Backpacking durchs südliche Afrika

November 2004-März 2005

Woche 12, 08.02. - 14.02.: Durban → Ballito → Gingindlovu → St. Lucia → Bushlands

Zum Start der Tour durch KwazuluNatal mieten wir uns erstmal ein Auto, da man damit viel, viel flexibler ist als mit dem blöden Baz Bus. Das Nomads kann bei der Vermittlung eines Wagens helfen und hat ganz gute Deals am Start. Man sollte darauf achten, ob man mit dem Wagen in die Nachbarländer fahren darf, sofern man dies vorhat und wie es um die Versicherung bestellt ist. Auch darf man bei so manchem "Schnäppchen"-Deal nicht mit dem Wagen auf Schotterstraßen umhergurken, was schlecht ist, wenn man den ein oder anderen Wildpark besuchen möchte. Nachdem alle Formalitäten erledigt sind, düsen wir los auf die N2 gen Norden. Bei Tongaat geht's runter und wieder zurück zur Küste nach Ballito, wo wir im Beach Bums Backpackers einchecken. Dieses sehr schöne Hostel liegt direkt am Strand und hat eine große Veranda, auf der man abends gemütlich seine Sundowner zu sich nehmen kann. Vorher geht's aber nachmittags noch zum Badestrand, den man mit einem halbstündigen Spaziergang am Strand entlang erreicht. Der Strand direkt vorm Hostel ist leider nicht zum Baden geeignet, da es unter der Wasseroberfläche sehr felsig ist, was bei Brandung überhaupt nicht gesundheitsfördernd ist.

Der Folgetag beginnt sportlich - um 7 Uhr begeben wir uns zum Joggen am Strand entlang. Leider ist das schon viel zu spät, denn bereits 40 min später ist es so heiß, dass man sich wie beim Joggen in der Sauna vorkommt. Unerträglich. Nach ausgedehntem Frühstück beginnen wir unseren Tagesausflug und fahren nach Umhlanga, wo wir das Natal Sharks Board besuchen. Diese Organisation wurde ursprünglich gegründet, um Natals Strände gegen Haiangriffe zu schützen, was im Wesentlichen durch exzessive Vernetzung erreicht wurde. Da hierdurch jedoch auch viele Tiere, die sich in den Netzen verfangen, sinnlos zugrunde gehen (Haie, Rochen, Delfine, Kröten, etc. pp.), kümmert sich das NSB auch vermehrt um dem Schutz und die Erforschung von Haien und anderen Meeresbewohnern, um alternative Möglichkeiten der Haiabwehr zu finden. Täglich werden die Netze nach Tieren abgesucht, die sich darin verfangen haben und falls möglich, befreit. Haie, die schon verendet sind (leider sind das 85 %), landen auf dem Seziertisch. Heute ist es ein Hammerhai, der vor unseren Augen in seine Bestandteile zerlegt wird. Kein schöner Anblick, lebig sind sie mir deutlich lieber. Interessant ist es aber allemal, was auch für die Ausstellung in den Räumen des NSB gilt. Nach 3 Stunden im NSB fahren wir weiter gen Norden durch das "Valley of the 1000 hills", ein landschaftlich echt nettes Tal. Unser geplantes Tagesziel, die Howick Falls, erreichen wir jedoch wegen der fortgeschrittenen Tageszeit nicht mehr, sodass wir ins Beach Bums zurückkehren, wo wir bei einem Mega-Abendgewitter die schon erwähnten Sundowner zu uns nehmen.

Nach dem Frühstück geht's los, wir nähern uns dem "echten", "schwarzen" Südafrika. Wir fahren nach Gingindlovu, im Herzen des Zululandes gelegen. Der Name bedeutet soviel wie "Der den Elefanten verschluckt hat", aber die Geschichte dahinter ist mir unbekannt. Wir checken im Inyezane Backpacker ein, einem absolut großartigen Hostel. Es liegt mitten auf einer Zuckerrohrplantage, die auch den Besitzern des Hostels, Brad und Kathy, gehört. Wir sind weit und breit die einzigen Gäste und können uns die im traditionellen Zulu-Stil erbaute Rundhütte, in der wir nächtigen wollen, aussuchen. Wir kühlen uns erstmal mit ein paar Black Label im Swimming Pool ab, bevor es am Nachmittag auf eine MTB-Tour durch die hügelige Landschaft geht. Kurz vor Einbruch der Dämmerung sind wir wider da und Brad bietet uns noch an, uns zum Warnung vor wandernden Garnelen Strand zu fahren, um einen tollen Sonnenuntergang zu sehen. Das machen wir auch sogleich, der Strand ist gigantisch Abenddämmerung am Meer bei Gingindlovu. schön und bis auf ein paar Fischer völlig verlassen. Morgens sollen hier auch schon mal Giraffen zum Fressen herkommen, erklärt uns Brad. Nach kurzer Erfrischung im Meer geht's zurück zum Hostel, aber wir bleiben in Gingindlovus Dorfkneipe hängen. Dort treffen wir auf den stockbetrunkenen Direktor der Highschool, der aussieht wie ein abgehalfteter Penner und nur wirres Zeug labert. Daher suchen wir alsbald das Weite und verbringen den Rest des Abends im kuschligen Hostel-Wohnzimmer in den äußerst bequemen und zum Einschlafen einladenden Sesseln.

