November 2004-März 2005
Die Woche beginnt gut, zeitgleich mit meiner neuen ec-Karte kommt meine neue permanente Mastercard an, die ich bei meiner Bank in Aachen geordert habe. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass mindestens eine Karte ankommt, habe ich sie separat schicken lassen, eine mit DHL Express und eine mit FedEx (auch Express). Hat nur den Freundschaftspreis von 94 EUR (DHL) bzw. 68 EUR (FedEx) gekostet. Wenigstens kann ich jetzt aber wieder Geld am Automaten ziehen, mit einer Notfallkarte, wie ich sie seit Windhuk habe, ist das nicht möglich. Nur mein neues Handy, welches mein Arbeitgeber ebenfalls per DHL verschifft hat, lässt leider noch auf sich warten. Gut gelaunt beschließe ich, die Woche mit etwas Kultur zu beginnen, und stehe um 10 Uhr an der Waterfront am "Nelson Mandela Gateway to Robben Island". Ein ziemlich langer Name für einen Fähranleger, wie ich finde. Meine Idee hatten allerdings noch alle anderen Touris, die heute in Kapstadt weilen, es gibt nur noch Karten für die 16 Uhr-Vorstellung. Da ich 6 Stunden Waterfront ohne Plünderung meines Kontos nicht überstehe, besteige ich sogleich den "Cape Town Explorer". Dies ist ein hübscher roter Doppeldecker-Bus, der auf Hop-On-Hop-Off-Basis auf einem Rundkurs durch Kapstadt tuckert und an diversen Sehenswürdigkeiten hält. Am District 6-Museum hüpfe ich raus. Dieses beschäftigt sich mit der Geschichte von Kapstadts 6. Bezirk, welcher zu Zeiten der Apartheid plattgemacht wurde. Die überwiegend schwarzen Bewohner wurden in Townships zwangsweise umgesiedelt und die Häuser abgerissen. So interessant die Geschichte auch ist, so wenig ansprechend finde ich das Museum. Ich habe einfach keine Lust, kilometerlange Texttafeln zu lesen, um die Geschichte zu verstehen, ein Audioguide oder noch besser ein menschlicher Guide wären hier besser. Nach 1 Stunde Museum mache Castle of Good Hope", welches mich aber ebenfalls nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Es enthält ein paar kleine Ausstellungen zur Geschichte Kapstadts und von den Schlossmauern aus hat man einen ganz guten Ausblick auf die City, die sich von hier aber nicht besonders attraktiv präsentiert. Einzig das Rathaus hebt sich positiv ab. Das Schloss ist nett, muss man aber nicht unbedingt gesehen haben. Nach der Schlossvisite geht's wieder rein in den Explorer, der mich pünktlich an dem langnamigen Fähranleger absetzt. Mit der Fähre geht's dann rüber nach Robben Island, der berüchtigten, ehemaligen Gefängnisinsel, auf der Nelson Mandela 27 Jahre seines Lebens verbracht hat. Die Busrundfahrt auf der Insel ist schon ziemlich bedrückend angesichts der Geschichten, die uns der Tourguide beim Besuch der einzelnen Stationen erzählt. Anschließend führt uns ein ehemaliger Häftling, der 5 Jahre hier einsaß, durch das Hochsicherheitsgefängnis und erzählt uns von den täglichen Schikanen und der Folter, die die Gefangenen dort über sich ergehen lassen mussten. Es ist unfassbar, was Menschen Menschen antun können. Wir besichtigen Nelson Mandelas Zelle, die natürlich auch nicht anders aussieht, als die Hunderte anderer Zellen. Direkt vor die Zellenfenster hat man nachträglich eine Mauer gebaut, um die Gefangenen noch ein bisschen mehr moralisch zu brechen. Nach 3 1/2 Stunden setzt uns die Fähre wieder auf dem Festland ab, wo diese zurecht zum Touri-Pflichtprogramm gehörende Tour endet.
