Backpacking durchs südliche Afrika

November 2004-März 2005

Woche 15, 01.03. - 05.03.: Bushlands → Sani Pass / Lesotho → Underberg → Kapstadt

Meine letzten paar Tage beginnen mit einem Tag voller Fahrerei. Wir heizen die 350 km vom Isinkwe nach Durban und holen Jasmins Freundin Claudia vom Flughafen ab. Für die nächsten fünf Tage - meine letzten fünf - werden wir zu dritt unterwegs sein. Anschließend werde ich nach Hause fliegen und Jasmin und Claudia noch weitere vier Wochen durch Südafrika gondeln - ein bisschen neidisch bin ich ja schon, auch wenn ich mich über die letzten 14 Wochen kaum beklagen kann. Nach erfolgreichem Einsammeln am Flughafen Durban geht es nach Norden in Richtung Drakensberge. In Underberg füllen wir nochmal unsere Alkoholvorräte auf (was sonst sollte man in einem Ort mit diesem Namen auch tun?), bevor wir die 20 km entfernte Sani Lodge ansteuern, unsere Bleibe für die nächsten drei Nächte. Die Lodge liegt einsam "in the middle of nowhere" an der Schotterpiste, die über den Sani Pass nach Lesotho führt und versprüht die Atmosphäre einer österreichischen Almhütte. Die Zeit am Nachmittag reicht gerade noch für einen lockeren Lauf die Schotterpiste entlang und das Organisieren der Aktivitäten für die nächsten Tage.

Unser erster voller Tag in den Drakensbergen steht ganz im Zeichen eines Tagestripps, der uns über den Sani Pass ins Hochland Lesothos führt. Details entnehme man der folgenden Fotostory.

Da die Ganztagesfahrt im Jeep die Beine einschlafen lässt, unternehmen wir am Folgetag eine kleine Bergwanderung zu einer Felsformation, die als "Balancing Rocks" bezeichnet wird. Wir brechen extra früh auf, da die Drakensberge für die am Nachmittag aufziehenden Gewitter bekannt sind, immer so gegen 15 Uhr, man kann fast die Uhr danach stellen. Der Aufstieg über den Wanderweg ist nicht furchtbar anspruchsvoll, trotzdem fühle ich mich als Flachlandtiroler gegenüber den zwei Schweizer Bergziegen doch einigermaßen benachteiligt. Nach gut 4 Stunden ist der Aufstieg geschafft und wir können den fantastischen Rundumblick genießen und die Flora und Fauna begutachten. Die Balancing Rocks liegen auf einem kleinen Hochplateau, auf dem wir uns noch querfeldein von Gipfel zu Gipfel schlagen, bevor uns die plötzlich aufziehenden dunklen Wolken zur Rückkehr mahnen. Gerade als wir den Abstieg beginnen, sind in der Ferne die ersten Donner zu hören. Gewitter sind natürlich des Bergwanderers größter Feind, sodass wir uns beeilen, zügig ins Tal zu kommen. Fast schon unten angekommen, müssen wir eine weitläufige Wiese passieren, kein Baum, kein Strauch, keine Mauer bietet eine Deckung, wir sind der höchste Punkt weit und breit. Gerade, als wir uns mitten auf der Wiese befinden, schlägt mit ohrenbetäubendem Lärm wie aus dem Nichts ein Blitz neben uns ein, vermutlich nur einige Meter entfernt, wir haben alle die elektrische Entladung auf unseren Armen gespürt. Nach kurzer Diskussion nehmen wir die Beine in die Hand, sicherlich nicht die Lehrbuchlösung, aber wir wollen nur runter von dieser Wiese. Die 5 Minuten schnellste Gangart kommen mir ewig vor, dann erreichen wir endlich einen kleinen Bachlauf, der in einem einige Meter tiefen Graben liegt und uns durch den Uferbewuchs mit Bäumen und Büschen ein wenig das Gefühl von Sicherheit vermittelt. Richtig sicher fühlen wir uns aber erst, als wir eine Dreiviertelstunde später die schützende Sani Lodge erreichen. Herrjeh, was wäre das für ein dämlicher Tod, da überlebt man die dunklen, kriminellen Straßen Kapstadts und Durbans unbeschadet, taucht in der False Bay im Revier des Großen Weißen, vergnügt sich mit Bullenhaien an den Protea Banks, entkommt knapp einem wildgewordenen Elefant in Hluhluwe, übersteht ohne Unfall Nachtfahrten auf den unbeleuchteten, von Vieh bevölkerten Straßen KwaZulu-Natals und wird dann von einem profanen Blitz erschlagen. Zum Glück bleibt uns diese Ironie des Schicksals erspart, aber es wandern an diesem Abend einige Bacardi Breezer die Kehlen hinunter, bis der Puls wieder Normalniveau erreicht.

Nach der knapp überlebten Bergtour verlassen wir am nächsten Morgen die Sani Lodge und fahren die paar Kilometer nach Underberg, wo wir unser nächstes Abenteuer in Angriff nehmen – Reiten. Zumindest ist das für mich ein Abenteuer, da ich seit meinem Ausritt auf einem Shetland-Pony auf der Neusser Kirmes im Jahr 1978 nie wieder ein Pferd von oben betrachtet habe. Jasmin und Claudia sind dagegen pferdeaffin, bei ihnen sieht die Geschichte ziemlich professionell aus, wohingegen sich mein Pferd einen feuchten Dreck um meine Anweisungen schert. Will ich Trab, geht es gemütlich vor sich hin, brauche ich es etwas ruhiger, verfällt es prompt in Galopp. Richtungsanweisungen sind eh überflüssig, der Gaul kennt den Weg sowieso auswendig. Letzendlich reitet das Pferd mit mir und nicht ich mit ihm. Spaß macht es trotzdem, auch wenn ich froh bin, nach 2 1/2 Stunden von dem Klepper wieder runterzukommen. Der Abend vergeht bei einem gemütlichen Plausch mit dem Lodge-Besitzer (und einigen – natürlich – Bacardi Breezern) in seinem Wohnzimmer wie im Fluge.

3. März, mein letzter Tag in Südafrika ist angebrochen. Wir verlassen die Underberg Lodge und fahren nach Durban. Am Flughafen heißt es Abschied nehmen, Jasmin und Claudia werden noch weiter KwaZulu-Natal erkunden, während ich in einen Kulula-Flieger steige und gen Kapstadt jette. Beim Überflug über die False Bay und dem gigantischen Anblick der schönsten Stadt der Welt werde ich schon ziemlich wehmütig, 15 fantastische Wochen sind nun vorüber. Den letzten Abend verbringe ich gemütlich mit ein paar Bierchen in irgendeinem Pub in der Long Street, bevor ich am nächsten Morgen den British Airways-Flieger besteige und via Heathrow zurück nach Deutschland fliege, den Rucksack voll mit wunderbaren Eindrücken von einem fantastischen Stück Erde. Ich werde wiederkommen, soviel ist sicher.

THE END

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