Viele kleine Dörfchen zieren das Zululand. Der nächste Tag steht ganz im Zeichen unserer Zulu Cultural Tour. Unser Zulu-Guide fährt uns durch die Kommune und zeigt uns das mehr oder weniger tägliche Leben der Zulus. Wir sehen die Schule, besuchen die "Klinik", wo wir erfahren, dass hier mangels Ärzten die Krankenschwestern die Diagnose stellen (wobei die häufigste "HIV-positiv" lautet), besuchen des Guides Onkel, kriegen mit, dass Wassertanks und -leitungen im Zululand bahnbrechend neue Errungenschaften sind, sehen die einmal im Jahr von den Christen besuchte Pilgerstätte, die im Moment nur aus einem Haufen Shacks besteht und bekommen Mittagessen in des Guides Haus. Zumindest ich bekomme es, Jasmin wird mittendrin vom Tisch gezerrt und in ein traditionelles Zulu-Gewand gesteckt. Des Guides Verwandtschaft Dem Versuch der Damen, mich in ein traditionelles, unter der Gürtellinie nur spärlich ausgestattetes Jäger-Outfit zu stecken, kann ich gerade noch entkommen. Gegen 14 Uhr sind wir von der Tour zurück und entscheiden spontan, doch schon heute Gingindlovu zu verlassen. Also heizen wir die 2 Autostunden nach St. Lucia, wo wir im Bib's Backpacker einchecken. Die Lady am Empfang ist die unfreundlichste Person, die ich bisher in Südafrika erlebt habe, fast möchte ich mich entschuldigen, sie in ihrer Abendruhe zu stören. Unser Rund-Dorm ist wieder spärlich besetzt, wir sind die einzigen Dorm-Bewohner. In einem der zahlreichen guten Restaurants in St. Lucia lassen wir uns das Abendessen schmecken, während der Himmel mal wieder seine Schleusen öffnet. Die St. Lucia Wetlands haben offenbar nicht grundlos ihren Namen.

Mangrovenkrabbe Der Greater St. Lucia Wetland Park erstreckt sich über 80 km entlang der Küste, von Sodwana Bay im Norden bis St. Lucia im Süden. Im Zentrum des Parks befindet sich der St. Lucia See, der größte See Südafrikas. Der Park umfasst fünf verschiedene Ökosysteme und ist seit 1999 UNESCO Weltkultur- und Weltnaturerbe. Einen kleinen Teil dieses Erbes schauen wir uns bei einem geführten morgendlichen Spaziergang durch den Park an. Wir sehen Zebras, diverse Antilopen und zwei Büffel, denen man besser aus dem Weg geht. Erst wenige Wochen zuvor haben zwei Büffel hier zwei unvorsichtige Apfelpflücker getötet, man sollte die Warnschilder also ernst nehmen. Wir wandern durch den schlammigen Mangrovenwald zum See und bleiben immer schön 3 m vom Ufer weg, um nicht zu Crocfutter verarbeitet zu werden. Auch das ist dem einen oder anderen unvorsichtigen Angler hier schon passiert. Am See sehen wir dann das Highlight des Walks - Hippos, nice and close, viel näher als wir sie in Mahango gesehen haben. Gegen 11 Uhr sind wir zurück und besuchen nach einem längeren Stop im Internet Cafe (muss auch mal sein) noch das Wenn man bei den abschüssigen Wegen nicht aufpasst... ...landet man noch dem hier vor der Nase. Croc Center, wo wir gerade rechtzeitig eintreffen, um die Fütterung der Dutzende von Krokodilen mitzuerleben. Schon faszinierend, wenn so ein 4 m-Croc einem Menschen quasi aus der Hand frisst. Zurück im Hostel erleben wir noch eine Tanzvorführung der lokalen Zulu-Hobbytanztruppe mit ziemlich artistischen Einlagen. Der Abend geht dann wieder mit einer guten Flasche Wein und einem fetten Calamari-Steak in einem anderen der zahlreichen Restaurants rum.