ich mich daher auf zum direkt angrenzenden "Die nächsten beiden Tage verbringe ich mit Tauchen, Gammeln und Umziehen (hosteltechnisch, nicht kleidungstechnisch). Vom "OVC" geht's ins "The Backpack", wo ich mir einen etwas ruhigeren Schlaf erhoffe, weil nicht zig Kneipen und Discos drumrum sind. Trotzdem liegt das Hostel noch sehr zentral, sodass man nicht ständig ein Taxi nehmen muss, wenn man abends nach Verlassen der Kneipe Richtung Bett trottet. Ab und zu mal über die Schulter blicken schadet allerdings nie, auch in Kapstadt ist die Kriminalität wie in allen südafrikanischen Großstädten sehr hoch. Nach Geschäftsschluss, wenn sich die Straßen leeren, sollte man es tunlichst vermeiden, alleine durch irgendwelche Seitenstraßen zu tapern. Natürlich ist es auch immer besser in einer Gruppe unterwegs zu sein, je mehr Leute, desto besser. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte man sich für längere Strecken unbedingt ein Taxi nehmen, um nach Hause zu kommen und bestimmte Wege sind per pedes auch bei Tag mit ziemlichem Risiko verbunden (z.B. auch die 3 km vom City Bowl zur Waterfront). Das hat mich an Kapstadt am meisten gestört, diese ständigen Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit und die ständige Angst, hinter der nächsten Hausecke springt gleich einer hervor und hält einem ein Messer an den Hals. Bei jedem Geldziehen am Automaten erst 3x prüfen, ob die Luft rein ist oder besser gleich zu einem ATM in einem großen Einkaufszentrum gehen und auch nur während der Geschäftszeiten. Man fühlt sich wie in einem goldenen Käfig. Ich bin bestimmt nicht paranoid, es ist wirklich so.
Cape Peninsula - die Kap-Halbinsel - steht an. Pünktlich um 8 Uhr holt mich der Baz Bus ab und mit 9 Männeken im Bus geht's nach Süden. Erster Stop in Hout Bay mit der Möglichkeit, gegen Zusatzentgelt die Seehundinsel "Duiker Island" während einer 30-minütigen Bootsfahrt zu besichtigen. Ich spare mir den Spaß, weil ich genau da gestern tauchen war und die Kollegen schon gesehen (und gerochen) habe. Weiter geht's nach Fish Hoek und Simonstown, wo wir am Nationalpark "Boulders" eine Kolonie Brillenpinguine besuchen. Die Pinguine sind an Menschen gewöhnt und hocken teils direkt an und unter den Holzstegen, sodass man ganz nah an sie dran kommt. Sehr nette Angelegenheit. Ganz nah dran käme man auch an die Paviane, die auf den Leitplanken und am Straßenrand hocken, aber das ist nicht sehr empfehlenswert, weil diese Tiere sehr aggressiv werden können. Hat man Lebensmittel im Auto und unvorsichtigerweise die Seitenscheiben heruntergekurbelt, springen sie auch schon mal in stehende Autos rein und greifen sich, was sie haben wollen, auch wenn da vielleicht grad noch der rechtmäßige Besitzer im Auto sitzt, egal. Wir erreichen den "Cape Peninsula National Park", der den südlichen Teil der Kap-Halbinsel einnimmt, und schwingen uns auf die mitgebrachten Mountainbikes. Die anschließende Kurbelei durch die tolle Landschaft ist allerdings extrem seniorenkompatibel. Nichts gegen Senioren, aber die ca. 5 Kilometer lange Fahrradtour auf gut asphaltierten Straßen lohnt fast nicht den Aufwand, die Bikes vom Hänger zu laden. Nach dem anschließenden Lunch erreichen wir alsbald das Südende der Halbinsel, wo's zugeht wie auf 