November 2004-März 2005
Die erste Wochenhälfte verbringe ich so, wie schon die gesamte letzte Woche: Tauchen an den Protea Banks. Am 03. gibt's dann das finale Deko-Bier und zum Abschied erzählen mir die beiden Jungs vom Staff noch ihre Hijacking-Erlebnisse aus Jo'burg. Beide sind schon mal mit vorgehaltener Waffe in ihren eigenen Autos entführt worden. Bei einem stoppte dann ein Unfall die Fahrt, 6 Stunden lang war er mit seinen 3 Entführern in dem Unfallwagen eingeklemmt, bis die Feuerwehr sie aus dem Wagen geschnitten hat. Beängstigend, ich glaube, ich mache einen weiten Bogen um Johannesburg. Abends holt mich der Baz Bus ab und bringt mich nach Umkomaas, nur eine knappe Autostunde nördlich. Erst nach einigem Bitten setzt mich der Fahrer an der Sea Fever Lodge ab. "This is not a regular stop, they do their own rules", meckert er. Das kann ja heiter werden, ich bin gespannt, was das erst bei der Abholung gibt. Wenn man sich nicht verfahren hat, kommt man nur aus einem Grund nach Umkomaas: zum Tauchen. 7 km vor der Küste liegen die Aliwal Shoals, neben Protea Banks und Sodwana Bay das bekannteste Tauchrevier Südafrikas. Drei Tage will ich hierbleiben und testen, ob Protea Banks wirklich das bessere Revier ist, wie die African Dive Adventurers (natürlich) behaupten. Was dabei herausgekommen ist, kann man detailliert hier nachlesen.
Der erste Tauchtag fällt leider flach, da es zu windig ist. Ein einheimischer Mittaucher, der in der glücklichen Lage ist, ein eigenes Auto zu besitzen, läd mich netterweise ein, mit nach Durban ins Aquarium zu kommen. Die ushaka Marine World ist das bei weitem beste Aquarium, das ich bisher gesehen habe, auch wenn ich gegenüber solchen Einrichtungen prinzipiell eher negativ eingestellt bin. Wie über alles im Leben lässt sich über Für und Wider von Aquarien trefflich streiten, aber grundsätzlich gucke ich mir Tiere lieber in freier Natur an. Imposant sind einige der Bewohner natürlich trotzdem, seien es die großen Gitarrenrochen, die ich genau wie die Sandtiger noch nie in freier Wildbahn gesehen habe, die Adlerrochen oder natürlich die Bullenhaie, die ich ja gerade an den Protea Banks persönlich kennenlernen durfte. Dazu gibt es natürlich auch haufenweise Fisch in Normalgröße zu sehen, wie man ihn von den Korallenriffen dieser Welt kennt. Zum Abschluss besuchen wir noch die Delfin- und die Seehundshow und machen uns nach 5 Stunden Aufenthalt zurück auf die einstündige Fahrt nach Umkomaas.
Am nächsten Tag fällt das Tauchen leider auch flach, sodass ich Zeit habe, einige organsatorische Dinge, wie meine Abreise nach Durban für morgen Abend zu organisieren. Wie ich schon bei der Ankunft erwartet habe, machen die Brüder vom Baz Bus aber Stress. Nach Rückfrage beim Management wird mir mitgeteilt, man könne mich nicht am Sea Fever einsammeln. Mein Einwand, ich habe 30 Kilo Gepäck und das Sea Fever hat keinen Shuttle-Service, wird missachtet. Stattdessen wird mir ein Backpacker 10 Gehminuten entfernt genannt. Was für ein Schwachsinn ist das, der Bus braucht dafür 1 Minute, das macht überhaupt keinen Unterschied. Hier wird zulasten des Baz Bus-Kunden Politik gemacht, der Baz Bus hat mit dem Sea Fever keine Verträge und hier wird klar, was man von dem Werbespruch "Hop on anytime, Hop off anywhere" zu halten hat: nämlich ganz großen Abstand, rausspringen ist nur da erlaubt, wo der Baz Bus einen lässt. Ich bin stinksauer über diesen beschissenen Service und mache mich gleich auf den Weg zu besagtem Backpacker, um herauszufinden, wo genau er liegt. Ich finde ihn auch, muss aber sogleich bei einem Gespräch mit dem Besitzer herausfinden, dass das seit einem Monat überhaupt kein Backpacker mehr ist, sondern nur noch Privatwohnung. Nicht mal das wussten die Ignoranten vom Baz Bus. Also rufe ich erneut dort an und diesmal wird mir die Umkomaas Lodge als Treffpunkt genannt. Eine Adresse hat die Dilettantin vom Baz Bus jedoch leider nicht. Kein Wunder, das Teil steht in keinem Reiseführer, nicht mal im "Coast to Coast", DEM Backpacker Guide für Südafrika. Immerhin kriege ich eine Telefonnummer und nach dem Anruf dort habe ich auch eine Wegbeschreibung. 30 Minutens Fußmarsch mit 30 Kilo Gepäck liegen vor mir, weil es in Umkomaas auch keine Taxen gibt. Ich könnte kotzen und schwöre mir, dass dies das letzte Mal war, den Baz Bus benutzt zu haben.
Am 3. Tag in Umkomaas kommen wir dann auch endlich zum Tauchen an den Aliwal Shoals. Abends steht mir dann der Fußmarsch zur Umkomaas Lodge bevor. Drei Stunden schlage ich dort mit einem Schwätzchen mit der Besitzerin tot, bis mich der Baz Bus um 21 Uhr einsammelt und nach Durban schippert, wo ich um 23 Uhr im Nomads einchecke. Sehr nettes Hostel, nur sind auch hier die Dorms mit 14 Betten etwas groß geraten für meinen Geschmack.
Meine Motivation, Durban zu erkunden, ist beschränkt. Ich schaffe es gerade mal bis zum nahegelegene Einkaufszentrum und lungere anschließend den ganzen Tag mit einem guten Buch in der Hängematte herum. Um 18 Uhr taucht Jasmin auf, die zu unserer Gorge Trip-Truppe in Knysna gehörte. Wir werden in den nächsten 3 Wochen zusammen KwaZulu-Natal per Mietwagen erkunden. Ich habe zwar noch ein Baz Bus-Ticket von Durban bis nach Jo'burg, aber nach meinen Erlebnissen der letzten Wochen und insbesondere nach der Aktion gestern bin ich vom Baz Bus komplett bedient. Es geht einfach viel zu viel Zeit dabei drauf, auf den Bus zu warten und durch Orte zu kurven, um Mitreisende abzusetzen und einzusammeln und ich habe auch keine Lust mehr, an feste Abfahrtszeiten und -tage gebunden zu sein. Im Gegensatz zur Garden Route, wo der Bus täglich verkehrt, fährt er hier oben in Kwazulu-Natal nur noch 3x pro Woche. Das ist mir bei 4 Wochen Restzeit einfach zu unflexibel.