Eine Warzenschweinfamilie streift durch St. Lucias Straßen. Den heutigen Tag muss ich mir ganz fett rot im Kalendar anstreichen - Jasmin hat es geschafft und mich dazu überredet, als Kirchenfeind Nummer 1 nach 20 Jahren wieder freiwillig eine Kirche zu besuchen. Obwohl das Wort "Kirche" für diese noch im Bau befindliche Hütte, in der der Zulu-Gottesdienst stattfindet, doch etwas beschönigend ist. Es ist sehr interessant, so völlig anders als bei uns. Jeder, der will, kann eine Geschichte erzählen oder singen. Zwischendurch wird laut gebetet - jeder für sich und jeder seinen eigenen Text, sodass ein Durcheinander aus Gebeten durch den Kirchensaal hallt. Die Sitzordnung ist streng geregelt, Frauen nach vorne, Männer nach hinten. Die Lieder sind fröhlich und voller Energie, jeder hat ein Lachen im Gesicht. Nur der Pfarrer, der in der letzten Stunde die Predigt hält, gefällt mir mit seiner fanatischen Art und dem ständig erhobenen Zeigefinger überhaupt nicht. Komisch ist für uns auch, dass wir plötzlich nach vorne beordert werden, um uns der versammelten Gemeinde vorzustellen und zu erzählen, was wir in diesem schönen Land so treiben. Nach drei Stunden ist der Gottesdienst vorbei und ich ziemlich erschöpft. Wenn ich mir vorstelle, dass die meisten Menschen hier jeden Sonntag in die Kirche gehen ... Zurück in St. Lucia gammeln wir ein bisschen vor uns hin und verlassen um 17 Uhr den Ort Richtung Hluhluwe-Umfolozi. Dieser Park gehört zu den schönsten "Game Parks" in Südafrika mit jeder Menge Wildtierleben, welches es hier zu bestaunen gibt. Es werden auch nächtliche Spaziergänge mit Guide angeboten und wir hoffen, dass wir auf einen solchen heute Abend noch mitgehen können. Am Gate angekommen erklärt uns die Lady vom KZN Wildlife jedoch, dass für heute alles voll ist. Die billigste Übernachtungsmöglichkeit kostet auch schlappe 280 Rand, weswegen wir uns entschließen, doch weiter nach Bushlands zu fahren, wo wir im Isinkwe Backpacker einchecken. Das Hostel gehört zum Besten, worin man sich als Backpacker einquartieren kann, mitten im Busch gelegen, super Poolbereich mit Bar, nette Hütten und sanitäre Anlagen und jede Menge Aktivitäten am Start. Mit ein paar Bacardi Breezern im Anschlag verfolgen wir kurz darauf die Fütterung der Bushbabies, die hier jeden Abend die Chance bekommen, sich an Weißbrot mit Erdbeermarmelade oder ähnlichen Leckereien zu vergreifen.

Frauen basteln Schmuck für die Touris. Rundhütten im Dumazulu Traditional Village Frühmorgens um 6 Uhr starten wir am nächsten Morgen erstmal auf eine einstündige Jogging-Runde rund ums Hostel. Den entscheidenden Kältevorsprung bietet aber auch der gegenüber Ballito um 1 Stunde nach vorne verlegte Start nicht - auch um 6.30 Uhr ölt man schon aus der letzten Pore. Nach getaner Arbeit besuchen wir das direkt nebenan gelegene Dumazulu Traditional Village, wo uns das traditionelle Leben der Zulus mit Sehern Medizinmännern, Bogenmachern, Korbflechtern, Schildbauern, Schmieden, etc. vorgeführt wird. Man erklärt uns, dass verheiratete und unverheiratete Frauen an ihrer Kleidung sehr leicht zu erkennen sind (sehr praktisch veranlagt, die Zulus) und zeigt uns, wie so eine Rundhütte entsteht. Sehr interessant Eine Gottesanbeterin hat sich aufs Herrenklo verirrt. das Ganze, wenn auch vielleicht einen Hauch touristisch angesichts mehrerer Busladungen Touris, die hier jeden Tag durchgeschleust werden. Für uns aber ein interessanter Vergleich mit dem heutigen, realen Leben der Zulus, welches wir ja ein klitzekleinesbisschen in Gingindlovu und St. Lucia kennenlernen konnten. Beeindruckend sind in Dumazulu vor allem die einheimischen Tänze, die zum Ende der Führung von den Zulus aufs Parkett respektive in den Sand gelegt werden. Gegen 14 Uhr sind wir zurück und lungern den Nachmittag am Pool rum, bevor es um 18.30 Uhr auf den geführten, aber kostenlosen Night Walk über den Galago Trail geht. Auch sehr spannend, der Guide erzählt viele Dinge über die heimische Flora und Fauna, die ich aber natürlich schon 5 Minuten später wieder restlos vergessen habe ...

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