'nem Flohmarkt. Wir kraxeln erst rauf zum Cape Point, von dem aus man einen tollen Rundblick über die gesamte Umgebung hat, von der False Bay im Osten bis zum ein paar Meter weiter westlich gelegenen Kap der Guten Hoffnung. Das ist natürlich unser finales Ziel, welches wir dann nach einem 45-minütigen Spaziergang an den Klippen entlang auch erreichen. Andere fahren da gleich mit dem Auto vor, eine Straße führt bis ans Kap ran, wie barbarisch. Um Punkt 15.56 Uhr stehe ich am südwestlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents, hurra. Lange kann ich mich an dem Anblick nicht erfreuen, denn schon bald geht's, vorbei an einem versprengten Straußenpärchen, zurück nach Kapstadt, wo mich eine Weihnachtsfeier mit den Kollegen vom OVC erwartet, bei der das eine oder andere alkoholische Getränk die Kehle runterfließt. Das Ganze geht bis in die frühen Morgenstunden und wird am 1. Weihnachtsfeiertag direkt mit einem traditionellen Weihnachtsbraai fortgesetzt. Wenn die Südafrikaner eins lieben, dann ist es in der Sonne zu sitzen, ein paar Steaks auf dem Grill zu brutzeln und dazu ein paar alkoholische Kaltgetränke zu sich nehmen, da stehen sie den Australiern in nichts nach.
Bevor ich mich versehe, ist es Heiligabend und mein Tagestrip auf dieNach zwei Tagen Saufen tue ich am 2. Weihnachtsfeiertag mal wieder was Sinnvolles und gehe Tauchen in der False Bay. Etwas mulmig ist mir zwar, weil die False Bay bekanntermaßen das Hoheitsgebiet des Großen Weißen ist, dem einzigen Hai, den ich definitiv nicht ohne Käfig unter Wasser sehen möchte. Aber dass vom Meer ganz andere Gefahren ausgehen, lese ich dann abends im Internet, wo von einem Tsunami in Asien mit zunächst 8.000 Todesopfern die Rede ist. Mit jeder Stunde werden es dann mehr, bis 2 Tage später von unfassbaren 300.000 Toten die Rede ist. Die Auswirkungen des Tsunamis waren sogar bis zur Ostküste Südafrikas zu spüren, wie ich später erfahre. Natürlich nicht in Form von Flutwellen, aber in Form von Hochwasser, nur dass es am 26.12. 5x Flut gab statt 2x.
Tafelbergmassiv im Rücken und den Ausblick auf die Stadt vor der Nase. Sehr empfehlenswerter Ausflug für einen gemütlichen Sonntagnachmittag.
Den Wochenabschluss begehe ich mit dem Pflegen alter Traditionen. Da gibt es bei mir genau zwei: In jeder Stadt, in der ich zum 1. Mal bin, esse ich einen Big Mac bei McDonalds, um zu testen, ob der wirklich überall gleich schmeckt. In Innsbruck hatte ich mal einen, der schmeckte anders, da war ein sehr merkwürdiger Salat drauf. Böse Zungen behaupten daher, nicht mal Big Macs könnten die Ösis richtig machen. Des Weiteren renne ich in besagter Stadt in den Botanischen Garten, sofern einer vorhanden ist. In Kapstadt ist einer vorhanden und sogar einer der besten der Welt. Irgendein Fachmagazin hat die Kirstenbosch Gardens unter die 10 weltbesten gelistet. Von allen, die ich bisher gesehen habe, ist Kirstenbosch definitiv der schönste. 9.000 der 22.000 in Südafrika heimischen Pflanzenarten soll man in diesem gut 500 ha großen Park, der direkt am Osthang des Tafelbergs liegt, vorfinden (ich hab nicht nachgezählt). Mit zwei Zimmergenossen aus dem Hostel verbringe ich den ganzen Tag dort mit Herumspazieren, Picknicken und die einheimische Flora begutachten - immer das