Backpacking durchs südliche Afrika

November 2004-März 2005

Woche 8, 11.01. - 17.01.: Hermanus → Oudtshoorn → Knysna → Storms River

Schon bei der Annäherung an Oudtshoorn ahnt man, dass man sich hier im Straußenzucht-Mekka Südafrikas befindet. Ich bin froh, dass ich endlich nach 5 Tagen aus Hermanus wegkomme, denn außer dem Haitauchen ins Gansbaai gab es keinen Grund für mich, hierherzukommen. Pünktlich bringt uns der Shuttle nach Botrivier, wo wir fast eine Stunde auf den Baz Bus warten, der deutlich zu spät ist. Die Fahrt geht zunächst nach Mossel Bay, wo wir uns schon auf der Garden Route, dem wohl frequentiertesten Südafrika-Ziel europäischer Touristen, befinden. Fast eine Stunde dauert die Kurverei durch Mossel Bay, bis der Baz Bus endlich alle Drop-Offs hinter sich gebracht hat. Dann geht's weiter nach George, wo schon der Shuttle nach Oudtshoorn bereitsteht. Mit uns im Bus ist noch ein Aussie aus Sydney, der für die 90 km von Knysna fast 5 Stunden mit dem Baz Bus gebraucht hat. Ich beginne zu zweifeln, dass der Baz Bus die glücklichste Entscheidung zum Rumreisen war, es geht unheimlich viel Zeit mit Warterei und Rumgekurve in Orten drauf, die man eigentlich nur schnell hinter sich bringen möchte, wenn man selbst nicht dort aussteigt. Vertane Zeit, die man ansonsten deutlich sinnvoller nutzen könnte. Um 18 Uhr nach einem langen Tag im Bus erreichen wir endlich Oudtshoorn, das Touristen-Mekka der "Little Karoo". Der Ort ist berühmt für seine umliegenden Straußenfarmen und die Cango Caves, ein System von Tropfsteinhöhlen, die wir morgen besichtigen wollen. Heute gibt es, außer Essen, allerdings nichts mehr zu tun, daher beschränken wir uns auf das übliche Braai und diverse Springboks an der Bar.

Die Passstraße über die Swartberge Die Landschaft hat irgendwie was Europäisches, man fühlt sich nicht wirklich wie in Afrika. Am Folgetag wird's sportlich. Zu fünft werden wir mit einem VW-Bus auf den Swartberg-Pass kutschiert, der 53 km nördlich von Oudtshoorn liegt. Dieser Pass durchschneidet auf fast 1600 m Höhe die Gebirgskette der Swartberge und wird oft als die spektakulärste Passstraße Südafrikas und eine der schönsten der Welt bezeichnet. Ersteres mag wohl richtig sein, was einfach daran liegt, dass Südafrika größtenteils unbergig ist und es daher nicht so viele Passstraßen gibt. Letzteres kann ich nicht ganz nachvollziehen, die Umgebung ist sicherlich toll und die Straße mag auch zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung im Jahr 1888 eine Meisterleistung gewesen sein. Im Vergleich zu den meisten Alpenpässen ist der Swartberg Pass m.E. jedoch nur Kinderteller. Aufpassen müssen wir bei der rasanten Abfahrt mit den Mountainbikes von der Passhöhe dann trotzdem. Die Passstrasse ist ungeteert und im oberen Bereich recht steil und mit einigen Serpentinen bestückt, die einen schnellen Abflug den Abhang hinunter ermöglichen. Nach 300 m Fahrt gibt es die erste Panne, die uns etwas aufhält. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir die 24 km von der Passhöhe entfernt gelegenen Cango Caves. Davon, dass der Name (abgeleitet nach dem Wort der Khoisan für "ein feuchter Platz") Programm ist, kann man sich bei einer der angebotenen Touren dann selbst überzeugen. Wir entscheiden uns für die "Adventure Tour", die 90 Minuten dauert. Der Beginn ist wenig abenteuerlich, aber die großen Säle mit ihren Tropfsteinformationen sind im Scheinwerferlicht toll anzuschauen und sehr beeindruckend. Die zweite Hälfte der Tour ist dann aber super, wir kriechen durch enge Ritzen und Kamine, bei denen man schon mal den Bauch einziehen muss, um durchzupassen. Nichts für Klaustrophobiker. Nur die Ein echter... ...und ein falscher Strauß. Der hat sich wohl von Australien verirrt. langen Warteschlangen, die sich aufgrund der großen Teilnehmerzahlen (20-30 Personen) vor den Engstellen bilden, sind etwas störend. Man muss schon sagen, dass die Cango Caves sehr kommerzialisiert sind. Trotzdem eine spaßige Angelegenheit. Nach einer kleinen Stärkung, für die hier im Straußen-Mekka Südafrikas natürlich nur ein Straußenburger infrage kommt, geht's mit den Bikes weiter die restlichen 30 km zurück Richtung Oudtshoorn. Kurz vor dem Ort erreichen wir eine Straußenfarm, die wir bei einer Führung ausgiebig besichtigen. Ganz interessant, nur leider darf ich nicht auf einem der Strauße reiten, da ich das zulässige Gesamtgewicht überschreite. Wo das liegt, soll hier unter dem Mantel der Verschwiegenheit bleiben. Als ich sehe, wie die Vögel losdüsen, sobald der Jutesack von den Augen runter ist, bin ich allerdings auch ganz froh. Nach dieser Einlage stoppen wir noch in der direkt nebenan gelegenen "Cango Wildlife Ranch", Mini-Alligatoren Leider ließ sich Herr Pfau nicht zu einem fotogenen Posing überreden. Ein Hängebauchschwein bei der Bewältigung des Alltags. in der wir die massigen Alligatoren bewundern, die hier gezüchtet werden. Zwei andere Reptilien sorgen gerade für Nachwuchs. Im "Cheetahland" warten Geparden, Löwen, weiße Tiger und Jaguare auf uns. Der krönende Abschluss des Ranchbesuchs ist für mich aber das unschlagbar tapsige Zwergflusspferd, dessen Name mir leider entfallen ist. Um 18.30 Uhr sind wir zurück im Hostel, wo es direkt hart weiter geht mit den üblichen Verdächtigen: Johnny, Jimmie und ihre Freunde.

