann Kehrtwende und den gleichen Weg zurück. Die Fahrt lohnt sich, denn der Blick vom Wasser auf die Skyline Kapstadts mit dem Tafelberg, Signal Hill und Lions Head im Hintergrund ist einfach gigantisch. Ich beginne zu glauben, ich könnte hier tatsächlich in der schönsten Stadt der Welt angekommen sein, wie die Einheimischen gerne behaupten. Und das sage ich immerhin als ausgemachter Sydney-Fan.
Am nächsten Tag ist Shopping angesagt, ich muss mir einige Dinge wiederbeschaffen, die mir in Botswana ungefragt entwendet wurden. Am wichtigsten ist natürlich die Kamera, ich will nicht 3 Monate lang ohne Erinnerungsfotos durch Südafrika ziehen. Tatsächlich schaffe ich es, das gleiche Modell, welches mir gestohlen wurde, nochmal zu erwerben, wenn es auch 30 % teurer ist als in Deutschland, was mir aber im Moment ziemlich Wurst ist. Immerhin kann ich so mein U/W-Gehäuse weiterverwenden und auf den geplanten Tauchexkursionen Fotos schießen. Nach getanem Einkauf geht's per Bus zurDer nächste Tag steht ganz im Zeichen des Tafelbergs. Nachdem ich ihn gestern schon von weitem bestaunt habe, will ich heute mit einer Zimmergenossin da rauf. Hoch soll es per pedes gehen und runter dann mit der Seilbahn. Unser Plan wird aber schon insofern durchkreuzt, als die Bahn heute aufgrund von zu starkem Wind nicht fährt. Egal, wir laufen trotzdem los, nehmen aber nicht die einfache Route durch den Platteklip Gorge, weil dort letzte Woche mehrere Leute überfallen und auch schon Frauen vergewaltigt worden sind. Generell sollte man daher mit einer möglichst großen Gruppe den Aufstieg in Angriff nehmen. Wir sind jedoch nur zu zweit und wählen daher den Weg, den Marina, die Managerin des OVC, als "Suicide Route" bezeichnet. Das Hinweisschild "Dangerous Route", welches am Start steht, nehmen wir noch nicht so wirklich Ernst, ich habe in den Alpen solche Schilder an 3 m breiten, brettebenen Wanderwegen stehen sehen. Nach 1 1/2 Stunden Aufstieg werden wir eines Besseren belehrt, wir kommen an Stellen, die fast schon was von Freiklettern haben und an denen ich mich erstmal weigere, weiterzugehen. Nach gutem Zureden meiner Begleitung und einigem Probieren finden wir aber doch immer wieder einen Weg über alle Hindernisse. Zum Teil ist der Weg nur einen halben Meter schmal und rechts geht es senkrecht in die Tiefe. Der starke Wind tut sein Übriges dazu, man muss aufpassen, nicht einfach in die Tiefe geweht zu werden. 2 Tage nach uns wird einer Touristin genau das passieren und sie hier ihr Leben verlieren. Im Nachhinein muss ich sagen, dass dieser Aufstieg sehr leichtsinnig war, man sollte es sich wirklich gut überlegen, ob man hier einfach mal so hochspaziert, die Warnschilder sind nicht übertrieben. Uns sind Seilschaften entgegengekommen, die sich an den schwierigen Stellen mit Seilen gesichert haben. Es gibt halt auch intelligente Leute. Nach 3 Stunden Aufstieg ist es aber endlich geschafft, wir sind oben und werden mit einem Super-Ausblick über Kapstadt und Umgebung belohnt. Leider sind aber alle Facilities geschlossen, weil die Bahn nicht fährt, sodass wir das Panorama ohne Erfrischungsgetränk genießen müssen. Nach einer halben Stunde auf dem Plateau geht's wieder runter, diesmal aber natürlich - Überfälle hin oder her - den deutlich leichteren Weg durch den Platteklip Gorge, der ist wie Treppensteigen. Nach 2 Stunden sind wir unten und wundern uns, dass so spät am Tag - es ist 16 Uhr - immer noch Leute den Aufstieg in Angriff nehmen. Wann gedenken die wohl wieder unten zu sein? Es gibt offensichtlich noch Beklopptere als uns. Auf den überlebten Ausflug gönnen wir uns am Abend diverse "Windhoek Lager", das beste afrikanische Brauwerk, was mir bis dato untergekommen ist.
Kunst und Kultur ist das Motto des nächsten Tages, an dem die National Art Gallery und diverse Museen auf Natalies (der Begleitung von gestern) und meiner Tagesplanung stehen. Da ich es überhaupt nicht mit Kunst habe, beschränke ich mich auf die Kultur und döse während des Kunst-Teils in den Companies Gardens, einem hübschen kleinen Park nahe der Long Street. Anschließend besuchen wir im Nationalmuseum eine Ausstellung über Haie, die mich natürlich sehr interessiert. Im Planetarium mit der 360-Grad Rundumprojektion des Sternenhimmels wird uns dann der Himmel über Kapstadt im Dezember erklärt. Sehr empfehlenswert, wenn auch nicht ganz so beeindruckend wie das Planetarium im Deutschen Museum in München, wo ich vor Ewigkeiten mal war. Für einen Tag reicht mir das mit Kunst und Kultur und ich setze meine Kapstadt-Entdeckungstour in diversen Kneipen auf der Long Street fort.
Meine vierte Woche auf Tour beschließe ich mit meiner Lieblingsbeschäftigung - ich gehe auf Tauchstation. Das gestaltet sich in Kapstadt sehr viel besser, als wohl allgemein bekannt ist. Details kann man hier nachlesen.