Der nächste Vormittag geht mit einigen Latte Macciatos im stylischen "Cafe on Main" rum, bis uns um 13 Uhr der Shuttle nach George bringt, wo der Baz Bus mal wieder zu spät ist. Um 17 Uhr erreichen wir endlich Knysna (sprich: "Neisna"), das Herz der Garden Route. Wieder 4 Stunden im Bus für 90 km Fahrt, herrjeh. Ich checke im Highfields Backpackers ein, wo schon ein Bett für "Falco" auf mich wartet. Schön, wenn man berühmt ist. Das Hostel ist sehr schön mit Swimming Pool, Billiard Bar, sauberen Räumlichkeiten und einem hilfsbereiten Staff. Wir machen uns sogleich auf den Weg zur Waterfront, um eine kleine Bootsfahrt zu machen. Zuerst gibt's einen kleinen Abstecher zu den Knysna Heads, der engen und gefährlichen Einfahrt, die den Indischen Ozean mit der riesigen Lagune, an der Knysna liegt, verbindet. Etliche Schiffswracks liegen hier auf dem Meeresgrund. Unser Schlauchboot bleibt von derartigen Schicksalen verschont und bei einigen Kaltgetränken, die Jay, der Manager vom Highfields, netterweise mitgeschleppt hat, lässt es sich anschließend in der Lagune sehr gut entspannen.

Ein Gorge-Trip durch den Drop Kelders gehört mit zum Besten, was man in und um Knysna tun kann. Mit etwas Verspätung machen wir uns am nächsten Morgen zu fünft auf zu einem Gorge Trip (eine entschärfte Variante des allseits beliebten "Canyoning") 30 Minuten außerhalb Knysnas - Geheimtip von Jay. 20 Minuten lang laufen wir erst durch einen Wald, in dem wir keine Menschenseele treffen. Dann erreichen wir den Gorge "Drop Kelders". Das Wasser sieht nicht wirklich einladend zum Baden aus, braunes Wasser mit Schaum drauf, macht eher den Eindruck wie frisch aus'm Klärwerk. Jay versichert aber, dass alles "natural" ist, die braune Farbe kommt von dem lehmigen Grund des Flusslaufs. Also rein in die Badebux uns ab ins Nass. Wir schwimmen den Bachlauf hoch, klettern über Felsen, hangeln uns Mini-Stromschnellen hoch und lassen uns den Rücken massieren. Nach 30 Minuten fängt es wie aus Kübeln an zu schiffen, aber eigentlich gibt das der Atmosphäre in dieser genialen Schlucht erst den richtigen Touch, daher ist es uns egal. Nach 1 1/2 Stunden erreichen wir einen großen Pool, in den man von den umliegenden Felsen aus ins Wasser hüpfen kann. Das Hochklettern an den steilen und glatten Felsen auf die 8 bzw. 14 m hohen Absprünge ist allerdings für mäßig kletterbegabte Flachlandtiroler wie mich nicht ganz einfach. Nach überstandenen Sprüngen geht's den gleichen Weg zurück - immer noch bei strömendem Regen, sodass es am Ende doch etwas frisch um die Hüfte wird. Bei dem steilen Aufstieg aus der Schlucht zurück zum Auto wird dann aber allen wieder warm. Die Gorge-Tour im Drop Kelders ist wirklich genial und ein echter Geheimtipp - während der 4 Stunden in der wunderbaren Natur ist uns niemand sonst über den Weg gelaufen. Könnte natürlich zum einen am Wetter gelegen haben, zum anderen aber auch daran, dass der Zugang zum Drop Kelders auf eine Handvoll Personen pro Tag beschränkt ist. Um dem Tag einen runden Abschluss zu geben, versuchen wir zur Abwechslung mal, in Südafrika stilvoll zu speisen, was angesichts der allgegenwärtigen Braai-Esskultur nicht einfach ist. In Knysna soll es jedoch die besten Austern im ganzen Land geben und das auch noch zu zivilen Preisen. Ob diese Einschätzung stimmt, kann ich jedoch nicht bewerten, da ich tatsächlich das erste Mal in meinem Leben Austern probiere. Etwas salzig finde ich sie und einen etwas penetranten Nachgeschmack im Mund verursachend, den man auch mit 3 Bier auf Ex nicht wegkriegt, aber sonst ganz ok.

Knysna Waterfront Den nächsten Vormittag verbringt unsere Gorge-Trip-Truppe kollektiv mit einem entspannten Vormittag an der Waterfront. Wie in Kapstadt, wenn natürlich auch in deutlich kleinerem Stil, handelt es sich hierbei um ein Einkaufsparadies (oder -ghetto, je nach Sichtweise) mit Mall-Charakter, durchzogen mit diversen Cafes, in denen man beim Blick aufs Wasser bei ein, zwei oder auch noch mehr Kaffees ganz wunderbar entspannen kann. Eigentlich wollte ich eine weitere Touri-Attraktion der Garden Route unter die Lupe nehmen und eine Fahrt mit der Outeniqua Choo-Tjoe machen. Diese historische Dampfeisenbahn verkehrt zwischen Knysna und George. Durch die extremen Regenfälle der letzten Wochen ist die Bahn aber an einigen Stellen unterspült, die Gleise beschädigt und die Strecke folgerichtig gesperrt. So komme ich also zu einem entspannten Abhängetag.

Nicht ganz so entspannend beginnt der nächste Tag. Aufstehen um 6.30 Uhr ist einfach nicht mein Ding und wird es auch nie werden, aber für einen Tauchgang nehme ich das dann schon mal in Kauf. Denn die oben angesprochenen Schiffswracks an den Knysna Heads lassen sich natürlich auch betauchen, was ich am Vormittag auch tue, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Am Nachmittag gehe ich dann meiner neuen Lieblingsbeschäftigung nach: Warten auf den Baz Bus. Um 16.30 Uhr verlasse ich Knysna und über Von der Bloukrans Bridge kann man sich mit einem Seil am Bein runterstürzen, wenn man Lust hat. In der Mitte der Brücke ist direkt unterhalb der Fahrbahn die Bungy-Anlage zu erkennen. Plettenberg Bay (kurz: "Plett") und das super schöne Nature Valley geht's in den Tsitsikamma National Park. Beim Überqueren der Bloukrans Bridge kriegen wir schon mal eine Vorstellung, wie sich wohl ein Bungy-Sprung aus 216 m Höhe anfühlen muss, denn auf der Brücke operiert die höchste kommerzielle Bungy-Site der Welt. Kurze Zeit später erreichen wir mit dem Dörfchen Storms River das Ende der Garden Route, wo ich im Tube'n Axe einchecke. Ebenfalls ein sehr schönes Hostel, im Blockhütten-Stil erbaut. Nur das Dorm, in dem ich untergebracht werde, finde ich etwas groß, bei 14 Nasen im Zimmer ist die Schnarchgefahr doch recht erheblich. Einige schmackhafte Forresters (lokales Gebräu aus Knysna) helfen da gut beim Einschlafen ...

Nach vertrödeltem Vormittag geht's am Folgetag mal wieder sportlich zu. Ich leihe mir im Adventure Center ein Mountainbike, um damit zur Mündung des Storms River zu fahren, da es dort naturtechnisch ganz ansehnlich sein soll. Die Mündung des Flusses liegt ca. 15 km von dem gleichnamigen Dörfchen entfernt, wovon ich 5 km über die viel befahrene N2 fahren müsste. Letzteres verhindert meinen Plan, denn der Mensch vom Staff eröffnet mir, dass ich mit dem Rad nicht auf die Hauptstraße darf. Das Adventure Center würde sonst Ärger kriegen, wenn ich von 'nem Truck überrollt würde, was mir natürlich auch sehr leid täte fürs Adventure Center. Also drehe ich stattdessen ein paar Runden auf der 22 km langen Storms River Cycle Route, Blick auf die Mündung des Storms River in den Indischen Ozean. Nach der schweißtreibenden Treterei tut ein kühles Bad in den idyllischen Bächen Not. einem schönen, aber auch sehr anstrengenden, weil bergigen Rundkurs, der größtenteils auf Schotterpisten durch die umliegenden Wälder führt. An den diversen Aussichtspunkten hat man einen tollen Blick auf die Berge im Norden und den Ozean im Süden. Außerdem kann man ein erfrischendes Bad in einem Gorge nehmen, dessen Wasser mich von der Konsistenz her sehr an Drop Kelders erinnert, aber ebenfalls unbedenklich ist. Sehr idyllisches Plätzchen, das Ganze. Nach einem Tag auf dem Rad reichen zum Wochenabschluss 4 Forrester, um mich in den Schlaf zu wiegen.

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